Das Mittel gegen die allgemeine Depression? Die lateinische Messe

Gedanken „über die verzweifeltste Generation“


Der überlieferte Ritus als Heilmittel gegen die allgemeine Depression.
Der überlieferte Ritus als Heilmittel gegen die allgemeine Depression.

(Rom) „Sie sind depres­siv? Besu­chen sie eine latei­ni­sche Mes­se.“ Die­se pro­vo­kan­te Ansa­ge ist die Über­schrift eines Arti­kels über die Hei­li­ge Mes­se im über­lie­fer­ten Ritus, der heu­te in der ita­lie­ni­schen Tages­zei­tung La Veri­tà erschie­nen ist. 

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„War­um sind wir depres­siv?“, fragt dar­in die Ärz­tin, Psy­cho­the­ra­peu­tin und Schrift­stel­le­rin Sil­va­na De Mari. Meh­re­re ihrer Kin­der­bü­cher wur­den auch ins Deut­sche übersetzt.

„Weil wir den Sinn für unse­re Iden­ti­tät und unse­re Zuge­hö­rig­keit ver­lo­ren haben. Wir haben die Reli­gi­on (ein ein­ma­li­ger Fall in der Geschich­te) mit dem Nichts ein­ge­tauscht und besit­zen kei­ne all­ge­mein aner­kann­ten, gemein­sa­men Riten mehr.“

Die „Lek­ti­on“ des Tages lau­te daher, so De Mari: „Um unzer­brech­lich zu wer­den, soll­te man damit begin­nen, die Mes­se zu besu­chen, am besten die lateinische.“

„Wir leben in der fried­lich­sten und reich­sten Epo­che der Geschich­te, den­noch sind wir die ver­zwei­felt­ste Generation.“

Der Grund liegt im Ver­lust des Gemeinschaftssinnes. 

„Wenn wir die ver­lo­re­ne Iden­ti­tät wie­der­ge­win­nen wol­len, müs­sen wir die tra­di­tio­nel­le Eucha­ri­stie wiederentdecken.“

„Wir sind die ein­zi­ge Kul­tur, die ohne Zele­bra­tio­nen mit einem sozia­len Wert sind. Jene, die noch stand­hal­ten, haben ihre Schön­heit ver­lo­ren. Das gilt zum Bei­spiel für die Kir­chen­mu­sik seit dem Zwei­ten Vaticanum.“

Wie konn­te es aber dazu kom­men. War­um ist im Westen die erste Gene­ra­ti­on seit dem Beginn der Welt, die weder Krieg noch Hun­ger noch Epi­de­mien kennt, so unend­lich trost­los und verzweifelt?

„Die Depres­si­on und Angst­stö­run­gen haben in den ver­gan­ge­nen 50 Jah­ren um 1.200 Pro­zent zuge­nom­men. Die Eßstö­run­gen und Nah­rungs­mit­tel­all­er­gien wol­len wir lie­ber erst gar nicht zählen.“

De Mari nennt dafür zunächst drei Grün­de: den Ver­zicht auf die Son­ne, Bewe­gungs­man­gel und „die Medi­en“. Die Medi­en berich­ten die „Sen­sa­ti­on“, nicht die Nor­ma­li­tät. Sie berich­ten über das eine Land, in dem Krieg herrscht, „nicht über die 100 Län­der, in denen Frie­den herrscht“.

Sie nennt aber noch einen vier­ten Grund, der „viel­leicht der wich­tig­ste ist“: 

„Seit 60 Jah­ren sind wir die Ersten in der Geschich­te, die ihre eige­ne Reli­gi­on ver­leug­net haben, um sie mit dem Nichts zu erset­zen, mit der Leere.“

Ein Grund für die „wahn­sin­ni­ge Zunah­me der Depres­sio­nen ist der Ver­lust des gemein­sa­men reli­giö­sen Ritus“.

Nur zehn Pro­zent der Euro­pä­er besu­chen die Mes­se, „was bedeu­tet, daß den Kin­dern nicht mehr die Mög­lich­kei­ten gege­ben wird, den gemein­sa­men Ritus zu erle­ben und dar­an teilzuhaben“.

Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil habe die Mes­se die Musik der gro­ßen Kom­po­ni­sten der ver­gan­ge­nen Jahr­hun­der­te beraubt. „Die lächer­li­chen Lied­chen, die man heu­te in den Mes­sen hört, sind erbärm­lich und deprimierend“.

„Die Schön­heit der Altä­re wur­de zu ‚Eßti­schen‘ aus Pla­stik und Metall ent­hei­ligt. Die Sakral­spra­che, das Latein, die von Polen bis Süd­ame­ri­ka durch die Jahr­hun­der­te die­sel­be war, wur­de gestri­chen, und so ist auch die Öku­me­ne gestor­ben. Die katho­li­sche Mes­se wur­de ver­häß­licht, ver­welt­licht und dem Spott preis­ge­ge­ben. Die Bäu­me erkennt man an ihren Früch­ten.
Ein hal­bes Jahr­hun­dert nach der Lit­ur­gie­re­form sind die Kir­chen leer oder umge­wan­delt in Ein­kaufs­zen­tren oder Moscheen, und die Bestehen­den könn­ten die näch­ste Gene­ra­ti­on aus Man­gel an Prie­stern nicht über­dau­ern. Die­se Reform hat 2000 Jah­re Geschich­te weg­ge­fegt, um sie durch eine ster­ben­de Moder­ne zu erset­zen, die das Hei­li­ge weg­ge­feg­te, um es durch das Sozia­le zu ersetzen.“

De Mari rich­tet daher ein Appell: „Unse­re Kin­der brau­chen einen gemein­sa­men Ritus, laßt die Kin­der nicht ohne einen gemein­sa­men Ritus. Vie­le mei­nen, es sei eine Form von Gewalt, den Kin­dern die Reli­gi­on zu ver­mit­teln. Nein, Gewalt ist, zu sagen, das ist dei­ne Reli­gi­on, und wenn du sie ver­läßt, dann bring dich um. Es ist auch Gewalt, den Kin­dern unse­re Reli­gi­on vorzuenthalten.“

Zahl­rei­che, bedeu­ten­de Stu­di­en bele­gen die Wich­tig­keit der Spi­ri­tua­li­tät nicht nur nur zur Errei­chung des per­sön­li­chen Glücks, son­dern um neu­ro­lo­gisch gesund zu bleiben. 

„Dar­um: Sucht eine Kir­che, wo die latei­ni­sche Mes­se gele­sen wird. Die Über­set­zung fin­det ihr im Inter­net. Noch viel bes­ser ist es, sich ein Volks­mis­sa­le zu besor­gen und das Gewicht der Wor­te zu spü­ren, die durch die Jahr­hun­der­te immer die­sel­ben waren und blei­ben wer­den. Das bedeu­tet auch eine Brücke zu den Gene­ra­tio­nen von Ahnen, die uns dar­in vor­an­ge­gan­gen sind. Wenn Sie nicht gläu­big sind und auch kein Latein ver­ste­hen, tun Sie es den­noch. Nie­mand kann ohne Iden­ti­tät leben. Wenn Sie gläu­big sind, wer­den Sie den Sinn für das Hei­li­ge wie­der­fin­den, und für die Schönheit.“


Text/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Res­ego­ne (Screen­shot)

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