
Wieso konnte der sexuelle Mißbrauch ein solches Ausmaß erreichen? Darauf gibt Benedikt XVI. Antwort mit einem Aufsatz, der im deutschen Klerusblatt abgedruckt wurde und in diesen Tagen eine virale Verbreitung findet. Heute veröffentlichte ihn der Corriere della Sera, die wichtigste italienische Tageszeitung.
„Im letzten liegt der Grund in der Abwesenheit Gottes.“
Und weiter:
„Eine Gesellschaft, in der Gott abwesend ist – eine Gesellschaft, die ihn nicht kennt und als inexistent behandelt, ist eine Gesellschaft, die ihr Maß verliert.“
Und ebenso:
„Auch wir Christen und Priester reden lieber nicht von Gott, weil diese Rede nicht praktisch zu sein scheint. Nach der Erschütterung des 2. Weltkriegs hatten wir in Deutschland unsere Verfassung noch ausdrücklich unter die Verantwortung vor Gott als Leitmaß gestellt. Ein halbes Jahrhundert später war es nicht mehr möglich, die Verantwortung vor Gott als Maßstab in die europäische Verfassung aufzunehmen. Gott wird als Parteiangelegenheit einer kleinen Gruppe angesehen und kann nicht mehr als Maßstab für die Gemeinschaft im ganzen stehen. In diesem Entscheid spiegelt sich die Situation des Westens, in dem Gott eine Privatangelegenheit einer Minderheit geworden ist.“
Den vollständigen deutschen Originaltext wurde heute von CNA Deutsch veröffentlicht:
Benedikt im Wortlaut: Die Kirche und der Skandal des sexuellen Mißbrauchs.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: CNA Deutsch
Sehr wahre und weise Worte!
Das hört sich schon mal anders an, als „die Sünden unterhalb der Gürtellinie sind die einfachsten Sünden“. Oder, man muss es halt nicht so machen „wie die Karnickel“.
Beim Philosophen Dietrich von Hildebrand kann man in seinem Buch „Reinheit und Jungfräulichkeit lesen, dass die Sünden der Unreinheit Kennzeichen eines eines total verfleischlichten Geistes ist. Nach Hildebrand, der Lehrer Seiferts war, sinkt der Mensch, der den Geschlechtstrieb außerhalb der Ehe gebraucht, „noch unterhalb das Tier“.
Diese Menschen sind für Belehrungen und Predigten nicht mehr zugänglich. Man soll schweigen und beten und bekennen, indem man sich selber heiligt. Das Lehramt darf aber nicht schweigen bzw. wenn es schon schweigt, nicht der Freizügigkeit das Wort reden.
Mit Erschütterung habe ich gelesen, dass Papst Franziskus meint, man solle nicht mehr davon reden, da ein jeder um diese Dinge wisse. Die Kirche sei z.T. geradezu besessen von diesen Dingen gewesen.
Ich denke hingegen, man hat 50 bis 60 Jahre lang geschwiegen und hat schwerste Unterlassungssünden auf sich geladen. Das ist der wahre Grund dafür, weshalb man heute nicht mehr reden kann und weshalb man nicht mehr verstanden wird. Der Mensch ist ganz Fleisch geworden.
Statt aber nun von seiten des Lehramts langsam wieder mit der rechten Unterweisung ‚in diesen Dingen‘ anzufangen, banalisiert man die Zusammenhänge und wirklichen Probleme unsere entgeistigten Gesellschaft und macht sie sogar noch lächerlich.
Im Benedikts Text (auf CNA) heißt es auch:
„In der alten Kirche wurde das Katechumenat gegenüber einer immer mehr demoralisierten Kultur als Lebensraum geschaffen, in dem das Besondere und Neue der christlichen Weise zu leben eingeübt wurde und zugleich geschützt war gegenüber der allgemeinen Lebensweise.“
Es kommt also darauf an, das Katechumentat neu zu entfalten. In diesem Zusammenhang ist es von größten Interesse, wie die frühe Kirche mit Sündern umging, die die Taufgnade verloren hatten: Georg Ott schrieb in seiner Heiligenlegende mitte des 19. Jahrhunderts:
Nach der Lehre der katholischen Kirche, gestützt auf die Aussprüche der heiligen Schrift und der beständigen heiligen Überlieferung, muss jeder Sünder, nach dem Maße seines Sündenfalles, der göttlichen Gerechtigkeit Genugtuung leisten; daher legt denn auch der Priester in der Beicht dem reumütigen Sünder eine Buße auf. – Schon in den frühesten Zeiten stellten die Bischöfe über die Auflegung von Bußwerken gewisse Regeln auf, und bestimmten auch die Grade und die Zeit derselben, wie lange sie nämlich dauern sollten. Sie waren hierin sehr strenge und zwar deshalb, damit die Sünder fühlen möchten, welch Übel sie getan und in Zukunft vorsichtiger wandelten. Diese Buße war gewöhnlich eine öffentliche und nahm ihren Anfang am Aschermittwoch. Nachdem die Sünder gebeichtet hatten, erschienen sie barfuß und weinend vor dem Bischofe, der sie mit einem Bußhemde aus grobem Zeuge bekleidete, ihre Häupter mit Asche bestreute, sie mit Weihwasser besprengte und dann mit seinen Geistlichen die sieben Bußpsalmen über sie betete. Nach den Gebet legte ihnen der Bischof die Hände auf, um ihre Bußfertigkeit zu bekräftigen, ermahnte sie eindringlich zur Reue und zum Bußeifer und führte sie dann in Prozession zur Kirchtüre, wo er sie mit seinem Stabe zur Kirche hinauswies. Die also Büßenden waren in vier Klassen eingeteilt, welche sie je nach der Menge und Größe ihrer Sünden durchgehen mussten. Die erste Klasse, oder der unterste Grad war der der W e i n e n d e n. Diese Büßer standen im Trauerkleide mit Asche bestreut vor der Kirchentüre, und flehten die in die Kirche gehenden Gläubigen um ihre Fürbitte an. Dann kam die zweite Klasse der H ö r e n d e n; sie hießen so, weil sie in die Kirche gehen, aber nur im hintersten Teil der Kirche stehen und da dem christlichen Unterricht beiwohnen durften, mussten aber vor dem Offertorium die Kirche wieder verlassen. Die dritte Klasse war die der N i e d e r g e w o r f e n e n; diese durften ihren Platz mehr in der Mitte der Kirche einnehmen, mussten auf den Knieen liegen, wenn die Bischöfe oder Priester über sie beteten und ihnen die Hände auflegten, und dann auch vor dem Offertorium die Kirche verlassen. Die vierte Klasse war die der S t e h e n d e n; diese durften in der Kirche mit den Gläubigen während der heil. Messe stehen bleiben, aber keine Opfergaben darbringen und die heilige Kommunion nicht empfangen. Niemand, wes Standes er auch sein mochte, war von dieser strengen Bußübung ausgenommen, selbst Monarchen und hohe Personen mussten sich, wenn sie gefallen waren, denselben unterwerfen.
Die Bußzeit war verchieden; sie dauerte länger oder kürzer, je nach der Größe der Sünde und der Reue und des Bußeifers. So durfte ein Ehebrecher fünfzehn Jahre lang die heiligen Sakramente nicht empfangen, vier Jahre lang musste er in der Klasse der Weinenden, fünf in der Hörenden, vier in der der Niedergeworfenen, und zwei in der Stehenden zubringen. Einer, welcher sich mit einer ledigen Person versündigte, wurde sieben Jahre lang der heiligen Sakramente beraubt, und büßte zwei Jahre in der ersten, zwei in der zweiten, zwei in der dritten und ein Jahr in der vierten Klasse; erst im achten Jahre durfte er die heilige Kommunion empfangen. Wer einen Dienstahl beging, musste zwei Jahre, wer einen Meineid elf Jahre, wer einen Mord zwanzig Jahre, wer in der Kirche schwätzte 40 Tage, wer an Sonntagen eine knechtische Arbeit verrichtete drei Tage, wer einen Fasttag nicht hielt zwanzig Tage Buße tun und bei Wasser und Brod fasten.
Innerhalb dieser Zeit mussten die Büßer strenges, oft tägliches Fasten bei Wasser und Brod beobachten, lange Gebete mit bis zur Erde geneigtem Angesichte verrichten, reichlich Almosen geben, und sich von jeder Ergötzung erhalten.
Es kommt also nicht darauf an, den Pönitenten „von oben herab Steine auf bußfertige Menschen zu werfen“ oder den Beichtstuhl zu einer „Folterkammer“ zu machen, wie es Papst Franziskus sagte, sondern darauf, den Menschen zur Taufgnade zurückzuführen.
Ich bin Benedikt XVI. nach der Lektüre des Textes sehr dankbar. Leider kamen sie nicht von Papst Franziskus, der meines Erachtens das Ausmaß der Krise und deren Ursachen überhaut nicht richtig sieht. Er trägt eher dazu bei, dass der Kurs der Kirche auf Untergang und Veruntreuung des Auftrages von Kirche überhaupt hinausläuft.
Die Botschaft von Papst Franziskus ist doch, dass Kirche in ihrer alten Form dem Heil des Menschen vielfältig geradezu entgegenstand. Nur so kann er zu der ungeheuerlichen Aussage kommen: „Die Kirche war noch nie so gesund wie heute.“
Zum Glück gibt es für all jene, die Ohren haben um zu hören – und die auch hören wollen – noch die leise aber doch kräftige Stimme Benedikts. Leider hören sie nur diejenigen, die noch nicht ganz mit der Welt aus Fleisch verschmolzen sind.
Ich bin gespannt, wie progressive Kreise mit dieser Botschaft umgehen werden?
Wird sie totgeschwiegen oder sogar angegriffen?
Im Grunde sagt Benedikt nichts anderes, als es auch von Autoren unserer Zeit immer wieder angesprochen wird. Ich nennen nur die Namen: Christa Meves und Gabriele Kuby.
Ergänzend dazu empfehle ich Christa Meves Beitrag in der Tagespost: Sexsucht.
Danke Papst Bendikt
Ich bete für Sie ganz innig.
Das Schlimmste allerdings ist wohl die Erkenntnis das das Unheil mit dem 2 VaT. Konzil seinen Anfang nahm, ein Konzil das Sie auch verteidigt haben.
Wie dankbar müssen wir Menschen wie Bischof Lebfevre sein die widerstanden.
Wie gesagt ich bete für Sie denn Sie haben wenigstens versucht Revisionen anzubringen, auch wenn das zu spät war und den Klerus auf seiner Talfahrt nicht bremsen wird.
Halten Sie durch, Christus wird die Standhaften retten.
Ich danke Papst em. Benedikt für seine Klaren Worte. Allen seiner zahlreichen Kritikern sei gesagt: Einmal Papst immer Papst und
dieser Papst ist emeritus. Er hat nur seine Amtsgeschäfte das munus niedergelegt. Aber als Emeritus hat er die weiter Freiheit von Lehre und Forschung, soweit diese ihm zugestanden haben. Eine Einengung von Lehre und Forschung durch seinen Nachfolger, sieht die allgemeingültige Auffassung vom emeritus nicht vor. Ich danke Gott, dass es so ist.
Irgendjemand hat mal gesagt das Benedikt als 264.Papst der letzte sein wird bevor Rom zerstört werde. (Malachias?)
Noch lebt er, aber wenn er stirbt ?
Wir werden es erleben.
Franziskus beweist täglich das er auf diesen Stuhl nicht gehört, ein absoluter Nicht-Papst !