
(Turin) Während ein deutscher Bischof im Juni meinte, er „könne“ Priestern der Petrusbruderschaft nicht erlauben, in seinem Bistum die Heilige Messe im überlieferten Ritus zu zelebrieren, haben andere Bischöfe weniger Berührungsängste und Aversionen gegen die überlieferte Form des Römischen Ritus.
Am vergangenen Sonntag, den 7. Juli, besuchte der Erzbischof von Turin, Msgr. Cesare Nosiglia, die „Kirche der Barmherzigkeit“. Er nahm an der dort zelebrierten Heiligen Messe in der überlieferten Form teil und hielt die Predigt. Der Besuch fiel auf glückliche Weise mit dem zwölften Jahrestag der Unterzeichnung des Motu proprio Summorum Pontificum durch Papst Benedikt XVI. zusammen.
Die Kirche ist dem heiligen Johannes dem Täufer geweiht, aber im Volk als „Chiesa della Misericordia“ bekannt. Sie wurde von der 1578 gegründeten Erzbruderschaft des enthaupteten Johannes des Täufers, genannt „der Barmherzigkeit“ errichtet, deren Aufgabe bis heute die Betreuung von Gefangenen ist, besonders die Sicherstellung ihrer religiösen Betreuung.
Seit mehr als 30 Jahren wird an der Kirche regelmäßig im überlieferten Ritus zelebriert, seit der damalige Erzbischof, Giovanni Kardinal Saladrini, die Umsetzung des Motu proprio Ecclesia Dei, das 1988 von Papst Johannes Paul II. erlassen wurde, wohlwollend unterstützte.

Erzbischof Nosiglia wurde am vergangenen Sonntag vom Kirchenrektor, Kanonikus Francesco Saverio Venuto, und RA Alberto Tealdi, dem Gouverneur der Erzbruderschaft zusammen mit seinen Mitbrüdern im Bruderschaftsgewand vor der Kirche empfangen. Anwesend waren auch Vertreter anderer Bruderschaft der Stadt, mit denen die Erzbruderschaft guten Kontakt pflegt.
Der Erzbischof kniete zunächst vor dem Allerheiligsten im Gebet und nahm dann an der vom Kirchenrektor zelebrierten Heiligen Messe teil. In seiner Predigt vertiefte der Erzbischof die Berufung der ersten Jünger. Er sprach über die Berufung zum Leben, zum Glauben und zur Heiligkeit, der „Krönung des ganzen christlichen Lebens“. Plötzlich fragte der Erzbischof die Gläubigen, ob sie sich an den Katechismus des heiligen Pius X. erinnern, warum Gott uns erschaffen hat. Nach einem Augenblick des überraschten Zögerns antworteten die Gläubigen im Chor mit dem Erzbischof:
„Wir sind auf Erden, um Gott zu erkennen, ihn zu lieben und ihm zu dienen und dadurch in den Himmel zu kommen.“
Es war das erste Mal, daß ein Erzbischof von Turin an der Meßzelebration im überlieferten Ritus in der „Kirche der Barmherzigkeit“ teilnahm, wie Alberto Tealdi im Anschluß erfreut und dankbar feststellte. Er erinnerte an die Priester, die als Kirchenrektoren, die Zelebration im überlieferten Ritus in den vergangenen mehr als 30 Jahren möglich machten. Kanonikus Venuto ist seit einigen Monaten der dritte Kirchenrektor, der in der überlieferten Form zelebriert.
Aus Anlaß des bischöflichen Besuches veröffentlichte die Erzbruderschaft ein Buch mit zwölf Predigten von Msgr. Renzo Savarino, einem der bisherigen Kirchenrektoren, dessen 60. Priesterjubiläum am 28. Juni in der Kirche begangen wurde. Er ist nach wie vor in der Diözesankommission für das Grabtuch aktiv.
Während der öffentlichen Ausstellung der Sacra Sindone, des Turiner Grabtuches, finden traditionsverbundene Pilger eine Heimstatt in der Kirche der Erzbruderschaft, so zuletzt 2015.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Messa in Latino