(Rom) Mit dem Ausbruch der Pseudopandemie im Jahr 2020 wurden die Exerzitien in der Fastenzeit für die Römische Kurie ausgesetzt und durch „persönliche Exerzitien“ ersetzt. So blieb es auch in den folgenden Jahren 2021 und 2022. Obwohl Covid-19 inzwischen definitiv der Vergangenheit angehört, gab das vatikanische Presseamt bekannt, daß auch die Fastenexerzitien 2023 das vierte Jahr in Folge nicht stattfinden bzw. in der Form von „persönlichen Exerzitien“ stattfinden werden.
In der Pressemitteilung des vatikanischen Presseamtes vom vergangenen Freitag heißt es:
„Der Heilige Vater lädt die in Rom residierenden Kardinäle, die Leiter der Dikasterien und die Oberen der Römischen Kurie ein, vom Sonntagnachmittag, 26. Februar, bis zum Freitagnachmittag, 3. März, der ersten Fastenwoche, eine Zeit der persönlichen Exerzitien zu verbringen, indem sie ihre Arbeit ruhen lassen und sich im Gebet sammeln.“
Persönliche Exerzitien bedeuten, daß jeder Kurienvertreter und auch der Papst für sich allein sich jemand organisieren muß, der die Exerzitien für ihn hält. Die Exerzitientage gehörten zum einzigen gemeinsamen Moment der geistlichen Formung an der Kirchenspitze. Die unverbindliche Art scheint in Santa Marta jedoch mehr Gefallen gefunden zu haben.
Während dieser Woche werden alle Termine des Heiligen Vaters ausgesetzt, einschließlich der Generalaudienz am Mittwoch, dem 1. März.
Unter Franziskus fanden die Fastenexerzitien für die Mitglieder der Römischen Kurie in der Regel in der Stadt Ariccia statt, zuletzt 2019. Damals sorgte die Anwesenheit des argentinischen Bischofs Oscar Gustavo Zanchetta für Aufsehen.
2018 war der portugiesische Theologe José Tolentino de Mendonça Exerzitienmeister in Ariccia. Er machte seither eine bemerkenswerte Karriere. Wenige Monate nach den Fastenexerzitien ernannte ihn Papst Franziskus zum Titularerzbischof und zugleich zum Archivar und Bibliothekar der Heiligen Kirche. Im Oktober 2019 kreierte er ihn zum Kardinal und ernannte ihn zum Mitglied des Päpstlichen Kulturrates, der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse und der Kongregation für die Bischöfe. Im September 2022 wurde Kardinal Tolentino schließlich von Franziskus zum Präfekten des Dikasteriums für Kultur und Bildung ernannt (des Zusammenschlusses aus dem ehemaligen Kulturrat und der ehemaligen Kongregation für das katholische Bildungswesen).
Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanMedia (Screenshot)