(Rom) Am Beginn der Amtszeit von Papst Franziskus wurden zahlreiche Bilder von Begegnungen mit Benedikt XVI. veröffentlicht. „Klein Blatt Papier“ passe zwischen die beiden, hieß es. Das ist lange her.
Bereits damals war erkennbar, daß es sich um eine Form von Inszenierung handelte. Die Bilder von Benedikt XVI. dienten dazu, die Autorität des neuen Papstes abzusichern. Es wurden nur Bilder publiziert, nie Inhalte.
Die offizielle Lesart lautet noch heute, daß Papst Franziskus seinen Vorgänger Benedikt XVI. regelmäßig besucht, um sich mit ihm zu besprechen und Ratschlag zu holen. Das sei, als würde man den „Großvater“ besuchen, erklärte Franziskus.
Doch dem ist schon lange nicht mehr so. Angeblich finden Besuche von Franziskus im Kloster Mater Ecclesiae, wo Benedikt XVI. lebt, zu den Hochfesten Weihnachten und Ostern sowie zum Geburtstag des Vorgängers statt. Bilder dieser Begegnungen werden aber keine veröffentlicht, obwohl es solche ansonsten für jeden Anlaß gibt.
Die einzige Ausnahme in jüngster Zeit war am 28. Juni der Besuch von Franziskus mit den von ihm neu kreierten Kardinälen.
Das Bedürfnis von Franziskus, sich bei seinem Vorgänger Rat zu holen, hält sich sehr in Grenzen und hielt sich von Anfang an in Grenzen. Kardinal Kasper hatte in der Zeit der Sedisvakanz zu erkennen gegeben, daß es nun ein Anti-Ratzinger-Pontifikat brauche.
Nimmt man nur die offiziellen, vatikanischen Bilder von Benedikt XVI. zum Maßstab, drängt sich der Eindruck auf, daß das ehemalige Kirchenoberhaupt unsichtbar gemacht werden soll. Nach der Affäre um den zu Ehren von Franziskus manipulierten Brief seines Vorgängers, die im Frühjahr zum Sturz eines engen Vertrauten von Franziskus führte, verwundert das nicht.
Schon zuvor hatte sich Benedikt XVI., zwar höchst selten und immer diskret, zu Wort gemeldet, um manche Gegenposition zum derzeitigen Pontifikat zu formulieren. Dazu gehört die Verteidigung von Kardinal Robert Sarah, dem Stachel im Fleisch des derzeitigen Pontifikats an der Römischen Kurie, als der Präfekt der Gottesdienstkongregation von Papst Franziskus persönlich öffentlich getadelt wurde.
Es sind nur mehr private Besucher im Kloster Mater Ecclesiae, die Fotos von Benedikt XVI. veröffentlichen. Dieser scheint auch nichts dagegen zu haben, weshalb die Bildsperre des Vatikans kaum auf seinen Wunsch zurückgeht.
Am Mittwoch veröffentlichte die Vatikanische Stiftung Joseph Ratzinger – Benedikt XVI. Bilder vom Besuch des Fotografen Stefano Spaziani bei Benedikt XVI. Spaziani übergab dem vormaligen Papst einen Bildband, der die schönsten Aufnahmen von dessen Pontifikat enthält.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Facebook
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