
(Rom) Am 8. November fand eine Zusammenkunft zwischen Papst Franziskus und den Dikasterienleitern statt. Dabei sprach sich das Kirchenoberhaupt energisch für die Verteidigung des Beichtgeheimnisses aus.
Am 8. November wurde vom vatikanischen Presseamt im Tagesbulletin eine Kurzmitteilung veröffentlicht:
„Am heutigen Vormittag führte der Heilige Vater Franziskus im Apostolischen Palast des Vatikans den Vorsitz einer Versammlung der Dikasterienleiter der Römischen Kurie.“
Solche Treffen werden immer erst nachträglich bekanntgegeben. Über den Inhalt erfährt man nichts. Darüber berichtete nun aber Franca Giansoldati, die bergoglianische Vatikanistin des römischen Messaggero. Sie verfügt über einen guten Draht in das päpstliche Umfeld. Es ist daher davon auszugehen, dass ihre „Enthüllung“ von Santa Marta gewünscht ist.
Die päpstliche Botschaft an die Römische Kurie sei eindeutig gewesen, so Giansoldati. Diese Botschaft soll auch öffentlich gehört werden:
„Das Beichtgeheimnis gilt auch für die Priester, die Mißbrauch begangen haben.“
Papst Franziskus erklärte seinen ranghöchsten Mitarbeitern, fest entschlossen zu sein, sich jedem Druck zu widersetzen, der auf eine Aufhebung des Beichtgeheimnisses drängt – auch wenn es um sexuellen Mißbrauch an Minderjährigen geht. Das Beichtgeheimnis sei eine Einheit und unantastbar. Giansoldati zitiert den Papst wörtlich:
„Das Beichtgeheimnis ist heilig und unantastbar. Ein Punkt, der unumstößlich und unanfechtbar bleiben wird. Um ihn zu verteidigen, bin ich bereit, mein ganzes lehramtliches Gewicht einzusetzen“.
Dazu schreibt die Vatikanistin:
„Mit diesen Worten sorgte der Papst bei der jüngsten Sitzung der Dikasterienleiter für eine ernste Atmosphäre im Raum, in dem er mit seinen engsten Mitarbeitern in der Kurie zusammenkam. Franziskus faßte die jüngsten Auseinandersetzungen vor den anwesenden Kardinälen und Bischöfen zusammen.“
Konkret geht es um eine Kontroverse auf diplomatischer Ebene zwischen Frankreich und dem Heiligen Stuhl. Im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen päderastische Kleriker erhoffen sich nicht nur in Frankreich Staatsanwälte und Richter durch eine Aufhebung des Beichtgeheimnisses eine effizientere Strafverfolgung. Hintergrund sind die schockierenden Enthüllungen über das Ausmaß des Mißbrauchsskandals in Frankreich. Dabei handelt es sich zwar nur um Schätzungen und einen Zeitraum von 70 Jahren, dennoch bleibt trotz aller Abstriche das Ausmaß enorm.
Richter Jean-Marc Sauvé meinte in Richtung Bischöfe, der Weg zur Ausmerzung des Mißbrauchsübels sei die Abschaffung des Beichtgeheimnisses in diesem Bereich. Er löste damit eine heftig geführte Debatte aus, die Premierminister Jean Castex veranlaßte, am 8. Oktober Papst Franziskus im Rahmen einer Privataudienz darauf anzusprechen.
Franziskus gab seinem Gast bereits damals zu verstehen, daß die Diskussion darüber erst gar nicht zu beginnen brauche, denn daran sei nicht zu denken. Das Beichtgeheimnis könne nicht nach Taten aufgesplittert werden. Es gelte immer und uneingeschränkt. Daran sei nicht zu rütteln. Jede Verletzung des Beichtgeheimnisses sei ein Sakrileg und daher nicht mit einem weltlichen Berufsgeheimnis oder staatlichen Dienstgeheimnis vergleichbar, das unter bestimmten Bedingungen aufgehoben oder von dem entbunden werden könnte.
Bereits Kardinal Vincent Nichols, der Erzbischof von Westminster und Primas von England und Wales, hatte vor der unabhängigen Untersuchungskommission zum klerikalen Mißbrauch in seinem Land erklärt:
„Die Priester würden lieber sterben oder ins Gefängnis gehen, als das Beichtgeheimnis zu brechen.“
Man hätte „nur zuhören“ müssen, fügte Giansoldati in ihrem Artikel hinzu.
Vor drei Jahren teilte die Apostolische Pönitentiarie der Royal Commission mit, daß die Kirche jede Zusammenarbeit zur Bekämpfung und Strafverfolgung päderastischer Straftäter leisten werde mit einem Vorbehalt: Die Verletzung des Beichtgeheimnisses ist davon ausgenommen.
Der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz Eric de Moulins-Beaufort hatte nach der Veröffentlichung des Schockberichts unter dem Eindruck des öffentlichen Aufschreis gesagt, es sei nun nötig, die Natur der Beichte „in Einklang“ zu bringen mit der Notwendigkeit, die Kinder zu schützen. Papst Franziskus wollte offenbar klarstellen, was damit nicht gemeint sein könne.
Am 26. November wird Papst Franziskus den französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron in Audienz empfangen. Die Aufmerksamkeit richtet sich in diesem Zusammenhang auch auf die schwelende Kontroverse.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube (Screenshot)
Heiliger Johannes Nepomuk stehe ihnen bei in ihrem Kampf um das Beichtgeheimnis
Man glaubt es kaum
Das Beste von ihm bisher Gehörte.
Es stärkt die öffentliche Position von Franziskus, wenn seine Priester einer unantastbaren Schweigepflicht unterliegen. Egal welcher Karneval am Altar inszeniert wird.