Kräutler: „Schlußdokument schon geschrieben, aber niemand weiß, von wem“

Enthüllungen einer gelenkten Synode


Erwin Kräutler: „Niemand weiß“, wer das schon fertige Schlußdokument der Amazonassynode geschrieben hat.
Erwin Kräutler: „Niemand weiß“, wer das schon fertige Schlußdokument der Amazonassynode geschrieben hat.

(Rom) Das Schluß­do­ku­ment ist, laut Bischof Erwin Kräut­ler, bereits geschrie­ben. Offi­zi­ell sind die Syn­oden­ar­bei­ten aber noch im vol­len Gan­ge, um ein Schluß­do­ku­ment zu erstel­len und dar­über abzustimmen.

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Kräut­ler ist eme­ri­tier­ter Prä­lat von Xin­gu und maß­geb­li­cher Orga­ni­sa­tor der Ama­zo­nas­syn­ode. Der Öster­rei­cher mach­te die Ent­hül­lung gegen­über Jour­na­li­sten von Life­Si­teNews mit dem noch unge­wöhn­li­che­ren Zusatz, daß aber „nie­mand weiß“, wer es geschrie­ben hat.

Info­Va­ti­ca­na merk­te dazu an:

„Kei­ner der Syn­oden­or­ga­ni­sa­to­ren im Vati­kan wuß­te, was genau die­se indi­ge­nen Schnit­ze­rei­en dar­stel­len sol­len, vor denen sich in den Vati­ka­ni­schen Gär­ten eini­ge Per­so­nen kreis­för­mig in einer selt­sa­men Zere­mo­nie in Gegen­wart des Pap­stes nie­der­ge­wor­fen haben, und die inzwi­schen im Tiber geen­det sind. Und jetzt weiß kei­ner, so Bischof Kräut­ler, wer das Schluß­do­ku­ment der Syn­ode ver­faßt hat.“

Als bereits im Vor­feld der Syn­ode begrün­de­te Kri­tik geübt wur­de, daß vie­les den Ein­druck einer gelenk­ten Syn­ode mit vor­ge­fer­tig­ten Ergeb­nis­sen mache, wur­den die Kri­ti­ker dafür hart gerügt. Was ist nun, nach der Ent­hül­lung von Bischof Kräutler?

Auf Nach­fra­ge demen­tier­te Kräut­ler aus­drück­lich, daß Kar­di­nal Clau­dio Hum­mes, Gene­ral­re­la­tor der Syn­ode und REPAM-Vor­sit­zen­der, an der Abfas­sung des Schluß­do­ku­ments mit­ge­wirkt habe, eben­so­we­nig er selbst.

Noch am Mon­tag hat­te Kar­di­nal Chri­stoph Schön­born, der Erz­bi­schof von Wien, der wie Kräut­ler von Papst Fran­zis­kus per­sön­lich zum Syn­oda­len ernannt wor­den war, etwas ande­res gesagt. Anders als Kräut­ler gehört Schön­born auch dem Redak­ti­ons­ko­mi­tee für das Schluß­do­ku­ment an. Bei der täg­li­chen Syn­oden­kon­fe­renz vom 21. Okto­ber sag­te Schön­born, das Komi­tee wer­de sich dar­auf beschrän­ken, die Emp­feh­lun­gen der Cir­culi Mino­res kom­men­tar­los wei­ter­zu­rei­chen, da für die Schluß­re­dak­ti­on Kar­di­nal Hum­mes und sei­ne Mit­ar­bei­ter zustän­dig seien.

Auch Info­Va­ti­ca­na äußert einen „besorg­nis­er­re­gen­den“ Verdacht:

„Als Erklä­rung ver­bleibt, ziem­lich besorg­nis­er­re­gend, aber nicht unwahr­schein­lich, daß das Doku­ment bereits mehr oder weni­ger ver­faßt wur­de, noch bevor die Syn­oden­vä­ter in Rom ange­kom­men sind.“

Letzt­lich wür­de das den bis­he­ri­gen Umgang unter Papst Fran­zis­kus mit Bischofs­syn­oden bestä­ti­gen. So wur­den zwei Fami­li­en­syn­oden abge­hal­ten, doch im Mit­tel­punkt stan­den letzt­lich nicht die Ver­tei­di­gung und Stär­kung von Ehe und Fami­lie, son­dern die Aner­ken­nung von „Aus­nah­men“, also letzt­lich das Gegen­teil. Gleich­falls hat­te die Jugend­syn­ode von 2018 im End­ef­fekt sehr wenig mit der gläu­bi­gen Jugend zu tun, son­dern dien­te vor allem als Vehi­kel, die „Syn­oda­li­tät“ der Kir­che zu beto­nen, die prompt 2019 durch die Ama­zo­nas­syn­ode und den Vor­stoß der deut­schen Bischö­fe auf die Tages­ord­nung kam. Wäh­rend der Jugend­syn­ode war das Wort „Syn­oda­li­tät“ bei den täg­li­chen Syn­oden­pres­se­kon­fe­ren­zen so gut wie nie gefal­len, spiel­te dann aber die her­aus­ra­gen­de Rol­le im Schlußdokument. 

Aus den bis­her vier Syn­oden unter Fran­zis­kus läßt sich eine Schluß­fol­ge­rung zie­hen: Es gibt jeweils zwei Syn­oden, eine offi­zi­el­le und sicht­ba­re, aber unwe­sent­li­che Syn­ode und eine inof­fi­zi­el­le und unsicht­ba­re, aber maßgebliche.

Um noch ein­mal Info­Va­ti­ca­na zu zitie­ren:

„Die Syn­ode selbst hat uns gezeigt, inwie­weit die Ama­zo­nas-India­ner zu Gei­seln von Refor­men gewor­den sind, die mehr auf den Rhein als auf den Ama­zo­nas aus­ge­rich­tet sind.“

Der gefor­der­te Zugang zum Wei­he­sa­kra­ment für ver­hei­ra­te­te Män­ner und für Frau­en ist eine For­de­rung, auf die aus dem deut­schen Sprach­raum seit einem hal­ben Jahr­hun­dert hin­ge­ar­bei­tet wird. Von den kaum 200.000 Dschun­gel-Indi­os sind sol­che For­de­run­gen nicht bekannt.

Der größ­te Teil der Indi­os leben heu­te in den Städ­ten und nicht mehr im Dschun­gel. Einer von ihnen – was in Rom ver­schwie­gen wird wegen des fal­schen Par­tei­bu­ches, und weil es nicht ins Gesamt­nar­ra­tiv paßt – ist der­zeit sogar Vize­prä­si­dent von Bra­si­li­en. Abge­se­hen davon ist der Ama­zo­nas nicht das Idyll, das die Syn­oden­ma­cher und ihre Hel­fer die Euro­pä­er glau­ben machen wol­len. Tat­sa­che ist aber vor allem, daß die Ama­zo­nas-Indi­os zum weit­aus größ­ten Teil längst evan­ge­li­siert wur­den, und zwar katho­lisch, daß es nun aber pro­te­stan­ti­sche Sek­ten sind, die sie abwer­ben, weil die­se von Chri­stus spre­chen, wäh­rend die Syn­oden­ma­cher im Vati­kan über­hol­te Ama­zo­nas-Göt­zen auf­stel­len und sogar im Peters­dom zeigen.

Ein Dilem­ma von der Art, die ent­ste­hen, wenn man das Eigent­lich zu sehr aus den Augen ver­liert und sich zu weit auf sozio­lo­gi­sches, eth­no­lo­gi­sches und vor allem ideo­lo­gi­sches Ter­rain begibt.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Info­Va­ti­ca­na

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