
Gedanken von Martha Burger*
Viele Bischofskonferenzen weltweit setzen zur Eindämmung der Corona-Infektionen auf die Durchsetzung der Handkommunion. Der Zwang zur Handkommunion beseitigt die Mundkommunion. Das scheint vielen Bischöfen einerlei und manchen vielleicht sogar gelegen zu sein.
Nach wie vor gilt in vielen Ländern der Zwang zur Handkommunion, so auch in den deutschsprachigen Ländern. Für diese Maßnahme berufen sich die Bischöfe auf Papst Franziskus und dessen Vorschriften in seiner Diözese Rom. Die Anti-Corona-Maßnahmen wurden von den Bischöfen auch während der Sommermonate nicht gelockert. Dabei ist bekannt, dass die Viruslast nach jedem Winter nachlässt und im April faktisch verschwindet – um natürlich mit Einbruch der kalten Jahreszeit wieder aufzutreten. Seit Corona scheinen Regierungen, aber auch tonangebende Mediziner (Regierungsberater und Vorsitzende der Ärztekammern) elementare Kenntnisse vergessen zu haben. Vielmehr scheinen sie sich, so der Eindruck, an manche absichtlich nicht mehr erinnern zu wollen.
In den Kirchen gibt es seit 18 Monaten kein Weihwasser mehr. Das schmerzt mich bei jedem Betreten eines Gotteshauses. Die Kirchenbänke sind auch im Sommer teilweise gesperrt und die Handkommunion gilt verpflichtend für alle. Für den überlieferten Ritus wird mehr oder weniger offiziell eine Ausnahme geduldet. Dem aber will Papst Franziskus ohnehin den Garaus machen.
Die Kirche verzichtet damit auf ein Sakramentale und gibt ein Verhalten auf, das seit dem Letzten Abendmahl gilt, wie Don Nicola Bux, einer der renommiertesten Liturgen und Freund von Benedikt XVI., im vergangenen März klarstellte:
„Aus der Prüfung des griechischen Evangelientextes lässt sich überhaupt nicht ableiten, dass der Leib Christi in die Hand gelegt wurde.“
Obwohl durch Dispens seit den 70er Jahren die Bischofskonferenzen für ihr Gebiet auch die Handkommunion zulassen können, hält die Kirche daran fest, dass die Mundkommunion die eigentliche Form des Kommunionempfangs ist. Die Handkommunion ist die Ausnahme, die zusätzlich gewährt wurde, weil im deutschen Sprachraum seit den 60er Jahren eine Annäherung an den Protestantismus gesucht wurde.
Frühzeitig betonten katholische Ärzte, dass die Maßnahme wenn nicht sogar kontraproduktiv, dann zumindest unlogisch ist, denn die Mundkommunion sei im Vergleich zur Handkommunion die sicherere Form des Kommunionempfangs. Wie die meisten Regierungen, allen kritischen Zwischenrufen oder Protesten zum Trotz, ihre Corona-Agenda zugunsten von Big Pharma und einem seltsamen Drang zur Maßregelung der eigenen Bürger durchziehen, so geben sich auch die Bischofskonferenzen taub für solche Hinweise.
Nun bestätigt eine neue Studie, was Fachleute wie Prof. Filippo Maria Boscia, Vorsitzender der Vereinigung Italienischer Katholischer Ärzte (AMCI), schon im Mai 2020 sagten:
„Als Arzt bin ich überzeugt, dass die Handkommunion weniger hygienisch und damit weniger sicher ist als die Mundkommunion. Fest steht, dass die Hände die am stärksten den Krankheitserregern ausgesetzten Körperteile sind. Die Mundkommunion ist daher sicherer als die Handkommunion. Die Hände, wie gesagt, greifen alles an. Die Handkommunion ist daher definitiv ansteckender. In Afrika habe ich Eingriffe in einem Operationssaal durchgeführt, der an einer staubigen Straße lag. Keine günstigen Voraussetzungen, doch es wurde deshalb niemand krank. Das war für diese Menschen kein Risiko.“
Eine in der Fachzeitschrift Science veröffentlichte Studie besagt, dass sowohl SARS-CoV‑2 als auch andere Atemwegsviren hauptsächlich durch Aerosole verbreitet werden. Die Infektionen erfolgen nicht durch Kontakt mit kontaminierten Oberflächen.
Das bedeutet einen Paradigmenwechsel, denn bisher wurde primär angenommen, dass Atemwegsviren wie Influenza, Masern oder Rhinoviren durch Tröpfchen von Infizierten verbreitet werden, die andere Menschen durch Niesen oder Husten treffen. In Folge wurde angenommen, dass durch Tröpfchen kontaminierte Oberflächen wie Türklinken, Kirchenbänke usw. durch Kontakt Infektionen verursachen könnten.
Diese bisherige Annahme geht auf Charles Chapin zurück, der sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufstellte. Sie kann aber nicht die Innenraum-Infektionen während der aktuellen Coronaviren-Verbreitung erklären, die faktisch die Gesamtheit der Infektionen ausmachen. Um genau diese zu verstehen, hat eine multidisziplinäre Expertengruppe aus den USA, Israel und Taiwan eine Vielzahl wissenschaftlicher Dokumentationen gesichtet und die Ergebnisse diese Woche in der Fachzeitschrift Science publiziert.
Die Studiengruppe nennt als „wahrscheinlichste“ Verbreitungsform eine Übertragung durch die Luft. Die Infektionen, so die Erkenntnis aus der Auswertung, traten in faktisch allen Fällen beim Einatmen der Luft in einem „schlecht belüfteten Raum“ auf, in dem sich die Infizierten „mehr als eine Stunde“ ohne Masken oder anderen Schutz aufgehalten hatten.
„Die inhalative Übertragung von virusbeladenen Aerosolen wurde lange Zeit unterschätzt. Es ist an der Zeit, konventionelle Präventionsmodelle zu überprüfen und anzupassen“, so die Studienleiterin Chia C. Wang, Infektiologin aus Seattle (Washington), die unter anderem am Swedish Medical Center-Cherry Hill und am Virginia Mason Medical Center tätig ist.
Die neue Studie stützt die Annahme, dass es nicht sinnvoll ist, wenn von den Gläubigen die Handkommunion erzwungen, aber die sicherere Mundkommunion verboten wird. Unangemessen ist in Folge vor allem die Rechtfertigung, dass dies „zum Schutz“ der Gläubigen und der Priester geschehe. Die Mundkommunion ist die seit dem Letzten Abendmahl überlieferte Form der Kommunionspendung. Sie entspricht seit zwei Jahrtausenden der Frömmigkeit und Ehrfurcht vor dem Allerheiligsten. Und wie sich zeigt – wie könnte es auch anders sein –, handelt es sich dabei auch um die sicherste Form der Kommunionspendung. Zudem: Wurde bisher ein Fall bekannt, daß sich ein Gläubiger durch die Mundkommunion mit dem Coronavirus infiziert hätte?
Nach anderthalb Jahren ist es an der Zeit, dass die Bischöfe daraus ihre Schlussfolgerungen ziehen und die bisherige Zwangspraxis, die gegen das kanonische Recht verstößt, überprüfen.
*Martha Burger, Studium der Geschichte und Psychologie, nach einigen Jahren Kinderpause wieder bei Katholisches.info dabei.
Bild: InfoCatolica