
„Das ‚emeritierte Papsttum‘ ist ein Rätsel, das niemand zu lösen wagt.“
Das spanische Nachrichtenportal InfoVaticana zum 91. Geburtstag von Benedikt XVI. in Anspielung auf die kirchenrechtlich nicht existente Figur eines „emeritierten Papstes“, die unter Fachleuten umstritten und kontrovers diskutiert wird. Kardinal Walter Brandmüller warnte vor dem Gebrauch des Begriffs „emeritierter Papst“. Gibt es zwei Päpste? Benedikt XVI. verzichtete darauf Papst zu sein, nennt sich aber weiterhin Papst, läßt sich mit seinem Papstnamen ansprechen und trägt die Kleidung eines Papstes.
Vermehrt wird darauf hingewiesen, daß das teils „größte Verwirrung“ (Kardinal Carlo Caffarra, 14. Januar 2017) stiftende Pontifikat von Papst Franziskus bereits im sechsten Jahr steht, während Benedikt XVI. noch lebt und „geistig ganz frisch“ (Kurienerzbischof Angelo Becciu, am 8. Februar 2018) ist.
Siehe zum Rücktritt von Papst Benedikt XVI. auch die Analyse des Zeithistorikers Roberto Pertici.
Bild: Vatican.va (Screenshot)
Nicht nur „Das emeritierte Papsttum ist ein Rätsel“, sondern für mich wie für zahllose andere Gläubige nach wie vor auch der Rücktritt von Papst Benedikt XVI. überhaupt. Und für viele ist und bleibt Joseph Ratzinger bis zu seinem Heimgang der gültige Papst – und Heiliger Vater sowieso.
„Benedikt XVI. verzichtete darauf Papst zu sein, nennt sich aber weiterhin Papst, läßt sich mit seinem Papstnamen ansprechen und trägt die Kleidung eines Papstes.“
Papst Benedikt XVI wurde am 19. April 2005 zum 265 Papst der Katholischen Kirche gewählt, was er ewig bleibt. Das kann keiner zurücknehmen, so gerne das einige gerne wollen. Mit der Wahl zum Papst hatte Ratzinger 2005 ungeheure Vollmachten erhalten, die aus demokratischer Sicht gefährlich und diktatorisch wirken könnten. Vollmachten, die so weit gehen, dass, auch wenn alle Bischöfe der Welt gegen ihn sein sollten, er immer noch am längeren Hebel sitzten würde und alle einfach absetzen könnte. Auch davon, dass ein Papst durch das Gremium, das ihn gewählt hat, das Kardinalskollegium, mit 2/3‑Mehrheit, die notwendige Anzahl an zur Papstwahl nötigen Kardinälen, abgesetzt werden könnte, wie der US-Amerikanische Senat den US-Präsidenten mit 2/3‑Mehrheit absetzen kann, ist mir nichts bekannt. Und nun kommen einige an, dass, weil er die freie und souveräne Entscheidung getroffen hat, auf den aktiven Petrusdienst zu verzichten, auf einmal die gesamte Machtfülle futsch ist und er noch nicht mal das Recht hat, weiterhin mit Papsttitel und Papstnamen angesprochen zu werden und päpstliche Kleidung zu tragen.
Ich muss diejenigen enttäuschen. Doch, er hat das Recht dazu. Als amtierender Stellvertreter des Heilandes hat er diese Entscheidungen getroffen. Das kann ihm keiner streitbar machen. Er war sogar recht bescheiden, er hätte noch mehr in den Ruhestand mitnehmen können. Das einzige Papstgewand, das Benedikt noch trägt, ist die schlichte weiße Soutane, während beispielsweise Johannes XXIII oder Pius X im vollem Ornat für alle sichtbar im Petersdom aufgebahrt sind. Er hätte genauso gut auf Räumlichkeiten innerhalb des Apostolischen Palastes, der dafür nun wirklich groß genug ist, als Altersruhesitz bestehen können. Aber nein, er hat ein kleines Kloster in den Vatikanischen Gärten vorgezogen. Möglicherweise brauchte er diesen Abstand zur Machtzentrale.
Als emeritierter Papst wird Benedikt XVI nicht einfach das, was er vorher war, im Gegensatz zu demokratischen Staatsführern mit onehin begrenzter Amtszeit, das heißt, ob sie wollen oder nicht, sie müssen, wie der US-Präsident, irgendwann gehen. Anders beim Papst, da er absoluter Souverän ist und eigentlich auf Lebenszeit gewählt. Als absoluter Souverän hat Benedikt XVI auf den aktiven Dienst verzichtet und als absoluter Souverän hat Benedikt seinen Ruhestand festgelegt. Daran gibt es nichts zu rütteln.
Papa dixit, causa finita est.