
(Paris) Die Unfreundlichkeiten gegenüber den Gemeinschaften der Tradition nehmen kein Ende. Zum Semesterbeginn organisiert die Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP) traditionell Exerzitien für ihre Seminaristen samt einer Wallfahrt nach Ars, wo der heilige Jean-Marie Vianney wirkte. Obwohl auch in diesem Jahr die Zelebration eines heiligen Meßopfers im überlieferten Ritus in der Basilika ausdrücklich genehmigt war, konnte diese nicht stattfinden.

Papst Benedikt XVI. wollte den heiligen Pfarrer von Ars zum Patron und Vorbild der Priester erheben, was jedoch von progressiven Kirchenkreisen durch Boykott verhindert wurde. Sie sahen in dem Bestreben Benedikts XVI. einen „vorkonziliaren“ Rückschritt, der eine Bedrohung der errungenen „Fortschritte“ darstellte. Der vor kurzem verstorbene Franziskaner und Kardinal Claudio Hummes 1934–2022) war einer der Hauptverantwortlichen der Sabotageaktion.
Der zuständige Bischof, Msgr. Pascal Roland, Bischof von Belley-Ars, ist bekannt für seine Feindseligkeit gegenüber der Tradition. Er habe getobt, so französischen Medien, als er Kenntnis erhielt, daß die „Traditionalisten“ trotz Traditionis custodes von Papst Franziskus in der Basilika von Ars im überlieferten Ritus zelebrieren wollten. Entgegen der Zusage des zuständigen Kirchenrektors griff der Bischof ein und verbot die für vergangenen Samstag, 10. September, vorgesehene Zelebration.
Paix Liturgique schrieb bereits im vergangenen Juli, daß Bischof Roland „jedem, der es hören will, seine wütende Feindseligkeit gegenüber den Ecclesia-Dei-Gemeinschaften erklärt“.
Das bischöfliche Verbot traf Abbé Laurent Spriet, Priester der Erzdiözese Lyon und Mitglied von Totus tuus, der die Exerzitien hielt und zum Abschluß die heilige Messe zelebrieren sollte. Dabei konzelebriert Abbé Spriet gelegentlich im Novus Ordo und zelebriert bei Bedarf auch selbst in diesem. Er erfüllt also alle Kriterien, die von Franziskus in dem unsäglichen Motu Proprio Traditionis custodes zu Bedingungen erklärt, besser gesagt, als Hürden aufgerichtet wurden. Doch es nützte nichts. Dem Bischof von Ars ist der überlieferte Ritus ein Dorn im Auge, der gemäß päpstlicher Diktion, daß es nur eine Ausdrucksform der Lex orandi gebe, und das sei der Novus Ordo, auszumerzen sei. Aus diesem Grund wurden von Bischof Roland in seinem Bistum Zelebrationen im überlieferten Ritus untersagt.
Abbé Spriet ersuchte um eine Sondererlaubnis, wie sie in Traditionis custodes erwähnt werden. Bischof Roland ließ den Abbé jedoch mit „bergoglianischer Barmherzigkeit“ wissen:
„Wir würden uns freuen, Ihre Gruppe von Exerzitienteilnehmern begrüßen zu dürfen und wünschen, dass die Exerzitien Früchte tragen. Was die Messe betrifft, so wird im Heiligtum von Ars in dem Bestreben, die tatsächliche Gemeinschaft mit der vom Heiligen Vater geäußerten Bitte zu leben, die Messe ausschließlich mit dem gültigen Messbuch gefeiert.“
Im Klartext: Das Missale Romanum von 1962 ist kein „gültiges“ Meßbuch; wer nach diesem zelebriert, lebt keine „effektive Gemeinschaft“ mit Papst Franziskus, da er nicht dessen „Bitte“ erfüllt. Der Ruf nach der Exkommunikation scheint da nicht mehr weit zu sein. Anders ausgedrückt: Wer den Schaden hat, braucht sich um den Spott nicht zu sorgen. Der Bischof scheint ihn frei Haus mitzuliefern. Dabei zeigte sich Bischof Roland am Beginn der Corona-Pseudopandemie mutig und gab bekannt, die Einschränkungen, die andere Bischöfe im Zuge einer künstlich erzeugten Hysterie erließen, nicht zu unterstützen. Der Mut verließ ihn jedoch bald. Vor allem brauchen „mutige“ Konservative meist jemand, von dem sie sich distanzieren können, um beim Mainstream nicht ganz in Ungnade zu fallen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Riposte Catholique
Die Priesterbruderschaft St. Petrus hat seit ihrer Gründung 1988 sowohl den Novus Ordo Papst Pauls VI. als auch das II. Vatikanische Konzil vorbehaltlos anerkannt.
Auch hier gilt: Wer A sagt, muss auch B sagen.
Man kann nicht alles anerkennen und dann auf dem Standpukt stehen, man hätte sich mit der Anerkennung quasi freigekauft vom Modernismus der Amtskirche.
Das Gegenteil ist der Fall.
Die Mitglieder der Petrusbruderschaft können eigentlich nur noch eins tun, um sich zu retten: ihre Bruderschaft verlassen und sich selbständig machen (wie z.B. H.H. P. Walter Huber es getan hat) oder sich bestehenden Widerstandsgruppen anschließen.
Wäre mal interessant zu wissen, wieviele Berufungen dieser Oberhirte in seinem Machtbereich noch zu verzeichnen hat.