8 stereotype Vorwürfe an die traditionelle Liturgie der katholischen Kirche – und warum sie falsch sind

Zum unverhohlen erklärten Ziel, die Tradition in Theologie, Liturgie und Kultur auszurotten


Don Michael Gurtner nennt acht stereotype Vorwürfe an die überlieferte Liturgie und zeigt auf, warum sie falsch sind.
Don Michael Gurtner nennt acht stereotype Vorwürfe an die überlieferte Liturgie und zeigt auf, warum sie falsch sind.

Ein Kom­men­tar von Don Micha­el Gurtner*

In jüng­ster Zeit kommt es in kirch­lich-kle­ri­ka­len Krei­sen wie­der ver­mehrt zu einer feind­se­li­gen und aggres­si­ven Stim­mungs­ma­che gegen die tra­di­tio­nel­le Lit­ur­gie und deren Anhän­ger, nach­dem sich in den letz­ten Jah­ren eine gewis­se Ruhe ein­ge­stellt hat­te, und wel­che in einer eini­ger­ma­ßen fried­li­chen Exi­stenz­mög­lich­keit und einer zumin­dest gewis­sen Akzep­tanz der Tra­di­ti­on bestand. Man­che Krei­se, gera­de auch „höhe­re und höch­ste Krei­se“ des Hei­li­gen Stuhls und zahl­rei­cher Diö­ze­sen, haben die­sen Frie­den jedoch gar nicht ger­ne gese­hen und es sich zum unver­hoh­len erklär­ten Ziel gesetzt, die Tra­di­ti­on in Theo­lo­gie, Lit­ur­gie und Kul­tur aus­zu­rot­ten, was sie in hoch­of­fi­zi­el­len Doku­men­ten und Inter­views auch offen zuge­ben: Es darf sie in Zukunft nicht mehr geben. Was jetzt noch da und dort in sehr beschränk­tem Maße gera­de noch so als Aus­nah­me gedul­det wird, muß bald schon gänz­lich und aus­nahms­los der Ver­gan­gen­heit ange­hö­ren – einer ver­ach­te­ten und ver­haß­ten Ver­gan­gen­heit, die man heu­te als einen ein­zi­gen gro­ßen Feh­ler der Alt­vor­de­ren zu betrach­ten scheint.

Um die­ses erklär­te Ziel zu errei­chen, wird in auf­fal­lend kur­zen zeit­li­chen Abstän­den mit ver­bit­ter­ter Schär­fe gegen die Tra­di­ti­on und die Men­schen, die ihr ver­bun­den sind und sich ihr ver­pflich­tet sehen, geschos­sen. Dabei wird die Tra­di­ti­on und die Men­schen, die ihnen anhän­gen, ver­spot­tet und ver­höhnt, ins Lächer­li­che gezo­gen und unter Miß­ach­tung der Tat­sa­chen feind­se­lig gegen sie pole­mi­siert, um sie so zum Unbe­rühr­ba­ren zu machen, mit dem man sich ja nicht besu­deln darf, um nicht selbst der Äch­tung anheim­zu­fal­len – ver­bun­den mit einem scharf­kan­ti­gen „Kar­rie­re­bruch“ im Fal­le, daß man Kle­ri­ker ist. Barm­her­zig­keit wird, so scheint es, für alle gefor­dert und gilt für alle; der tra­di­tio­nel­le katho­li­sche Glau­be und sein Aus­druck ist jedoch die berühm­te Aus­nah­me davon, wel­che dazu aus­er­ko­ren wur­de, die­se Regel zu bestätigen.

Dabei kann man im wesent­li­chen acht Haupt­an­kla­gen extra­po­lie­ren, die alle­samt pole­misch sind und sich einer inhalt­li­chen Debat­te auf­fal­lend ent­zie­hen zu wol­len schei­nen – war­um auch immer. Jeden­falls fällt auf, daß man sach­lich-theo­lo­gi­sche Argu­men­te nicht berührt, son­dern lie­ber auf bil­li­ge Pole­mik und Stim­mungs­ma­che auf einer rein emo­tio­na­len Ebe­ne vertraut.

Im fol­gen­den sind die acht häu­fig­sten Pole­mi­ken mit jeweils einer kur­zen Ant­wort auf sie aufgeführt.

1. Die alte Liturgie ist Nostalgie

Unter allen Vor­wür­fen an die alte Mes­se ist dies der ein­falls­lo­se­ste. Denn er hebt dort auf blo­ße Gefüh­le ab, wo ganz offen­sicht­lich kon­kre­te, sach­li­che Argu­men­te vor­ge­bracht wer­den. Die­se mag man tei­len oder nicht, aber man wird nicht ernst­haft die Tat­sa­che leug­nen kön­nen, daß die Argu­men­te der Ver­tei­di­ger der alten Mes­se weit über ein rei­nes „weil es frü­her halt gar so schön war“ hin­aus­ge­hen, erst recht wenn man bedenkt, daß es kaum noch Men­schen gibt, wel­che an die Zeit vor der Lit­ur­gie­re­form bewuß­te und leben­di­ge Erin­ne­run­gen haben. Von daher fällt bei den aller­mei­sten die Nost­al­gie als Grund weg, wes­halb sie die alte Mes­se besu­chen. Dar­über hin­aus wäre es auch sehr unfair, wenn man all jenen (Leben­den oder auch mitt­ler­wei­le Ver­stor­be­nen), wel­che die­se Mes­se noch in ihrer Jugend erlebt haben und wei­ter­hin die­se bei­be­hal­ten woll­ten, auto­ma­tisch Nost­al­gie als Moti­va­ti­ons­grund unter­stel­len wür­de, so als ob sie nicht auch rich­ti­ge Grün­de hät­ten bzw. gehabt hät­ten. Es wür­de bedeu­ten, ihre wah­re Moti­va­ti­on her­un­ter­zu­spie­len, sie nicht ernst zu neh­men, und sie letzt­lich auch der Lächer­lich­keit preis­zu­ge­ben. Den Anhän­gern der alten Mes­se Nost­al­gie vor­zu­wer­fen bedeu­tet, ein emo­ti­ons­über­la­de­nes Tot­schlag­ar­gu­ment ein­zu­set­zen, um sich einem inhalt­li­chen Dis­kurs zu entziehen.

Die Tat­sa­che, daß etwas zu frü­he­ren Zei­ten bes­ser war, bzw. zu die­sem Urteil zu gelan­gen, bedeu­tet noch lan­ge nicht, daß es sich hier­bei um Nost­al­gie han­delt – es kann auch ein nüch­ter­nes, auf der Ratio auf­ge­bau­tes Urteil sein. Wenn bei­spiels­wei­se der Bewoh­ner eines Lan­des, das in den letz­ten 20 Jah­ren einen deut­li­chen wirt­schaft­li­chen Ver­fall erlebt hat, sagen wür­de „frü­her ging es uns bes­ser“, so wäre das wohl kei­ne Nost­al­gie, son­dern die inhalt­lich rich­ti­ge Aus­sa­ge, daß es im Ver­gleich zu ver­gan­ge­nen Zei­ten einen Ver­fall gege­ben hat. Nur weil etwas frü­her bes­ser war, bedeu­tet dies noch lan­ge nicht, daß man zu die­sem Schluß aus nost­al­gi­schen, d. h. emo­ti­ons­be­zo­ge­nen Grün­den kommt. Die­se kön­nen sehr wohl auch ratio­nal und empi­risch gut gedeckt sein.

Ande­res zu behaup­ten – und das ange­spro­che­ne Nost­al­gie-Argu­ment legt die­se Ansicht nahe – wür­de bedeu­ten, in einem nai­ven und unre­flek­tier­ten Fort­schritts­glau­ben ver­fan­gen zu sein, der davon aus­geht, das Fort­schrei­ten der Zeit sei unwei­ger­lich mit einer Ver­bes­se­rung der Din­ge ver­bun­den. Des­halb sei jede Ver­än­de­rung zugleich auch eine Ver­bes­se­rung, weil sich die Din­ge immer vom Schlech­te­ren zum Bes­se­ren ent­wickeln wür­den. Wer dem wider­spricht, sei eben ein hoff­nungs­lo­ser Nost­al­gi­ker, der ewig im Gestern ver­haf­tet bleibt.

Und wie naiv, wenn­gleich weit ver­brei­tet, die­se Impli­ka­ti­on, jede Neue­rung wäre auto­ma­tisch auch eine Ver­än­de­rung zur Ver­bes­se­rung, ist, hat uns die Histo­rie schon unzäh­li­ge Male auf impres­sio­n­an­te Art und Wei­se vor Augen geführt.

2. Die alte Liturgie ist ein Ausdruck der Ablehnung des letzten Konzils

Dies ist ein Vor­wurf, der zwar nicht neu ist, in letz­ter Zeit aller­dings mit neu­er Vehe­menz vor­ge­bracht wird. Hier­zu ist zu sagen, daß die alte Mes­se selbst oder deren Besuch kein „Demon­stra­ti­ons­mit­tel“ ist. Es wäre völ­lig ver­fehlt sie als Pro­test­mit­tel zu betrach­ten, denn das wür­de bedeu­ten, nicht um ihrer selbst wil­len und aus guten Grün­den an ihr teil­zu­neh­men, son­dern aus Moti­ven wie Trotz, Ableh­nung, Pro­vo­ka­ti­on oder Ähn­li­chem, jeden­falls nicht aus Über­zeu­gung und geist­li­cher Erbau­ung, wie es aber bei den aller­mei­sten Meß­teil­neh­mern der Fall ist. Es impli­ziert, daß sie unter ande­ren Umstän­den in eine ande­re Mes­se gehen wür­den, und in der alten Mes­se eine Art Pro­test­mit­tel sehen. Die­je­ni­gen, wel­che sie besu­chen, besu­chen sie gera­de in der gegen­wär­ti­gen Situa­ti­on inner­kirch­li­cher Ver­fol­gung sehr bewußt und wis­sen um deren Bedeu­tung – des­halb kön­nen sie auch nicht auf sie ver­zich­ten. Folg­lich wür­den sie die­se auch nie als Aus­druck eines Pro­te­stes miß­brau­chen, weil sie die Mes­se somit in ihrem (sub­jek­ti­ven) Wert „her­ab­set­zen“ würden.

Was das Empi­ri­sche anbe­langt, so ist fest­zu­hal­ten, daß die tat­säch­li­che „Akzep­tanz“ des letz­ten Kon­zils unter den Teil­neh­mern der tra­di­tio­nel­len Mes­se eine erheb­li­che Band­brei­te auf­weist. Zwar ist es fol­ge­rich­tig, daß die­je­ni­gen, die das letz­te Kon­zil ganz oder in Tei­len ableh­nen, auch die tra­di­tio­nel­le Mes­se suchen wer­den. Umge­kehrt kann man aber nicht behaup­ten, daß alle, wel­che die alte Mes­se auf­su­chen, auch das letz­te Kon­zil ableh­nen. Vie­le akzep­tie­ren es sogar voll­um­fäng­lich nach eige­nen Aus­sa­gen, und sehen allein die nach­fol­gen­den Refor­men als nicht kon­zils­kon­form. Ande­re hin­ge­gen sehen auch die in Inten­ti­on und Tex­ten des letz­ten Kon­zils vor­lie­gen­den Män­gel. „Alte Mes­se“ also schon ein­mal rein empi­risch nicht auto­ma­tisch mit „Ableh­nung des Kon­zils“ gleichzusetzen.

Aller­dings weist der Vor­wurf allein bereits auf zwei recht inter­es­san­te Din­ge hin:

Zum einen muß man schon auch die Gegen­fra­ge stel­len: Wenn das letz­te Kon­zil tat­säch­lich nichts Wesent­li­ches im Glau­bens­le­ben der Kir­che geän­dert hat und im Grun­de der Glau­be der Kir­che gleich­ge­blie­ben ist, wie immer wie­der betont wird, dann müß­te die tra­di­tio­nel­le Mes­se doch nach wie vor eben­so Aus­druck der „nach­kon­zi­lia­ren“ Kir­che sein, wenn es tat­säch­lich kei­nen Bruch gab, son­dern nur har­mo­ni­sche Kon­ti­nui­tät. Wie kann es also sein, daß die neue Mes­se Aus­druck des Glau­bens der Kir­che ist, die alte Mes­se hin­ge­gen nicht mehr? Das wür­de nur Sinn machen, wenn sich der Glau­be der Kir­che selbst tief­grei­fend ver­än­dert hat, so daß die bis­he­ri­ge jahr­hun­der­te­al­te Lit­ur­gie mit die­sem nicht mehr in Ein­klang steht.

Zum ande­ren ist zu fra­gen: Wenn die alte und die neue Mes­se nicht bei­de Aus­druck des Glau­bens der Kir­che sind: Wes­halb wird dann gera­de die alte Mes­se und die vor­kon­zi­lia­re Theo­lo­gie dann so ver­bis­sen bekämpft, und nicht die neue? Das macht nur dann Sinn, wenn man eine Sache durch eine ande­re erset­zen muß oder will. Wes­halb stellt man nie die Fra­ge, ob jemand das Kon­zil von Nicäa, Flo­renz oder Tri­ent „annimmt“, und for­dert das nicht eben­so kom­pro­miß­los ein wie die nebu­lö­se „Annah­me des Zwei­ten Vati­ka­nums“? War­um for­dert man hier mehr als bei ande­ren Konzilien?

Von daher steht schon der drin­gen­de und lei­der sehr begrün­de­te Ver­dacht im Raum, ob die Bestre­bung der Abschaf­fung der alten Lit­ur­gie in Wirk­lich­keit nicht eine Ableh­nung und Über­win­dung der bis­he­ri­gen katho­li­schen Leh­re ist, wobei sich die Ableh­nung der katho­li­schen Leh­re, so wie sie bis­lang galt, in Wahr­heit nur als Vor­wurf der „Ableh­nung des letz­ten Kon­zils“ tarnt. Man for­dert die „Annah­me des Kon­zils“ ein, um in Wirk­lich­keit die „alte“, d. h. tra­di­tio­nel­le katho­li­sche Leh­re abzu­schaf­fen und durch eine neue, ande­re zu über­la­gern, ohne es offen zuge­ben zu müssen.

3. Im Liturgiestreit geht es nur um Äußerlichkeiten

Die­ses Argu­ment ist eine Unter­stel­lung und schließt die Tat­sa­che aus, daß die Äußer­lich­kei­ten als dem Wesent­li­chen nach­ge­ord­net, aber in des­sen Dienst ste­hend und die­sen schüt­zend gese­hen wer­den. Der tra­di­tio­nel­le Glau­be ist nichts nebel­haft Unde­fi­nier­tes, son­dern er hat einen ganz bestimm­ten, prä­zi­sen und wohl­for­mu­lier­ten Inhalt. Eben genau die­sen Inhalt muß er not­wen­di­ger­wei­se auch in einen äuße­ren Aus­druck über­füh­ren: sowohl aus Grün­den der inne­ren Ange­mes­sen­heit dem Herr­gott gegen­über, als auch aus Grün­den der mensch­li­chen Beschaf­fen­heit. Denn es ist unmög­lich, eine Sache durch ihr augen­schein­li­ches Gegen­teil zu ver­mit­teln. So sehr es auch wahr ist, daß die Lit­ur­gie kei­ne Kate­che­se­stun­de ist, so sehr ist auch wahr, daß es unver­meid­lich ist, daß jede Art von sicht­ba­rer Gestalt (ästhe­tisch, optisch, aku­stisch, olfak­to­risch etc.) unwei­ger­lich eine inhalt­li­che Glau­bens­über­zeu­gung ver­mit­telt. Wer um die inten­si­ve funk­tio­na­le Wech­sel­wir­kung zwi­schen dem Inhalt­li­chen als dem Wesent­li­chen und Pri­mä­ren und dem Äußer­li­chen als dem dem Wesent­li­chen bei- und nach­ge­ord­ne­ten Sekun­dä­ren weiß, kann nicht umhin, die­sem unver­meid­li­chen Fak­tum Rech­nung zu tra­gen. Das Äußer­li­che ist wie eine schüt­zen­de Scha­le, die um den inne­ren Kern gelegt ist und fest mit die­sem ver­bun­den. Der Kern gibt ihr die Form, und die­se schützt ihn als letz­te Bar­rie­re vor direk­ten Angrif­fen. Zer­stört man die­se Scha­le, so wird unwei­ger­lich auch der Kern beschä­digt. Wer dar­um weiß und den inne­ren Kern – das Inhalt­li­che, d. h. das Opfer Chri­sti – tref­fen will, muß des­halb zuerst auf die Scha­le – die äußer­li­che Form der Lit­ur­gie – zie­len und die­se angrei­fen. Trifft man die Lit­ur­gie, so trifft man auch das Opfer und den Glau­ben. Denn ändert sich die (Opfer-)Liturgie, so ändert sich auch der (Opfer-)Glaube. Des­halb ist der Vor­wurf, man sei „nur“ auf das Äuße­re bedacht, im letz­ten selbst ein Angriff auf den Glau­ben: nicht weil das Äuße­re unser Glau­be wäre, aber weil das Äuße­re durch den Glau­ben geformt wur­de, die­sen schützt, und ihn auch letzt­lich ver­än­dert, wenn es selbst durch Beschä­di­gung umge­formt wird.

Form und Inhalt gehen immer zusam­men – es ist ein Ver­hält­nis des Sowohl-als-Auch, nicht eines Ent­we­der-Oder, wie der Vor­wurf impli­ziert. Der Glau­be kann nur intakt blei­ben, wenn Form UND Inhalt intakt blei­ben. Ver­let­ze ich „nur“ die äuße­re Form, so defor­mie­re ich unwei­ger­lich auch den Glau­ben. Die­se Ver­bin­dung aus­ein­an­der­zu­tren­nen und sie gegen­ein­an­der aus­zu­spie­len ist unlo­gisch und intel­lek­tu­ell auch nicht red­lich, denn es unter­stellt, daß die­je­ni­gen, die gläu­big sind, kei­nen Sinn für die Form haben, und umge­kehrt die­je­ni­gen, wel­che die Bedeu­tung der Form erkannt haben, kei­nen Glau­ben hät­ten. Solch ein unzu­läs­si­ges Aus­ein­an­der­di­vi­die­ren von Zusam­men­ge­hö­ren­dem endet letz­ten Endes immer in einer Selbstanklage.

4. In der alten Liturgie „liest“ der Priester die Messe, die Gläubigen „hören“ sie

Wirft man der alten Mes­se einer­seits vor, daß sie größ­ten­teils still ist, kri­ti­siert man zugleich, der Prie­ster wür­de sie „lesen“ und die Gläu­bi­gen sie „hören“.

In die­sen bei­den Ver­ben, wel­che im übri­gen sehr schön und ange­mes­sen sind, kommt rich­tig zum Aus­druck, daß nicht der Mensch Autor und Urhe­ber des Altar­ge­sche­hens ist. Weder die Gläu­bi­gen noch der Prie­ster. Bei­den tritt etwas ihnen Vor­lie­gen­des ent­ge­gen, das sie letzt­lich nur durch die Gna­de Got­tes emp­fan­gen kön­nen, jedoch nicht selbst produzieren.

Daß der Prie­ster dabei die Gebe­te aus einem Buch „liest“, ist auch nicht ver­kehrt: Den­noch betet er, was er liest, aber er betet eben etwas, das nicht aus sei­nem eige­nen momen­ta­nen und rein sub­jek­ti­ven Gefühl her­aus­kommt, son­dern er macht sich zur Stim­me der Kir­che, die durch ihn zu Chri­stus betet, wie es ihr Chri­stus selbst letzt­lich auf­ge­tra­gen hat.

Auch „die Hl. Mes­se zele­brie­ren“ ist ein geeig­ne­ter Aus­druck, da er die Fei­er­lich­keit und Erha­ben­heit des Gesche­hens zum Aus­druck bringt, den lit­ur­gi­schen Ablauf nach einem bestimm­ten Pro­to­koll – auch hier ist das Vor­ge­ge­be­ne ent­hal­ten. Außer­dem bezieht sich „zele­brie­ren“ auf den Prie­ster und nicht auf die Gesamt­heit der Gläu­bi­gen, was deren unter­schied­li­che Rol­le beachtet.

„Mes­se (mit)feiern“ (was ohne Arti­kel, wie es oft gebraucht wird, erst recht komisch und platt klingt), „mit­ein­an­der Got­tes­dienst fei­ern“ oder „Eucha­ri­stie fei­ern“ hin­ge­gen sind Aus­drücke, die vor­sätz­lich etwas ande­res ver­mit­teln sol­len und das „alte“ Ver­ständ­nis der Hl. Mes­se durch ein neu­es, ande­res Bewußt­sein erset­zen wol­len. Sie sind alle­samt unge­eig­ne­te Aus­drücke, weil sie das Sakra­le ver­dun­keln und den Sinn eher auf eine ande­re, pro­fa­ne­re Art der „Fei­er“ len­ken. Außer­dem ten­die­ren sie dazu, die Rol­le von Prie­ster und Gläu­bi­gen zu ver­wi­schen, und zie­len auf ein eher pro­te­stan­ti­sches Den­ken ab: Alle tun das­sel­be auf die­sel­be Art und Wei­se. Mit „fei­ern“ ist im all­ge­mei­nen Ver­ständ­nis eher das Aus­ge­las­se­ne, Freie und auf sinn­li­che Fröh­lich­keit Gerich­te­te gemeint, wäh­rend „zele­brie­ren“ und „die Hl. Mes­se lesen/​hören“ zu Recht und mit aller­be­stem Grund auf das Kul­tisch-Fei­er­li­che rekur­riert. „Fei­ern“ ist eben nicht ein­fach eine gleich­be­deu­ten­de Über­set­zung von „zele­brie­ren“, son­dern hat voll­kom­men ande­re Kon­no­ta­tio­nen. Es för­dert eine Pro­fa­nie­rung des Liturgieverständnisses.

Beson­ders bizarr wird es übri­gens, wenn man nach offi­zi­el­lem Sprach­ge­brauch der Lit­ur­gie­re­form „ein Begräb­nis fei­ert“. Spä­te­stens an die­sem Bei­spiel wur­de schon vie­len klar, wie unge­eig­net die­ser Aus­druck für die Zele­bra­ti­on der hei­li­gen Lit­ur­gie ist.

5. In der alten Liturgie versteht man nichts

Damit ist einer­seits gemeint „alles ist latei­nisch“, ande­rer­seits „alles ist leise“.

Die­sem Vor­wurf, in sei­ner dop­pel­ten Bedeu­tung, liegt in bei­den Fäl­len der grund­le­gen­de anthro­po­zen­tri­sche Irr­tum zugrun­de, daß sich die Lit­ur­gie an den Men­schen rich­ten wür­de, und folg­lich von die­sem ver­stan­den wer­den müs­se. Hier­bei han­delt es sich um eine Art lit­ur­gi­schen Nar­ziss­mus, bei dem sich der Mensch als Adres­sat und Zen­trum der Lit­ur­gie sieht. In Wirk­lich­keit jedoch ist die Mes­se ein hei­li­ger Voll­zug, ein gött­li­ches Gesche­hen, an dem der Mensch letzt­lich nur teil­neh­men kann, in das er sich hin­ein­neh­men las­sen muß und wel­ches er auf sich anwen­den soll, das aber im Grun­de genom­men ohne ihn sich genau­so voll­zö­ge. Nicht die Lit­ur­gie rich­tet sich an den Men­schen, son­dern der Mensch wen­det sich durch sie an Gott, der sie selbst voll­zieht, und zwar durch sei­ne Kir­che, nicht durch den Menschen.

Der Mensch, der in die Hei­li­ge Mes­se geht, an ihr teil­nimmt und dadurch auch an die­ser teil­hat, gesellt sich zu die­sem gött­li­chen Opfer, das gera­de real voll­zo­gen wird, er stellt sich bei der Hl. Mes­se geist­lich unter das Kreuz, um des­sen Gna­den auf sich her­ab­reg­nen zu las­sen. Die beten­de Teil­nah­me ist die Ursa­che der Wir­kung, die in der Teil­ha­be besteht. Die beten­de Teil­nah­me bewirkt die Teil­ha­be. Nichts ande­res steht hier­bei im Mit­tel­punkt als Gott selbst – was auf unüber­treff­li­che Wei­se durch den Hoch­al­tar zum Aus­druck kommt, bei dem Prie­ster und Volk gemein­sam in die­sel­be Rich­tung gewandt sind: ver­sus Deum.

Allei­ni­ge Auf­ga­be des Men­schen in der Hl. Mes­se ist es, das sich objek­tiv voll­zie­hen­de Gesche­hen auch sub­jek­tiv an sich selbst gesche­hen zu las­sen und es indi­vi­du­ell auf sich anzu­wen­den, indem er sich in das, was sich gera­de am Altar voll­zieht, hin­ein­be­tet. Das muß er aber für sich und ganz per­sön­lich machen, es genügt nicht, daß es „irgend­wie und all­ge­mein“ geschieht, denn der Mensch ist ein per­sön­li­ches Indi­vi­du­um, das vor Gott steht und nicht ein­fach anonym in einer Mas­se auf­geht, – und dazu bedarf es eben einer gewis­sen Stil­le, weil anson­sten das Ich zwangs­läu­fig im kol­lek­ti­ven Wir untergeht.

Frei­lich gibt es auch genü­gend Momen­te, in denen das kol­lek­ti­ve Gebet sei­nen berech­tig­ten Platz hat, – und die katho­li­sche Tra­di­ti­on hat dem gemein­schaft­li­chen Gebet reich­lich Raum gebo­ten und vie­le schö­ne Andachts­for­men ent­wickelt, die es im übri­gen wie­der­zu­be­le­ben gilt. Aber im Moment des Erlö­sungs­ge­sche­hens, das am Altar voll­zo­gen wird, muß das per­sön­li­che Inkon­takt­tre­ten mit unse­rem Erlö­ser im Zen­trum ste­hen – ganz ein­fach weil wir auch ganz per­sön­lich erlöst wer­den, und nicht in einem anony­men Kol­lek­tiv. Gera­de weil es der erha­ben­ste und wich­tig­ste Augen­blick ist, in dem sich Chri­stus selbst für mich opfert, ist es wich­tig, daß die Hei­li­ge Mes­se ein Ort ist, in dem das ganz pri­va­te, per­sön­li­che Gebet, das Inkon­takt­tre­ten mit unse­rem Hei­land im Augen­blick des Erlö­sungs­op­fers, gewähr­lei­stet ist. Und die Stil­le ist dafür eine Voraussetzung.

Es geht also nicht dar­um, durch die Stil­le jeman­den vom Heils­han­deln aus­zu­schlie­ßen, son­dern im Gegen­teil geht es gera­de dar­um, ihn hin­ein­zu­neh­men und den Weg zur per­sön­li­chen Chri­stus­be­geg­nung zu bahnen.

Eben­so wie die Stil­le ist auch das Latein nicht dazu gedacht, um aktiv den Leu­ten das Ver­ste­hen zu ver­un­mög­li­chen und sie von etwas aus­zu­schlie­ßen, son­dern auch die Tat­sa­che, daß die Lit­ur­gie in einer Spra­che voll­zo­gen wird, die nicht die akti­ve Spra­che des Vol­kes ist, erin­nert jeden ein­zel­nen sehr wohl­tu­end dar­an, daß sich die Kir­che in ihrer Lit­ur­gie nicht an den Men­schen wen­det, son­dern an den Herrgott.

Wenn die­se Tat­sa­che akzep­tiert wird und man kei­nem anthro­po­zen­tri­schen Lit­ur­gienar­ziss­mus ver­fal­len ist, soll­te dies kein Pro­blem sein. Wo man Gott jedoch aus dem Zen­trum rückt, um sich selbst Platz zu machen, ist die For­de­rung nach Ver­ständ­lich­keit eine nach­voll­zieh­ba­re For­de­rung – und zwar nur dann. Sich des­sen stets gewahr zu blei­ben ist von enor­mer Wich­tig­keit für den Glau­ben, und wir sehen, wohin es geführt hat, als man der For­de­rung nach­gab, die Mes­se laut und in der Volks­spra­che zu lesen.

Im übri­gen ist es kein Geheim­nis, was der Prie­ster am Altar betet und voll­zieht, – jedem ste­hen genü­gend Hilfs­mit­tel zur Ver­fü­gung, um trotz Latein und Stil­le die Hei­li­ge Mes­se von Anfang bis zu Ende in all ihren Tei­len mit­ver­fol­gen zu kön­nen, wer dies will. Es ist sicher eine der vali­den und soli­den Mög­lich­kei­ten, wie man am Hei­li­gen Opfer frucht­bar teil­neh­men kann, – wenn­gleich viel­leicht nicht die aller­be­ste aller Mög­lich­kei­ten. Man kann an der Hl. Mes­se sicher­lich auch frucht­brin­gend teil­neh­men, wenn man ihre ein­zel­nen Tex­te liest und betrach­tet, – noch bes­ser ist es aber, sich in ihren Voll­zug hineinzubeten.

6. Die alte Liturgie spricht den Menschen von heute nicht an

Die­sem Vor­wurf liegt der­sel­be den­ke­ri­sche Grund­feh­ler zugrun­de wie dem vori­gen: Er ent­fernt Gott aus dem Mit­tel­punkt und ersetzt ihn durch sich selbst, so als ob die Lit­ur­gie auf den Men­schen bezo­gen wäre, der in deren Mit­tel­punkt stünde.

Die ver­sam­mel­te Gemein­schaft, so meint man, „feie­re den Glau­ben“, als ob Chri­stus sozu­sa­gen nur das The­ma der Zusam­men­kunft oder einer Fei­er wäre, die gemäß den per­sön­li­chen Befind­lich­kei­ten gestal­tet wer­den sol­le, kön­ne oder müs­se. In Wirk­lich­keit ist jedoch das genaue Gegen­teil der Fall: Nicht der Mensch steht im Mit­tel­punkt, son­dern allein der Herr­gott, der sich unblu­tig am Altar opfert. Er ist zugleich Opfer­ga­be, Opfer­prie­ster und Opfer­emp­fän­ger. Es ist ein Gesche­hen, das sich hier voll­zieht, und zwar immer das­sel­be eine und ein­zi­ge Hohe­op­fer. Des­halb sind auch „the­ma­ti­sche Got­tes­dien­ste“ voll­kom­men fehl am Platz, da bereits vor­ge­ge­ben ist, wor­um es ein­zig geht. Die Hei­li­ge Mes­se ist kei­ne Gedächt­nis­fei­er, son­dern rea­ler Opfervollzug.

Zum Vor­wurf selbst sind zwei Din­ge zu erwäh­nen: Zum einen geht es von vor­ne her­ein schon ein­mal über­haupt nicht dar­um, ob die Lit­ur­gie den Men­schen „anspricht“ oder nicht, denn da die Lit­ur­gie nicht an den Men­schen gerich­tet ist, son­dern an Gott, muß sie auch gott­ge­mäß sein, und nicht men­schen­ge­fäl­lig. Das gilt zunächst ein­mal inhalt­lich, dann aber auch ästhe­tisch. Was das Inhalt­li­che angeht, ist die Vor­ga­be von Gott selbst gege­ben. Was das Ästhe­ti­sche, also das „Gestal­te­ri­sche“ betrifft, so ist auch hier zu sagen, daß das bestim­men­de Maß der Gestal­tung nicht der per­sön­li­che Geschmack – der legi­ti­mer­wei­se kon­tin­gent ist – sein kann, son­dern daß die Gren­zen vom Sakra­len und Ange­mes­se­nen gezeich­net wer­den. Inner­halb des dem Wesen der Lit­ur­gie Ent­spre­chen­den und Ange­mes­se­nen kann man zwar vari­ie­ren und wäh­len, aller­dings ist der per­sön­li­che Geschmack der Ange­mes­sen­heit unter­ge­ord­net und nicht umge­kehrt. Davon abge­se­hen: Wer soll der maß­ge­ben­de „Mensch von heu­te“ sein, an dem sich die Lit­ur­gie aus­zu­rich­ten hätte?

Zum ande­ren ist zu sagen, daß der Vor­wurf, die alte Lit­ur­gie sprä­che den heu­ti­gen Men­schen nicht mehr an, auch unab­hän­gig von der Tat­sa­che abzu­leh­nen ist, daß es gar nicht erst dar­um geht, wie wir eben gese­hen haben. Denn indem die klas­si­sche Lit­ur­gie eine in sich gott­ge­mä­ße ist, der Mensch aber an sich gott­fä­hig und nach dem Gött­li­chen stre­bend, ist die tra­di­tio­nel­le Lit­ur­gie in die­sem Sin­ne auto­ma­tisch auch eine den Men­schen „anspre­chen­de“ Lit­ur­gie, d. h. eine Lit­ur­gie, die auf jeden Fall auch eine dem mensch­li­chen Wesen ent­spre­chen­de ist. Wenn sie ihn sub­jek­tiv auch ästhe­tisch nicht anspre­chen mag, so ist sie doch jeden­falls eine Mes­se, die auch sei­nem mensch­li­chen Wesen ent­spricht. Wenn der Mensch gott­fä­hig ist, und die Lit­ur­gie gott­ge­mäß, so ist sie auto­ma­tisch auch eine Lit­ur­gie, die in einem gesun­den und rech­ten Sin­ne auch eine men­schen­ge­rech­te Lit­ur­gie ist.

7. Die alte Liturgie spaltet die Gläubigen

Die­ser Vor­wurf ist einer­seits auf die Gläu­bi­gen gene­rell bezo­gen, dann aber auch auf die Gläu­bi­gen inner­halb einer spe­zi­el­len Gemein­schaft, bei­spiels­wei­se einer Pfar­rei. In bei­den Fäl­len ist auch die­ser Vor­wurf von meh­re­ren Sei­ten her zurückzuweisen.

Einer­seits ist zu fra­gen, war­um es gera­de die alte Lit­ur­gie sein soll, die spal­tet? Der gan­ze Streit wäre nie­mals ent­facht, wenn man nicht gemeint hät­te eine neue Lit­ur­gie ent­wickeln und zwin­gend ein­füh­ren zu müs­sen. Es war durch die Ein­füh­rung der neu­en Lit­ur­gie und die auf­ge­zwun­ge­nen Ver­än­de­run­gen, daß der Streit ent­facht ist, rein histo­risch betrach­tet. Des­halb könn­te man den­sel­ben Vor­wurf erst recht den Ver­fech­tern der neu­en Lit­ur­gie machen.

Des wei­te­ren ist zu fra­gen, ob die­ser Vor­wurf der Spal­tung über­haupt auf eine der bei­den Lit­ur­gien als sol­che zutref­fend ist? Also ist wirk­lich allein die Lit­ur­gie die cau­sa effi­ci­ens der Spal­tung, oder sind die bei­den Lit­ur­gien nicht viel eher der äuße­re Aus­druck einer bereits vor­her bestehen­den, tief­grei­fen­den Diver­genz im Glau­bens­ver­ständ­nis? Frei­lich ver­stärkt die jewei­li­ge Lit­ur­gie das eine oder das ande­re Ver­ständ­nis und lei­tet zu die­sem hin, aber die Fra­ge bleibt den­noch bestehen: In den Zei­ten vor der Lit­ur­gie­re­form, (oder auch ange­nom­men, die­se hät­te nie­mals statt­ge­fun­den), gab es damals noch nicht die­se unter­schied­li­chen Denk­wei­sen in Glau­bens­be­lan­gen? Waren es nicht gera­de die­se bestehen­den Diver­gen­zen, die den Ruf nach einer Lit­ur­gie­re­form laut wer­den lie­ßen, zumin­dest bei einer nume­risch unbe­deu­ten­den intel­lek­tu­el­len Min­der­heit? Rein von der Histo­rie her betrach­tet stand am Anfang der fal­sche Gedan­ke einer klei­nen, aber ein­fluß­rei­chen intel­lek­tu­el­len Min­der­heit, zu einer Zeit als die Lit­ur­gie noch ein­heit­lich (und „triden­ti­nisch“) war. Die­se Gedan­ken woll­ten sie dann in den ver­schie­de­nen Berei­chen umge­setzt und ver­wirk­licht sehen, des­halb poch­ten sie auch auf eine Ände­rung der Lit­ur­gie: weil die alte Lit­ur­gie ihrem neu­en Den­ken und Glau­ben nicht ent­sprach. Die Lit­ur­gie ist aber ein bedeu­ten­des „Trans­port­mit­tel“ dafür, des­halb gab es eine gewis­se Dring­lich­keit. Denn die Gläu­bi­gen soll­ten nun vom her­kömm­li­chen, über­lie­fer­ten Glau­ben abge­bracht und das neue Glau­bens­den­ken imple­men­tiert wer­den – oder anders aus­ge­drückt: Man woll­te die Leu­te vom Bis­he­ri­gen abspal­ten und zu etwas Neu­em füh­ren. Die neue Lit­ur­gie hat die­se Spal­tung zwar unter den Gläu­bi­gen und auch im Kle­rus eif­rig vor­an­zu­trei­ben gehol­fen, aber der eigent­li­che Ursprung der Spal­tung, sozu­sa­gen der erste Riß, den es dann zu ver­grö­ßern galt, ging vom Den­ken eini­ger weni­ger Intel­lek­tu­el­ler aus.

Dies zeigt uns: a) Nicht das Alte spal­tet, son­dern das Neue spal­te­te vom Alten ab, und b) nicht die neue Lit­ur­gie (und schon gar nicht die alte) ist das ursprüng­li­che und daher auch ursäch­li­che Pro­blem, son­dern der neue, ande­re Glau­be, den sie ausdrückt.

Schließ­lich steht noch der Vor­wurf im Raum, nicht nur unter den Gläu­bi­gen gene­rell käme es zu Spal­tun­gen, son­dern auch inner­halb der Pfarr­an­ge­hö­ri­gen. Eine Grup­pe wür­de in die neue Mes­se gehen, eine ande­re Grup­pe in die alte. Auch die­ser Vor­wurf ist aus einem dop­pel­ten Grund zurück­zu­wei­sen. Zum einen liegt ihm eine Über­hö­hung des „Gemein­schafts­ge­dan­kens“ zugrun­de. Denn bei der Hei­li­gen Mes­se geht es nicht dar­um, zuerst unter­ein­an­der eine mensch­li­che Gemein­schaft zu bil­den und zu sein, und als sol­che dann „Mes­se zu fei­ern“ (wie man sich etwas toll­pat­schig aus­zu­drücken pflegt), wäh­rend eine ande­re Grup­pe sich von die­ser „Gemein­schaft“ abson­dern wür­de, wenn sie zu einer ande­ren Zeit oder einem ande­ren Ort zur Hl. Mes­se geht, fast als hand­le es sich um einen feind­se­li­gen Akt. Geht man in die Hei­li­ge Mes­se, so geht man nicht zu einem Gemein­schafts­event, son­dern man geht indi­vi­du­ell zum gro­ßen Opfer, das die Kir­che Gott dar­bringt. Man geht zum Opfer­ge­sche­hen, man geht zum Herr­gott und schafft so eine beson­de­re Art der Gemein­schaft mit ihm – und erst durch die­se Gemein­sam­keit der ein­zel­nen ergibt sich auto­ma­tisch auch unter­ein­an­der eine Art Gemein­schaft der Gläu­bi­gen. Sie ist aber weder Ziel noch Zweck des Meß­be­suchs, son­dern etwas, das sich aus der Situa­ti­on her­aus von selbst ergibt.

Zum ande­ren ist es so, daß auch sonst oft meh­re­re Mes­sen pro (Sonn)Tag ange­bo­ten wer­den, ohne daß dies als eine unzu­läs­si­ge „Tren­nung“ oder „Spal­tung“ der Gläu­bi­gen ange­se­hen wür­de. Wer immer in die Früh­mes­se geht, „trifft“ nie­mals den­je­ni­gen, der immer in die Abend­mes­se geht, ohne daß dies als ein Pro­blem auf­ge­faßt wür­de. Wes­halb soll es dann ein Pro­blem sein, daß der eine einer Mes­se im NOM bei­wohnt, wäh­rend der ande­re in eine VO-Mes­se geht? Wären bei­de Mes­sen im NOM, wäre dies ja auch kein Gemeinschaftsproblem.

Fazit: Ja, es gibt eine Spal­tung, ja, sie wird auch in der Lit­ur­gie sicht­bar, aber nein, die Lit­ur­gie ist nicht der eigent­li­che Grund, son­dern es ist das ande­re Glau­bens­den­ken, das in der Lit­ur­gie sicht­bar wird, und das man je nach­dem ent­we­der för­dern oder zurück­drän­gen möch­te. Lit­ur­gie ist unwei­ger­lich auch ein Denk- und Glau­bens­aus­druck, als sol­cher ein „Trans­port­mit­tel“, aber die Spal­tung ver­läuft im Den­ken und Glau­ben, und bleibt nicht bei ästhe­ti­schem und ver­ba­lem Aus­druck stehen.

8. Die Teilnehmer an der alten Messe sind auch nicht besser

Dem ist inhalt­lich viel­leicht zuzu­stim­men – jedoch als Vor­wurf nicht zuläs­sig, zumal auch ein Agno­sti­ker sagen könn­te: „Da ren­nen sie in die (neue) Mes­se und sind kei­nen Deut bes­ser als wir, die wir kei­nen Glau­ben prak­ti­zie­ren, aber ver­su­chen gute Men­schen zu sein“. Der Vor­wurf ist genau der­sel­be, und als Vor­wurf in solch einer Kon­stel­la­ti­on nicht gerecht­fer­tigt, weil man hier reli­giö­sen Glau­ben, lit­ur­gi­sche Pra­xis und mora­li­sches Ver­hal­ten mit­ein­an­der ver­mischt. Denn der Mensch ist letzt­lich immer der­sel­be, jeder Mensch ist in die­sel­be Erb­schuld ver­strickt, unab­hän­gig vom Ritus, dem er folgt. Außer­dem impli­ziert die­ser Vor­wurf, daß es eine Mes­se für die „Bes­se­ren“ gäbe, näm­lich die alte, und wer eben zu den „Schlech­te­ren“ gehört, für den sei die neue Mes­se da: Was geht man in die alte Mes­se, wenn man dann nicht bes­ser ist als jene, die in die neue Mes­se gehen? Zwar impli­ziert der Vor­wurf sei­ner Logik fol­gend genau dies, aber es wird wohl hof­fent­lich nicht wirk­lich so gemeint sein, daß es eine Mes­se für die „bes­se­ren“ und eine für die „schlech­te­ren“ gäbe. Dies ist zumin­dest nicht die Auf­fas­sung der Tradition.

Fest­zu­hal­ten ist jeden­falls, daß die Hei­li­ge Mes­se, egal ob alt oder neu, kei­ne Prä­mie und kei­ne Aus­zeich­nung für die­je­ni­gen ist, die sozu­sa­gen „gut genug“ für die­se sind. Im Gegen­teil: Natür­lich sind die Besu­cher der alten Mes­se „auch nicht bes­ser“, weil die Mes­se ja genau für den Sün­der da ist: Es ist gera­de der sün­di­ge Mensch, der um sei­ne ver­zwei­fel­te Situa­ti­on weiß, der sich des­halb unter das Kreuz Chri­sti in die Hei­li­ge Mes­se flüch­tet, da er auch weiß, daß er dort Erlö­sung erhof­fen kann und sei­ne See­le vom Blut des Lam­mes rein­ge­wa­schen wird.

Wir gehen zur tra­di­tio­nel­len Hei­li­gen Mes­se nicht des­halb, weil wir sün­den­lo­se Hei­li­ge sind (dann wür­den wir erst recht gehen wol­len!), son­dern gera­de weil wir sün­den­be­la­den und erlö­sungs­be­dürf­tig sind. Wenn man jedoch erst ein­mal sei­ne eige­ne ver­strick­te Situa­ti­on ver­stan­den hat, und wenn man dann noch (in dem Maß, in dem Gott es dem Men­schen zu erken­nen gege­ben hat) ver­stan­den hat, wie die Heils­dy­na­mik von Süh­ne­op­fer und Erlö­sung funk­tio­niert, wird einem die neue Mes­se nicht mehr als adäquat erschei­nen kön­nen. Sie ent­spricht durch ihre Zwei­deu­tig­kei­ten, Aus­las­sun­gen und Abän­de­run­gen nicht mehr dem, was sie in ihrem eige­nen Wesen ist und trotz ihrer Ände­run­gen in ihrer Sakra­men­ta­li­tät auch geblie­ben ist.

Mit dem Besuch der (alten) Mes­se ist der Ver­such ver­bun­den, gemäß sei­ner sünd­haf­ten und mensch­li­chen Situa­ti­on zu reagie­ren – und es ist ein sehr ver­nünf­ti­ges, logi­sches und rei­fes Verhalten.

Und letzt­lich sei auf die­sen „Vor­wurf“, auch wenn er als sol­cher nichts taugt, noch geant­wor­tet: Wenn nun zwei Men­schen die­sel­be Sün­de bege­hen, einer geht zur Hl. Mes­se und zur Hl. Beich­te, der ande­re nicht, so ist der­je­ni­ge, der sich in der Hl. Mes­se unter das Kreuz flüch­tet, von wo er sich Heil und Erlö­sung erhof­fen darf, noch immer bes­ser dran als der­je­ni­ge, der nicht weiß, wo er als Sün­der nun ein­mal hingehört.

Schluß

Unab­hän­gig davon, wie man selbst der klas­si­schen, über­lie­fer­ten Lit­ur­gie gegen­über ein­ge­stellt ist, ist es für alle ersicht­lich, daß der­zeit von aller­höch­ster kirch­li­cher Stel­le aus eine Art „Säu­be­rungs­ak­ti­on“ im Gan­ge ist, wel­che es zum Zie­le hat, die klas­si­sche Dog­ma­tik sowie die zu ihr gehö­ren­de Lit­ur­gie aus­zu­rot­ten. Dies geht vom Hei­li­gen Stuhl selbst aus, wie er offen und unum­wun­den durch ver­schie­de­ne Orga­ne ver­laut­bart. Auf genau die­se sehr kla­ren Aus­sa­gen und Doku­men­te beru­fen sich die ver­schie­de­nen Dekre­te auf diö­ze­saner Ebe­ne, wel­che die alte Lit­ur­gie ganz oder groß­teils unter­bin­den wollen.

Auf­fal­lend dabei ist, daß die Vor­wür­fe an die Tra­di­ti­on kaum ein­mal theo­lo­gisch-sach­li­cher Natur sind, über die man objek­tiv dis­ku­tie­ren könn­te, son­dern sehr stark auf pole­mi­schen, emo­ti­ons­ge­la­de­nen sub­jek­ti­ven Ein­drücken basie­ren. Das Niveau, auf dem die Kri­tik haupt­säch­lich basiert, ist beschä­mend tief gewor­den. Man scheint objek­ti­ven theo­lo­gi­schen Argu­men­ten gezielt aus­zu­wei­chen. Den Grund dafür zu erfah­ren wäre höchst inter­es­sant und wür­de ver­mut­lich den Weg für etwas gehalt­vol­le­re, objek­ti­ve theo­lo­gi­sche Debat­ten eröffnen.

Um zu klä­ren, ob die aktu­el­len Maß­nah­men des Hei­li­gen Stuh­les sowie, die­sem nach­fol­gend, der ver­schie­de­nen Bis­tü­mer gegen die tra­di­tio­nel­le Hei­li­ge Mes­se tat­säch­lich gerecht­fer­tigt sind, wären zuvor fol­gen­de Fra­gen zu klären:

  1. Ist die aktu­el­le Leh­re der katho­li­schen Kir­che, spe­zi­ell was die Leh­re über die Sakra­men­te sowie das Kreu­zes- und das Meß­op­fer in all des­sen Tei­len anbe­langt, noch immer iden­tisch mit der Leh­re, wie sie bis vor dem letz­ten Kon­zil galt?
    a) Wenn nein: Was gilt nicht mehr und was hat sich geän­dert?
    b) Wenn ja: War­um ist die „triden­ti­ni­sche Lit­ur­gie“ nicht mehr Aus­druck des Glau­bens der Kirche?
  1. Ist man nach Auf­fas­sung der kirch­li­chen Auto­ri­tä­ten katho­lisch, wenn man den­sel­ben Glau­ben hat, wie er bei­spiels­wei­se 1950 als katho­lisch galt?
    a) Wenn nein: Wel­chen Sta­tus hät­te man dann gemäß der Kirche?
  1. Was ist an der „triden­ti­ni­schen Mes­se“ im Kon­kre­ten falsch, so daß sie abge­schafft wer­den muß?

Wenn es wirk­lich wahr sein soll­te, was man stän­dig behaup­tet, näm­lich daß sich im Glau­ben der Kir­che nichts geän­dert hat, dann müß­te man sich ohne Pro­ble­me und Abstri­che zu all dem beken­nen, was bis zum Vor­abend des letz­ten Kon­zils galt. Kann man dies nicht, so muß man sich fra­gen, war­um nicht. Kann man es, so muß man fra­gen, war­um dann die alte Lit­ur­gie über­haupt ver­än­dert wur­de, wes­halb sie jetzt sogar völ­lig abge­schafft wer­den soll, und wes­halb das Neue „katho­li­scher“ ist als das Alte. Die Ant­wor­ten auf die­se Fra­ge wären Vor­aus­set­zung für eine ehr­li­che Debatte.

Ist man von der objek­ti­ven Rich­tig­keit der Lit­ur­gie­re­form sowie der end­gül­ti­gen Aus­rot­tung der alten Lit­ur­gie wirk­lich und aus sach­lich-theo­lo­gi­schen Grün­den über­zeugt, eben­so davon, daß es kei­nen Bruch gab, son­dern nur Kon­ti­nui­tät, so soll­te eine sach­li­che Debat­te dar­über kein Pro­blem darstellen.

Altarparament (Ausschnitt aus dem Bild von einer Meßzelebration im überlieferten Ritus in Oxford)
Altar­pa­ra­ment (Aus­schnitt aus dem Bild von einer Meß­ze­le­bra­ti­on im über­lie­fer­ten Ritus in Oxford)

*Mag. Don Micha­el Gurt­ner ist ein aus Öster­reich stam­men­der Diö­ze­san­prie­ster, der in der Zeit des öffent­li­chen Meß­ver­bots die­sem wider­stan­den und sich gro­ße Ver­dien­ste um den Zugang der Gläu­bi­gen zu den Sakra­men­ten erwor­ben hat.

Bild: New Lit­ur­gi­cal Movement 

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5 Kommentare

  1. Im Kern geht es Papst Fran­zis­kus dar­um, dass ab Grün­don­ners­tag 2023 kein ein­zi­ger Prie­ster einer Tra­di­ti­ons­ge­mein­schaft mehr sagen kann, er habe noch nie die Novus-Ordo-Mes­se zele­briert bzw. konzelebriert.

  2. Eine sehr tie­fe und sehr gut struk­tu­rier­te Abhandlung!!
    Indes ist es müßig, mit div. Ver­tre­tern der Kir­che zu dis­ku­tie­ren! Sachlich/​Theologisch gibt es von deren Sei­te kei­ne wirk­li­chen Argu­men­te; also wozu die Per­len vor die Säue wer­fen? Zudem sind sämt­li­che Erläs­se bzgl. einer sog. Ein­schrän­kung oder gar Abschaf­fung der Triden­ti­ni­schen Mes­se ungül­tig, da die­ser Ritus in „Quo pri­mum“ für alle Zei­ten fest­ge­schrie­ben ist!

  3. Ein groß­ar­ti­ger Text, vie­len Dank Don Gurt­ner. Vie­len Dank an Katho​li​sches​.info für die Veröffentlichung.

    Das Pro­blem in der gan­zen Fra­ge ist, laut mei­ner Erfah­rung, dass der nach­kon­zi­lia­re Kle­rus (und um den geht es vor allem) zwar in vie­le Rich­tun­gen auf Offen­heit getrimmt wur­de, aber in Rich­tung Tra­di­ti­on und über­lie­fer­ten Ritus auf Mau­ern. Es wird gemau­ert. Bei bestimm­ten Stich­wör­tern fah­ren sofort die Pan­zer­mau­ern hoch. Das The­ma wur­de tabui­siert. Man darf nicht dar­über reden. So wird es wohl ein­ge­trich­tert, sonst kann ich mir das nicht erklä­ren. Ich den­ke ent­setzt an einen Prie­ster, einen guten Prie­ster, der beim Stich­wort Wigratz­bad, dem Prie­ster­se­mi­nar der Petrus­bru­der­schaft, sich nicht ent­blö­de­te, reflex­ar­tig zu sagen, wenn er die Gesich­ter der dor­ti­gen Semi­na­ri­sten sehe, habe er den Ein­druck, mit denen „stim­me etwas nicht“. So tief unter der Gür­tel­i­nie wird „argu­men­tiert“. Das genann­te Bei­spiel ist 20 Jah­re her. Eine sol­che Hal­tung muss irgend­wo her­kom­men. Ich fin­de nur eine Erklä­rung: Es wird dem Prie­ster­nach­wuchs des Novus Ordo ein­ge­bläut. Sie wis­sen vor allem eines, was sie nicht den­ken und nicht mögen dür­fen. Eben­so wie sie wis­sen, was sie bedin­gungs­los ver­tei­di­gen müs­sen: das Zwei­te Vati­ca­num. Wie halt­los das ist, ergibt sich von selbst.

    Die­ses Tabu muss über­wun­den wer­den. Es ist das Ver­dienst von Papst Bene­dikt XVI., es mit Sum­morum Pon­ti­fi­cum ver­sucht zu haben. Durch­aus erfolg­reich. Das erklärt, war­um Papst Fran­zis­kus sei­nen Feld­zug dage­gen führt, weil nicht sein kann, was nicht sein darf…

  4. Exzel­len­te Ana­ly­se, Don Gurt­ner! Ich kann Ihnen nur bewun­dernd bei­pflich­ten. Ich selbst besu­che bei­de For­men der Hl. Mes­se, wobei ich die alte ein­deu­tig prä­fe­rie­re, seit­dem ich sie im Herbst letz­ten Jah­res ken­nen­lern­te. Als ich zum ersten­mal die Tex­te mit­be­te­te, durch­zuck­te am Anfang des Stu­fen­ge­be­tes wie ein Blitz die Erkennt­nis, daß dies die rich­ti­ge Art und Wei­se ist, die Mes­se zu zele­brie­ren. Ich hof­fe nur, daß sie nicht ver­bo­ten wird.

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