Kult- und Kulturbruch mit der 2000jährigen Missionsgeschichte der Kirche

Amazonassynode


Jesus Christus oder Pachamama/Mutter Erde/Gaia? Die Verantwortlichen der Amazonassynode müssen sich entscheiden.
Jesus Christus oder Pachamama/Mutter Erde/Gaia? Die Verantwortlichen der Amazonassynode müssen sich entscheiden.

Ein Gast­bei­trag von Hubert Hecker. 

Anzei­ge

Papst Fran­zis­kus unter­stützt die Bestre­bun­gen in der Ama­zo­nas­syn­ode, nach denen sich das Chri­sten­tum der ama­zo­ni­schen Indio-Kul­tur anpas­sen soll­te. Vor einer Grup­pe von Indi­os ver­all­ge­mei­ner­te er kürz­lich sei­ne The­se von der Inkul­tu­ra­ti­on des Evan­ge­li­ums: Die christ­li­che Reli­gi­on soll­te sich in jede der ver­schie­de­nen Kul­tu­ren inte­grie­ren. Das wäre auch histo­risch seit der Früh­kir­che schon immer so gewe­sen. Das Chri­sten­tum, gebo­ren in der jüdi­schen Welt, sei in die grie­chisch-latei­ni­sche Welt inkul­tur­iert wor­den und habe sich von dort in die ver­schie­den­sten Kul­tu­ren der Welt aus­ge­brei­tet. „Die Völ­ker emp­fan­gen die Bot­schaft von Jesus mit ihrer jeweils eige­nen Kul­tur“, resü­mier­te Franziskus. 

Statt Inkulturation des Evangeliums – Evangelisierung der Kulturen! 

Die der­zei­ti­ge Mode-Argu­men­ta­ti­on von der Inkul­tu­ra­ti­on ist sowohl begriff­lich als auch aus histo­ri­scher Per­spek­ti­ve nicht zutref­fend. Als Pau­lus den Völ­kern des hel­le­ni­sti­schen Raums das Evan­ge­li­um brach­te, kam er regel­mä­ßig in Kon­flik­te mit den heid­ni­schen Kul­ten und Kul­tu­ren – etwa in Athen oder Ephe­sus. Die frü­hen Chri­sten lehn­ten die heid­ni­schen Reli­gio­nen und Myste­ri­en­kul­te, ihre Tem­pel und Opfer­ri­tua­le als Göt­zen­dienst ab. Sie tru­gen nie­mals heid­ni­sche Göt­ter­sta­tu­en in ihre Kir­chen oder erwie­sen ihnen gar ehr­fürch­ti­ge Auf­war­tung, wie das der­zeit im Vati­kan mit der Indio-Göt­tin Pacha­ma­ma geschieht. Nur eini­ge äuße­re Zei­chen und Sym­bol­hand­lun­gen wur­den umge­wid­met über­nom­men, wenn kei­ne Ver­wechs­lungs­ge­fahr mit dem heid­ni­schen Kul­tus mehr bestand. In sitt­li­chen Fra­gen distan­zier­te sich die Kir­che von der damals übli­chen Pra­xis der Kin­der­aus­set­zung und Abtrei­bung, Pro­sti­tu­ti­on, Kna­ben­lie­be und homo­se­xu­el­lem Ver­kehr sowie den grau­sa­men Gla­dia­to­ren­spie­len. Durch die alle Men­schen umfas­sen­de Schöp­fungs- und Erlö­sungs­leh­re leg­te sie den Grund für die Abschaf­fung der anti­ken Sklavenhaltung. 

Nach dem Grund­satz: Prüft alles (nach dem Maß­stab des Evan­ge­li­um), das Gute behal­tet über­nahm die frü­he Kir­che aller­dings eini­ges von der römi­schen Rechts- und Ver­wal­tungs­pra­xis. Eben­so dif­fe­ren­ziert gin­gen die Kir­chen­vä­ter bei der anti­ken Phi­lo­so­phie vor: Demo­krits Mate­ria­lis­mus und Epi­kurs Hedo­nis­mus bekämpf­ten sie; dage­gen for­mu­lier­ten sie mit­hil­fe der Denk­schu­len des Neu­pla­to­nis­mus und der Stoa die dog­ma­ti­schen und sitt­li­chen Grund­sät­ze der Kir­che. Die päpst­li­che Behaup­tung von der Inkul­tu­ra­ti­on des frü­hen Chri­sten­tums in die grie­chisch-römi­sche Kul­tur ist dem­nach falsch. Eher trifft das Gegen­teil zu: Gelei­tet durch die Leh­re Chri­sti wan­del­te und form­te die frü­he Chri­sten­heit durch kri­ti­sche Aus­son­de­rung und Erset­zung die anti­ke Skla­ven­hal­ter­ge­sell­schaft zu einer christ­lich gepräg­ten Kul­tur. Die­ser Pro­zess des Kul­tur­wan­dels beruh­te auf der Evan­ge­li­sie­rung der heid­nisch-anti­ken Welt, nicht auf Inkul­tu­ra­ti­on. Damit war das Muster gesetzt, mit dem die Kir­che in den wei­te­ren Jahr­hun­der­ten die Völ­ker im Westen, Nor­den und Osten missionierte. 

Pazifizierung der germanischen Kampf- und Kriegskultur 

Bei den Ger­ma­nen hät­te die Kir­che ihre spe­zi­fi­sche Frie­dens­mis­si­on ver­ra­ten, wenn sie sich in die durch Göt­ter­fa­beln gestütz­te Raub- und Kriegs­ge­sell­schaf­ten inkul­tur­iert hät­te. Durch das gesam­te Früh- und Hoch­mit­tel­al­ter zieht sich das Bemü­hen der Mis­sio­na­re, Mön­che und Theo­lo­gen, die bar­ba­ri­sche Feh­de­lust und Kampf­rhe­to­rik der Ger­ma­nen zu bän­di­gen sowie Blut­ra­che und Got­tes­ur­teil abzu­schaf­fen, um dem christ­li­chen „Got­tes­frie­den“ in der Gesell­schaft Raum zu schaf­fen. In der Gestalt des edlen Rit­ters Georg, der die bösen Mäch­te bekämpf­te, um die Schwa­chen zu schüt­zen, fand der christ­li­che Kul­tur­wan­del sein Ideal. 

Bei der Mis­sio­nie­rung der wil­den Nord­män­ner in Skan­di­na­vi­en brach­te die Evan­ge­li­sie­rung im elf­ten Jahr­hun­dert ähn­li­che Ergeb­nis­se her­vor. Die Rau­b­öko­no­mie der Wikin­ger wur­de abge­löst durch fried­li­chen Acker­bau, Hand­werks­kunst und Han­del. Statt See­räu­ber­boo­te bau­ten sie nun­mehr höl­zer­ne Stab­kir­chen. Der Kern des christ­li­chen Kul­tur­wan­dels in Skan­di­na­vi­en war die Ein­füh­rung des „kri­sten­ret­ten“, des Chri­sten­rechts durch Olav Haralds­son: Ver­bot des Aus­set­zens behin­der­ter Kin­der und der will­kür­li­chen Blut­ra­che, da jeder Mensch als Got­tes­bild ein Lebens­recht hat. Gegen das heid­ni­sche Vor­recht der Män­ner, sich meh­re­re Frau­en zu neh­men, ließ Olav die christ­li­che Ein­ehe in Treue bis zum Tod kodi­fi­zie­ren. Außer­dem muss­te die Braut dem Ehe­bund aus­drück­lich zustim­men – eine revo­lu­tio­nä­re Ver­än­de­rung zur Gleich­be­rech­ti­gung der Frau­en. Ähn­lich wie die Wikin­ger drang­sa­lier­ten die heid­ni­schen Ungarn ihre Nach­bar­völ­ker mit Plün­de­rung und Tot­schlag. Die Mis­sio­nie­rung um die Jahr­tau­send­wen­de brach­te auch hier eine christ­li­che Kulturwende. 

Bei der Ger­ma­nen­mis­si­on gab es zwei metho­disch ver­schie­de­ne Vor­ge­hens­wei­sen: Boni­fa­ti­us, der Apo­stel der Deut­schen und selbst Sach­se – setz­te auf Kon­fron­ta­ti­on mit den heid­ni­schen Kult­for­men, indem er z. B. die Dona­rei­che zer­stö­ren ließ wie Eli­as die Baal­stem­pel. In der säch­si­schen Tauf­for­mel wur­de aus­drück­lich ein Abschwö­ren vom Göt­zen­dienst vor­ge­schal­tet: ‚Ich wider­sa­ge dem (Kriegs­gott) Ziu und all sei­nen Opfern…’. Papst Gre­gor der Gro­ße emp­fahl den Mis­sio­na­ren der Angel­sach­sen ein fle­xi­ble­res Vor­ge­hen, die Hei­den in einem Pro­zess der christ­li­chen Umwid­mung von heid­ni­schen Kult­stät­ten und Opfer­fe­sten behut­sam zu Chri­stus zu füh­ren. Aber am Ende stan­den in Eng­land eben­falls die voll­stän­di­ge Erset­zung der heid­ni­schen Kul­te und die Wand­lung der Kul­tur durch die christ­li­che Lehre. 

Das Chri­sten­tum hat­te im roma­ni­schen Süden und ger­ma­ni­schen Nor­den Euro­pas die heid­ni­schen Prä­gun­gen ver­drängt und ersetzt. So konn­te es im Mit­tel­al­ter eine ein­heit­li­che euro­päi­sche Kul­tur auf­bau­en. Auch für das nach-anti­ke Mit­tel­al­ter ist die Papst-The­se von der christ­li­chen Inkul­tu­ra­ti­on als Anpas­sung an die heid­ni­schen Kul­tu­ren ein moder­nes Mär­chen ohne Realitätsbasis. 

Gleich­wohl hat­ten und haben die heid­ni­schen Reli­gio­nen eine Funk­ti­on im Heils­plan Got­tes: Allen Men­schen ist die Sehn­sucht nach dem Gött­li­chen ins Herz geschrie­ben. Die Natur-Reli­gio­nen geben der Gott­su­che Aus­drucks­form. Sie haben aller­dings nur indi­rekt Heils­be­deu­tung, „sofern und soweit sie den Men­schen auf das eine Gute, auf die Suche nach Gott, nach Wahr­heit und Lie­be brin­gen“ (J. Ratz­in­ger in: Glau­be, Wahr­heit, Tole­ranz, Her­der 2003). In die­ser Hin­sicht haben sie advent­li­chen Cha­rak­ter, bis sie in der Offen­ba­rung des Evan­ge­li­ums die vera reli­gio gefun­den haben. Die Kult- und Kul­tur­for­men der Hei­den­völ­ker sind dage­gen kri­tisch zu sich­ten und aus­zu­son­dern, wie in der Mis­si­ons­ge­schich­te seit der Anti­ke prak­ti­ziert. Ganz deut­lich wird die Not­wen­dig­keit der Puri­fi­ka­ti­on heid­nisch gepräg­ter Kul­tu­ren bei den „Patho­lo­gien der Reli­gio­nen“, auf die Ratz­in­ger hin­weist. Men­schen­op­fer der Azte­ken, Tem­pel­pro­sti­tu­ti­on und Wit­wen­ver­bren­nung im Hin­du­is­mus, das Tötungs­ge­bot zu Hei­den im Koran, reli­gi­ös begrün­de­te Gewalt­ex­zes­se und Kan­ni­ba­lis­mus in Natur­re­li­gio­nen. Aber auch heid­ni­sches Angst­schü­ren und Mum­men­schanz, Kult­be­trug in der Anti­ke, reli­gi­ös begrün­de­te Aus­beu­tung und Skla­ve­rei bei afri­ka­ni­schen Stäm­men sowie sitt­li­che Abir­run­gen in Form von Kin­der­aus­set­zung, Pädo­phi­lie und Eutha­na­sie der Alten gehö­ren zu den Fehl­for­men der Naturreligionen. 

Ersetzung von Schöpfergott und Schöpfung durch einen Kult der Mutter Erde 

Die der­zei­ti­gen Reden und Ver­an­stal­tun­gen auf und im Umkreis der vati­ka­ni­schen Ama­zo­nas-Syn­ode erschei­nen als radi­ka­ler Kul­tur­bruch in der 2000jährigen Mis­si­ons­ge­schich­te der Kir­che. Der ist auch dar­in ables­bar, dass im Syn­oden-Arbeits­pa­pier nur mar­gi­nal vom Kon­zil gespro­chen wird, von der Tra­di­ti­on und der Bibel noch weni­ger. Was die Syn­oden­vä­ter als Inkul­tu­ra­ti­on ver­kau­fen, ist in Wirk­lich­keit ein Aus­ver­kauf des Chri­sten­tums. Es wer­den syn­kre­ti­sti­sche Ver­mi­schun­gen von Göt­zen- und Got­tes­dienst prä­sen­tiert. Schlim­mer noch: Bei den ver­schie­de­nen Auf­füh­run­gen indio-paga­ner Kult­sze­nen im Vati­kan wur­den der Schöp­fer­gott und sei­ne Schöp­fung ersetzt durch einen Kult der Mut­ter Erde. Dabei ver­ehr­te man die Erd- und Frucht­bar­keits­göt­tin Pacha­ma­ma mit Anbe­tungs­ge­sten wie Knie­fall und Rumpf­beu­ge. In den vati­ka­ni­schen Gär­ten fand eine typisch heid­ni­sche Zere­mo­nie statt, inso­fern Natur und Schöp­fung gött­lich per­so­ni­fi­ziert und in Abbil­dern ange­be­tet wur­de. Dem paga­nen Kult, an dem auch ein Fran­zis­ka­ner­bru­der in Kut­te teil­nahm, mach­ten Fran­zis­kus und sei­ne Prä­la­ten ehr­fürch­ti­ge Auf­war­tung. Die Bil­der von die­ser Göt­zen­ver­eh­rung unter den Augen des Pap­stes ver­brei­ten welt­weit den Ein­druck einer syn­kre­ti­sti­schen Wen­de in der katho­li­schen Kir­che. Auf dem Hin­ter­grund des Abu-Dha­bi-Doku­ments vom Febru­ar 2019 erhär­tet sich lei­der der Ver­dacht, dass der Syn­kre­tis­mus von höch­ster Stel­le gewollt und geför­dert wird: Papst Fran­zis­kus hat­te in der „Gemein­sa­men Erklä­rung“ mit dem Kai­ro­er Groß­i­mam schrei­ben las­sen, dass Plu­ra­lis­mus und Ver­schie­den­heit der Reli­gio­nen aus dem gött­li­chen Wil­len des Schöp­fers exi­stie­ren. Das müss­te dann auch für den natur­re­li­giö­sen Pacha­ma­ma-Kult gel­ten. Bis­her bete­ten die Chri­sten allein Gott den Schöp­fer und Erlö­ser an; hei­li­ge Men­schen wer­den in der Kir­che ver­ehrt und um Für­bit­te ange­fleht; aber nie­mals haben Katho­li­ken krea­tür­li­che Schöp­fungs­ele­ment wie „Schwe­ster Erde“ oder „Bru­der Was­ser“ ver­ehrt und erst recht nicht in Form per­so­na­li­sier­ter Sta­tu­et­ten ange­be­tet. Ange­sichts des apo­dik­ti­schen 1. Gebots wäre das eine  Abkehr vom ein­zi­gen Gott und Hin­wen­dung zu schein­gött­li­chen „Nicht­sen“.

Sind Jesus Christus und sein Erlösungswerk für die Amazonas-Menschen irrelevant? 

Die Ama­zo­nas­men­schen wür­den „in Har­mo­nie mit sich selbst, mit der Natur, mit den Mit­men­schen und mit dem höch­sten Wesen“ leben. 

Die­se Vor­stel­lun­gen ein­schließ­lich des Begriffs „höch­stes Wesen“ stam­men aus der Auf­klä­rung und sind als Theo­rie vom edlen Wil­den bekannt. Rous­se­au glaub­te, dass die Urmen­schen in Ein­tracht mit Natur und Gott­heit sowie unter­ein­an­der stets fried­lich, frei und gleich gelebt hät­ten, bis der Sün­den­fall der Zivi­li­sa­ti­on die Idyl­le zer­stör­te. Die Über­tra­gung die­ser histo­ri­schen Uto­pie auf abge­schie­de­ne Urwald­stäm­me hat aber nichts mit der Wirk­lich­keit zu tun. Feld­for­scher spre­chen von einem pre­kä­ren Über­le­bens­kampf der Indi­os. Sie töten mit Gift­pfei­len ihre Jagd­beu­te, wer­den aber auch selbst von Raub­tie­ren ange­grif­fen. Ihre Behau­sun­gen sind viel­fach von Unge­zie­fer befal­len und ihre Kör­per von Insek­ten zer­sto­chen. Vor den Wald­gei­stern haben sie eine Hei­den­angst, berich­ten Missionare. 

In der kon­kre­ten For­mu­lie­rung oben ist außer­dem die theo­lo­gi­sche Bestim­mung für den mensch­li­chen Urzu­stand im Gar­ten Eden zu erken­nen. Durch den Sün­den­fall und die Stra­fe der Ver­trei­bung aus dem Para­dies wur­de jedoch die genann­te vier­fa­che Har­mo­nie zer­ris­sen – für alle Men­schen. Allein die Autoren des Syn­oden­pa­piers glau­ben anschei­nend, dass die Indi­os des Ama­zo­nas­ge­biets wei­ter­hin im sün­den­frei­en Para­dies­zu­stand leb­ten. Wenn das zuträ­fe, wür­den sie kei­ne Erlö­sung brau­chen, der den Bund Got­tes mit den Men­schen erneu­ert. Folg­lich wäre Jesus Chri­stus und sein uni­ver­sel­les Erlö­sungs­werk für die Indi­os irrele­vant. Sie befän­den sich ja schon in einer all­seits hei­len und ver­söhn­ten Welt. War­um soll­ten sie dann noch evan­ge­li­siert wer­den müs­sen? Im Syn­oden­pa­pier wird 34 Mal von „Bekehrung/​Umkehr“ gespro­chen, aber nicht ein­mal im bibli­schen Sin­ne als Neu­zu­wen­dung zu Jesus Chri­stus, son­dern aus­schließ­lich als öko­lo­gi­sche Umkehr. Auch die Tau­fen auf den Tod Chri­sti wären über­flüs­sig. In die­sen Kon­text passt die Aus­sa­ge des Ama­zo­nas-Bischofs Erwin Kräut­ler, dass er noch nie einen Indio getauft hät­te und das auch in Zukunft nie­mals tun wer­de. Ver­mut­lich wird er auch das Evan­ge­li­um nur selek­tiv ver­kün­den mit den Stel­len, die der euro­päi­sche Bischof für die Indi­os als lebens­welt­lich pas­send ansieht. Die Zumu­tun­gen der bibli­schen Chri­stus­leh­re, etwa die Wor­te von dem stei­len Weg, der engen Pfor­te, der Kreuz­auf­nah­me und Nach­fol­ge Chri­sti, wird er wohl den getauf­ten und unge­tauf­ten Hei­den vor­ent­hal­ten. Wahr­schein­lich hat er auch nie von den evan­ge­li­schen Räten gepre­digt, ins­be­son­de­re nicht von der Ehe­lo­sig­keit um des Him­mel­rei­ches Wil­len. In die­sem Fall führ­te er die – nach sei­ner Ansicht – ver­ständ­nis­lo­se Hal­tung der Indi­os zur Ehe­lo­sig­keit von Prie­stern, Non­nen und Mön­chen selbst her­bei, um dar­aus ein Strick für die Abschaf­fung des Zöli­bats zu drehen. 

Die Amazonas-Synode als Vorwand für die Abschaffung des Zölibats 

Das Hei­le-Welt-Stück zu den para­die­si­schen Zustän­den in Ama­zo­ni­en wur­de von öko­so­zia­li­sti­schen Befrei­ungs­theo­lo­gen geschrie­ben. Es wird von den gro­ßen­teils euro­päi­schen Prä­la­ten in der Syn­ode­nau­la auf­ge­führt und von den links­li­be­ra­len Medi­en beklatscht. Nur gele­gent­lich stö­ren unschö­ne Wahr­hei­ten die idyl­li­sche Ama­zo­nas-Illu­si­on der Syn­oda­len – etwa die Berich­te von Kin­der­aus­set­zun­gen und Alten­tö­tung bei eini­gen Indio-Stäm­men. Wenn dann Anthro­po­lo­gen Infan­ti­zid und Eutha­na­sie mit dem „Über­le­bens­kampf im Urwald“ recht­fer­ti­gen, bricht erst recht das para­die­si­sche Ama­zo­nas­bild zusam­men. Feld­stu­di­en zei­gen, dass die Indi­os Neu­ge­bo­re­ne grund­sätz­lich nicht als Per­so­nen anse­hen, man sie daher im Fall von Schwä­che und Behin­de­rung töten kön­ne. Die Tötung alter Men­schen wird mit dem über­ge­ord­ne­ten Wohl der Grup­pe begrün­det. Frü­her waren sol­che Anschau­un­gen eine Her­aus­for­de­rung für Mis­si­ons­or­den, die neben tat­kräf­ti­ger Ver­bes­se­rung der Lebens­be­din­gun­gen den Hei­den die Bot­schaft brach­ten, dass jeder Mensch von Gott geliebt ist. Heu­te dage­gen brin­gen Mis­si­ons­bi­schö­fe wie Kräut­ler Ver­ständ­nis auf für die Kinds­tö­tun­gen und pro­te­stie­ren gegen ein staat­li­ches Ver­bot: Man müs­se die (töd­li­che) Kul­tur der Indi­os respek­tie­ren, jede Ein­mi­schung sei kolo­nia­li­stisch. Die uni­ver­sa­len Men­schen­rech­te wie das unbe­ding­te Lebens­recht sol­len nicht für Ama­zo­nas-Indi­os gelten. 

Die Prot­ago­ni­sten der Ama­zo­nas-Syn­ode ver­stricken sich in heil­lo­se Wider­sprü­che auf theo­lo­gi­scher, anthro­po­lo­gi­scher und ethi­scher Ebe­ne. Aber das hin­dert sie nicht beim Vor­pre­schen in ihrer moder­ni­sti­schen Agen­da. Ihr Haupt­an­lie­gen in die­sem insze­nier­ten Ama­zo­nas-Thea­ter scheint von Anfang an das Ziel zu sein, mit der Wei­he von ver­hei­ra­te­ten Män­nern, viri pro­ba­ti, den Ein­stieg in die Abschaf­fung des Zöli­bats errei­chen. Dabei sind in den Ama­zo­nas-Diö­ze­sen bis­her kaum ver­hei­ra­te­te Dia­ko­ne geweiht und ein­ge­setzt wor­den, wie Kar­di­nal Schön­born ver­wun­dert fest­stell­te. War­um die Eile bei so einer sub­stan­ti­el­len kir­chen­po­li­ti­schen Ände­rung – mit Aus­strah­lung auf die gesam­te Kir­che? Letz­te­res ist wohl der Grund für das Vor­pre­schen. Kann auf die­ser Ver­wir­rungs­syn­ode Got­tes Segen liegen?

Text: Hubert Hecker
Bild: Photomontage/​Wikicommons/​MiL

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3 Kommentare

  1. Kurz­um, die­se Syn­ode ist eine Räu­ber­syn­ode, die Apo­sta­sie lehrt und, wenn sie denn vom Papst gebil­ligt, appro­biert wird, den Stuhl Petri räumt, denn ein sicht­bar öffent­li­cher Apo­stat ver­liert nicht nur latae sen­ten­tiae son­dern ipso fac­to sein Amt. Man kann dann nur Hof­fen, daß eini­ge Glau­bens­treue oder zumin­dest kon­ser­va­ti­ve Krdi­nä­le zum Kon­kla­ve rufen.

  2. Sor­ry, lie­be erstaun­te Kon­ser­va­ti­ve, aber die­se gesam­te Ent­wick­lung ist bereits im Kon­zil zu erkennen.
    Da heißt es: Alle Bestre­bun­gen des Men­schen zie­len auf den Men­schen ab /​ Wir beten alle den­sel­ben Gott an/​ Der hl. Geist wirkt auch in ande­ren Religionen/​ Oder Papst Pauls 6. Blas­phe­mie anläss­lich der Mond­lan­dung : Ehre sei der Mensch in der Höhe.

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