
Gestern nachmittag begab sich Papst Franziskus ins Hotel Ergife Palace, wo die Herbstvollversammlung der Italienischen Bischofskonferenz eröffnet wurde. Der Papst ist als Bischof von Rom automatisch Vorsitzender der Bischofskonferenz, ernennt allerdings für die Ausübung dieser Funktion einen geschäftsführenden Vorsitzenden. Vor dem offiziellen Beginn verteilte Franziskus an jeden Bischof eine gedruckte Karte mit dem Bild des Guten Hirten, und den von ihm verfaßten „Seligpreisungen des Bischofs“.
Die Seligpreisungen des Bischofs
Selig der Bischof, der aus Armut und Anteilnahme seinen Lebensstil macht, denn durch sein Zeugnis errichtet er das Himmelreich.
Selig der Bischof, der sich nicht scheut, sein Gesicht mit Tränen zu benetzen, auf daß sich in ihnen die Schmerzen der Leute sowie die Anstrengungen der Priester widerspiegeln, denn er wird in der Umarmung derer, die leiden, die Tröstung Gottes finden.
Selig der Bischof, der sein Amt als Dienst und nicht als Macht ansieht, der Sanftmut zu seiner Stärke macht und jedem Heimatrecht in seinem Herzen gibt, um das den Sanftmütigen verheißene Land zu bewohnen.
Selig der Bischof, der sich nicht in den Regierungspalästen einschließt, der kein Bürokrat wird, der mehr auf Statistiken als auf Gesichter, mehr auf Prozeduren als auf Geschichten achtet, der versucht, an der Seite des Menschen für Gottes Traum von Gerechtigkeit zu kämpfen, denn der Herr, dem er in der Stille des täglichen Gebets begegnet, wird seine Nahrung sein.
Selig der Bischof, der ein Herz für das Elend der Welt hat, der sich nicht scheut, sich die Hände mit dem Schlamm der menschlichen Seele schmutzig zu machen, um das Gold Gottes zu finden, und der sich nicht über die Sünde und Zerbrechlichkeit anderer empört, weil er sich seines eigenen Elends bewußt ist, denn der Blick des auferstandenen Gekreuzigten wird für ihn das Siegel unendlicher Vergebung sein.
Selig der Bischof, der die Falschheit des Herzens von sich stößt, der jede zweideutige Dynamik vermeidet und der auch inmitten des Bösen vom Guten träumt, denn er wird imstande sein, sich über das Angesicht Gottes zu freuen, dessen Widerschein er in jeder Pfütze der Stadt der Menschen aufspüren wird.
Selig der Bischof, der Frieden wirkt, der die Wege der Versöhnung begleitet, der im Herzen der Priesterschaft den Keim der Gemeinschaft aussät, der eine gespaltene Gesellschaft auf dem Weg der Versöhnung begleitet, der jeden Mann und jede Frau guten Willens an der Hand nimmt, um Brüderlichkeit aufzubauen: Gott wird ihn als seinen Sohn erkennen.
Selig der Bischof, der sich nicht scheut, für das Evangelium gegen den Strom zu schwimmen und sein Gesicht „hart“ wie jenes von Christus zu machen, als er nach Jerusalem ging, ohne sich von Verständnislosigkeit und Hindernissen aufhalten zu lassen, weil er weiß, daß das Reich Gottes im Widerspruch zur Welt voranschreitet.
Text/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
„Selig der Bischof, der die Falschheit des Herzens von sich stößt, der jede zweideutige Dynamik vermeidet“
Die Worte hört‘ ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.
Selig der Bischof, der den Willen Gottes und nicht der Menschen tut.
Selig der Bischof, der die Tradition der Kirche nicht den Wölfen zum Fraß vorwirft.
Selig der Bischof, der um den Namen Christi Willen verfolgt und von allen gehasst wird.