Eine Skandalnudel zieht Bilanz

Monika Schmid, langjährige Leiterin einer Schweizer Pfarrei, geht in Pension


Kirchturmspitze von St. Martin in Effretikon.
Kirchturmspitze von St. Martin in Effretikon.

Von Niklaus Herzog

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Ein Inter­view der schwei­ze­ri­schen Tages­zei­tung Der Land­bo­te vom 10. August 2022 hat hohe Wel­len gewor­fen. Dar­in zieht Moni­ka Schmid, wäh­rend 37 Jah­ren (!) Gemein­de­lei­te­rin in der Pfar­rei St. Mar­tin in Eff­re­ti­kon in der Nähe der Stadt Win­ter­thur, Bilanz. Jetzt, wo sie infol­ge bevor­ste­hen­der Pen­sio­nie­rung nicht mehr mit Sank­tio­nen der Kir­chen­lei­tung rech­nen muss, ver­lässt sie das Halb­dun­kel ihrer anti­kirch­li­chen Wühlarbeit:

40 Hete­ro-Trau­un­gen habe sie in ihrer 37-jäh­ri­gen Tätig­keit als Gemein­de­lei­te­rin ohne Erlaub­nis der zustän­di­gen kirch­li­chen Auto­ri­tät durch­ge­führt, in der glei­chen Zeit sei­en es drei gleich­ge­schlecht­li­che Trau­un­gen gewe­sen. Item: Weil sie ihren anti-römi­schen Affekt nicht mehr im Zaum hal­ten konn­te, habe sie statt der den Prie­stern vor­be­hal­te­nen Eucha­ri­stie­fei­ern ein­fach Wort­got­tes­dien­ste gehal­ten. Doch mit der Zeit sei sie auch die­ser Art von kirch­li­chen Ver­an­stal­tun­gen über­drüs­sig geworden:

„Frü­her hat­te ich ein­fach Wort­got­tes­dien­ste gefei­ert. Aber irgend­wann habe ich (sic!) beschlos­sen, dass wir in der Gemein­de jetzt das Abend­mahl fei­ern. Das darf wirk­lich nur ein Prie­ster. Aber bei uns ist es nor­mal gewor­den. Jemand von aussen fragt sich viel­leicht, ob ich dazu die Erlaub­nis habe. Ich fra­ge nicht mehr danach.“

Als beson­ders kras­ses Bei­spiel die­ser Schind­lu­de­rei mit dem Glau­ben der Kir­che nennt die Dame eine Ver­an­stal­tung vom Hohen Don­ners­tag wäh­rend der Corona-Pandemie:

„Zum Abend­mahl gehö­ren ja Brot und Wein. Durch die Pan­de­mie konn­ten aber nicht mehr alle aus dem­sel­ben Kelch trin­ken. Am Hohen Don­ners­tag habe ich den Leu­ten gesagt, sie sol­len einen Becher von zu Hau­se mit­neh­men. Alle sind mit ihrem Becher gekom­men, jeder Becher stand sym­bo­lisch für jeden ein­zel­nen Men­schen. Die Leu­te haben das Brot bekom­men und einen Schluck Wein in ihren Becher. Alle sind mit Brot und Wein an ihren Platz gegan­gen, und so haben wir zusam­men geges­sen und getrun­ken. Das war unglaub­lich berührend.“

In den Kom­men­tar­spal­ten zum Inter­view wird mehr­fach gefragt, ob denn die kirch­li­chen Vor­ge­setz­ten von die­sen häre­ti­schen Umtrie­ben gewusst hät­ten und wenn ja, war­um sel­bi­ge nichts dage­gen unter­nom­men hätten.

Tat­säch­lich war ihren Vor­ge­setz­ten, allen vor­an Bischof Vitus Huon­der und sein Nach­fol­ger ad inte­rim Peter Bürcher, das Sün­den­re­gi­ster der Moni­ka Schmid sehr wohl bekannt. Sie ent­schie­den sich für die Stra­te­gie „Scha­dens­be­gren­zung in homöo­pa­thi­scher Form“. Kon­kret: Die ‚mis­sio cano­ni­ca‘ wur­de jeweils ledig­lich um ein Jahr ver­län­gert. Als Ken­ner der „Kir­chen­sze­ne Schweiz“ kommt man nicht umhin, die­ser Art von Dis­zi­pli­nie­rung mit ange­zo­ge­ner Hand­brem­se Ver­ständ­nis ent­ge­gen­zu­brin­gen. Denn der über Jahr­zehn­te von den säku­la­ren Medi­en syste­ma­tisch auf­ge­bau­te Druck war und ist gewal­tig. Bei eben die­sen Medi­en haben auf­fal­lend oft Söh­ne von pro­te­stan­ti­schen Pfar­rern die Hand im Spiel, die offen oder ver­steckt Kam­pa­gnen gegen die katho­li­sche Kir­che orche­strie­ren. Genannt sei­en ohne Anspruch auf Voll­stän­dig­keit Peter Rothen­büh­ler, wei­land Chef­re­dak­tor der ‚Schwei­zer Illu­strier­te‘, nun­mehr Kolum­nist bei der „Welt­wo­che“; der bei der „Neue Zür­cher Zei­tung‘ für Kir­chen­fra­gen zustän­di­ge Simon Heh­li (schrieb anläss­lich des Besuchs von Papst Fran­zis­kus in Genf vor­ei­lig den Kon­kurs der Diö­ze­se Fri­bourg, Lau­sanne und Genf her­bei); Jakob Bäch­told, wei­land Chef­re­dak­tor des „Land­bo­te“, Felix Reich, Redak­tor bei der glei­chen Zei­tung; sowie der unsäg­li­che Hugo Stamm, ehe­mals beim Tages-Anzei­ger tätig, nun­mehr als Sek­ten­spe­zia­list beim Inter­net­por­tal wat​son​.ch sein Gna­den­brot fri­stend. Das (nicht nur) von die­sen Her­ren prä­fe­rier­te Geschäfts­mo­dell ist stets das glei­che: Man pusht vor­zugs­wei­se Expo­nen­ten der katho­li­schen Kir­che, die gegen alles pole­mi­sie­ren, was die katho­li­sche Kir­che in ihrem Wesen aus­macht, und dazu gehört ins­be­son­de­re das, wor­an es dem Pro­te­stan­tis­mus gebricht, sprich das Wei­he­sa­kra­ment als unver­zicht­ba­res Struk­tur­ele­ment der sakra­men­tal ver­fass­ten katho­li­schen Kirche.

Abschied einer Gemeindeleiterin

Im Jahr 2008 war es wie­der ein­mal soweit: Als im Gefol­ge eines Nest­be­schmut­zer-Auf­tritts von Moni­ka Schmid am Schwei­zer Staats­fern­se­hen Bischof Huon­der zu einer Mass­re­ge­lung grei­fen muss­te, mach­te die Frei­mau­rer-Lob­by post­wen­dend mobil. Unter der Feder­füh­rung der zum Rin­gier-Kon­zern gehö­ren­den Zeit­schrift „Der Beob­ach­ter“ wur­de mit­tels einer mit media­lem Getö­se insze­nier­ten Unter­schrif­ten­kam­pa­gne Moni­ka Schmid zur Gewin­ne­rin des mit 10’000 Fran­ken dotier­ten „Prix Cou­ra­ge“ gekürt. Die anson­sten seriö­se Neue Zür­cher Zei­tung erhob die Preis­trä­ge­rin in eige­ner Kom­pe­tenz flugs in den Kle­ri­ker­stand und titel­te am 27. Sep­tem­ber 2008: „Umstrit­te­ne TV-Pfar­re­rin (sic!) gewinnt ‚Prix Cou­ra­ge‘“. Selbst­re­dend wur­de die­ser Akt der Insub­or­di­na­ti­on im zitier­ten Land­bo­te-Inter­view eben­falls gebüh­rend gewür­digt – übri­gens ein Inter­view gespickt mit Sug­ge­stiv-Fra­gen wie „Sie haben immer eige­ne Wer­te gelebt, oft ent­ge­gen dem, was die Kir­che vor­ge­se­hen hat­te, war das nicht anstren­gend?“ oder „War­um haben Sie sich die­sen Macht­kämp­fen aus­ge­setzt?“ Die der­ge­stalt bemit­lei­de­te Gemein­de­lei­te­rin liess sich nicht zwei­mal bit­ten und gefiel sich prompt in der Pose einer ‚mater dolorosa‘-Karikatur.

Nicht erwähnt wur­de im genann­ten Inter­view der Mega-Skan­dal, den Moni­ka Schmid in einer ihrer Land­bo­te-Kolum­nen selbst zur Spra­che gebracht hat­te: Der Skan­dal näm­lich, dass sie mit­ten in der Coro­na-Pan­de­mie ‚aus Soli­da­ri­tät“ anord­ne­te, zeit­wei­lig kei­ne Got­tes­dien­ste mehr in ihrer Pfar­rei durch­zu­füh­ren. Also just zu einer Zeit, als der seel­sor­ger­li­che Bei­stand beson­ders gefragt und buch­stäb­lich not-wen­dig gewe­sen wäre. Selbst pro­te­stan­ti­sche Pfar­rer reagier­ten fas­sungs­los ob einer sol­chen Per­ver­tie­rung der Bot­schaft des Evan­ge­li­ums. Eben­falls nicht ange­spro­chen wur­de im Inter­view wohl­weis­lich die Fra­ge ihrer Nach­fol­ge. Es steht zu befürch­ten, dass infol­ge des in der Schweiz herr­schen­den dua­len Systems mit­tels undurch­sich­ti­ger Gre­mi­en­mau­sche­lei wie­der ein „Moni­ka Schmid-Klon“ aus dem Hut gezau­bert wird.

Dass Bischof Joseph Bonn­emain Gegen­steu­er geben wird, muss mehr als bezwei­felt wer­den. Wer wie Bonn­emain den Seel­sor­gern einen Ver­hal­tens­ko­dex auf­zwin­gen will, der Sät­ze ent­hält wie „Ich aner­ken­ne die sexu­el­len Rech­te als Men­schen­rech­te, ins­be­son­de­re das Recht auf sexu­el­le Selbst­be­stim­mung. Einem Outing zu sexu­el­ler Ori­en­tie­rung ste­he ich unter­stüt­zend zur Sei­te. Ein­zel­ne bibli­sche Aus­sa­gen über Sexua­li­tät lege ich behut­sam, kon­text- und zeit­be­zo­gen aus“ dürf­te schwer­lich wil­lens noch in der Lage sein, sei­ne Per­so­nal­po­li­tik nach dem authen­ti­schen Lehr­amt der katho­li­schen Kir­che auszurichten.

Bild: Wikipedia/​Der Land­bo­te (Screen­shot)

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6 Kommentare

  1. Nicht schlecht für eine pro­te­stan­ti­sche Gemein­de­lei­te­rin die meint sie wäre katholisch.

  2. Auf der Lohn­ab­rech­nung steht „katho­lisch“, gedacht und gehan­delt wird pro­te­stan­tisch. Es ist in der Schweiz finan­zi­ell zu lukra­tiv, den Posten eines Gemein­de­lei­ters frei­wil­lig auf­zu­ge­ben. Frau Schmid scheint dafür kein Gewis­sen zu haben, Din­ge zu tun, für die sie nicht ange­stellt ist. Sie geht nun mit einer dicken Ren­te nach 37 Jah­ren in Pen­si­on. Sol­che Geschich­ten gibt es nur beim Staat oder der Kir­che. In einem nor­ma­len Unter­neh­men hät­te Frau Schmid die Pro­be­zeit nicht überlebt.

    Eine wei­te­re, unglaub­li­che Epi­so­de die­ser Frau und ihres Dekans (in kath​.ch abrufbar): 

    Als Jakob Romer Dekan wur­de, hat er vie­le Ter­mi­ne – auch sonn­tags. Ein­mal muss er kurz­fri­stig weg. Er bit­tet Moni­ka Schmid, die Eucha­ri­stie zu fei­ern. Und Moni­ka Schmid folgt. «Ich war nur ein biss­chen ner­vös», sagt Moni­ka Schmid über ihre erste Eucha­ri­stie­fei­er. Sie fei­ert kei­nen Wort­got­tes­dienst. Sie fei­ert kei­ne Bei­na­he-Mes­se. Son­dern sie fei­ert eine Eucha­ri­stie­fei­er – so, wie sie sonst der Pfar­rer fei­ert. Mit Gaben­be­rei­tung, Hoch­ge­bet, Ein­set­zungs­wor­ten aus der Bibel. »Ich war nur ein biss­chen ner­vös», sagt Moni­ka Schmid. Zu Beginn des Got­tes­dien­stes war der Pfar­rer mit dabei und hat den Men­schen die Situa­ti­on erklärt. «Nie­mand hat sich auf­ge­regt, so soll­te es eben sein», sagt Moni­ka Schmid. «Ich habe Eucha­ri­stie gefei­ert, weil ich einen Auf­trag des Dekans hat­te. Und mir ist die Lit­ur­gie hei­lig. Es wäre mir nie in den Sinn gekom­men, etwas zu simu­lie­ren. Ich ste­he auch nicht in Albe und Sto­la am Altar, son­dern tra­ge mei­ne pri­va­ten Klei­der. Ich bin kei­ne katho­li­sche Prie­ste­rin und möch­te das auch gar nicht sein. Ich gebe nichts vor, was ich nicht bin.»

    • Wenn sie sagt, sie sei kei­ne „katho­li­sche Prie­ste­rin“, dann kann sie die Eucha­re­stie­fei­er nur simulieren.

  3. Da könn­te ein recht­gläu­bi­ger katho­li­scher Prie­ster nei­disch wer­den. Alles läuft wie von allei­ne. Lob und Inter­es­se auf allen Sei­ten. Des Kai­sers neue Klei­der in einer wei­te­ren Variante.

  4. Die Frau­en des 68´er Gei­stes haben in ihrer Ver­mes­sen­heit, sich in den Altar­raum zu drän­gen schon viel Unheil ange­rich­tet. Die Bischö­fe haben dazu jahr­zehn­te­lang dröh­nend geschwie­gen und die Gemein­de­mit­glie­der sind nicht auf­ge­stan­den und haben nicht gesagt „es ist Ihnen nicht erlaubt“. Die­ser fal­sche Geist frisst sich wie ein Krebs durch die Kirche.
    Ihm liegt ein fal­sches Men­schen­bild zugrun­de. Män­ner und Frau­en sind nicht gleich und sie haben ande­re Eigen­schaf­ten und ande­re Auf­ga­ben. Ihm liegt auch ein fal­sches Schrift­ver­ständ­nis zugrun­de. Gott bleibt immer gleich, er ändert sich nicht mit irgend­ei­nem Zeit­geist. Und nein, Jesus wür­de heu­te nicht Frau­en ins Apo­stel­amt rufen.

  5. So steht es in der hl. Schrift geschriebn: Hütet Euch vor den Wöl­fen im Schafs­pelz (Mt 5,17). Sol­che Fein­de der Kir­che sind oft für sie gefähr­li­cher als die offen gegen sie kämp­fen­den! Sie erwecken eben gern den Anschein, nur das Gute zu wol­len und schen­ken dabei ihr Gift aus.Daß eine sol­che Fein­din der Kir­che dann in den ein­schlä­gi­gen Medi­en viel Unter­süt­zung fin­det, wun­dert nicht.
    Uwe Lay Pro Theol Blogspot

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