„Dialog und Willkommenheißen werden die Welt retten“

Kardinal Kasper
Kardinal Kasper: „Papst Franziskus spricht eine modernen Sprache, seine Kritiker nicht".

(Rom) In der heu­ti­gen Aus­ga­be des ita­lie­ni­schen Wochen­ma­ga­zins Pan­ora­ma wur­de ein Inter­view mit Kar­di­nal Kas­per, dem Haus­theo­lo­gen des der­zei­ti­gen Pon­ti­fi­kats, abge­druckt. Dar­in ver­tei­digt der deut­sche Kar­di­nal Papst Fran­zis­kus. Die­se spre­che eine „moder­ne Spra­che, sei­ne Kri­ti­ker nicht“.

Die letz­te Fra­ge des Maga­zins und die Ant­wort von Wal­ter Kar­di­nal Kas­per lauten:

Pan­ora­ma: Was ant­wor­ten Sie jenen, die fürch­ten, daß Jor­ge Mario Berg­o­glio die Wahr­heit des Evan­ge­li­ums und die Glau­bens­dog­men ver­dreht? Die Dis­kus­si­on über die Öff­nung gegen­über den wie­der­ver­hei­ra­te­ten Geschie­de­nen hält auch zwei Jah­re nach der Fami­li­en­syn­ode an. Auch zur Öku­me­ne fehlt es nicht an Kritik.

Kar­di­nal Kas­per: Der Papst ver­dreht nichts, weil er – ich wie­der­ho­le – das Evan­ge­li­um buch­sta­ben­ge­treu anwen­det. Die Neu­heit ist, daß er eine moder­ne Spra­che spricht, die für das Volk und nicht die Theo­lo­gen oder Intel­lek­tu­el­len­krei­se bestimmt ist. Das Evan­ge­li­um ist Dyna­mik, Kraft, die vor­wärts­geht, die nicht ste­hen­bleibt. Der Papst spricht davon mit der Dyna­mik und der Kraft der heu­ti­gen Wor­te, aber ohne die evan­ge­li­schen Wahr­hei­ten und den christ­li­chen Glau­ben zu ent­stel­len. Es irrt auch, wer Zwei­fel zu sei­nem öku­me­ni­schen Enga­ge­ment vor­bringt. Wie kann man nur die Schön­heit und den Nut­zen des Dia­logs und der Ein­heits­su­che mit den ortho­do­xen Brü­dern und den Kir­chen der Refor­ma­ti­on nicht sehen? Wie kann man nur die Begeg­nung mit den ande­ren Reli­gio­nen und die stän­di­gen Mah­nun­gen gegen die Krie­ge und gegen jene, die im Namen Got­tes töten, nicht schät­zen? Der Dia­log, die Begeg­nung, das Will­kom­men­hei­ßen wer­den die Welt ret­ten. Aus­ge­hend von den Reli­gio­nen. Und der Papst weiß das.

„Der Dia­log, die Begeg­nung, das Will­kom­men­hei­ßen wer­den die Welt ret­ten“, ist Kar­di­nal Kas­per über­zeugt, offen­bar nicht die Erlö­sungs­tat Jesu Chri­sti.  Die Kir­che gibt der Welt nicht ihre Ant­wor­ten, son­dern bie­tet der Welt nur die Mit­tel an, die sie ohne­hin bereits kennt. Die­se welt­im­ma­nen­te Sicht­wei­se dürf­te eini­ges am der­zei­ti­gen Pon­ti­fi­kat erklä­ren. Immer­hin ist der deut­sche Kar­di­nal das theo­lo­gisch gewich­tig­ste Kali­ber an der Sei­te des regie­ren­den Pap­stes, des­sen Umfeld anson­sten mehr aus Sozio­lo­gen, Akti­vi­sten und Orga­ni­sa­to­ren besteht.

Bemer­kens­wert ist, mit wel­cher Selbst­ver­ständ­lich­keit nach fünf Jah­ren des Pon­ti­fi­kats, ein nicht unbe­deu­ten­des Wochen­ma­ga­zin die Fra­ge in den Raum stellt, ob Papst Fran­zis­kus die Wahr­heit des Evan­ge­li­ums und Glau­bens­dog­men „ver­dreht“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL

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