![Ist das Bild, das allgemein von der Piusbruderschaft gezeichnet wird, richtig? Dieser Frage geht der Diözesanpriester Michael Gurtner nach und wagt damit einen besonderen Tabubruch. Ist das Bild, das allgemein von der Piusbruderschaft gezeichnet wird, richtig? Dieser Frage geht der Diözesanpriester Michael Gurtner nach und wagt damit einen besonderen Tabubruch.](https://katholisches.info/tawato/uploads/2024/05/Piusbruderschaft-Erzbischof-Lefebvre-Don-Michael-Gurtner-1030x438.jpg)
Sprache kann informieren, desinformieren oder auch manipulieren. Eine manipulative Formulierung wie „der erzkonservative Bischof“ will ebenso die allgemeine Meinung in eine bestimmte Richtung (ab)lenken wie „der umstrittene Pfarrer“ – oder „die schismatische Piusbruderschaft“. Ein Diözesanpriester hat den Tabubruch gewagt und im Zusammenhang mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. die naheliegendste aller Fragen gestellt.
Gerade in jüngster Zeit konnte man im Zusammenhang mit dem verstorbenen Bischof Vitus Huonder diese Unterstellung vermehrt lesen, wodurch man auch den emeritierten Bischof von Chur indirekt beschuldigte, „schismatisch“ gewesen zu sein. Ein unerhörter Vorwurf, welcher im konkreten Fall zwar leicht zu widerlegen ist, dennoch wird er wiederholt als strategische Waffe taktisch eingesetzt, um gewisse Personen und kirchliche Positionen gezielt zu diffamieren und zu isolieren.
Das soeben erschienene kleine Buch „Die Priesterbruderschaft St. Pius X. – Schismatiker oder fromme Katholiken?“ will der Frage nachgehen, ob die Piusbruderschaft tatsächlich so „schismatisch“ ist, wie es ihr in Artikeln und Interviews, oftmals unterschwellig, unterstellt wird. Diese Unterstellung geschieht beinahe so, als ob die FSSPX selbstverständlich „schismatisch“ sei, oder das Schisma fast schon Bestandteil ihres Namens wäre.
Ganze Generationen von Gläubigen und Priestern wurden mit einem Phantom erzogen, gegen das sie immunisiert werden sollten. Die Piusbruderschaft existierte in ihrer Diözese gar nicht, vielleicht nicht einmal in den Nachbardiözesen. Wer konnte den Wahrheitsgehalt der verbreiteten Negativkampagnen schon überprüfen? Das Internet gab es noch nicht. So wurde ein Feindbild aufgebaut. Die schauriges Entsetzen suggerierende Botschaft lautete: „Das ist eine Sekte!“ Welcher Katholik wollte schon etwas mit einer Sekte zu tun haben.
Als 1988 aus der Piusbruderschaft die ersten Ecclesia-Dei-Gemeinschaften hervorgingen, wiederholte sich diese Abneigung auch ihnen gegenüber. Die primären Akteure der Kampagnen sind damals wie heute zwei Gruppen: Medien und Priester. Im Kreis der Medien ziehen die meisten Journalisten am gleichen Strang, die einen, weil kirchenfern und daher prinzipieller bereit mitzuwirken, wo die Kirche geschädigt und Spaltung in sie hineingetragen werden kann. Die anderen kirchennahe, jedoch durch und durch progressiv und daher wie Feinde im eigenen Haus.
Die Abneigung im Klerus läßt sich ähnlich erklären, hat jedoch auch damit zu tun, daß in manchen Priesterseminaren und klerikalen Kreisen massiv gegen die Piusbruderschaft und dann auch die Ecclesia-Dei-Gemeinschaften agitiert wurde. Dadurch wurden falsche Tabus errichtet, die zu übertreten vor allem inzwischen älteren Priestern besonders schwerfällt.
Das neue Buch des österreichischen Diözesanpriesters Michael Gurtner ist bewußt kurzgehalten und allgemeinverständlich geschrieben, denn es will nicht mit den Amtsträgern oder Gelehrten in Diskurs treten, welche ohnedies unbelehrbar scheinen, sondern will den einfachen Gläubigen Argumente und Orientierungshilfen bieten, um sich eigenständig ein Urteil über die Piusbruderschaft und ihren Status bilden zu können.
Das Besondere an dieser neuen Publikation ist, daß sie nicht, was zu erwarten wäre, als eine Apologie „von innen“ verfaßt ist, das heißt, sie kommt nicht aus der Piusbruderschaft selbst, sondern ist „von außen“ geschrieben. Sie stammt von einem Diözesanpriester, der sich einfach und frech die Frage stellte: Stimmt es eigentlich, was uns im Zusammenhang mit der Piusbruderschaft immer suggeriert wird?
Es ist hier also nicht der berühmte Krämer, der die eigene Ware lobt, sondern jener, der offen und ehrlich die Ware des „anderen“ beurteilen möchte.
Es geht im letzten darum, der FSSPX Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, wo sie oftmals ungerecht behandelt und diffamiert wird, und selbst solche, die es eigentlich viel besser wissen, nicht davor zurückschrecken, gezielt zu desinformieren und die Priesterbruderschaft St. Pius X. in der allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung in ein Eck zu stellen, in das sie bei objektiver Betrachtung nicht hingehört.
Dem unvoreingenommenen Leser, dem, der es wirklich wissen will, werden in dieser kleinen Schrift jene Fakten und Argumente präsentiert, welche es ihm erlauben, die rechten Schlüsse zu ziehen und etwaige Fehlaussagen kompetent kontern zu können.
Von Don Michael Gurtner stammt auch das Frage-Antwort-Buch „Zur Lage der Kirche“, eine Bilanz sechzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils. Jeden Samstag veröffentlicht Katholisches.info eine der Fragen und die dazugehörende Antwort.
Don Michael Gurtner: Die Piusbruderschaft – Schismatiker oder fromme Katholiken? Eine Orientierungshilfe. Eigenverlag 2024, 128 Seiten, € 10,89
Bild: FSSPX (Screenshots)