von Roberto de Mattei*
Einem Bericht der Times of Malta vom 4. Dezember zufolge hat der Präsident der Republik Malta, George Vella, ihm nahestehenden Personen anvertraut, daß er ernsthaft über einen Rücktritt nachdenkt, falls die Abtreibung in seinem Land entkriminalisiert wird. Dieser Fall erinnert an die eintägige Abdankung des belgischen Königs Balduin am 4. April 1990, um die Einführung des Abtreibungsgesetzes nicht zu unterzeichnen, aber auch an den Fall des italienischen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti und des Staatspräsidenten Giovanni Leone1, die, obwohl sie persönlich gegen die Abtreibung waren, das vom italienischen Parlament am 22. Mai 1978 verabschiedete Gesetz als „geschuldeten Akt“ unterzeichneten.
Andreotti versuchte, sich zu rechtfertigen, indem er am 21. Januar 1977 in sein Tagebuch schrieb: „Sitzung in Montecitorio2 wegen der Abstimmung über die Abtreibung. Sie wurde mit 310 Ja-Stimmen und 296 Nein-Stimmen angenommen. Ich stellte mir das Problem, dieses Gesetz gegenzuzeichnen (das tat auch Leone wegen der Unterschrift), aber wenn ich mich weigerte, würden wir nicht nur eine Krise auslösen, kaum (nachdem wir?) damit begonnen haben, die Risse zu kitten, sondern die DC würde nicht nur das Abtreibungsgesetz erleiden, sondern auch das Amt des Ministerpräsidenten verlieren, und das wäre noch schlimmer“ (Diari 1976–1979. Gli anni della solidarietà, Rizzoli, Mailand 1981, S. 73). Der Verlust des Regierungsvorsitzes erschien Andreotti also schwerwiegender als die moralische Verantwortung, ein Gesetz zu unterzeichnen, das mit der Verhängung der Todesstrafe für Unschuldige das natürliche und göttliche Gesetz mit Füßen tritt, das er durch den allmorgendlichen Besuch der Messe in der Basilika San Giovanni dei Fiorentini ehrte. „Der schwärzeste Tag meines Lebens war, als ich das Abtreibungsgesetz unterschrieben habe“, gestand Andreotti am 22. August 2001 auf dem Meeting3 in Rimini. Der Journalist Renato Farina schrieb, daß Andreotti in einem Gespräch mit ihm „sagte, er bedauere zutiefst, ein Genozid-Gesetz gebilligt zu haben. Er hat dies sogar öffentlich zugegeben. Er vertraute mir an, daß er die Mafia-Vorwürfe und andere Angriffe, die er nach seinem Gewissen als ungerecht empfand, als lebenslange Strafe für diesen Verrat betrachtete“ (Tempi, 10. Mai 2013).
Wir wissen nicht, ob die am 8. September 2022 verstorbene Königin Elisabeth II. die gleichen Skrupel hatte wie Präsident Andreotti. Einen Monat nach ihrem Tod, am 27. Oktober 2022, jährte sich zum 55. Mal die Einführung des Abtreibungsgesetz (27. Oktober 1967), das am 28. April 1968 die Zustimmung der Königin erhielt. Seitdem haben 10.021.618 ungeborene Kinder in England, Wales und Schottland ihr Leben durch Abtreibung verloren.
Ich habe meine Bewunderung für die Gestalt von Königin Elisabeth und die Schönheit ihrer Beerdigung zum Ausdruck gebracht, die uns einen außergewöhnlichen Abglanz der Sakralität der katholischen Zeremonien des Mittelalters bot, aber ich kann es den englischen Katholiken nicht verübeln, die sich daran erinnern, daß die königliche Zustimmung zum Abtreibungsgesetz wie ein unauslöschlicher Makel auf ihrem Andenken lastet.
Die Artikel, die Theo Howard am 23. September 2022 auf OnePeterFive und Alan Fimister am 12. Oktober auf Rorate Coeli veröffentlichten, wurden am 12. November auf Rorate Coeli von James Bogle und am 29. November auf OnePeterFive von James Bogle und Sebastian Morello beantwortet, die das Vorgehen der Königin verteidigten.
Das Thema hat jedoch eine Tragweite, die über das Vereinigte Königreich hinausgeht, und muß auf der Grundlage moralischer Erwägungen behandelt werden, die vor politischen und rechtlichen stehen müssen. Die Umstände einer Handlung und ihre historischen Folgen können nichts an der traditionellen Morallehre ändern, die jede Form der direkten Zusammenarbeit mit einer dem göttlichen und natürlichen Gesetz widersprechenden Regel verurteilt. Stand Königin Elisabeth, Oberhaupt der Church of England, über diesem Gesetz?
Es stimmt, daß die Königin nicht die Macht hatte, das Abtreibungsgesetz zu verhindern, aber niemand hätte sie zwingen können, einem Gesetz ihre Zustimmung zu geben, das ihrem Gewissen widerspricht. Darauf verweist der englische Philosoph Alan Fimister in seinem Artikel, der am 30. November bei Voice of the Family erschienen ist.
*Roberto de Mattei, Historiker, Vater von fünf Kindern, Professor für Neuere Geschichte und Geschichte des Christentums an der Europäischen Universität Rom, Vorsitzender der Stiftung Lepanto, Autor zahlreicher Bücher, zuletzt in deutscher Übersetzung: Verteidigung der Tradition: Die unüberwindbare Wahrheit Christi, mit einem Vorwort von Martin Mosebach, Altötting 2017 und Das Zweite Vatikanische Konzil. Eine bislang ungeschriebene Geschichte, 2. erw. Ausgabe, Bobingen 2011.
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Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana
1 Sowohl Andreotti als auch Leone gehörten der christdemokratischen Partei DC an.
2 Sitz der Abgeordnetenkammer des Italienischen Parlaments.
3 Die jährliche Großveranstaltung der Gemeinschaft Comunione e liberazione (CL).
Wer nicht die Umvolkungs- und Abtreibungsagenda durchschaut, dem ist nicht mehr zu helfen. Offenkundig sind die homogenen Bevölkerungen Europas ein Hindernis für die Neue Weltordnung nach Schwab und Sorros, daher Bevölkerungsaustausch durch Abtreibung und Masseneinwanderung.
Man kann ja durchaus diskutieren, ob eine Bevölkerungsreduktion (nicht durch Abtreibung!) in Europa nicht auch positive Aspekte hätte, aber dann darf keine Massenzuwanderung erfolgen.
Wirkliche Konsequenz wäre eine dauerhafte Verweigerung der Unterschrift unter so ein Gesetz.
Warum sollte zusätzlich ein Rücktritt nötig sein.
Der Nachfolger wäre whrscheinlich sowieso noch mehr Systemkonform.
Allzulaut dürfte man aber als Staatsoberhaupt seinen Unmut über so ein Gesetz nicht äußern,
will man nicht Gefahr laufen, durch einen „Unfall“ sein Leben zu verlieren.
Nur mal so als Denkansatz
Es ist schwer zu sagen, warum Königin Elisabeth II. dieses Gesetz unterzeichnet hatte. War es freiwillig, gab es Druck von wem auch immer oder beides zusammen? Es hätte schwierig für sie und die Königsfamilie werden können. Väterlicherseits gehörte sie dem deutschen Haus von Wettin an. Im Jahre 1917 gab sich der englische Zweig den Namen Windsor wegen des Krieges mit dem Deutschen Reich. Ich will sagen: es ging dieser Familie offenbar immer darum, die Macht zu behalten- nur das zählt, Moral hin oder her. Aber die Menschen wollen es meist auch so, wollen nichts wissen und tolerieren die Sünde gerne. The show must go on heißt es.
Präsident Trump jedoch hatte gekämpft für den Schutz der Ungeborenen und auch dementsprechend Richter benannt und sie auch durch den Senat gebracht, nach viel Kampf. Bis heute wird Donald Trump dafür angefeindet.