![Hermann Göring läßt sich nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler den Ort des Geschehens zeigen. Hermann Göring läßt sich nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler den Ort des Geschehens zeigen.](https://katholisches.info/tawato/uploads/2024/07/20.-Juli-1944-Hitler-Attentat-1023x438.jpg)
Von Roberto de Mattei*
Das gescheiterte Attentat auf Donald Trump am 13. Juli reiht sich ein in eine Serie von politischen Gewalttaten, die nichts mit Episoden legitimen Widerstands gegen Willkürherrschaft zu tun haben, wie etwa dem vom 20. Juli 1944 gegen Hitler, an dessen 80. Jahrestag es sich heute zu erinnern lohnt.
Dieser Putschversuch mit dem Codenamen Unternehmen Walküre fand im Führerhauptquartier, der Wolfsschanze, in Rastenburg in Ostpreußen, statt, scheiterte aber, weil Hitler leicht verletzt die Explosion der Bombe, die ihn töten sollte, überlebte. Der eigentliche Drahtzieher des Attentats war Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der noch in der Nacht auf den 21. Juli zusammen mit anderen Offizieren, die seine Komplizen waren, verhaftet und erschossen wurde, während sich die Nationalsozialisten an fast 6000 Personen rächten, die der Beteiligung an dem Putsch verdächtigt wurden. Das Scheitern war nicht nur auf eine Reihe zufälliger Umstände zurückzuführen, die Hitlers Leben retteten, sondern vor allem auf die Unsicherheit der Verschwörer, in den dramatischen Stunden nach Stauffenbergs Geste zu handeln.
Diese operative Unzulänglichkeit, die die Mitglieder des Widerstands gegen Hitler, die fast alle brutal ermordet wurden, das Leben kostete, spiegelt die Heterogenität ihrer Hintergründe und Programme wider. Den Gegnern Hitlers fehlte es zwar an einer kohärenten doktrinären Vision, nicht aber an einem kohärenten Lebensstil. Bei den Verschwörern des 20. Juli handelte es sich hauptsächlich um Militärs, aber auch um Diplomaten, hohe Staatsbeamte und Landadel, die durch ein Ehrgefühl verbunden waren, das in Familien gepflegt wurde, die es seit Jahrhunderten gewohnt waren, ihrem Land in Krieg und Frieden zu dienen. Männer, die davon überzeugt waren, wie es einer von ihnen, General Henning von Tresckow, ausdrückte, „daß sich der moralische Wert eines Menschen zeigt, wenn er bereit ist, sein Leben für seine Überzeugungen zu opfern“ (Das war Preußen. Zeugnisse der Jahrhunderte, hrsg. von Hans Joachim Schoeps, Peters, Bad Honnef 1955, hier zitiert nach der überarb. ital. Fassung, Volpe, Rom 1965, S. 253). Die beiden Männer, die zusammen mit Stauffenberg den Kern der Verschwörung bildeten, Helmut James Graf von Moltke und Peter Graf Yorck von Wartenburg, die beide wegen Hochverrats hingerichtet wurden, stammten von dem großen preußischen Feldmarschall ab, der gegen Napoleon gekämpft hatte, und fanden in der preußischen Lebensart die moralischen Ressourcen, um dem nationalsozialistischen Regime zu widerstehen. Hitlers Angreifer waren in diesem Sinne in erster Linie Aristokraten, die einer Klasse angehörten, die noch vor dem Adel des Blutes oder des Landbesitzes eine Geisteshaltung ist, die überlegene Menschen kennzeichnet.
Prof. Plinio Corrêa de Oliveira hat gut aufgezeigt, daß die eigentliche Bedeutung der Aristokratie in einem Geist des Dienstes am Gemeinwohl liegt, der bis zum Holocaust des Lebens reicht (Nobreza e elites tradicionais análogas, Civilização, Porto 1993; dt. Ausgabe: Der Adel und die vergleichbaren traditionellen Eliten, TFP, Wien 2008). Das höchste Opfer, das die Verschwörer zu bringen hatten, war jedoch nicht das Leben, sondern jenes Empfinden des Gehorsams, das den Kern ihrer moralischen Erziehung ausmachte. Doch der Mut zum Ungehorsam gegen ungerechte Befehle, die Libertas oboedientiae, war Teil der preußischen Tradition, die noch weitere Beispiele dieser Art in ihrer Geschichte kennt. Ein Grabstein in der Mark Brandenburg erinnert an Johann Friedrich Adolf von der Marwitz, der sich weigerte, den Befehl Friedrichs II. zur Plünderung des Schlosses Hubertusburg auszuführen: „Er sah die heroischen Zeiten Friedrichs und kämpfte alle Kriege mit ihm. Er zog es vor, in Ungnade zu fallen, wenn Gehorsam nicht mit Ehre zu vereinbaren war“ (Das war Preußen, S. 130).
Kein größeres Opfer als die Rebellion kann von jemandem verlangt werden, der zum Gehorsam und zum Dienen erzogen ist. Das Vaterland zu lieben und im Namen dieser Liebe seine Niederlage zu wünschen, ist ein extremes Opfer. Das Schicksal der Verschwörer des 20. Juli war in diesem Sinne bitter. Sie litten nicht nur unter illegalen Prozessen, gefolgt von Folter und barbarischen Todesurteilen, sondern auch unter dem Unverständnis vieler ihrer Landsleute und selbst ihrer Feinde, obwohl sich die meisten von ihnen an allen Fronten mit Tapferkeit und Wunden ausgezeichnet hatten.
Die Protagonisten dieser Episode des Widerstands gegen den Nationalsozialismus verzichteten bewußt auf die Flucht, um ihre Familien nicht zu gefährden, sie widerstanden den schlimmsten Folterungen, ohne ihre Kameraden zu verraten, sie verteidigten sich in den Prozessen mit edler Abgeklärtheit, sie sahen einem schmachvollen Tod ins Auge, hinterließen aber der Geschichte ein hohes Zeugnis. Diese Männer hatten den Doctor Angelicus nicht studiert, aber ihr Gespür für Gut und Böse, für Recht und Unrecht ließ sie die Notwendigkeit erkennen, sich gegen Hitler aufzulehnen. Eine der Bedingungen, die der heilige Thomas von Aquin für die Rebellion gegen einen ungerechten Unterdrücker aufstellt, ist, keine Situation zu provozieren, die schlimmer ist als die, die man ändern will. Die Verschwörer waren davon überzeugt, daß Deutschland im Falle eines erfolgreichen Attentats nicht im Chaos versinken würde, sondern daß das Militär die Macht ergreifen, die nationalsozialistischen Führer absetzen und die Waffen-SS in die Armee integrieren würde. Das Ende des Krieges wäre beschleunigt worden. Dies geschah nicht, aber der 20. Juli bleibt eine Geste, die die beste Seele des deutschen Volkes zum Ausdruck bringt.
Unter jenen, die mit ihrem Leben bezahlten, war auch ein Jesuit, Pater Alfred Delp, der am 28. Juli verhaftet und anschließend von der Gestapo gefoltert wurde. Am 8. Dezember 1944 konnte er im Gefängnis im Beisein eines Mitbruders die feierlichen Gelübde ablegen und so für immer Ordensmann der Gesellschaft Jesu werden. Am 2. Februar 1945 wurde er nach einem Scheinprozeß gehängt, in dem er aufgefordert wurde, seinen Vorgesetzten zu denunzieren und zwischen dem Leben und seinem Orden zu wählen. Er wurde nicht seliggesprochen, aber sein Name steht im Martyrologium der Gesellschaft Jesu, zusammen mit vielen anderen Ordensleuten, die im 20. Jahrhundert Opfer des Nationalsozialismus und des Kommunismus wurden.
*Roberto de Mattei, Historiker, Vater von fünf Kindern, Professor für Neuere Geschichte und Geschichte des Christentums an der Europäischen Universität Rom, Vorsitzender der Stiftung Lepanto, Autor zahlreicher Bücher, zuletzt in deutscher Übersetzung: Verteidigung der Tradition: Die unüberwindbare Wahrheit Christi, mit einem Vorwort von Martin Mosebach, Altötting 2017, und Das Zweite Vatikanische Konzil. Eine bislang ungeschriebene Geschichte, 2. erw. Ausgabe, Bobingen 2011.
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Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana
Ich bezweifle den weltlichen Standpunkt. Einen welthistorische Person zu töten, ist eine Schicksalsfrage. Sollte das Schicksal der Person sogar in den heiligen Schriften vorausgesagt sein, wäre das ein Versuch, in das angekündigte Handeln Gottes einzugreifen. Das Mißlingen des Attentates auf Hitler hatte das Ergebnis, daß der Führer sich schließlich selbst tötete. Er schoß sich offensichtlich mit einer Kugel in den Kopf.
Stauffenberg hat die Abhandlungen Thomas von Aquins über den Tyrannenmord gelesen, und daher die Kraft bekommen sich von seinem bisherigen, Hitler ergebenen Weltbild zu lösen, und den Widerstand anzuleiten, trotzdem er gewiss nicht der Klügste, und auch nicht der körperlich fitteste war.
Mit Sophie Scholl war es ähnlich, auch ihr, einer einst begeisterten Hitleranhängerin, hatten die Greueltaten ab Ende 41 die Augen geöffnet, aber sie wusste nicht, welche Ideale nun die richtigen waren, nachdem die alten, protestantsichen sie lange in die Irre geführt hatten. Sie las die Schriften des heiligen Augustinus, Theodor Haeckers und John Henry Newmans
Bei den Beteiligten Protestanten um Stauffenberg, wie z.B. Henning von Tresckow, hatte sich das Gewissen gemeldet, sie hatten erkannt, dass diese mordende, sadistische Kommunistengruppe die Ideale des Adels mit Füßen trat und Schande über Deutschland brachte.
Aber wie sie aus dem Treuschwur rauskommen sollten, und nach welchen Prinzipien man nun gemeinsam handeln sollte, das wussten sie nicht.
Wie auch, Luther, ihr Glaubensvater, war auch das Vorbild Hitlers.….