(Freiburg im Breisgau) 350 Kilometer waren sie unterwegs, zu Fuß: Am 15. August, am Fest Mariä Himmelfahrt, ist eine Gruppe junger Leute in Freiburg im Breisgau angekommen. In Bregenz am Bodensee waren sie am 26. Juli aufgebrochen. Ihr Anliegen: der Schutz des Lebensrechts aller Menschen von der Zeugung bis zum natürlichen Tod. Eine herausfordernde Tour, die sich zur Charakterformung eignet.
Die Jugendlichen setzten zu Fuß ihr Zeichen gegen Abtreibung und Euthanasie, die inzwischen mit staatlicher Hilfe das Leben eines jeden Menschen bedrohen und sein Lebensrecht vom Wohlwollen anderer abhängig machen.
Pater Bernhard Kaufmann, der geistliche Begleiter, zog rückblickend Bilanz der drei „im doppelten Sinn bewegten und bewegenden Wochen“ der Pro Life Tour 2020 der Jugend für das Leben, die durch vier Staaten führte.
Auftakt und Start des Fußmarsches fanden am Festspielgelände von Bregenz statt und wurden zu Füßen des Pfänder von Vorarlberger Lebensschützern ausgerichtet.
Dann ging es vom Bodensee das Rheintal aufwärts über Dornbirn und Hohenems bis Feldkirch, wo eine große Hauswurfsendung durchgeführt wurde. Zugleich sprachen die Jugendlichen Passanten auf das Thema Menschenrechte und Lebensrecht der ungeborenen Kinder an.
Der Weg führte dann von Österreich über Liechtenstein in die Schweiz: Über Vaduz, Wangs, Quarten, Uznach, Einsiedeln und Wädenswil ging es bis nach Zürich. Dort war den Jugendlichen ein Ruhetag mit Schiffahrt auf dem Zürichsee oder einer Stadtbesichtigung gegönnt.
Von Zürich ging es über Baden und Koblenz weiter nach Murg und schließlich in die Bundesrepublik Deutschland nach Rheinfelden und Schliengen. Der Müdigkeit wurde kein Platz gelassen, denn die Jugendlichen hielten vor dem Weitermarsch Nachtanbetung.
Die nächste Station mit Übernachtung war Hartheim, von wo es in zwei Etappen nach Freiburg im Breisgau ging. Manche legten die ganze Strecke zurück, andere stießen abschnitts- oder etappenweise für mehrere Tage oder einen Tag dazu.
In diesem Jahr fehlte es nicht an Herausforderungen. Mehrere Quartiere sagten kurz vor Beginn ab. „Die Zusammenarbeit unter den Jugendlichen und die Selbstverständlichkeit, mit der Schwierigkeiten angenommen und gemeistert wurden, muß als vorbildlich bezeichnet werden“, so P. Kaufmann.
Die Pro Life Tour 2020 rief auch die Gegner auf den Plan. Die Antifa, die derzeit Aufwind verspürt, stellte sich mehrfach dem Marsch in den Weg und versuchte diesen zu stören. Die erste Begegnung erfolgte gleich am Bodensee:
„In Bregenz blockierten ein paar auffällig gepiercte Jugendliche den Weg für den Marsch fürs Leaba.“
Obwohl das gesetzeswidrig ist, weiß die Antifa, daß die blockierte Kundgebung nur mehr stattfinden kann, wenn die Polizei dafür sorgt. Nicht in allen Fällen ist mit einer entsprechenden Weisung des zuständigen Innenministers zu rechnen. Im konkreten Fall löste die Polizei allerdings die Blockade „in wenigen Minuten auf“.
In Wädenswil kurz vor Zürich kam es zu einer weiteren Störung. Die jugendlichen Lebensschützer wurden von den „Chaotenschreiereien“ der Antifa empfangen.
„Sogar während dem Baden am Zürichsee am selben Abend war eine Gruppe der Antifa mit einem Plakat und einschließlich dem üblichen Lärm da.“
Für Außenstehende war nicht wirklich ein Zusammenhang zwischen den kreischenden Chaoten und den badenden Jugendlichen zu erkennen.
Die Angriffe setzen auf Zermürbung und verfolgen die Absicht, Dritte davon abzuhalten, für das Lebensrecht aktiv zu werden, und Aktive zur Resignation zu bringen.
Dazu gehörte auch der dritte Angriff: In der Nacht wurden die Fenster der Unterkunft beschmiert.
Die Kundgebung zum Abschluß der Pro Life Tour in Freiburg im Breisgau wurde nicht nur durch das übliche Geschrei, sondern auch durch das Hacken der Lautsprecheranlage massiv gestört. Dazu P. Kaufmann:
„Man darf sich fragen, welches Freiheits- und Demokratieverständnis solche Organisationen haben? Was denken sich staatliche Organe, wenn sie, wie in Deutschland, diese Organisation mit Geldmitteln unterstützen?“
Die Teilnehmer der Pro Life Tour 2020 ließen sich von den Provokateuren nicht provozieren. Die Antifa als Schlägertruppe der Abtreibungslobby will, daß für die Schwächsten der Gesellschaft, die ungeborenen Kinder, kein Lebensrecht eingefordert, geschweige denn gewährt werden darf.
Argumente spielen dabei keine Rolle. Es geht um Drohung, Einschüchterung und Gewalt. Das „Programm“ der Antifa bestand aus Blockade, primitiven und ohrenbetäubenden Schreichören und Sachbeschädigung.
Wer hinsehen wollte, konnte einen formidablen Kontrast zwischen der schreienden Antifa auf der einen Seite und der Jugend für das Leben auf der anderen Seite feststellen. Die Pro Life Tour ist daher auch eine großartige und prägende Gelegenheit zur Charakterformung.
Zu diesen tragen auch die Vorträge bei, die den Teilnehmern gehalten werden.
Die meisten Nächte wurden im Schlafsack auf dem Boden verbracht. Die Tagesetappen betrugen zwischen 20 und 30 Kilometer. Das verlangt im Zeitalter der Rundumbequemlichkeit schon einiges ab. Manchmal brannte die Sonne am Himmel, an anderen Tagen regnete es so stark, daß kein Regenschutz verhindern konnte, daß alle bis auf die Haut durchnäßt waren. Dennoch – in diesen Zeiten keine Randnotiz – und trotz der wechselnden Teilnehmerschar und der insgesamt so vielen Jugendlichen, die kürzer oder länger am Marsch teilnahmen:
„Es gab weder einen Coronakranken und auch sonst keine Erkältung!“
„Es hat nie jemand gejammert“, stattdessen gab es „fröhliche Gesichter“ zu sehen und viele Lieder zu hören.
„Vielleicht überzeugt an diesen Jugendlichen am meisten ihre natürliche Fröhlichkeit?“
Pater Kaufmann stellte sich selbst die Frage, wie das möglich ist.
„Zuerst bleiben einmal jene jungen Leute, die so enorme Herausforderungen scheuen und denen das Anliegen des Lebensschutzes nicht viel bedeutet, zu Hause. Das heißt, jeder der kommt, macht gerne und freiwillig mit und läßt sich von der Begeisterung der Gruppe mitziehen und anstecken.
Dann wird von den verantwortlichen Jugendlichen selbst auf natürliche Art auf Respekt unter den Geschlechtern geachtet, indem zum Beispiel Burschen und Mädchen an getrennten Orten schlafen. Zum freiwilligen und täglichen spirituellen Programm gehören Rosenkranz, kurze Katechesen und die Möglichkeit zum Besuch der heiligen Messe oder auch zum Empfang der heiligen Beichte. Und der Großteil der Jugendlichen nimmt diese Angebote gerne in Anspruch. Dabei ist ja das Programm auch so schon recht reichhaltig und anspruchsvoll.
Man darf wohl sagen, daß Gottes schützende Hand die selbstlosen jungen Lebensschützer begleitet hat.“
Durch die Nachtanbetung gegen Ende der Pro Life Tour haben die Jugendlichen „diesen schönen Tagen die Krone aufgesetzt“.
„Müssen wir nicht alle diesen jungen Menschen dankbar sein?
Jeder von uns ist verpflichtet, das Lebensrecht der Schwächsten nicht nur zu achten, sondern auch zu verteidigen. Denn sonst genießt man zwar diesen Schutz, aber man leistet keinen Beitrag dazu, daß er auch für die anderen Menschen erhalten und garantiert wird. Diese Jugendlichen wie alle Lebensschützer stellen sich einer Aufgabe, zu der es für jeden in unserer Gesellschaft eine Verpflichtung gibt. Deshalb sind wir den Jugendlichen zu Dank verpflichtet.
Auf dem Weg wurde viel über die unterschiedlichen Seiten des Themas Abtreibung diskutiert. Auch Diskussionen vor und nach den Gesprächen auf der Straße wurden durchgeführt, um Erfahrungen auszutauschen, neuen Mut zu schöpfen und für die nächsten Gespräche besser gewappnet zu sein. Die Abtreibung kann nur besiegt werden, wenn man bei den Menschen ein Umdenken zustande bringt.“
Und weiter:
„Man gewinnt immer, wenn man mit dem einzelnen Menschen über ein Thema ins Gespräch kommt. Das Gespräch hilft, die Wahrheit zu finden. Die Frage bewirkt, daß der Einzelne aus seiner Gleichgültigkeit herauskommt und dann mithilft, eine menschlichere Gesellschaft zu bauen, in der jeder Mensch leben darf. Die 350 Kilometer waren nur mit tausenden kleinen Schritten zu bewältigen. Und so ähnlich ist es auch mit unserer Gesellschaft. Man muß einen nach den anderen für das Anliegen gewinnen.“
Die Pro Life Tour, vor mehreren Jahren als Pro Life Marsch gegründet, erwies sich erneut als „eine Gelegenheit, wieder neue junge Leute für den Einsatz für die ungeborenen Kinder zu mobilisieren. Zu Hause sollten sie nach der Tour Gruppentreffen organisieren, Multimediavorträge an Schulen für andere Schüler oder auch für Firmlinge halten, Straßenaktionen in Städten durchführen und vieles andere mehr. Die Jugendlichen legen ein engagiertes Zeugnis für das Lebensrecht und indirekt eigentlich auch für eine natürliche gesunde katholische Sexualmoral vor anderen Jugendlichen ab. Darum ist es ein schönes Zeugnis, daß viele Leute die Arbeit dieser jungen Leute auch finanziell großzügig mittragen. Schließlich sind wir alle für die Absicherung des Lebensrechtes in unserer Gesellschaft mitverantwortlich.“
Am Ende seiner Bilanz bringt Pater Kaufmann noch ein Gebetsanliegen vor:
„Auf dem Weg konnten immer wieder kurze Gespräche geführt werden. Zweimal bin ich Frauen begegnet, die abgetrieben haben. Bei einer dritten Frau ist es sehr wahrscheinlich. Es gibt sicher unzählige Frauen, die abgetrieben haben und es, wie diese angeführten Frauen, noch nicht aufgearbeitet haben. Beten wir für alle, die an den ungeborenen Kindern schuldig geworden sind. Eine meiner Gesprächspartnerinnen hat es mit Absicht und bewußt getan, ohne es ihrem Mann zu sagen. In anderen Fällen macht der Partner oder machen die Eltern Druck, bezahlen und organisieren die Tötung des wehrlosen Kindes. Beten wir auch besonders für diese Schreibtischtäter um die Gnade einer aufrichtigen Reue. Sie meinen, sie seien unschuldig, obwohl sie oft die größere Schuld als die betroffene Mutter haben. Sie alle haben eine unsterbliche Seele, die in großer Gefahr ist, ewig verloren zu gehen. Auf dem Weg haben viele der Jugendlichen ihre müden Füße und die vielen Strapazen für diese Anliegen aufgeopfert.“
Und zum Abschluß:
„Vor vielen Jahren sagte mir einmal ein Franzikanerbruder, man merke, daß bei diesen Jugendlichen der Heilige Geist wirke. Das dürfte nicht ganz falsch sein. Möge der Heilige Geist die jungen Leute nach Hause begleiten, sie dort stärken und ermutigen, die vielfältigen Aufgaben, die auf sie warten, mit ihrer unverwechselbaren Fröhlichkeit in Angriff zu nehmen.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Pro Life Tour 2020 (Screenshots)
Die Lebensschützer können sich der Hilfe von oben gewiss sein.
Man schämt sich, das man so etwas Gutes nicht besser unterstützt.
Gottes reichen Segen für diese mutigen Menschen.