(Rom) Der bekannte Psychiater und Kriminologe Alessandro Meluzzi ist in Italien ein Fernsehstar. Die wichtigsten Kriminalfälle landen auf seinem Tisch oder werden von ihm in den Medien analysiert. Anläßlich des 100. Geburtstages von Johannes Paul II. übte er Kritik am amtierenden Kirchenoberhaupt.
Meluzzi gilt manchen als „bunter Vogel“, sein Denken beeindruckt allerdings immer wieder durch Klarheit. Der ehemalige Freimaurer, der dem Großorient von Italien angehörte, bekehrte sich zu Christus und studierte auch Theologie. Für die mit Rom unierte melkitische griechisch-katholische Kirche wurde er zum Diakon geweiht. Heute ist er Erzbischof der autokephalen italienisch-orthodoxen Kirche, die von den kanonischen orthodoxen Kirchen allerdings nicht anerkannt ist.
Der 100. Geburtstag von Johannes Paul II. (1920–2005), der von 1978–2005 Oberhaupt der katholischen Kirche war und 2014 heiliggesprochen wurde, war Anlaß für ein Interview, das Bruno Volpe (La Fede Quotidiana) mit Meluzzi führte.
Frage: Welchen Eindruck haben sie von Johannes Paul II. gewonnen. Wenn Sie ihn als Fachmann knapp skizzierten müßten…
Prof. Meluzzi: Nun, er war vor allem ein klarer Kopf, ein echter Hirte und ein Heiliger des Lebens und im Leben.
Frage: Was hat Sie am meisten beeindruckt?
Prof. Meluzzi: Sein Mut, seine Hoffnung, sein Schwung. Ein Papst, der auch in seiner körperlichen Erscheinung wie ein richtiger Mann aussah: männlich, und kämpferisch. In jedem Augenblick seines Pontifikats, auch im hohen Alter, gebrechlich und krank, hatte er eine starke Ausstrahlung.
Frage: Versuchen wir Ihre Idee von Mut etwas zu erklären.
Prof. Meluzzi: Gerade aufgrund seines physischen Aussehens ähnelte er mehr einem Propheten des alten Israels, aber zugleich einem Priester und König.
Frage: Jede historische Epoche hat ihren Papst: Welche Rolle würde Ihrer Meinung nach Johannes Paul II. in einer so verwirrten Zeit wie der unseren spielen und wäre sie nützlich?
Prof. Meluzzi: Sicherlich hat jeder historische Moment, hat jede Epoche ihren Papst, dennoch habe ich keinen Zweifel, daß wir heute einen Papst wie Johannes Paul II. schrecklich notwendig hätten, anstatt jener, die den starken Mächten und globalen Lobbys zuzwinkern. Johannes Paul II. wäre heute zusammen mit Trump und Putin eine der drei weltweit führenden Gestalten.
Frage: Wie ist die Lage der katholischen Kirche, welchen Moment erlebt sie gerade?
Prof. Meluzzi: Einen schlechten Moment. Es fehlt an Köpfen mit klarem Verstand wie Johannes Paul II. und Joseph Ratzinger. Wir erleben eine katholische Kirche, die ihrem Volk und vor allem Gott den Rücken gekehrt hat und den Sinn des Heiligen und Transzendenten ablehnt.
Frage: Sie sind ein anerkannter Arzt und renommierter Psychiater: Gibt es wegen Covid-19 ein Panikrisiko in der Bevölkerung?
Prof. Meluzzi: Nicht so sehr das, aber mit Sicherheit ein Depressionsrisiko. Ich frage mich: Welchen Sinn haben noch die Gesichtsmasken? Sie sind völlig nutzlos und schädlich dazu. Die Depression schwächt zudem das Immunsystem.
Frage: Viele sind empört, weil am 2. Juni einige Rechtsparteien auf die Straßen gegangen sind, um gegen die Regierungsmaßnahmen zu protestieren.[1]
Prof. Meluzzi: Wundert Sie das? Das ist das übliche zweierlei Maß, mit dem die politische Linke mißt: Alle sind gleich, aber sie sind immer gleicher als die anderen.
Frage: Die Gesichtsmasken sind nutzlos. General Pappalardo, der Anführer der Orangen Westen, sagt das Gleiche und erregt damit Empörung.[2]
Prof. Meluzzi: Er sagt nichts grundsätzlich Falsches: Geboten ist, ohne Arroganz und Vorbehalte, zuzuhören und nicht, wie es einige Journalisten tun, die zuerst provozieren und sich dann wundern, daß man sie bei Veranstaltungen nicht gerne sehen will.
Einleitung/Übersetzung/Fußnoten: Giuseppe Nardi
Bild: La Fede Quotidiana
[1] Am 2. Juni, dem „Tag der Republik“, einem Staatsfeiertag in Italien, hatte der ehemalige Innenminister Matteo Salvini von der Lega zu einer Kundgebung in Rom aufgerufen. Die anderen Rechtsparteien Fratelli d’Italia und Forza Italia mußten mitziehen. Es kamen, trotz der Corona-Sicherheitsmaßnahmen der Linksregierung und trotz der Empfehlungen der Parteivorsitzenden der anderen mitorganisierenden Parteien, die Kundgebung zu Hause über die sozialen Medien mitzuverfolgen, so viele Teilnehmer, daß etliche Medien ganz darauf verzichteten, Teilnehmerzahlen zu nennen.
[2] Gilet Arancioni (Orange Westen) sind eine neugegründete italienische Bürgerbewegung nach dem Vorbild der französischen Gilets jaunes (Gelbwesten). Ihr unbestrittener Anführer ist der ehemalige Carabinieri-General Antonio Pappalardo. Pappalardo saß 1992–1994 für die kleine Sozialdemokratische Partei Italiens (PSDI) im Italienischen Parlament. Der studierte Jurist bezeichnet sich auch heute als Sozialdemokrat. Während der Regierung des parteilosen späteren Staatspräsidenten Carlo Azeglio Ciampi war Pappalardo vor 26 Jahren kurzzeitig Staatssekretär im Finanzministerium. Die Ziele der Bewegung sind noch unklar und richten sich vor allem gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen und fordern Hilfen für die durch die Maßnahmen in Mitleidenschaft gezogenen Menschen.
Naja, „in einem Aufwaschen“ mit Trump möchte ich Johannes Paul II. lieber nicht genannt wissen. Da schon noch eher mit Putin.
„Zuzwinkern“, hoffentlich nicht bei „Abtreibung ist Auftragsmord!“, weil das wäre, was sie erwarten „die starken Mächte und globalen Lobbys“.
Den Erfolg sieht man besonderst in China,
Dan! Papst Franziskus.
Christen werden massiv verfolgt.
Kirchen niedergerissen.
Kreuze und religöse Zeichen verboten.
Druck auf Christliche Aktivitäten.
Man könnte noch mehr aufzeichnen.
Kann dieser Papst noch ruhig schlafen?
Man hört kein Wort, daß er sich für unsere
Christen in China einsetzt.
Wie es Emer. Papst Benedikt getan hatte.
Selten wurde es so treffend auf den Punkt gebracht: „Wir bräuchten einen Papst, der nicht den starken Mächten und globalen Lobbys zuzwinkert“,— selbst wenn dieses Zuzwinkern die Relativierung des eigenen Glaubens erfordert.….