
(Rom) Im gestrigen Tagesbulletin des vatikanischen Presseamtes wurde die Ernennung eines neuen Amtsleiters in der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung bekanntgegeben.
In der offiziellen Mitteilung heißt es knapp:
„Der Heilige Vater hat Hochwürden Enda Edward Murphy, Offizial desselben Dikasteriums, zum Amtsleiter in der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung ernannt.“
Die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung gliedert sich in vier Ämter. Die ersten beiden sind der Liturgie gewidmet, das dritte der Sakramentenordnung und das vierte der sakralen Kunst und Musik. Letzteres, das jüngste, wurde 2012 von Papst Benedikt XVI. errichtet, um diesem Bereich, der bis dahin beim Päpstlichen Kulturrat angesiedelt war, größeres Gewicht im Sakralbau und der Liturgie zu geben.
Welches Amt der neue Amtschef leiten wird, wurde nicht bekanntgegeben. Seit der Emeritierung von Kardinal Robert Sarah als Präfekt der Gottesdienstkongregation am 20. Februar und der Promulgation des Motu proprio Traditionis custodes am 16. Juli werden Veränderungen an der Kongregation mit großer Aufmerksamkeit beobachtet.

Enda Murphy stammt aus dem nordirischen Derrylin (irisch-gälisch/ga. Doire Loinn) in der Grafschaft Fermanagh (ga. Fir Manach). Er wurde 2001 zum Priester der irischen Diözese Kilmore (ga. Cille Móire) geweiht, zu der auch Teile der Grafschaft Fermanagh in Nordirland (Vereinigtes Königreich) gehören. Er konnte seine theologischen Studien, die er in Belfast begonnen hatte, an der Gregoriana in Rom fortsetzen. 2014 promovierte er in Liturgiewissenschaften am Päpstlichen Liturgischen Institut des Päpstlichen Athenaeum Sant’Anselmo in Rom, wo er zuvor bereits das Lizentiat in diesem Fach erworben hatte. Er lehrt am Institutum Liturgicum in London und ist Gastprofessor an der Katholischen Universität Löwen. 2015 wurde er als Offizial an die Gottesdienstkongregation berufen.
Auf der Facebook-Seite des Institutum Liturgicum wird der Betrachter mit einer Fotomontage von Papst Paul VI. und Msgr. Annibale Bugnini begrüßt, der als „großer Sekretär“ dieses Papstes gerühmt wird.
Die Gottesdienstkongregation wurde von Papst Franziskus personell seit 2016 grundlegend umgebaut. Das betrifft nicht nur die Amtsträger und Mitarbeiter der Kurienbehörde, sondern auch die Mitglieder derselben, also Kardinäle und Bischöfe.
Im vergangenen Mai verteilte Franziskus die Führungspositionen neu, was als „Rückkehr Bugninis“ an die Gottesdienstkongregation verstanden wird. Msgr. Annibale Bugnini (1912–1982) war der Baumeister des Novus Ordo Missae, der mit der Liturgiereform von 1969/70 eingeführt wurde. Der Einfluß der Bugnini-Schule an der Römischen Kurie wurde erst durch die Wahl von Papst Benedikt XVI. zurückgedrängt. Papst Franziskus hat diese Neuordnung Benedikts inzwischen weitgehend wieder beseitigt.
Am 30. August hatte Franziskus die von ihm im Mai neuernannte Führungsebene der Kongregation in Audienz empfangen. Über den Inhalt des Gesprächs wurde nichts bekanntgegeben. Am Tag zuvor hatte er seinen Zeremonienmeister Msgr. Guido Marini seines Amtes entbunden, den er von Papst Benedikt XVI. übernommen hatte. Ein neuer Zeremonienmeister wurde noch nicht ernannt.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL/Institutum Liturgicum (Screenshot)