(Berlin/Rom) Die Deutsche Bischofskonferenz nimmt die Einladung des Vatikans zum Dialog über die Zukunft der Pfarreien an. Und will Rom damit gleich die nächste „Revolution“ aufzwingen.
Am Montag befaßte sich der Ständige Rat der Bischofskonferenz in Würzburg mit der Instruktion „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ der römischen Kleruskongregation. Konkret geht es um Kontroversen, die mit Plänen für einen radikalen Umbau der bisherigen Pfarreien zusammenhängen. Solche Pläne werden von Bistümern in der Bundesrepublik Deutschland (Trier), aber auch in Österreich (Linz) verfolgt. Ob das möglich sein wird, hängt von der römischen Entscheidung ab. Dazu findet hinter den Kulissen ein starkes Tauziehen statt. Gläubige Katholiken befürchten, daß es gleich enden könnte wie jenes von 2018 zur Zulassung protestantischer Ehegatten zur Kommunion.
Grob zusammengefaßt: Die Mehrheit der Deutschen Bischofskonferenz beschloß im Februar 2018 einen einseitigen Schritt in Richtung Interkommunion. Dagegen wandte sich die Minderheit an Rom. Die Glaubenskongregation wurde aktiv, wurde aber von Papst Franziskus eingebremst. Die Folge: Es folgte ein mehrmonatiges Scheingefecht, doch am Ende durften die rebellischen Bischöfe tun, was sie wollten. Im Juli 2018 wurde die Zulassung protestantischer Ehegatten zur heiligen Kommunion im Widerspruch zur kirchlichen Glaubenslehre und zum Kirchenrecht Wirklichkeit. Die damit verbundene Gefahr, daß sich jeder Protestant eingeladen fühlt und jeder Katholik zur Kommunion geht, auch solche, die sich nicht im Stand der Gnade befinden, sei nur am Rande erwähnt.
Im aktuellen Fall wurden die Trierer Bestrebungen durch die Kleruskongregation eingebremst, zumindest vorerst. Das ist auch der Grund, weshalb der Ständige Rat, der die erwähnte Mehrheit der Bischofskonferenz widerspiegelt, den Dialog sucht – nicht ohne zuvor ihre Empörung darüber kundzutun, daß Rom es wage, den Genius, der die deutschen Bischöfe leitet, zu hinterfragen. „Es ist unglaublich, daß ein Dokument aus Rom ankommt, ohne daß wir jemals darüber gesprochen haben“, meinte Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und ehemaliger Vorsitzender der Bischofskonferenz.
In der am Montag von der Bischofskonferenz veröffentlichten Pressemeldung heißt es dazu:
Ständiger Rat diskutiert Instruktion der Kongregation für den Klerus
Gespräch in Rom wird gesucht
Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz hat sich heute (24. August 2020) in Würzburg mit der am 20. Juli 2020 veröffentlichten Instruktion „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“ der römischen Kongregation für den Klerus befasst. Nachdem sich bereits Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz öffentlich geäußert hatten, ging es jetzt um eine Lagebestimmung und Diskussion einzelner Abschnitte der Instruktion. Der Ständige Rat ist der Auffassung, dass dieses Dokument hohe Relevanz für die Arbeit in den Pfarrgemeinden hat, wenngleich bestimmte Fragestellungen – nicht zuletzt mit Blick auf die in fast allen (Erz-)Bistümern stattfindenden Strukturprozesse – der Erörterung mit dem Vatikan bedürfen. Die Aspekte von Evangelisierung und Mission als zentralen Elementen des pfarrlichen Lebens stehen dabei außer Frage.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, wird daher das vom Präfekten der Kongregation für den Klerus, Kardinal Beniamino Stella, übermittelte Gesprächsangebot annehmen. Er wird der Kongregation vorschlagen, das Gespräch mit dem Präsidium des Synodalen Weges zu führen, da Bischöfe, Priester, Diakone und Laien in der Instruktion gleichermaßen angesprochen werden. Die Instruktion kann nur der Anlass und Anfang eines Gesprächs sein, damit daraus eine echte Hilfe für die differenzierten Situationen in den Ortskirchen wird. Grundlage für die Ausrichtung der pastoralen Arbeit sind nach wie vor die beiden Grundlagendokumente der Deutschen Bischofskonferenz „Zeit zur Aussaat. Missionarisch Kirche sein“ (2000) und „Gemeinsam Kirche sein. Wort der deutschen Bischöfe zur Erneuerung der Pastoral“ (2015).
Es besteht kein Zweifel, daß die radikalen „strukturellen Prozesse“, auf die das Modell Trier abzielt (das Bistum Linz folgt diesem Modell), weitere „Prozesse“ in anderen Bistümern nach sich ziehen wird, sobald Rom den Weg dafür freigibt. Bätzing war vor seiner Bischofsweihe Generalvikar im Bistum Trier. Bätzings Aufstieg ist mit den Namen der beiden Trierer Bischöfe Reinhard Marx und Stephan Ackermann verbunden.
Am 27. Juli schrieb Katholisches.info:
„Hinter dem Pontifikat von Franziskus stehen Kardinal Walter Kasper und die Deutsche Bischofskonferenz, flankiert von den Bischöfen und Bischofskonferenzen des übrigen deutschen Sprachraumes. Das ist das Milieu, in dem seit Jahrzehnten an neuen ‚Modellen‘ gebastelt wird, mit denen die überlieferten kirchlichen Einrichtungen, darunter auch die Pfarreien, aufgelöst und ersetzt werden sollen. Damit verbunden ist die „Entmachtung“ der Priester, wie in den Diözesen Trier und Linz angestrebt. Der Priester soll gleichberechtigten Laien gegenüberstehen, die ihn „demokratisch“ überstimmen können. Die hübsch dekorierte Verpackung enthält Vergiftetes: Die Priester sollen ausgeliefert werden. So sieht Priesterfeindlichkeit im Jahr 2020 aus. Wenn die Pastoralassistentin am Sonntag statt der heiligen Messe selbst einen Wortgottesdienst feiern will und der zweite Laie sich ihr anschließt, hat sich der Priester zu fügen.“
Es geht also um weit mehr als um die Suche nach einem effizienteren Organisationsmodell. Es geht gegen das sakramentale Priestertum, das durch „strukturelle Prozesse“ marginalisiert werden soll. Und damit geht es auch um die Sakramentenverwaltung. Das aber ist das Herz der Kirche Christi. So manchem Ordinariatsfunktionär scheint die Idee vorzuschweben, die Berufungslücken durch hauptamtliche Laienseelsorger zu füllen, womit gleich mehrere Fliegen auf einen Streich erlegt werden könnten, darunter die „Aufwertung“ der Laien und besonders der Frauen sowie die „Befreiung“ von Priesterberufungen durch den Heiligen Geist durch Abschluß bezahlter Dienstverhältnisse im „ordentlichen“ Verhältnis von Arbeitgeber – Arbeitnehmer.
Doch Msgr. Georg Bätzing, der Bischof von Limburg, verhält sich nach dem Motto „Zahn um Zahn“. Am Montag mußte der Ständige Rat der Bischofskonferenz, die progressive Speerspitze des rebellischen Episkopats, zwar die „Einladung“ Roms zum Dialog akzeptieren, stellte aber seinereits eine „Bedingung“. Bätzing, den Papst Franziskus 2016 zum Bischof von Limburg ernannte, ist seit vergangenem Herbst Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Er wünscht im Gegenzug, daß sich die Führung der deutschen Bischöfe nach Rom bemüht, daß der Dialog nicht mit dem Ständigen Rat der Bischofskonferenz, sondern mit dem Synodalpräsidium des umstrittenen Synodalen Weges geführt werden solle.
Dem Synodalpräsidium gehören gleichberechtigt Vorsitzender und Stellvertreter der Bischofskonferenz und Vorsitzender und Stellvertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) an. Bätzing will das „Entgegenkommen“ gegenüber Rom mit der nächsten „Revolution“ koppeln. Die zweitausendjährige, auf Christus zurückgehende hierarchische Verfassung der Kirche, die auf der alleinigen Autorität der Nachfolger der Apostel beruht, soll durch (gleichberechtigte) Einbindung der Laien aus den Angeln gehoben und „demokratisiert“ werden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Bistum Limburg (Screenshot)
Mit seiner Selbsteinladung des ZDK
Vorsitzenden, wirft Fragen auf.
Was will er erreichen?
Es ist eine Show, die Bischof
Bätzing vollzieht.
Das ZDK wurde nicht von uns gewählt.
Er wird Zeit, dass diese Organisation
aufgelöst wird.
Ein so überfälliger wie objektiv notwendiger Schritt: Die in in Deutschland schon lange „real existierende“ krypto-protestantische Kirchenstruktur tritt nun offen herausfordernd an Rom heran. Die anvisierte kleine Nische als spirituelles Feigenblatt im kommenden Genderstaat fest im Blick, glaubt man sich stark genug, mit Rom tacheles reden zu können: Entweder die (zumindest stillschweigende) Anerkennung des sog. „Synodalpräsidiums“ als (vorläufiger) hierarchischer Spitze besagter Struktur oder die sich immer schneller abspielende Abkopplung von Rom. Das einzige, was das ZdK und die Mehrheit der DBK überhaupt noch in formeller Romtreue hält, ist die Kopplung der Gehälter für den ausufernden Apparat an das bestehende Regelwerk der Staatsverträge und Konkordate, Stichwort: Kirchensteuer.
Die Deutschen glauben, nach zwei verlorenen Kriegen, einen dritten in der Kirche gewinnen zu müssen. Leidtragend ist die Kirche.