Liebe Brüder und Schwestern,
voller Dankbarkeit schaue ich auf die vielfältigen und reichen Eindrücke meiner Reise in den Irak zurück. Das Land ist die Heimat des Patriarchen Abraham, als dessen Nachkommen sich Juden, Christen und Muslime verstehen.
Darauf nahm auch das Motto der Reise »Ihr alle aber seid Brüder« (Mt 23,8) Bezug. Dies hat eine besondere Aussagekraft in einem Land, das durch Kriege und Terrorismus furchtbar geprüft wurde. In Nadschaf traf ich Großajatollah al-Sistani und rief gemeinsam mit ihm zu Toleranz und Friede auf. In Ur, wo Abraham seine Berufung erhielt, lud ich die Vertreter aller Religionen ein, dem Hass entgegenzutreten – weil alle Menschen Geschwister und Kinder Gottes sind. Schließlich besuchte ich das Gebiet von Mossul, Karakosch und Erbil, das durch den IS stark heimgesucht wurde und die dort ansässige Bevölkerung, darunter viele Christen und Minderheiten wie die der Jesiden, flüchten ließ. Im Geist der Buße für die Fahrlässigkeit der Welt vor dieser Katastrophe betete ich für die Opfer von Krieg und Gewalt und mahnte, dass es nicht erlaubt ist, im Namen Gottes zu töten, Krieg zu führen oder zu hassen. Das Symbol des Iraks, die Palme, die wächst und Frucht bringt, ist jedoch ein Zeichen der Hoffnung. So wirkt auch die Geschwisterlichkeit: sie macht keinen Lärm, sie ist fruchtbar und lässt uns gemeinsam wachsen.
Einen herzlichen Gruß richte ich an die Gläubigen deutscher Sprache. Beten wir für unsere Brüder und Schwestern im Nahen Osten, die so sehr geprüft sind, damit sie die Kraft haben, die Gesellschaft in Geschwisterlichkeit wiederaufzubauen. Der Herr mache uns zu Boten seines Friedens.
Bild: Vatican.va (Screenshot)