
(Rom) Wenn Bischöfe der Meinung sind, auch die Gottesmutter Maria korrigieren zu müssen, reagieren Gläubige mit Empörung. Einen solchen Unmut löste Msgr. Corrado Lorefice, der Erzbischof von Palermo, aus.
Lorefice wurde 1987 zum Priester des Bistums Noto geweiht. Im Oktober 2015 berief ihn Papst Franziskus zum Erzbischof von Palermo und Primas von Sizilien, „eine jener unsäglichen Bischofsernennungen“ des derzeit regierenden Papstes, wie die traditionsverbundene Seite Messa in latino anmerkte.
Der Wallfahrtsort Altavilla Milicia
Erzbischof Lorefice begab sich am 4. April sine populo zum Gebet in das diözesane Marienheiligtum Altavilla Milicia, um das Erzbistum der Fürsprache Mariens anzuvertrauen. In der Wallfahrtskirche betete er in Direktübertragung den Rosenkranz und den Angelus vor.
Die Entstehung des Wallfahrtsortes geht auf das 17. Jahrhundert zurück. In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 1636 kam es zu einem Überfall türkischer Piraten. Ein Phänomen, das lange Zeit eine große Plage für die Mittelmeerküsten war. Sie „brandschatzten und zerstörten“ Altavilla Milicia, wie es in einer zeitgenössischen Chronik heißt. Von den damals 180 Einwohnern überlebten nur 38. Der Rest wurde von den Türken getötet oder versklavt. Auf der aus dem nahegelegenen einstigen Benedikterkloster Santa Maria di Campogrosso stammenden Ikone der Gottesmutter mit dem Jesuskind sind vier Axthiebe zu sehen, die ihr von den Angreifern zugefügt wurden.
In Palermo fand am Morgen des 15. Juli, dem Fest der Stadtpatronin Rosalia, eine feierliche Prozession statt. Sie wurde sofort unterbrochen, als die Nachricht vom Angriff auf Altavilla Milicia eintraf, um die wehrfähigen Männer zu den Waffen zu rufen. Ihr Vorrücken trieb die Türken in die Flucht. Seither bedankt sich Altavilla Milicia bei Palermo, indem sich am Patronatsfest der Madonna della Milicia die Ikone während der Prozession an einer bestimmten Stelle mit Blick auf die sizilianische Hauptstadt „verneigt“. Die Einwohner waren überzeugt, daß die Ikone von den Türken zerstört worden wäre, hätte der Himmel nicht auf Fürsprache der heiligen Rosalia eingegriffen.
Die Marienikone zeigt auch den heiligen Franz von Assisi und wird seit ihrer Restaurierung in den 90er Jahren auf die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert.
„Keine Kleinigkeit“
Den jüngsten Vorfall mit Erzbischof Lorefice berichtete der Ökonom und Investmentbanker Sabino Paciolla. Der Katholik und Vater von vier Kindern ist nicht nur ein aufmerksamer Beobachter der Finanzmärkte und der Geldpolitik der Zentralbanken, sondern auch von kulturellen und politischen Entwicklungen.
Auf seinem Blog veröffentlichte er die Zuschrift einer Katholikin, die ihm schrieb:
„Es ist keine Kleinigkeit, daß ‚Monsignor‘ Lorefice, Bischof von Palermo, es wagt, die Worte der Rosenkranzkönigin zu ändern, die in der Erscheinung vom 13. Juli 1917 den Hirtenkindern in Fatima mitgeteilt wurden.“
Zum Rosenkranzgebet heißt es auf der offiziellen Internetseite des Heiligen Stuhls:
„Heute ist es vielerorts üblich, daß jedem Rosenkranzgesätz jenes Gebet folgt, das der Engel den Seherkindern von Fatima lehrte:
‚Oh mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden,
bewahre uns vor dem Feuer der Hölle,
führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene,
die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen.‘“
Nicht klar ist, weshalb im Vatikan das Gebet, das Sr. Lucia der Marienerscheinung vom Juli 1917 zuschreibt, mit dem Gebet des Engels verwechselt wird. Dessenungeachtet bestätigt die Veröffentlichung des Fatima-Gebets auf der Vatikanseite, die das Beten des Rosenkranzes erklärt, seine offizielle Anerkennung. Vorgeschrieben ist es nicht.
In der Tat zieren sich manche Priester und Gläubige, das Fatima-Gebet einzufügen. Der Grund dafür scheint derselbe, den auch Erzbischof Lorefice bewegt. Stein des Anstoßes ist die Bitte:
„Bewahre uns vor dem Feuer der Hölle“.
Seit einem halben Jahrhundert zelebrieren Teile der Kirche den „Abschied von der Hölle“. Deren Erwähnung gilt als „vorkonziliar“ und sei Ausdruck einer überholten „Drohbotschaft“.
Erzbischof Lorefice ersetzte das „Feuer der Hölle“ durch die Worte:
„Bewahre uns vor dem ewigen Exil“.
Das sei eine „ernste Lüge“, schrieb die Katholikin an Sabino Paciolla. „Das sind nicht die Worte der Gottesmutter an die Hirtenkinder.“
„Ein Meister der ’neuen Kirche‘ wagt die Jungfrau Maria zu korrigieren“
Die Katholikin, Ärztin und Schriftstellerin Silvana De Mari sieht es ähnlich:
„In Fatima bat die Gottesmutter, ein spezielles Gebet in den Rosenkranz aufzunehmen, nachdem sie den drei Hirtenkindern die Hölle gezeigt hatte. Sie zeigte ihnen eine Hölle, die aus Feuer und Schmerz besteht. Die Existenz der Hölle, und daß viele Seelen dort hinkommen, ist das Herz der Botschaft von Fatima.
Und weiter:
„Der Erzbischof von Palermo, der schampusselige Corrado Lorefice, ein Meister der neuen, pastellfarbenen Kirche, wagte der Jungfrau Maria zu widersprechen, indem er ihr Gebet korrigierte.“
Aus dem „Feuer der Hölle“ wird ein „ewiges Exil“. Feuer und Hölle, das sei „zu mittelalterlich und unfreundlich.“
„Was für ein Pech, daß die Worte von der Gottesmutter stammen, die nicht geändert werden können, weil Maria der Sitz der Weisheit ist, die Sedes Sapientiae.“
Hölle und Exil sind keine Synonyme, so De Mari, die sich die Frage stellt, wie erhaben sich ein Bischof fühlen müsse, daß er „der Gottesmutter widerspricht und sie korrigiert“? Als Papst Franziskus im Mai 2017 Fatima anläßlich des 100. Jahrestages der ersten Marienerscheinung besuchte, fand auch er verschwommene Worte, die Zweifel an der Botschaft von Fatima anzudeuten schienen. Wörtlich sagte Franziskus:
„Man tut Gott und seiner Gnade Unrecht, wenn man an erster Stelle sagt, daß die Sünden durch sein Gericht bestraft werden.“
Die Gerechtigkeit Gottes „ist Teil Seiner Barmherzigkeit“, konterte Silvana De Mari samt der Empfehlung an die Bischöfe, vielleicht die von Sr. Lucia beschriebene Höllenvision nachzulesen.
Und noch einen Gedanken schiebt sie nach:
„Hat es sich gelohnt, auf die Ostermesse zu verzichten, um im Griff der Regierung und von Bill Gates zu bleiben? Für eine Kirche, die nicht an die Hölle glaubt und nicht dem, der uns vom Feuer der Gerechtigkeit gesprochen hat, und nicht der, die sie den Hirtenkindern von Fatima gezeigt hat, offensichtlich schon.“
Die Aufzeichnung der Direktübertragung. Das umformulierte Fatima-Gebet ist ab Minute 11:45 fünfmal zu hören.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Santuario Altavilla Milicia (Screenshot)
„Seit einem halben Jahrhundert zelebrieren Teile der Kirche den „Abschied von der Hölle“. Deren Erwähnung gilt als „vorkonziliar“ und sei Ausdruck einer überholten „Drohbotschaft“.“
Der Erzengel Michael ist auch vorkonziliar und er wird äußerst konsequent sein wenn die Stunde kommt.
„Du aber, Fürst der himmlischen Heerscharen, stürze den Satan und alle übrigen bösen Geister, die zum Verderben der Seelen die Welt durchziehen, in der Kraft Gottes in den Abgrund der Hölle hinab. Durch die unbefleckte Jungfrau und Gottesmutter Maria. Durch ihre unbefleckte Empfängnis. Durch ihre unbefleckte Empfängnis. Durch ihre unbefleckte Empfängnis.
Amen.
Also ich mag diesen großen Engel Gottes denn er wird von vielen Führungskräften in der nachkonziliaren Kirche um es mal diplomatisch auszudrücken mit durchaus gemischten Gefühlen betrachtet und das gefällt mir.
Per Mariam ad Christum.
Die Worte von Bischof Lorefice finde ich nicht passend und nicht besonders geglückt. Wenn er die Worte „Bewahre uns vor dem Feuer der Hölle“ ändern möchte, dann ist diese Übersetzung „Bewahre uns vor dem ewigen Exil“ m.E. alles andere als glücklich und gelungen.
Wenn ändern, dann träfe m.E. die Formulierung „Bewahre uns vor der Trennung von dir“ eher die gemeinte „Sache“ bzw. den gemeinten „Zustand“, um den es in unserem zukünftigen Leben geht.
Entschuldigung, das sind aber eher beschönigende Worte von Ihnen.
Es gehören m.E. klipp und klar die Worte Mariens in dieses Gebet! Alles andere wäre eine schwere Verharmlosung des gesamten Themas „ewige Verdammnis“. Sollen sich die „Gläubigen“ ruhig daran erschrecken. So sündigen sie im besten Fall vielleicht doch weniger.
Sollte dieses Gebet in seiner unveränderten Form dazu beitragen, dass die Leute der Kirche den Rücken kehren, so rechtfertigt dies immer noch nicht dessen Veränderung.
Die katholische Kirche biedert sich seit etwa 50 Jahren immer noch mehr der Welt an. Und was kommt dabei heraus?
Nichts ärgert mich zum Beispiel mehr als wachsweiche Beichtväter: „das ist nicht so schlimm .….“.
Gar nichts gehört an diesem Gebet verändert.
Und wenn es jemand nicht ernst nimmt, gar darüber lächelt? Bitteschön, aber gesagt wurde es ihm.
Nichts ist schlimmer als wenn die Kirche ihre alten Werte und Aussagen plötzlich korrigiert.
Wenn wir schon bei diesem Zusatzgebet sind:
Kann mir jemand den Sinn folgender Worte erklären:
„führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene,
die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen.“
Erstens werden nicht alle Seelen in den Himmel geführt.
Einige (manche, viele) kommen in die Hölle.Es ist schwer vorstellbar, dass die Heilige Jungfrau um etwas bitten lässt, wovon Jesus eindeutige Aussagen gemacht hat.
Zweitens kann ich mit der Formulierung
führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene,
die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen.
nichts anfangen.
Warum müssen besonders jene in den Himmel geführt werden?
Ich streite die Echtheit von Fatima nicht ab, habe aber Schwierigkeiten mit dieser Textstelle.
„Zweitens kann ich mit der Formulierung
führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene,
die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen.
nichts anfangen.“
Eine gute katholische Mutter betet und bittet für alle ihre Kinder und besonders für die, die sehr gefährdet sind.
Unsere Mutter im Himmel macht sich große Sorgen um uns und möchte das alle ihre Kinder gerettet werden und dafür sollen wir beten. Aber bei der Gebetspraxis von heute werden mehr verloren gehen als gerettet werden. Wer von den heutigen Katholiken betet jeden Tag den Rosenkranz und bittet für die, die es nötig haben? Sie gucken lieber den x‑ten Tatort statt zu beten. Wir sollen auch für die Seelen im Fegefeuer beten obwohl sie nicht verloren gehen können. Es muß ein sehr übler Ort sein dieses Fegefeuer und wir können durch das Gebet viel Leid beenden oder auch nicht.
Per Mariam ad Christum,
Sehr gut erklärt, das hätte ich so nicht hinbekommen.
Ich möchte noch auf eine weitere Unsitte (in meinen Augen) hinweisen.
Es geht um die Abschiedsgebete bei Todesfällen.
Heutzutage wird fast überall nicht mehr der schmerzhafte Rosenkranz gebetet, sondern stattdessen diese Abschiedsgebete.
Ich finde das unmöglich. Gerade der Rosenkranz entreisst dem Teufel die Seelen, bzw. lindert die Qualen der armen Seelen im Fegefeuer oder verkürzt dieses Leiden. Es gab schon viele Schauungen, wo hinterher berichtet wurde wie die hl. Jungfrau mit dem Rosenkranz die armen Seelen aus dem Fegefeuer gezogen hat.
In der progressiven Kirche geht es ja auch ganz stark gegen den Rosenkranz.
Wenn die wüssten, wie sich der Teufel darüber freut !
Ich werde den Verdacht nicht los dass es so einige Bischöfe gibt, die das genau wissen und gerade deswegen den Rosenkranz nicht mehr mögen.
Grüße Sie, Bálint József. Ihr Anliegen kann ich sehr gut verstehen. Nicht nur dass diese Bitte dem natürlichen Gerechtigkeitsempfinden widerstrebt, sondern auch der Freiheit, die jeder Mensch hat.
Mancher will eben überhaupt nicht an einen Gott glauben, der aus Liebe zu seinen Geschöpfen Mensch wird, also „herabsteigt“, sich erniedrigt, etwas,das menschlichem Denken eigentlich widerstrebt.
Wenn denn diese Worte korrekt übermittelt und übersetzt worden sind, dann könnte ich mir vorstellen, dass man Maria als Mutter aller Christgläubigen darum bittet, sie möge sich für die Mitgeschwister, die sich schwertun im Glaubensleben, besonders kümmern möge.
Aber wie gesagt, ich empfinde hier einen Widerspruch vor allem zur Freiheit.
Für mein persönliches Gebet habe ich diese Fatima-Formel bereits geändert, und zwar in einer Weise, die sowohl der Freiheit des einzelnen als auch dem unmittelbaren Christusbezug m.E. gerechter wird.
Ich bete: O mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden. Bewahre uns vor der Trennung von dir. Führe uns auf unserem Lebensweg. Amen. // Durch den Gebrauch des Pronomens „uns bzw. unserem“ sehe ich auch die „Mitgeschwister“ miteinbezogen.
„Führe uns auf unserem Lebensweg“ bedeutet,ich bitte Jesus, an unserem Leben Anteil zu nehmen; ich bin bereit mich von IHM führen/leiten zu lassen, seine Gebote ernst zu nehmen, ich will ihn in mein bzw. unser Leben hereinholen.
Ich denke nicht, dass „mein“ Gebet weniger dem Willen Mariens oder Jesu Christi entspricht, als es das „bewahre uns vor dem Feuer der Hölle, führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen“ tut.