(Rom) Die Hintergründe der gezielten Störaktionen rund um die Veröffentlichung des Plädoyerbuches von Benedikt XVI. und Kardinal Robert Sarah zugunsten der Beibehaltung des priesterlichen Zölibats, lichten sich immer mehr.
Ein schlechtes Bild gaben die „Leitmedien“ ab, die sich bereitwillig mit Falschinformationen füttern ließen und diese mit verstärkter Dezibel-Leistung in die Welt hinausposaunten. „Benedikt XVI. distanziert sich von umstrittenem Buch“, war eine der irreführenden Schlagzeilen nicht nur deutscher Medien. Nichts dergleichen stimmt. „Kein Komma“, am Inhalt des Buches wurde geändert, erklärte Kurienerzbischof Georg Gänswein. Lediglich die Autorenangaben werden in künftigen Ausgaben nuanciert verändert, was Folge einer „Kompromißlösung“ ist, wie sie Antonio Socci nannte. Statt Benedikt XVI. und Kardinal Sarah wird es bei künftigen Ausgaben heißen: Kardinal Sarah „mit einem Beitrag von Benedikt XVI.“ Nicht der Rede wert, möchte man meinen. Dahinter stehen allerdings hochdramatische Momente, die sich im Vatikan abspielten, da Papst Franziskus wutentbrannt darüber war, daß ihm von seinem Vorgänger ein Strich durch die Rechnung gemacht wurde.
Egal, was Franziskus in Sachen Zölibat nun nämlich auch entscheidet, weicht es von dem ab, was Benedikt XVI. mit seinem Plädoyerbuch bekräftigte, wird offensichtlich, daß die These, es passe kein Blatt zwischen Benedikt und Franziskus, nicht aufrechtzuerhalten ist.
In der Diskreditierungskampagne, die von der päpstlichen Prätorianergarde inszeniert wurde, ging es unter anderem um die im neuen Buch enthaltene Formulierung: „Ich kann nicht schweigen!“. Dieses Zitat stammt vom heiligen Kirchenvater Augustinus („Silere non possumus!“) und wird in „Des profondeurs de nos coeurs“ im einleitenden Kapitel gebraucht, das von Benedikt XVI. und Kardinal Sarah gemeinsam unterzeichnet ist.
Laut Hinweisen der italienischen Presseagentur ANSA und von Le Figaro wurde das Zitat direkt von Benedikt XVI. eingefügt. Das ehemalige Kirchenoberhaupt begründet damit auf sehr entschiedene und dramatische Weise, warum er seine Stimme in dieser Sache hören läßt. Kurzum: Es geht um etwas sehr wichtiges, und es geschehen Dinge, die ein Schweigen nicht mehr dulden.
In der Tat.
Erzbischof Georg Gänswein, der persönliche Sekretär Benedikts, bestätigte inzwischen gegenüber Le Figaro, daß die französische Übersetzung mit dem deutschen Originaltext verglichen wurde: „Kein Komma wurde geändert. Der Text ist zu 100 Prozent von Benedikt XVI.“
Gänswein bestätigte auch, daß Benedikt XVI. wußte, daß die Texte in Buchform erscheinen würden, schließlich habe das ehemalige Kirchenoberhaupt selbst noch einmal die Texte durchgeschaut.
Als entsprechende Falschmeldungen internationaler Medien auftauchten, Benedikt XVI. habe sich vom Buch distanziert, bestätigte Gänswein gegenüber Le Figaro schriftlich, daß sich Benedikt XVI. nicht distanziert hat – und auch nicht daran denkt.
Die italienische Ausgabe wird bei Edizioni Cantagalli (Erscheinungstermin: 30. Januar), die deutsche Ausgabe beim fe-Medienverlag (21. Februar), die englische Ausgabe bei Ignatius Press (12. März) erscheinen. Weitere Ausgaben sind geplant.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL/Verlage (Screenshots)