
(Bogota) Es gibt Geschichten, die gibt es gar nicht oder, besser gesagt, sollte es gar nicht geben. In Kolumbien bestätigte der Oberste Gerichtshof die Entscheidungen eines Berufungsgerichts, daß sich eine „faktische Ehe“ zwischen einem Polizisten und einem Priester nicht nachweisen lasse. Eine solche habe daher nicht existiert.
Der Polizist hatte auf Anerkennung einer „faktischen Ehe“ zwischen ihm und einem 2012 verstorbenen katholischen Priester geklagt, offenbar um als dessen Erbe gelten zu können. Die damit befaßten Gerichte gelangten jedoch zum Ergebnis, daß sich eine solche „eheliche Gemeinschaft“ zwischen den genannten Personen nicht nachweisen läßt. Diese Entscheidung wurde vergangene Woche in letzter Instanz vom Obersten Gerichtshof bestätigt.
Der Polizist hatte angegeben, in einer „langjährigen eheähnlichen Lebensgemeinschaft“ mit dem verstorbenen Priester gelebt zu haben. Er und der Priester hätten „neun Jahre lang Bett und Tisch, Ausgaben und Unterkunft“ geteilt, wie ein „normales Paar“.
Der Oberste Gerichtshof sah jedoch keine ausreichenden Beweise vorhanden, die diese Behauptung stützen. Widerspruch und Leugnung der Behauptungen durch angehörte Zeugen haben für die Richter überwogen, die in ihrem Urteil schreiben: „Es gibt nur wenige Details über Erfahrungen eines konstanten Zusammenlebens als Paar.“ Nachgewiesen werden konnten laut Gericht nur „sporadische Begegnungen“.
Es seien zwar Beweise vorgebracht worden, daß der Polizist und der Priester gemeinsam Urlaub machten, dennoch gelangte das Gericht zum Schluß, daß es zu Lebzeiten der beiden Personen keine Hinweise gab, ein „gemeinsames Leben öffentlich“ machen zu wollen. Posthum sei durch den Tod einer der beiden Personen dieser Mangel nicht mehr zu beheben.
Das Gericht stellte dabei nicht in Zweifel, daß eine homosexuelle Beziehung zwischen den beiden Personen bestanden hatte. Daraus lassen sich aber keine ausreichenden Elemente ableiten, so die Richter, daß die Voraussetzungen oder die Absicht zu einer „ehelichen“ Gemeinschaft und einem entsprechenden Zusammenleben und „Lebensprojekt“ gegeben waren.

Durch die „geringe Kontinuität“ aufgrund bloß „sporadischer Begegnungen“ seien die Anforderungen für eine „faktische Ehe“ nicht erfüllt gewesen. Daran ändere auch nichts, daß sich die Begegnungen über neun Jahre hinzogen. Vielmehr sahen die Richter in der langen Dauer im Vergleich zu den geringen Belegen die Behauptung des klagenden Polizisten widerlegt. Dieser habe nur wenige Fotos, aber sonst keine Aufzeichnungen über eine Beziehung erbringen können, die neun Jahre gedauert habe. Das sei zu wenig, um daraus die geforderten Schlußfolgerungen ableiten zu können.
Der Oberste Gerichtshof bestätigte damit das Urteil des Berufungsgerichts von Cundinamarca, das die erstinstanzliche Anerkennung der homosexuellen Verbindung als „faktische Ehe“ annulliert hatte.
Wenn die Staaten Gesetze erlassen, die dem Naturrecht widersprechen, und der Papst die kirchliche Morallehre zur Homosexualität abschwächt und vor dem Problem der Homosexualität im Klerus (siehe sexueller Mißbrauchsskandal) die Augen verschließt, werden die Öffentlichkeit und die Gerichte in Zukunft öfter mit solchen Fällen konfrontiert werden – die das Ansehen der Kirche schädigen sowie Menschen verwirren und von der geoffenbarten Wahrheit wegführen.
Auf Twitter wurde die Entscheidung mit dem Logo der kommunistischen kolumbianischen Terrororganisation FARC und deren Motto „Weder vergeben noch vergessen“ quittiert.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Twitter (Screenshots)