
Sprache kann informieren, desinformieren oder auch manipulieren. Eine manipulative Formulierung wie „der erzkonservative Bischof“ will ebenso die allgemeine Meinung in eine bestimmte Richtung (ab)lenken wie „der umstrittene Pfarrer“ – oder „die schismatische Piusbruderschaft“. Ein Diözesanpriester hat den Tabubruch gewagt und im Zusammenhang mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. die naheliegendste aller Fragen gestellt.
Gerade in jüngster Zeit konnte man im Zusammenhang mit dem verstorbenen Bischof Vitus Huonder diese Unterstellung vermehrt lesen, wodurch man auch den emeritierten Bischof von Chur indirekt beschuldigte, „schismatisch“ gewesen zu sein. Ein unerhörter Vorwurf, welcher im konkreten Fall zwar leicht zu widerlegen ist, dennoch wird er wiederholt als strategische Waffe taktisch eingesetzt, um gewisse Personen und kirchliche Positionen gezielt zu diffamieren und zu isolieren.
Das soeben erschienene kleine Buch „Die Priesterbruderschaft St. Pius X. – Schismatiker oder fromme Katholiken?“ will der Frage nachgehen, ob die Piusbruderschaft tatsächlich so „schismatisch“ ist, wie es ihr in Artikeln und Interviews, oftmals unterschwellig, unterstellt wird. Diese Unterstellung geschieht beinahe so, als ob die FSSPX selbstverständlich „schismatisch“ sei, oder das Schisma fast schon Bestandteil ihres Namens wäre.
Ganze Generationen von Gläubigen und Priestern wurden mit einem Phantom erzogen, gegen das sie immunisiert werden sollten. Die Piusbruderschaft existierte in ihrer Diözese gar nicht, vielleicht nicht einmal in den Nachbardiözesen. Wer konnte den Wahrheitsgehalt der verbreiteten Negativkampagnen schon überprüfen? Das Internet gab es noch nicht. So wurde ein Feindbild aufgebaut. Die schauriges Entsetzen suggerierende Botschaft lautete: „Das ist eine Sekte!“ Welcher Katholik wollte schon etwas mit einer Sekte zu tun haben.
Als 1988 aus der Piusbruderschaft die ersten Ecclesia-Dei-Gemeinschaften hervorgingen, wiederholte sich diese Abneigung auch ihnen gegenüber. Die primären Akteure der Kampagnen sind damals wie heute zwei Gruppen: Medien und Priester. Im Kreis der Medien ziehen die meisten Journalisten am gleichen Strang, die einen, weil kirchenfern und daher prinzipieller bereit mitzuwirken, wo die Kirche geschädigt und Spaltung in sie hineingetragen werden kann. Die anderen kirchennahe, jedoch durch und durch progressiv und daher wie Feinde im eigenen Haus.
Die Abneigung im Klerus läßt sich ähnlich erklären, hat jedoch auch damit zu tun, daß in manchen Priesterseminaren und klerikalen Kreisen massiv gegen die Piusbruderschaft und dann auch die Ecclesia-Dei-Gemeinschaften agitiert wurde. Dadurch wurden falsche Tabus errichtet, die zu übertreten vor allem inzwischen älteren Priestern besonders schwerfällt.
Das neue Buch des österreichischen Diözesanpriesters Michael Gurtner ist bewußt kurzgehalten und allgemeinverständlich geschrieben, denn es will nicht mit den Amtsträgern oder Gelehrten in Diskurs treten, welche ohnedies unbelehrbar scheinen, sondern will den einfachen Gläubigen Argumente und Orientierungshilfen bieten, um sich eigenständig ein Urteil über die Piusbruderschaft und ihren Status bilden zu können.
Das Besondere an dieser neuen Publikation ist, daß sie nicht, was zu erwarten wäre, als eine Apologie „von innen“ verfaßt ist, das heißt, sie kommt nicht aus der Piusbruderschaft selbst, sondern ist „von außen“ geschrieben. Sie stammt von einem Diözesanpriester, der sich einfach und frech die Frage stellte: Stimmt es eigentlich, was uns im Zusammenhang mit der Piusbruderschaft immer suggeriert wird?
Es ist hier also nicht der berühmte Krämer, der die eigene Ware lobt, sondern jener, der offen und ehrlich die Ware des „anderen“ beurteilen möchte.
Es geht im letzten darum, der FSSPX Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, wo sie oftmals ungerecht behandelt und diffamiert wird, und selbst solche, die es eigentlich viel besser wissen, nicht davor zurückschrecken, gezielt zu desinformieren und die Priesterbruderschaft St. Pius X. in der allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung in ein Eck zu stellen, in das sie bei objektiver Betrachtung nicht hingehört.
Dem unvoreingenommenen Leser, dem, der es wirklich wissen will, werden in dieser kleinen Schrift jene Fakten und Argumente präsentiert, welche es ihm erlauben, die rechten Schlüsse zu ziehen und etwaige Fehlaussagen kompetent kontern zu können.
Von Don Michael Gurtner stammt auch das Frage-Antwort-Buch „Zur Lage der Kirche“, eine Bilanz sechzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils. Jeden Samstag veröffentlicht Katholisches.info eine der Fragen und die dazugehörende Antwort.
Don Michael Gurtner: Die Piusbruderschaft – Schismatiker oder fromme Katholiken? Eine Orientierungshilfe. Eigenverlag 2024, 128 Seiten, € 10,89
Bild: FSSPX (Screenshots)
Über dieses interessante Thema gäbe es eine ganze Menge zu sagen, doch wie denkt Papst Franziskus selbst über die Priesterbruderschaft St. Pius X.? Gibt es von ihm eine verbindliche schriftliche Aussage, auf die man sich berufen kann?
Ja, in der Tat, die gibt es:
2011 half der damalige Erzbischof Jorge Mario Bergoglio der Piusbruderschaft, als es bezüglich der dortigen Niederlassung der Bruderschaft Probleme mit dem argentinischen Kultusministerium gab. Bergoglio, heute Papst Franziskus, gab eine Garantieerklärung ab, mit der er gegenüber der argentinischen Regierung versicherte, daß es sich bei der Piusbruderschaft „um eine Kongregation von Katholiken auf dem Weg zur vollen Einheit handelt.“ (Quelle: https://katholisches.info/2018/07/23/die-argentinische-loesung-fuer-die-piusbruderschaft/)
Auffällig ist die Bezeichnung „Kongregation von Katholiken“. Korrekterweise müsste es heißen: Kongregation von Geistlichen oder Ordensleuten oder Priestern und ihren Frauenorden. Doch davon ist keine Rede.
Offensichtlich sieht der Paspt die Mitglieder der Piusbruderschaft nur als Laien an! Das mag im Fehlen von Ämtern bzw. einer Jurisdiktion begründet sein. (Bekanntlich hat der Gründer der Priesterbruderschaft, Erzbischof Marcel Lefebvre, auf die Verleihung von Ämtern bzw. einer Jurisdiktionsgewalt über Gläubige verzichtet, um den Eindruck einer „Parallelhierarchie“ zu vermeiden.)
Inzwischen jedoch spricht die Piusbruderschaft anstelle von ihren „Messzentren“ (eine Bezeichnung, die ich aus meiner Zeit in der Jugendbewegung von 1988 bis 1995 kenne) von „Pfarreien“ und „Gemeinden“, wobei ich mich stets frage, wo denn eigentlich die Pfarrer und Vikare sind!
Sodann bedeutet „auf dem Weg zur vollen Einheit“ sein eben nicht, dass die Mitglieder der Priesterbruderschaft St. Pius X. mit der römisch katholischen Kirche uniert sind!
Wie gesagt, ist das die einzige verbindliche Aussage des Papstes, die ich kenne.
Was mich betrifft, so unterstehe ich keiner Priesterbruderschaft, und es ärgert mich jedesmal, wenn das Generalkapitulat der Piusbruderschaft versucht, uns als ihre „Gemeindemitglieder“ (die es in Wahrheit gar nicht gibt) zu vereinnahmen.
Auch ärgert es mich, dass ihre Weihbischöfe seit 1988 sich in der Öffentlichkeit ständig mit Amtsabzeichen (Mitra, Bischofsring und sogar Hirtenstab) zeigen, obwohl sie kein Amt bekleiden und über die katholischen Gläubigen über keinerlei Jurisdiktion verfügen. (Jurisdiktion = Vollmacht, Recht des Klerus zur Leitung der Mitglieder der Kirche [mit den Funktionen Gesetzgebung, Rechtsprechung, Verwaltung]).
Auf der Website steht Priorate und Messzentren nicht Pfarrei. https://fsspx.de/de/priorate-und-messzentren. Alle Weihbischöfe tragen Mitra, Ring und Stab weil sie Anteil an der Lehrvollmacht der Gesamtkirche haben.
@Linus Schneider
In der Gegenwart ist das Tragen des Krummstabs in der Liturgie der katholischen Kirche Würdenträgern mit eigenem Jurisdiktionsbereich vorbehalten. Dazu gehören insbesondere Bischöfe, Äbte und Äbtissinnen, seltener auch Prälaten.
Den Bischofsstab trägt der Diözesanbischof in seiner eigenen Diözese. Außerhalb seiner Diözese darf der Bischof den Bischofsstab als Sinnbild seines Hirtenamtes nur mit Erlaubnis des zuständigen Ordinarius tragen und nur, wenn er dort einen feierlichen Gottesdienst leitet. Ein Weihbischof hat generell die Erlaubnis, in dem Bistum, in dem er tätig ist, den Bischofsstab zu tragen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Krummstab)
Der Bischofsring ist das Zeichen der Bindung des Bischofs an seine Diözese oder des Abtes an seine Gemeinschaft, so wie der Ehering als Symbol die dauernde Bindung der Ehepartner symbolisiert. Der Ring erscheint mit dem Stab erstmals bei Isidor von Sevilla in seinem Werk De ecclesiasticis officiis (II,5) und beim Konzil von Toledo im Jahre 633 (can. 28). Seit dem Jahr 1000 wird der Ring von Bischöfen und Äbten getragen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Bischofsring)
Pontifikalien sind in der römisch-katholischen Kirche und anderen Kirchen
die dem Bischof oder Würdenträgern mit eigener Jurisdiktion vorbehaltenen Insignien sowie
Amtshandlungen, bei denen der Bischof oder Würdenträger Mitra und Stab benutzt (auch Pontifikalhandlungen genannt).
Mit Pontifikalien bezeichnet man außerdem Amtshandlungen (Pontifikalhandlungen) des Bischofs, bei denen er gemäß der liturgischen Vorschrift Mitra und Stab benutzt. Dies ist insbesondere der Fall bei
Pontifikalämtern, bei denen der Bischof zelebriert oder mindestens predigt oder den bischöflichen Segen spendet
Weihehandlungen, wie der Diakonenweihe, Priesterweihe, Bischofsweihe, Entgegennahme feierlicher Ordensgelübde, Jungfrauenweihe, Kirchweihe, Altarweihe der Spendung der Firmung. (https://de.wikipedia.org/wiki/Pontifikalien)
Hierzu ist festzuhalten, dass die von Erzbischof Marcel Lefebvre konsekrierten Weihbischöfe lediglich episcopi vagantes sind, also schlicht Bischöfe ohne Bischofssitz bzw. ohne Jurisdiktionsbereich bzw. ohne Diözese sind.
Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass Erzbischof Lefebvre schon 1987 klar gestellt hat, dass sein geplanter Bischof (damals sprach er nur von einem Bischof) das Sakrament der Firmung nur in begründeten Einzelfällen und dann auch nur bedingungsweise nachspenden darf? Voraussetzung hierfür ist jeweils eine Anhörung der Eltern des Firmlings, die ihre Zweifel an der Gültigkeit der zuvor erfolgten Firmung durch den rechtmäßigen Diözesanbischof im Rahmen einer NOVUS-ORDO-Messe vorbringen.
Da die Vagantenbischöfe der Piusbruderschaft keine Erlaubnis zur Durchführung von Erstfirmungen haben, dürften sie folglich weder Mitra, noch Bischofsring noch Hirtenstab tragen.
Sie schreiben: Alle Weihbischöfe tragen Mitra, Ring und Stab weil sie Anteil an der Lehrvollmacht der Gesamtkirche haben.
Frage an Sie: Wer hat diesen „Weihbischöfen“ Anteil an der Lehrvollmacht der Gesamtkirche gegeben?
Ich habe Erzbischof Lefebvre noch in seinen drei letzten Lebensjahren persönlich erlebt.
Mit ist nicht bekannt, dass er oder ein römischer Papst ihnen diese Lehrvollmacht der Gesamtkirche verliehen hätte.
Haben Sie Beweise? Dann stellen Sie diese bitte hier ein. Ich bin sehr gespannt darauf.
z.B. LThK 2.Aufl. weiteres Bsp. https://www.katholisch.de/lexikon/1464-weihbischof
@ Linus Schneider
Werter Linus,
haben Sie den Link selbst einmal gelesen?
„Der Weihbischof steht dem Diözesanbischof zur Seite“, heißt es da zum Beispiel.
Welchem Diözesanbischof stehen denn die „Weihbischöfe“ der Piusbruderschaft zur Seite?
„Weihbischöfe tragen ebenfalls die bischöflichen Amts- und Ehrenzeichen wie Ring, Hirtenstab und Mitra und haben als Mitglieder des Kollegiums aller Bischöfe Teil an der Lehrvollmacht der Gesamtkirche, wie sie etwa bei den Beratungen und Beschlüssen eines Konzils zum Ausdruck kommt“, heißt es in dem Lexikon weiter.
Ist Ihnen nicht bekannt, dass das Kollegium der 4 Vaganten-Bischöfe Lefebvres spätestens seit dem 24. Oktober 2012 nicht mehr existiert? Von da an hat sich Richard Williamson nämlich selbständig gemacht und seinerseits bis heute 8 Vaganten-Bischöfe geweiht.
Insgesamt gehen aus der Lefebvre-Linie somit 12 Vaganten-Bischöfe hervor.
„Alle Weihbischöfe tragen Mitra, Ring und Stab weil sie Anteil an der Lehrvollmacht der Gesamtkirche haben.“ Das sind Ihre Worte
Wirklich „alle Weihbischöfe“?
Ich frage Sie noch einmal: Wer hat diesen Bischöfen die Lehrvollmacht der Gesamtkirche rechtsgültig verliehen?
Es würde hier den Rahmen sprengen grundlegendes katholisches Wissen über Weihbischöfe zu vermitteln. In einer Antwort habe ich eine Quelle genannt, die es lohnt zu verfolgen. In diesem Lexikonartikel sind dann Quellen genannt um sich das Thema zu erschließen.