Von Roberto de Mattei*
Am 6. und 7. September trafen sich der Lateinamerikanische Bischofsrat (CELAM) und das Pan-Amazonische Kirchliche Netzwerk (REPAM) in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota, um über die bevorstehende Bischofssynode zu diskutieren, die vom 6. bis 27. Oktober 2019 zum Thema „Amazonien: Neue Wege für die Kirche und für eine ganzheitliche Ökologie “ im Vatikan stattfinden wird.
Im abschließenden Kommuniqué des Treffens bekräftigen der Präsident von CELAM, Msgr. Miguel Cabrejos, und der Vorsitzende von REPAM, Kardinal Claudio Hummes, nachdem sie ihre „Freude über die Einberufung der Synode durch den Heiligen Vater“ zum Ausdruck gebracht haben , „die Hoffnung, daß weiterhin eine Kirche mit amazonischem und indigenem Gesicht gefördert wird und der Umsetzungsprozeß fortgesetzt wird“.
Am Rande des Treffens in Bogota erklärte der neuernannte Kardinal Michael Czerny, Sondersekretär der Amazonassynode: „Amazonien ist das erste Wort im Titel der Synode. Man kann sagen, daß der Amazonas mit seinen Völkern, seiner Realität, seinem Territorium, seinen Einwohnern das Thema der Synode ist. Man kann sagen, daß er sein Feuer ist. Deshalb sind das erste, ich würde sagen, das allererste Anliegen, die Menschen, die Völker und insbesondere die indigenen Völker.“
Wie immer bei solchen Treffen kommt es jedoch nicht auf die offiziellen Aussagen an, sondern auf die privaten Treffen zwischen den Schlüsselfiguren und auf die Dokumenten, die zwischen ihnen zirkulieren, um die Strategien zur Erreichung der Ziele besser zu organisieren.
Eines dieser Dokumente mit dem Titel „Hacia el Sínodo Panamazónico: Desafíos y aportes desde América Latina y el Caribe“ (Auf dem Weg zur Pan-Amazonischen Synode: Herausforderungen und Beiträge aus Lateinamerika und der Karibik) ist das Ergebnis eines früheren Treffens, das im April auf Initiative der Organisationen Amerindia und REPAM in derselben Stadt Bogota stattfand. LifeSiteNews, das am 3. September diesen Text veröffentlichte, enthüllte, daß bei dem Treffen in Bogota vier Personen anwesend waren, die von Papst Franziskus in die Vorbereitung der Synode eingebunden wurden: Pater Paolo Suess (ein enger Mitarbeiter von Bischof Erwin Kräutler, Mitglied des vorsynodalen Rates), Mauricio López (Generalsekretär von REPAM, Mitglied des vorsynodalen Rates), der indigene Pater Justino Sarmento Rezende (Mitglied des vorsynodalen Rates) und Peter Hughes (auch er Mitglied des vorsynodalen Rates).
Diese vier Personen gelten als Hauptautoren des Instrumentum Laboris, das Grundlage für die Arbeiten der Synodenväter im Oktober sein wird. Wie Maike Hickson und Matthew Cullinan Hoffman, die Verfasser des Artikels von LifeSiteNews, hervorheben, zielt das Bogota-Dokument darauf ab, die grundlegenden Elemente der katholischen Lehre zu untergraben oder umzustürzen, indem behauptet wird, die Kirche habe kein „Heilsmonopol“ und der Pluralismus und die Vielfalt der Religionen seien Ausdruck eines weisen göttlichen Willens; die nichtchristlichen Religionen seien imstande, die „Erlösung“ zu den Menschen zu bringen und die heidnischen religiösen Traditionen der Indigenen im Amazonasgebiet seien neu zu bewerten. Der Text definiert die Eucharistie neu als symbolischen Akt der Gemeinschaft; er greift das hierarchische Priestertum des Neuen Testaments an, indem er die Schaffung neuer Ämter für die Laien, die Möglichkeit der Diakonatsweihe für Frauen und der Priesterweihe für verheiratete Männer vorsieht. Er fördert eine neue, indigene, feministische und ökologische Theologie und schlägt vor, dieses Modell zu exportieren, um eine Kirche mit einem „amazonischen Gesicht“ zu schaffen.
Im übrigen bemerkte Kardinal Gerhard Müller: „Wenn im Amazonasgebiet angesehene Männer zum Priestertum geweiht werden, die erklärtermaßen in stabilen Verbindungen leben (ob es sich um kanonisch gültige Ehen handelt oder nicht?), um der Gemeinde (!) die Sakramente zur Verfügung zu stellen – auch ohne theologische Ausbildung (IL 129, 2) , warum sollte das letztendlich nicht auch der Hebel sein, um die viri probati in Deutschland einzuführen, wo der Zölibat in der Gesellschaft nicht mehr akzeptiert wird, und wo viele verheiratete Theologen bereit wären, als Priester die unbesetzten Stellen im zölibatären Klerus zu besetzen?“
Am vergangenen 14. August segnete in Bogota, das zu einem Hauptzentrum der Verbreitung der Amazonas-Irrtümer wird, Isidoro Jajoy, ein Zauberer aus dem kolumbianischen Stamm der Inga, während eines Vorbereitungstreffens für die Amazonassynode in einem Park, der zum Sitz der Kolumbianischen Bischofskonferenz gehört, die Ordensmänner und Ordensfrauen. Das Bild, das ihn zeigt, geht um die Welt und bestätigt, wie weit der Prozeß der Verzerrung der Glaubenslehre und der Verfassung der Kirche fortgeschritten ist. Erzbischof José Luis Azcona, emeritierter Bischof der Prälatur von Marajo im brasilianischen Amazonasgebiet, hat nicht Unrecht, wenn er in einem Interview mit ACI Prensa die Gefahr eines Schismas befürchtet.
Auch in Deutschland äußerte Kardinal Rainer Woelki, der Erzbischof von Köln, gegenüber der Kirchenzeitung Köln die Befürchtung, daß „der vom deutschen Episkopat beschrittene ‚synodale Weg‘ zu einem Schisma in der deutschen Kirche und in der Weltkirche führt“.
Gewöhnlich gehen in der Kirchengeschichte die Schismen den Häresien voraus, wie es beim anglikanischen Schisma des 16. Jahrhunderts der Fall war. Heute geht die Verbreitung von Irrtümern und Häresien der Formalisierung eines kirchlichen Bruches voraus, auch deshalb, weil die Abspaltung von der Kirche normalerweise gegen den Papst erfolgt, während heute einige Bischöfe im Namen des Papstes ihre Abspaltung von der Kirche vorbereiten.
Was wird Papst Bergoglio tun, wenn der Kampf beginnt? Am 10. September erklärte Franziskus im Flugzeug, das ihn von Afrika nach Rom zurückbrachte:
„Ich bete, daß es keine geben wird, aber ich habe keine Angst vor einem Schisma in der Kirche.“
Selbst für den Papst ist die Möglichkeit einer Spaltung der Kirche also nicht unwahrscheinlich. Der Stellvertreter Christi tut aber nicht gut daran, wenn er die Verletzung des mystischen Leibes nicht fürchtet.
Die Katholiken, die die Kirche wirklich lieben, sind entsetzt über Spaltungen und Irrlehren und sind bereit, die Reinheit und Integrität der Lehre Christi bis aufs Blut zu verteidigen. Aus diesem Grund wächst der Widerstand gegen eine Synode, die als „schismatische Amazonassynode“ in die Geschichte eingehen könnte.
Wenn die im Bogota-Dokument und auch im Instrumentum laboris enthaltenen pantheistischen, pelagianischen und lutherischen Irrtümer nicht korrigiert werden, besteht die Gefahr, daß die Amazonassynode zur offen schismatische Synode wird wie die pro-arianische Synode von Mailand (355), die monophysitische Synode von Ephesus (449), die nestorianische Synode von Konstantinopel (553), die konziliaristische Synode von Basel (1438) und die jansenistische Synode von Pistoia (1786).
In Mailand hatten im vierten Jahrhundert gegen den Arianismus nur wenige Bischöfe, darunter der Heilige Eusebius von Vercelli und der Heilige Paulinus von Trier, den Mut, sich der Versammlung zu widersetzen und Kaiser Constantius II. herauszufordern, der die Synode einberufen hatte, und ihr seinen politischen Willen aufzwingen wollte.
Auch heute scheinen nur wenige Kardinäle und Bischöfe bereit zu sein, sich der Politik von Papst Franziskus mit dem Heldentum zu widersetzen, das die Umstände erfordern. Aber unter den Priestern und Laien weiten sich die Kundgebungen der Treue zur Kirche aus, nicht nur in Amerika, wie der Heilige Vater glaubt, sondern in allen Ländern der Welt. Wir sind Kinder einer streitenden Kirche, die den Irrtum nicht akzeptiert und nicht einschließt, sondern den Irrtum bekämpft und die Wahrheit verteidigt. Eine Kirche, die die Seelen und die ganze Gesellschaft für Christus gewinnen will. Eine Kirche, die sich von denen in ihrem Inneren trennt, die eine andere Religion bekennen.
Eine Kirche, die wir der allerseligsten Jungfrau Maria anvertrauen, damit sie mit ihren Engeln sie in den kommenden, entscheidenden Wochen beschütze.
*Roberto de Mattei, Historiker, Vater von fünf Kindern, Professor für Neuere Geschichte und Geschichte des Christentums an der Europäischen Universität Rom, Vorsitzender der Stiftung Lepanto, Autor zahlreicher Bücher, zuletzt in deutscher Übersetzung: Verteidigung der Tradition: Die unüberwindbare Wahrheit Christi, mit einem Vorwort von Martin Mosebach, Altötting 2017.
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Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana