(Rom) Neben Ermittlungen zum Fehlverhalten eines Bischofs in den USA ordnete Papst Franziskus auch eine Überprüfung der Finanzen des Päpstlichen Chores der Sixtinischen Kapelle an. Dies bestätigte heute das vatikanische Presseamt, ohne nähere Details zu nennen.
Die beiden Themen stehen in keinem Zusammenhang.
Die Tagezeitung La Stampa, die auch Herausgeber des Nachrichtenportals Vatican Insider ist, das vom päpstlichen Hausvatikanisten Andrea Tornielli koordiniert wird, berichtete, daß Franziskus gegen Maestro Massimo Palombella, den musikalischer Leiter des weltberühmten Chores, und gegen den Verwaltungsdirektor Michelangelo Nardella ermitteln lasse. Der Vorwurf laute, so die Turiner Zeitung, auf Unterschlagung, Betrug und Geldwäsche.
Kritiker sind der Überzeugung, daß der berühmte Chor seit der Emeritierung von Msgr. Domenico Bartolucci im Jahr 1997 „nur mehr ein Schatten seiner einstigen Größe“ ist, so der Vatikanist Sandro Magister im Jahr 2010.
Papst Benedikt XVI. betonte seine Sympathien für Maestro Bartolucci, die nicht nur der Person, sondern auch seinem Verständnis der Sakralmusik und seinem Repertoire galt. Die musikalischen Bezugspunkte Bartoluccis, der zeitlebens in der überlieferten Form des Römischen Ritus zelebrierte, waren der Gregorianische Choral und die polyphone Tradition von Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525–1594). Der berühmte Komponist war selbst Chormeister der Sixtinischen Kapelle.
2010 kreierte Benedikt XVI. den damals bereits 93jährigen Bartolucci zum Kardinal. Gleichzeitig ernannte er allerdings auf Vorschlag seines Kardinalstaatssekretärs Tarcisio Bertone den Salesianer Palombella zum neuen Chormeister. Eine Ernennung, die erhebliche Kritik nicht nur in traditionsverbundenen Kreisen auslöste.
Hauptkritiker war der Vatikanist Sandro Magister.
Der Päpstliche Chor der Sixtinischen Kapelle existiert seit 1471. Seine Aufgabe besteht ganz allein in der musikalische Gestaltung der liturgischen Zelebrationen des Papstes.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL