(Rom) Gestern herrschte in Rom Kaiserwetter. Den römischen Kaiser gibt es allerdings seit 1806 nicht mehr. Das Römische Reich ist seither sistiert, das heißt ruhend gestellt. In Rom allerdings, wo es mehr als tausend Jahre zuvor, am Heiligen Abend des Jahres 800, durch die Krönung Karls des Großen wiederbelebt worden war, gibt es mit den deutschen Nationalstiftungen auch noch letzte Überbleibsel. Bei diesem Kaiserwetter fand gestern die Liturgie des Palmsonntags nach drei Jahren wieder auf dem Petersplatz statt.
Mehr noch: Überhaupt war es gestern die erste Zeremonie, die seit zwei Jahren wieder auf dem prächtigen Platz vor dem Petersdom stattfand.
Erstmals bestand auch wieder allgemeiner und freier Zugang für die Gläubigen. Der Platz zeigte sich nach der langen Zeit regelrechter Verwaisung wieder seinem Zweck zugeführt. Lange Zeit fand gar nichts auf dem Platz statt. Erst seit April 2021 wurde zumindest an Sonntagen der Angelus von Papst Franziskus am Fenster des Apostolischen Palastes gehalten und dazu Gläubige auf den Platz gelassen.
Ein ungewohntes Bild bot sich daher gestern: Der Petersplatz war im Vergleich zu den vergangenen 27 Monaten gut gefüllt. Es scheinen Bilder aus einer anderen Zeit zu sein. Man hatte sich ihrer fast entwöhnt.
Neu ist auch noch ein weiteres Bild, das vor zwei Jahren, also vor Beginn der Corona-Krise, noch nicht gesehen wurde: Papst Franziskus ließ sich mit dem Papamobil über den Petersplatz fahren, um die Gläubigen am Ende der Zeremonie zu begrüßen. Dieses Fahrzeug, das Johannes Paul II. anschaffte, war von Franziskus auf bei seiner jüngsten Pastoralreise auf Malta benützt worden. Obwohl bereits das zehnte Jahr des Pontifikats von Franziskus begonnen hat, zeigt es noch das Wappen von Benedikt XVI.
Wegen seiner Gehprobleme ließ sich Franziskus gestern auf den Petersplatz fahren, allerdings nicht mit dem Papamobil, sondern mit einem anderen Auto, das die Rampe zum oberen Vorplatz hinauffuhr und Franziskus direkt an der dort errichteten Altarinsel aussteigen ließ.
Anders als noch vor drei Jahren nahm Franziskus auch nicht an der Palmprozession teil, sondern assistierte von der Altarinsel aus. Jüngst hatte er in einem Interview von anhaltenden Knieschmerzen gesprochen, die sich jedoch bessern würden. Ende Februar mußte er deshalb seinen Besuch in Florenz absagen und konnte auch nicht die Liturgie am Aschermittwoch zelebrieren.
Die Fassade des Petersdomes war gestern mit Wandteppichen geschmückt, die neben dem päpstlichen Wappen den Erzengel Michael und den heiligen Josef zeigten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshots)