(New York) Die teils irrationale und weitgehend gelenkte Bewegung Black Lives Matter in den USA versucht unter dem Schlachtruf des „Antirassismus“ neue Formen des Rassismus zu etablieren. Auch in Europa fallen diese Ansichten im linken Milieu von Medien, Kultur und Universitäten auf fruchtbaren Boden. Sie vermengen sich mit dem älteren marxistischen Diskriminierungsdiskurs und wollen, das ist neu, durch die Hintertür sogar den gewaltbereiten Linksextremismus der Antifa (Antifaschismus) salonfähig machen. Ist selbst die Kirche vor solchen geistigen Infiltrationen nicht gefeit?
Der Bischof von Pittsburgh, Msgr. David Zubik, errichtete die erste Personalpfarrei für Schwarze. Ab dem 13. Juli wird die Kirche St. Benedict the Moor im Hill District der Bischofsstadt das Zentrum der schwarzen katholischen Gemeinde.
Die 1894 errichtete Kirche wurde bereits in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts zur Pfarrkirche von vier mehrheitlich schwarzen Gemeinden.
In einer Erklärung der Diözese bringt Bischof Zubik seine „Freude“ zum Ausdruck über die Errichtung einer ersten „Personalpfarrei“ für die „schwarze katholische Gemeinde“ der Stadt, die den heiligen Benedikt den Mohren zum Patron haben wird. „Das Projekt startet am 13. Juli“, so das Bistum Pittsburgh. Bischof Zubik begründet die Separation nach Rassen mit einem „bestimmten spirituellen Bedürfnis“, das „oft mit einer bestimmten Kultur oder einem außergewöhnlichen Bedürfnis zusammenhängt“.
Zu den „spirituellen Bedürfnissen“, die bisher zur Errichtung von Personalpfarreien führten, gehörten die unter Benedikt XVI. zur vollen Einheit mit Rom zurückgekehrten Anglikaner sowie Gemeinden der Tradition wegen der Zelebration in der überlieferten Form des Römischen Ritus. In Pittsburgh wird die erste Personalpfarrei der katholischen Kirche nach rassischen Kriterien errichtet.
Personalpfarreien sind wie andere Pfarreien nach dem Territorialprinzip organisiert. Wer sich ihr anschließt, verläßt seine bisherige Pfarrei. Eine Personalpfarrei verfügt über eine eigene Jurisdiktion und führt eigene Kirchenbücher. Die von Bischof Zubik errichtete Personalpfarrei St. Benedikt des Mohren umfaßt die gesamte Diözese Pittsburgh.
Ob es sich dabei nur um den ersten Schritt zur Errichtung weiterer Personalpfarreien handelt und ob dahinter die Idee einer generellen rassischen Separierung steht, ist noch völlig unklar. Die Diözesanleitung bestreitet dies. Seit den 60er Jahren treten in den USA Strömungen einer schwarzen Apartheid öffentlichkeitswirksam in Erscheinung wie die Bewegung Nation of Islam, die eine Islamisierung der Schwarzen und eine strikte Trennung von den Weißen propagiert. Ihr Anführer ist seit 40 Jahren Louis Farrakhan, der als Louis Eugene Wacott als Sohn karibischer, anglikanischer Eltern in der Bronx geboren wurde. Im Alter von 22 Jahren trat er 1955 zum Islam über und wurde Mitglied der rassistischen Nation of Islam.
Bischof Zubik visitierte im vergangenen Februar die Pfarrei St. Benedict the Moor, dabei wurde ihm die 130jährige Geschichte der Kirche und der damit verbundenen Seelsorge vor allem für Schwarze erzählt. Der Bischof nennt das als Grund für seine Entscheidung und verweist auf das „System der Benachteiligungen, mit denen schwarze Amerikaner in der Region Pittsburgh, im Staat und in der katholischen Kirche konfrontiert waren“.
Wörtlich erklärte der Bischof:
„Ich möchte das Bewußtsein für die Notwendigkeit schärfen, mit unseren schwarzen Schwestern und Brüder zu gehen, während sie sich [geistlich] weiter bereichern und ein integraler Bestandteil der Diözese Pittsburgh und der Weltkirche werden.“
Zugleich betonte Msgr. Zubik:
„Das ist kein Aufruf zum Separatismus, aber ein Versprechen, sich der Kirche zu verpflichten und Zeugnis von der Liebe Christi zu geben.“
Die 1843 errichtete Diözese Pittsburgh liegt im Staat Pennsylvania und ist ein Suffraganbistum der Erzdiözese Philadelphia. 41 Prozent der Einwohner sind Katholiken. Daneben gibt es rund 30 Prozent Protestanten, deren größte Gruppe mit neun Prozent die Methodisten sind. 14 Prozent gehören einer von zahlreichen evangelikalen Gruppen an. Der Anteil der Atheisten liegt bei drei Prozent, der Agnostiker bei zwei Prozent. Der Anteil der Weißen an der Bevölkerung der Stadt Pittsburgh sank von 87,7 Prozent (1950) auf knapp 58 Prozent (2020). Der Anteil der Schwarzen stieg von 12,2 Prozent (1950) auf nicht ganz 27 Prozent (2020). Hinzu kommen stark wachsende Gemeinschaften von Asiaten und Lateinamerikaner. 1950 hatte die Stadt noch doppelt so viele Einwohner, seither schrumpft sie kontinuierlich, wenn auch zuletzt langsamer.
Der heilige Benedikt der Mohr
Der heilige Benedikt der Mohr, den die neue Personalpfarrei zum Patron hat, war 1524 auf dem Gut eines sizilianischen Landadeligen geboren worden. Seine Eltern waren der Überlieferung nach Sklaven, die mutmaßlich aus dem heutigen Äthiopien stammten. Sie ließen sich taufen und erlangten die Freiheit. Ihr Sohn, Benedetto Manasseri, wurde bereits frei geboren.
Im Alter von 18 Jahren verließ er die Familie, um Armen zu helfen. Anschließend zog er sich zu einem Eremiten in eine Einsiedelei an der östlichen Nordküste Siziliens zurück, mußte diese aber mit seinem Mitbruder bald verlassen, weil zu viele Menschen sie aufsuchten. Auf dem markanten Monte Pellegrino, dem „Pilgerberg“ bei Palermo, fanden die Eremiten, denen sich weitere Gefährten anschlossen, eine dauerhafte Bleibe. Als der Gründer der Einsiedlergemeinschaft starb, wurde Benedikt sein Nachfolger. Pius IV. mißfielen die losen Eremitengemeinschaften, weshalb er sie auflöste. Die Einsiedler mußten sich dem Kloster einer anerkannten Ordensgemeinschaft anschließen. Benedikt trat in ein Kloster der Franziskaner-Reformaten ein, einer strengen Observanz innerhalb des Franziskanerordens. Bald darauf kam er in das Reformatenkloster von Palermo, wo er 24 Jahre, bis zu seinem Tod am 4. April 1589, als Guardian, Novizenmeister und Koch verbrachte.
Seine Verehrung verbreitete sich über Sizilien und von dort nach Spanien und Amerika, wo er als Patron der Schwarzen verehrt wird. 1713 erhob ihn Palermo zum Stadtpatron. 1743 wurde er von Benedikt XIV. selig- und 1807 von Pius VII. heiliggesprochen.
Im Empfinden des eifernden rassistischen Antirassismus, der derzeit Medienschaffende und ungebildete Akademiker „quält“, dürfte allein der Name des Heiligen, Benedikt der Mohr, nach Sanktionen schreien.
Dessen ungeachtet hat auch der vom Pittsburgher Bischof geschaffene Präzedenzfall einen Beigeschmack.
Text: Andreas Becker/Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons