(Rom) Kurienerzbischof Vincenzo Paglia will das US-amerikanische Online-Medium The Pillar verklagen. Die Internetzeitung hatte am Mittwoch behauptet, Msgr. Paglia habe eine ganze Menge Geld veruntreut, unter anderem zur Renovierung seiner Privatwohnung. Die Meldung erregte im Mainstream nicht annähernd das Aufsehen wie vergleichbare Anschuldigungen gegen den ehemaligen Staatssekretär von Papst Benedikt XVI., Kardinal Tarcisio Bertone. Es liegt offenbar eine schützende Hand über Santa Marta und seinem Hofstaat.
Über Erzbischof Paglia, dem ebenso umtriebigen wie umstrittenen Präsidenten der Päpstlichen Akademie für das Leben, liegt jedenfalls die schützende Hand von Papst Franziskus. Mehrfach wurde bereits sein Rücktritt gefordert, doch Franziskus hält an seinem Adlatus fest.
Paglia steht einer päpstlichen Akademie vor, die nur noch den irreführenden Namen mit jener Päpstlichen Akademie für das Leben gemeinsam hat, die von Johannes Paul II. 1994 zum Schutz des Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod gegründet worden war. Die irritierenden Ansichten des Bergoglianers können hier nachgelesen werden. Erst vor einem Monat ohrfeigte er die Lebensschützer. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr.
The Pillar wurde 2021 von ehemaligen Mitarbeitern von EWTN gegründet, darunter Chefredakteur J. D. Flynn und der frühere Leiter des Washingtoner Büros Ed Condon. Der Anspruch ist „ein seriöser, verantwortungsvoller und nüchterner Journalismus über die Kirche, von der Kirche und für die Kirche“. Nun erhielt The Pillar Post aus dem Vatikan:
„Vincenzo Paglia hat einen in den USA ansässigen Anwalt beauftragt, eine Klage gegen Ihre Zeitung einzureichen.“
Dies teilte der persönliche Assistent des Kurienerzbischofs dem US-Medium mit. Grund dafür ist ein Bericht von The Pillar, daß der lebensfrohe Erzbischof Paglia angeblich Gelder zur Unterstützung der Wohltätigkeits- und Missionsarbeit für private Zwecke veruntreut habe.
Laut The Pillar soll Erzbischof Vincenzo Paglia in seiner Zeit als Vorsitzender des Päpstlichen Rates für die Familie Hunderttausende von Euro abgezweigt haben, um Bauprojekte in Rom zu finanzieren, darunter auch die Renovierung seiner Privatwohnung.
Der Erzbischof, der seit 2016 Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben ist, leitete den Päpstlichen Familienrat von 2012 bis 2016, als Papst Franziskus den Rat in das neugeschaffene Dikasterium für Laien, Familie und Leben integrierte.
Nach der Veröffentlichung des Berichts schickte der persönliche Assistent von Erzbischof Paglia eine E‑Mail an The Pillar, um mit einer Klage wegen „schwerer Verleumdung“ zu drohen.
Bis zur Ernennung von Msgr. Matteo Zuppi zum Erzbischof von Bologna und seiner Kreiierung zum Kardinal war Msgr. Paglia der ranghöchste Prälat aus den Reihen der Gemeinschaft Sant’Egidio.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: The Pillar (Screenshot)