Alfons Adam – Nachruf auf einen Unbeugsamen

"Für Heuchler und zeitgeistdienerische Feiglinge hatte er nicht viel übrig"


RA Alfons Adam (1944–2021)
RA Alfons Adam (1944–2021)

Von Georg Imma­nu­el Nagel

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In der Nacht von Sonn­tag auf Mon­tag, also am 3. Mai 2021, etwa um 3 Uhr, ist Alfons Adam, nach kur­zer, schwe­rer Krank­heit, im Alter von 76 Jah­ren im Kran­ken­haus St. Pöl­ten aus die­ser Welt geschie­den. Dies kam über­ra­schend, denn trotz gewis­ser gesund­heit­li­cher Pro­ble­me war Alfons noch unge­bro­chen im Ein­satz und an der Orga­ni­sa­ti­on ver­schie­de­ner poli­ti­scher Akti­vi­tä­ten beteiligt.

Alfons Adam wur­de am 1. August 1944 in Kärn­ten gebo­ren. Mit sei­ner Frau Ger­lin­de, der er bis zu ihrem Able­ben im Jahr 2016 aufs Innig­ste ver­bun­den blieb, hat­te er sie­ben Kin­der in die Welt gesetzt. Als pro­mo­vier­ter Jurist konn­te er in sei­nem Metier bald ein gewis­ses Anse­hen erlan­gen und so betrieb er bis zu sei­ner Eme­ri­tie­rung eine Rechts­an­walts­kanz­lei an einer pro­mi­nen­ten Adres­se in der Wie­ner Alt­stadt und spä­ter in Neu­leng­bach. Im Gegen­satz zu den mei­sten ande­ren nutz­te er die Sicher­heit sei­ner Posi­ti­on für einen rast­lo­sen Ein­satz gegen den lin­ken Ungeist, wobei er sich nie­mals scheu­te, auch hei­ße Eisen anzu­fas­sen. Gefe­stigt von tie­fen sitt­li­chen Über­zeu­gun­gen wur­de er zu einem der bekann­te­sten katho­lisch-kon­ser­va­ti­ven Akti­vi­sten in Öster­reich. Wenn­gleich er die­sem Milieu ent­stamm­te, erfuhr er kaum Unter­stüt­zung aus dem schwar­zen Lager. Weder bei der Amts­kir­che noch bei der Öster­rei­chi­schen Volks­par­tei war Alfons wohl­ge­lit­ten. Für Heuch­ler und zeit­geist­die­ne­ri­sche Feig­lin­ge hat­te er aber ohne­hin nicht viel übrig.

Ein beson­de­res Anlie­gen war Alfons der Lebens­schutz, für den er sich in den 1970er-Jah­ren zu enga­gie­ren begann. Schließ­lich wur­de 1984 von ihm für die­sen Zweck auch der Ver­ein „PRO VITA – Bewe­gung für Men­schen­recht auf Leben“, der sich wie kaum eine ande­re Grup­pe in Öster­reich gegen die Abtrei­bung ein­setzt, gegrün­det. Gro­ße media­le Auf­merk­sam­keit brach­te vor allem auch der von ihm ins Leben geru­fe­ne „Marsch für die Fami­lie“, der all­jähr­lich als Gegen­de­mo zur kul­tur­mar­xi­sti­schen „Regen­bo­gen­pa­ra­de“ ver­an­stal­tet wur­de. Die­ser Initia­ti­ve kommt das Ver­dienst zu, fast die ein­zi­ge Gegen­stim­me wider den staat­lich ver­ord­ne­ten Homo­se­xu­el­len­kult und den absur­den Gen­der-Wahn zu sein.

Ein par­tei­po­li­ti­scher Aus­flug mit „Die Chri­sten“ (2005) und spä­ter mit „Die Chri­sten-Alli­anz“ (2008) kam über eine sym­bo­li­sche Wir­kung nicht hin­aus. Alfons enga­gier­te sich vie­le Jah­re lang im Wie­ner Aka­de­mi­ker­bund sowie eini­gen ande­ren Grup­pen und war Alter Herr der K.Ö.St.V. Austria-Wien. Auch ein gro­tes­ker Gesin­nungs­pro­zess, der sich lan­ge hin­zog und ihm schließ­lich eine Ver­ur­tei­lung nach dem ver­fas­sungs­wid­ri­gen Gum­mi­pa­ra­gra­phen „Her­ab­wür­di­gung reli­giö­ser Leh­ren“ ein­brach­te, hielt ihn kei­ne Sekun­de davon ab, sich wei­ter für das ein­zu­set­zen, was er für rich­tig hielt.

Unbe­wusst traf ich Alfons das erste Mal im Febru­ar 2015 bei einer von mir orga­ni­sier­ten PEGI­DA-Demon­stra­ti­on, wo er mit einem Trans­pa­rent im Publi­kum stand. Da mir sein Ein­satz gegen die Deka­denz­er­schei­nun­gen unse­rer Zeit auf­ge­fal­len war, schrieb ich ihn eini­ge Mona­te spä­ter an, um ihm eine gemein­sa­me Kund­ge­bung vor­zu­schla­gen. Alfons ant­wor­te­te mir umge­hend begei­stert, dass er mich ohne­hin schon längst ken­nen­ler­nen woll­te. Nach dem ersten Tref­fen war klar, dass uns eine non­kon­for­mi­sti­sche Ein­stel­lung ver­band. Wie er mir offen­bar­te, hat­ten ihm ande­re davon abge­ra­ten, mit mir zusam­men­zu­ar­bei­ten, da ich nach deren Mei­nung „zu radi­kal“ sei. Dies war ihm jedoch egal, da die­se Leu­te „eh nur groß reden, aber nichts machen“ wür­den und ihre Ansich­ten zudem aus der Zei­tung, sprich vom poli­ti­schen Geg­ner hät­ten. Die stän­di­gen Ver­leum­dun­gen der Lügen­pres­se waren Alfons herz­lich egal. Wie er mir scher­zend erzähl­te, sei er einst „ganz stolz“ gewe­sen, im vom kom­mu­ni­sti­schen DÖW her­aus­ge­ge­be­nen „Hand­buch des Rechts­extre­mis­mus“ sozu­sa­gen „lobend erwähnt“ wor­den zu sein.

Obwohl Alfons und ich durch­aus aus unter­schied­li­chen Ecken des poli­ti­schen bzw. welt­an­schau­li­chen Spek­trums kom­men, scheu­te er sich nicht, mit mir im Jahr 2015 die Grup­pe „OKZIDENT – Ver­ein zur För­de­rung von Rechts­staat­lich­keit“ zu grün­den. Er war der Mei­nung, dass sich die Kräf­te des Guten abseits des Lager­den­kens ver­bin­den und sich nicht von ideo­lo­gi­schem oder reli­giö­sem Hick­hack spal­ten las­sen soll­ten. Der Ver­ein orga­ni­sier­te u. a. jähr­lich am 26. Okto­ber den „Marsch der Patrio­ten“ und zuletzt den „Fackel­zug 1683“ zum Geden­ken an die Befrei­ung von den Tür­ken am Kah­len­berg bei Wien.

Alfons war ein Mensch, der trotz aller Wid­rig­kei­ten nie­mals den Mut ver­lor und sich nie­mals lan­ge bit­ten ließ, wenn ein neu­es Pro­jekt vor­ge­schla­gen wur­de. Zu kei­nem Zeit­punkt hat­te er den Glau­ben an den Sieg der Wahr­heit ver­lo­ren oder Zwei­fel an der Sinn­haf­tig­keit des Akti­vis­mus geäu­ßert. Es ging ihm dabei vor allem ande­ren um das Prin­zi­pi­el­le, dar­um, unab­hän­gig von allen ande­ren Erwä­gun­gen ein Zei­chen zu set­zen und eine unver­rück­ba­re Posi­ti­on zu bezie­hen, die auf festen Über­zeu­gun­gen beruht. Kurz­um, die Poli­tik war ihm ein mora­li­scher Auftrag.

Mit Alfons Adam ver­lie­re ich einen väter­li­chen Freund. Er war ein lie­bens­wer­ten Kerl, den man auf Grund sei­ner umgäng­li­chen und beschei­de­nen Art ein­fach mögen muss­te und ein unbeug­sa­mer Kämp­fer für die Ver­tei­di­gung der abend­län­di­schen Kul­tur. Sei­ne Lebens­lei­stung und sei­ne auf­rech­te Hal­tung wer­den mir immer ein Vor­bild bleiben.

Ruhe in Frie­den, lie­ber Alfons!

Bild: Wiki­com­mons

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