
(Rom) Der Gesundheitszustand von Papst Franziskus fordert immer mehr seinen Tribut. Darüber wurde bereits mehrfach berichtet. Inzwischen zeigt sich ein weiteres Element, das die Richtung bestätigt.
Die Ansprachen des Papstes werden immer kürzer, wobei nicht gesagt ist, daß er sie selbst vorträgt. Häufig überläßt er dies seinen Mitarbeitern. Das neue Element ist, daß die Audienzen zugleich umfangreicher werden. Wie ist das zu verstehen?
Franziskus empfing gestern in der Sala Clementina des Apostolischen Palastes Seminaristen, die in Rom studieren. Früher hätte es dafür nicht eine, sondern drei Audienzen gegeben. Er empfing nämlich die Seminaristen des Päpstlichen Lateinamerikanischen Pius-Kollegs, des Päpstlichen Brasilianischen Pius-Kollegs und des Päpstlichen Mexikanischen Kollegs in Rom zusammen. Bis vor kurzem wurden die Mitglieder jeder dieser Einrichtungen jeweils einzeln empfangen.
- Das Lateinamerikanische Kolleg geht auf das Jahr 1858 zurück und erhielt 1905 durch den heiligen Papst Pius X. die Anerkennung als päpstliche Hochschule. Die Leitung liegt in der Hand des Jesuitenordens.
- Das Brasilianische Kolleg nahm 1934 auf Initiative von Papst Pius XI. seinen Betrieb auf als Ableger des Lateinamerikanischen Kollegs, da die Zahl der brasilianischen Seminaristen deutlich zugenommen hatte. Auch hier liegt die Leitung in der Hand der Jesuiten.
- Das Mexikanische Kolleg ist das jüngste und stammt aus dem Jahr 1967. Seine Errichtung erfolgte durch Papst Paul VI., indem auch die mexikanischen Seminaristen aus dem Lateinamerikanischen Kolleg herausgelöst wurden. Die Leitung liegt in der Hand von mexikanischem Weltklerus.
In der Vergangenheit wäre es kaum denkbar gewesen, daß gleich drei päpstliche Kollegien zusammen im Apostolischen Palast empfangen werden, wie Papst Franziskus gestern selber sagte:
„Wie jedes Jahr habe ich das Vergnügen, Sie zu treffen, dieses Mal mit den drei Kollegien zusammen …“
Zugleich war die Ansprache, die Franziskus den Rektoraten und Seminaristen der drei päpstlichen Hochschulen hielt, auffallend kurz.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)