(Asuncion) Bereits in den vergangenen Wochen hieß es, Papst Franziskus könnte zum Monatsende neue Kardinäle kreieren. Medien in Paraguay berichten, daß das südamerikanische Land dieses Mal an der Reihe sein dürfte, einen Kardinal zu bekommen. Während Ende Juni als mögliche Zeitpunkt der Kardinalserhebungen unwahrscheinlicher wird, nimmt die Zahl ultraprogressiver Anwärter auf das Kardinalspurpur zu.
Die Kardinäle unter 80 Jahren wählen den Papst. Jedes Konsistorium zur Kreierung neuer Kardinäle, das Papst Franziskus einberuft, bedeutet einen kräftigen Ruck in Richtung einer progressiven Nachfolgeregelung.
Am Fest der Apostelfürsten Petrus und Paulus verleiht der Papst traditionell den im zurückliegenden Jahr ernannten Metropoliten das Pallium, das sichtbare Zeichen ihrer Verbundenheit mit dem Bischof von Rom und der Weltkirche. Im Mai verdichteten sich die Stimmen, daß der regierende Papst die Gelegenheit nützen könnte, um neue Kardinäle zu kreieren. Der Termin erschien ungewöhnlich, weil derzeit kein Bedarf besteht, da die Vollzahl der Papstwähler gegeben ist. Diese wurde zuletzt von Papst Johannes Paul II. auf 120 festgelegt. Katholisches.info berichtete, wann dieser Bedarf wieder gegeben sein wird.
In den vergangenen Tagen „verstärkten sich die Gerüchte“, daß Paraguay im Zuge der nächsten Kardinalserhebungen einen Kardinal bekommen werde, so gestern die paraguayische Tageszeitung ABC Color. Als mögliche Anwärter auf das Kardinalspurpur nannte die Zeitung Bischof Ricardo Valenzuela von Caacupé (nicht zu verwechseln mit Erzbischof Edmundo Valenzuela von Asuncion), Bischof Adalberto Martinez von Villarrica und zugleich Vorsitzender der Paraguayischen Bischofskonferenz, und Bischof Francisco Pistilli von Encarnacion. Alle drei wurden von Papst Franziskus bereits befördert. Die größten Chancen werden Bischof Valenzuela nachgesagt. Vor wenigen Wochen sei er bereits nach Rom gerufen worden, um über dieses Thema zu sprechen, so lokale Stimmen. Auf Nachfrage von ABC Color sagte Bischof Valenzuela allerdings „scherzend“, es handle sich um „bloße Gerüchte und nichts mehr“. Die Reise nach Europa habe ihn nicht nach Rom, sondern nach Lourdes geführt.
Der paraguayische Episkopat ist stark befreiungstheologisch geprägt, wie der Konflikt um Bischof Rogelio Ricardo Livieres Plano von Ciudad del Este zeigte, der eine Ausnahmeerscheinung in dem südamerikanischen Land war. Wegen Störung der Einheit im Episkopat wurde er 2014 von Papst Franziskus auf despotische Weise abgesetzt. Ein Gespräch verweigerte er. Bischof Livieres sprach von einer „Intrige anderer Bischöfe“ und mahnte, auch Papst Franziskus werde sich für die Amtsenthebung einmal verantworten müssen. Katholisches.info nannte den päpstlichen Eingriff den „Alptraum dieses Pontifikats: Säuberungen ohne Verfahren“. Ein Jahr später verstarb der streitbare Bischof an den Folgen einer Operation.
Bischof Valenzuela verfügt über den engsten Kontakt zu Papst Franziskus. Als Franziskus Bischof Livieres absetzte, ernannte er Msgr. Valenzuela, damals im Ruf der progressivste Bischof von Paraguay zu sein, zum Apostolischen Administrator von Ciudad del Este. Für Bischof Livieres war die Ernennung eine zusätzliche Ohrfeige zur Ohrfeige der Absetzung. Valenzuela, damals Bischof von Villarrica, vertraute Franziskus die Abwicklung der kirchlichen Erneuerung durch Bischof Livieres an. Zur Erinnerung: Bischof Livieres, Angehöriger des Opus Dei und Argentinier wie Papst Franziskus, zog nach seiner Ernennung zum Bischof von Ciudad del Este als eine der ersten Maßnahmen seine Seminaristen aus dem gemeinsamen, gesamtparaguayischen Priesterseminar in Asuncion ab, um sie vor progressiven und befreiungstheologischen Einflüssen zu schützen. Er förderte verstärkt Priesterberufungen und in den Pfarreien die eucharistische Anbetung und den überlieferten Römischen Ritus. Er errichtete ein eigenes Priesterseminar nur für seine Diözese. Obwohl das Bistum Ciudad del Este nur zehn Prozent der Katholiken des Landes umfaßt, zählte das Priesterseminar von Bischof Livieres 70 Prozent aller Seminaristen Paraguays.
Derzeit stammten 45 Kardinäle vom amerikanischen Kontinent.
Im Zusammenhang mit einem anderen Namen, der mit Nachdruck als möglicher Purpurträger genannt wird, der portugiesische Theologe und Kurienerzbischof José Tolentino Calaça de Mendonça, nannte das Jornal Madeira jüngst als realistischeren Termin den Februar 2020. Kurienerzbischof José Tolentino Calaça de Mendonça gehört zu jenen, die die Kirche von ihren Dogmen “befreien” wollen.
Auch der letzte Sonntag im Kirchenjahr, das Christkönigsfest im Novus Ordo, könnte ein möglicher Termin für ein Konsistorium sein. Wegen der freiwerdenden Plätze im Kollegium der Papstwähler dürften die Kardinalserhebungen aber erst im Frühjahr 2020 erfolgen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Presidencia (Screenshot)