
(Accra) Die katholischen Bischöfe von Ghana an der westafrikanischen Elfenbeinküste haben sich laut zur Migrationsfrage zu Wort gemeldet. Viele junge Männer des Landes entschließen sich auf der Suche nach einem besseren Leben zur Migration nach Europa und Nordamerika. Die Bischöfe appellieren an die westlichen Staaten, mitzuhelfen, „den illegalen Exodus zu stoppen“.
Vom 9. – 16. November fand in Techiman (Brong Ahafo) die Herbstvollversammlung der Ghanaer Bischofskonferenz statt. Die Region, in der sich die Bischöfe versammelten, ist besonders stark von der Auswanderung betroffen. Die Bischöfe, heißt es in ihrer Stellungnahme, haben „die Klagen der traditionellen und der politischen Autoritäten“ über die „irreguläre Migration“ gehört. 2017 wurde aus Libyen 4.092 junge Männer zur Rückkehr in ihre Heimat gezwungen. Die Zahl derer, denen die illegale Einwanderung nach Europa gelungen ist, ist jedoch deutlich höher. Die greifbare Zahl sei daher nur die Spitze des Eisberges.
„Wir sind traurig über den unglücklichen Verlust von Menschenleben in der Wüste und im Mittelmeer von jungen Männern und Frauen, die sich auf diese gefährlichen Reisen machen. Wir teilen die Ängste und Sorgen der Familien, die den Kontakt mit ihren Angehörigen verloren haben, die zu diesen Reisen aufgebrochen sind und für ihre sichere Rückkehr beten. Als Teil unseres Einsatzes, das hohe Migrationsnveau in diesem Teil unseres Landes auf ein Minimum zu reduzieren, haben wir die Caritas von Ghana beauftragt, den Maßnahmen gegen diese Gefahr Priorität einzuräumen.“
Der Caritas-Direktor Samuel Zan Akolgo bestätigt die Angaben der Bischöfe, daß es sich um ein organisiertes Phänomen handelt, das von Schlepperbanden ausgeführt wird. Die beiden Städte Techiman und Nkoranza in der Region Brong Ahafo (beide im Bistum Techiman) „sind berühmt für ihre offenen Rekrutierungszentren“.
Die Dimension lasse sich an den Zahlen der Rückgeführten erkennen. „700 irreguläre Migranten wurden mit einem Schlag aus den USA zurückgeführt. Es warten noch viele Menschen auf die Rückführung“, so derCaritas-Direktor.
Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) der UNO gehört Ghana zu den Hauptherkunftsländern der illegalen Migranten, die – Richtung Europa – vor allem über Libyen die Einwanderung in den Wohlstand versuchen. Dahinter stehe oft der Wunsch der Großfamilie, daß das ausgewanderte Familienmitglied aus dem Westen die Großfamilie zu Hause finanziell unterstützt.
Die Bischöfe Ghanas haben die Verantwortlichen in Staat und Gesellschaft zur Reduzierung der Migration aufgefordert und haben sich selbst mit zwei neuen Arbeitsprogrammen „zur Senkung der Jugendarbeitslosigkeit“ dazu verpflichtet.
Die Bischöfe appellierten zugleich an die internationale Staatengemeinschaft, Hilfe zur Selbsthilfe vor Ort zu gewähren. Ghana ist Zielland „von Elektromüll aus der ganzen Welt“, der z.T. „unter offenem Himmel abgelagert“ werde. Zudem erlebe das Land eine Wüstenbildung, der Einhalt zu gebieten sei, damit die Menschen nicht die Versorgung aus der Landwirtschaft verlieren.
Ghana hat eine Bevölkerungsdichte von 120 Einwohnern je Quadratkilometer. Die höchste Erhebung ist der Afadjato mit 885 Metern Höhe. Im Vergleich: Bundesrepublik Deutschland 231 Einwohner, die zu 60 Prozent alpine Schweiz 205 Einwohner und das zu 63 Prozent alpine Österreich 105 Einwohner. Ghana hat eine Fläche von der Größe der alten Bundesrepublik. Die jährlichen Regenfälle sind in etwa identisch mit jenen in Österreich und um etwa 20 Prozent höher als in der Bundesrepublik Deutschland. Ghana ist ein sehr fruchtbares Land und reich an Bodenschätzen. Der Abwanderungsdruck entstand durch die Verdoppelung der Bevölkerung innerhalb der vergangenen 35 Jahre. Die Geburtenrate sank in den vergangenen 50 Jahren um fast die Hälfte von fast 7 Kindern je Frau im gebärfähigen Alter auf derzeit 3,96 Kinder. Tendenz weiter sinkend. UN Data rechnet laut einer Projektion, daß spätestens ab 2050 die Bevölkerung Ghanas schrumpfen wird. Wahrscheinlich werden bereits um 2035 weniger Kinder geboren als für die Bestandssicherung notwendig wären.
Text: Andreas Becker
Bild: Ghana Catholic Bishops‘ Conference (Screenshot)