Berufungsmangel: Erzbistum schließt Priesterseminar

Bordeaux


(Paris) Das Erz­bis­tum Bor­deaux zählt zu den älte­sten und pre­sti­ge­träch­tig­sten Bis­tü­mern Frank­reichs. Wegen feh­len­der Prie­ster­amts­kan­di­da­ten gab der Erz­bi­schof nun die Schlie­ßung des erz­bi­schöf­li­chen Prie­ster­se­mi­nars bekannt.

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Die Errich­tung des Bis­tums geht auf das Jahr 314 zurück. Die Kathe­dra­le ist dem Apo­stel Andre­as geweiht. Im Hoch­mit­tel­al­ter erfolg­te die Erhe­bung zum Erz­bis­tum und Metropolitansitz. 

Beweg­te und glanz­vol­le Zei­ten erleb­te das Bis­tum seit­her. 732 wur­de es von den Mus­li­men unter Abd ar-Rah­man ver­wü­stet. Die Kathe­dra­le, in der zwei fran­zö­si­sche Köni­ge, Lud­wig VII. und Lud­wig XIII., hei­ra­te­ten, wur­de in der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on in eine Scheu­ne umge­wan­delt. Anfang des 19. Jahr­hun­derts konn­te sie für die katho­li­sche Kir­che zurück­ge­won­nen und ab 1808 restau­riert wer­den. Heu­te ist sie Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

Erz­bi­schof ist seit 2001 Jean-Pierre Kar­di­nal Ricard, unter dem das Erz­bis­tum sehr stark in moder­ne Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel inve­stier­te und vor allem auch im Inter­net star­ke Prä­senz zeigt. Der Rück­gang der Prie­ster­be­ru­fun­gen konn­te damit aber nicht auf­ge­hal­ten wer­den. Nun gab Kar­di­nal Ricard die Schlie­ßung des erz­bi­schöf­li­chen Prie­ster­se­mi­nars Saint Joseph bekannt.

Es sei „unwahr­schein­lich“, so der Erz­bi­schof, daß die Zahl der Semi­na­ri­sten im kom­men­den Stu­di­en­jahr aus­rei­chend sei, um den Fort­be­stand sichern zu kön­nen. Der­zeit gibt es für das erste Stu­di­en­jahr nur zwei Kan­di­da­ten und für das Pro­pä­deu­ti­kum nur drei:

„Dies bie­tet die­sen jun­gen Men­schen in der Aus­bil­dung kein qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ges Gemein­schafts­le­ben trotz der Anwe­sen­heit eines Teams von Betreu­ern und Lehr­kräf­ten“, so der Erzbischof.

Er ver­weist auf die jüng­sten römi­schen Nor­men, laut denen Prie­ster­se­mi­na­re für ihren Betrieb eine Min­dest­an­zahl von 15–20 Semi­na­ri­sten auf­wei­sen soll­ten. Die Ent­schei­dung sei fak­tisch bereits vor einem Jahr gefal­len. Man habe sich eine Gren­ze gesetzt. Die Hoff­nun­gen hät­ten sich aber nicht erfüllt.

Es gebe in Frank­reich, so Kar­di­nal Ricard, „zu vie­le Semi­na­re mit sehr klei­ner Belegung“.

Die Semi­na­ri­sten des Erz­bis­tums Bor­deaux wer­den künf­tig im Prie­ster­se­mi­nar Saint Cyprien von Tou­lou­se oder am Fran­zö­si­schen Kol­leg in Rom studieren.

Nur das Pro­pä­deu­ti­kum bleibt vor­erst in Bor­deaux. Der Fort­be­stand wer­de von der Anzahl der Kan­di­da­ten abhän­gen, die sich für das Stu­di­en­jahr 2020/​2021 mel­den. Erz­bi­schof Ricard nennt in sei­ner Erklä­rung eine Min­dest­an­zahl von fünf Bewer­bern, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.

Der­zeit zählt das Erz­bis­tum Bor­deaux ins­ge­samt zehn Semi­na­ri­sten. Zwei wer­den am kom­men­den 30. Juni zu Dia­ko­nen geweiht.

Das Prie­ster­se­mi­nar von Bor­deaux, das nun geschlos­sen wird, war bereits inter­diö­ze­san. Neben Bor­deaux wur­den auch die Semi­na­ri­sten der bei­den Suf­fra­gan­bis­tü­mer Péri­gueux und Agen sowie der Bis­tü­mer La Rochel­le, Limo­ges und Tul­le der Kir­chen­pro­vinz Poi­tiers aus­ge­bil­det. Ins­ge­samt bil­de­te das inter­diö­ze­sa­ne Semi­nar die Welt­prie­ster für 2,5 Mil­lio­nen Katho­li­ken aus, aus deren Rei­hen aber kaum mehr Beru­fun­gen hervorgehen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Andrea Santangelo/​MiL

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1 Kommentar

  1. Was ler­nen die armen Jung­prie­ster denn dort?
    Auf­lö­sung, Zer­set­zung eine Abkehr vom Glau­ben, die Hin­wen­dung zur Welt.
    Dafür muss man nicht mehr auf das Seminar.
    Frank­reich hat kei­ne Kir­chen­steu­er, daher wird gehandelt.

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