Die Paten der Roten

Buchvorstellung


Wer sind die Paten, die scheinbar ganz gegensätzliche Revolutionen unterstützt haben? (Bild: Carlos Delgado; CC-BY-SA)
Wer sind die Paten, die scheinbar ganz gegensätzliche Revolutionen unterstützt haben? (Bild: Carlos Delgado; CC-BY-SA)

Von Vero­ni­ca Rasponi

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Die glo­ba­li­sti­schen Pro­jek­te, deren Exi­stenz vie­le erst durch die Pan­de­mie 2020/​2021 ent­deckt haben, rei­chen weit zurück und gehen ein­her mit dem kom­mu­ni­sti­schen Pro­jekt der Gesell­schafts­er­obe­rung. Einer der ersten, der die Rea­li­tät die­ser Pro­jek­te anpran­ger­te, war der damals jun­ge Rober­to de Mat­tei, der zwi­schen 1974 und 1979 in der Zeit­schrift „Cri­stia­ni­tà“ der Alle­an­za Cat­to­li­ca eine Arti­kel­rei­he über die „Paten des roten Ita­li­en“ ver­öf­fent­lich­te.

Puc­ci Cipria­ni, eine füh­ren­de Per­sön­lich­keit des katho­li­schen Tra­di­tio­na­lis­mus, hat zurecht die Initia­ti­ve ergrif­fen und die­se Arti­kel im Ver­lag Sol­fa­nel­li mit einem eige­nen aus­führ­li­chen Vor­wort und einer Ein­füh­rung des Histo­ri­kers Mas­si­mo de Leo­nar­dis neu ver­öf­fent­licht (Rober­to de Mat­tei, I pad­ri­ni del­l’I­ta­lia Ros­sa, Sol­fa­nel­li, Chie­ti 2022, Euro 10).

Rober­to de Mat­tei: Die Paten des roten Italien

„Ita­li­en erleb­te zu die­ser Zeit“, erin­nert sich de Leo­nar­dis, „sein lan­ges 68er-Jahr, das spä­ter zum roten (und auch schwar­zen) Ter­ro­ris­mus führ­te. Man befürch­te­te, daß die Kom­mu­ni­sti­sche Par­tei Ita­li­ens (PCI) die Christ­de­mo­kra­ten (DC) bei den Wah­len über­ho­len wür­de; dazu kam es zwar nicht, aber der PCI zog dank Aldo Moro, der für sei­ne Feh­ler mit dem Leben bezah­len soll­te, in die Regie­rungs­ver­ant­wor­tung ein. (…) Die Kir­che litt unter der vol­len Wucht der Kata­stro­phen des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils und der Nach­kon­zils­zeit. ‚Der Rauch Satans‘ war in die Kir­che Got­tes ein­ge­drun­gen, wie Paul VI. es in sei­ner berühm­ten Rede 1972 aus­drück­te. Zwei Jah­re zuvor war die Ehe­schei­dung ein­ge­führt und durch das Refe­ren­dum von 1974 bestä­tigt worden.“

Und wei­ter:

„‘Lie­ber rot als tot’, lau­te­te der Slo­gan der 68er-Intel­lek­tu­el­len…, aber auch der vie­ler ‚wohl­mei­nen­der Men­schen’. Auf einer Tagung der Fon­da­zio­ne Vol­pe in Rom setz­te Pro­fes­sor de Mat­tei dem einen neu­en Slo­gan ent­ge­gen, der vie­le „empör­te“, den wir uns aber zu eigen mach­ten: ‚Lie­ber tot als rot‘, wie die Reden vie­ler Exi­lan­ten bezeug­ten, die aus den sowje­ti­schen Gulags und aus Län­dern unter dem ver­bre­che­ri­schen Joch des Kom­mu­nis­mus kamen.“

Puc­ci Cipria­ni selbst ließ vie­le von ihnen in Flo­renz spre­chen: And­rei Sin­jaw­ski, Juri Peli­sek, Jew­ge­ni Wagin, Cice­ro Cir­ne­ga­ra, die Wit­we des Magya­ren Imre Nagy, den slo­wa­ki­schen Bischof Msgr. Paul Hni­li­ca, Jury Malt­schew. Alle­samt Intel­lek­tu­el­le, die heu­te ver­mut­lich fas­sungs­los wären über die Putin­sche „Nou­vel­le Vague“ bestimm­ter ita­lie­ni­scher und euro­päi­scher Rechter.

In dem Buch, das den Paten des Roten Ita­li­ens gewid­met ist, doku­men­tiert de Mat­tei die poli­ti­sche und wirt­schaft­li­che Unter­stüt­zung, die die super­ka­pi­ta­li­sti­schen Lob­bys dem histo­ri­schen Kom­pro­miß, für den Ita­li­en das Labo­ra­to­ri­um sein soll­te, zukom­men lie­ßen. Das Buch hat aber auch das Ver­dienst, die Stu­di­en des ame­ri­ka­ni­schen Histo­ri­kers Antho­ny C. Sut­ton (1925–2002) bekannt gemacht zu haben, der auf der Grund­la­ge von fast voll­stän­dig unver­öf­fent­lich­ten Doku­men­ten aus den ame­ri­ka­ni­schen Natio­nal­ar­chi­ven die wirt­schaft­li­che Unter­stüt­zung von schein­bar gegen­sätz­li­chen Revo­lu­tio­nen und poli­ti­schen Bewe­gun­gen wie der bol­sche­wi­sti­schen Revo­lu­ti­on von 1917, dem Natio­nal­so­zia­lis­mus und dem New Deal von US-Prä­si­dent Frank­lin D. Roo­se­velt durch Finanz­krei­se der Wall Street nach­ge­wie­sen hat. Wer die­se über­ra­schen­den Ver­bin­dun­gen auf ein rei­nes Spiel wirt­schaft­li­cher Inter­es­sen zurück­füh­ren woll­te, wür­de nur einen sekun­dä­ren Aspekt der histo­ri­schen Rea­li­tät erfas­sen, die von Ideen und Ten­den­zen der mensch­li­chen See­le ange­trie­ben wird, die tie­fer lie­gen als mate­ri­el­le Inter­es­sen, wie Prof. de Mat­tei in sei­nem jüng­sten Buch „Die Wege des Bösen“ (I sen­tie­re del male, Sug­ar­co, Mai­land 2022) nach­ge­wie­sen hat. Wenn man auf die Geschich­te Ita­li­ens in den letz­ten fünf­zig Jah­ren zurück­blickt, fällt auf, wie vie­le Intri­gen noch immer geheim­nis­um­wit­tert sind und wie vie­le okkul­te „Paten“ hin­ter den Kulis­sen agier­ten, um die Gescheh­nis­se zu beein­flus­sen, wobei das Jahr­zehnt 1970–1980 eine der dich­te­sten Peri­oden die­ser Geschich­te dar­stellt. Im zurück­lie­gen­den hal­ben Jahr­hun­dert schei­ter­te der Histo­ri­sche Kom­pro­miß, die Christ­de­mo­kra­tie löste sich auf, der Kom­mu­nis­mus brach zusam­men und das Pro­jekt einer neu­en Welt­ord­nung ging in Brü­che, wäh­rend die Prin­zi­pi­en der natür­li­chen und christ­li­chen Ord­nung wei­ter­hin das Den­ken und Han­deln derer erleuch­ten, die den guten Kampf kämp­fen, wie der Autor, die Ver­fas­ser der Vor­wör­ter und der Her­aus­ge­ber von „Die Paten des roten Italien“.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wikicommons/​Carlos Del­ga­do; CC-BY-SA/­Cor­ri­spon­den­za Romana

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