Die alte Messe bleibt praktisch verboten – daran hat auch Benedikt XVI. nichts geändert, als er 2007 in seinem Motu proprio „Summorum pontificum“ erklärte, daß sie nie verboten war, daß alle Priester sie ohne bischöfliche Erlaubnis feiern dürfen und daß den Gläubigen, die es wünschen, Möglichkeiten zu schaffen sind, an dieser Messe teilzunehmen.
Schaut man auf eine Deutschlandkarte, in der die Orte eingetragen sind, an denen mit bischöflicher Erlaubnis die alte Messe gefeiert wird, fehlen die Bistümer Erfurt und Magdeburg. Für das Bistum Erfurt hat Bischof Ulrich Neymeyr einem Antrag auf Feier der heiligen Messe „im außerordentlichen Ritus“ nicht entsprochen, wie er in einem Schreiben vom 4. Januar erklärt:
„Vor allem aufgrund der extremen und besonderen Diasporasituation bin ich nun zu dem Entschluß gekommen, keinen Kirchort für die Feier der Heiligen Eucharistie und der anderen Sakramente und Sakramentalien im ‚außerordentlichen Ritus‘ im Bistum Erfurt einzurichten.“
Auf die weiteren Gründe geht der Bischof leider nicht ein, obwohl die besondere Diasporasituation nur „vor allem“ ausschlaggebend war.
Die dezidiert formulierten Worte können einen kirchenrechtlich nicht geschulten Leser darüber hinwegtäuschen, daß Bischof Neymeyr keine verbindliche Entscheidung vornimmt. Von „Summorum pontificum“ ist nicht die Rede, dessen Geltung für das Bistum Erfurt der Bischof selbstverständlich nicht bestreitet. Tatsächlich hat er nur entschieden, zumindest im Moment keinen überpfarreilichen „Kirchort“ einzurichten. Letztlich verweist er also die Angelegenheit an die Pfarreien zurück. Grundsätzlich gilt, daß auch im Bistum Erfurt jeder Priester ohne bischöfliche Erlaubnis die alte Messe feiern darf.
Das ist aber nicht alles. Es gibt nämlich bereits einen Kirchort, an dem die alte Messe gefeiert wird, denn jeder Katholik darf natürlich die von der Priesterbruderschaft St. Pius X. geführte Elisabethkapelle in Hopfgarten bei Weimar besuchen, wo im Moment an mehreren Sonntagen im Monat die alte Messe stattfindet. Regelmäßiger Meßtermin ist der dritte Sonntag im Monat um 17.00 Uhr.
Zur Erinnerung: Papst Franziskus hat 2015 den Bruderschaftspriestern allgemeine Beichtvollmacht erteilt, die seit dem 20. November 2016 zeitlich uneingeschränkt gültig ist. Der Papst kennt in diesem Punkt keine Berührungsängste.
Bischof Neymeyr geht es um die Pastoral. Er betont, daß die „pastoralen Herausforderungen im Bistum Erfurt“ darin liegen, einer dem Christentum entfremdeten „Bevölkerung“ den Glauben zu verkünden. Die Ernsthaftigkeit dieser Begründung wird niemand bestreiten. Aber immerhin haben das Erzbistum Berlin und die Bistümer Dresden und Görlitz anders entschieden. Stellt man die rechtliche Seite also einmal zurück, dann wird man den Blick zuerst darauf lenken, daß die alte Messe immer schon eine gewaltige missionarische Kraft hatte und gerade heute wieder hat.
In unserer banalisierten Welt ist sie das Echte und Ursprüngliche, nachdem sich so viele sehnen. Die alte Messe – Latein, seltsame Gesänge usw. – fordert viel, sie gibt aber unendlich viele Gnaden zurück. Das Denken in Statistiken kommt hier vielleicht an seine Grenzen. Selbst wenn von den „70 % der Menschen“, die „seit Generationen keine Religion haben“, wie der Bischof schreibt, nur sehr wenige durch diesen alten Ritus zu Christus geführt würden, wie es tatsächlich an anderen Orten täglich geschieht, dann sollte das Grund genug sein, ab und zu der alten Messe eine der vielen, durchaus nicht völlig ausgelasteten Kirchen Erfurts einzuräumen.
Die Zahl derjenigen, die das wollen, ist aber gar nicht so klein. Wenn es an erreichbaren Orten regelmäßige Sonntagsmessen im alten Ritus gibt, gibt es dort innerhalb kurzer Zeit auch Erwachsenentaufen und Konversionen, ganz zu schweigen davon, daß es dorthin junge Familie und nicht zuletzt jene frommen alten Damen zieht, deren Gebet so viel vermag.
Da er die rechtliche Seite, die durch „Summorum pontificum“ geregelt ist, nicht weiter behandelt, hätte der Bischof natürlich immer noch problemlos die Möglichkeit, der alten Messe „ad experimentum“ eine Chance zu geben. Hoffen wir es! Beten wir.
Text: Linus Schneider
Bild: Jens Falk
Da darf man nicht aufgeben! Der nächste Schritt muss Rom sein, die Kommission „Ecclesia Dei“!
Ulrich Neymeyr wurde durch Kardinal Lehmann und durch den Apostolischen Nuntius in Belgien-Luxemburg und guten Danneelsfreund Karl-Joseph Rauber zu Weihbischof geweiht.
Insoweit wundert diese Sabotage von Summorum Pontificum nicht.
Am Ende dürfte das alles unwichtig sein.
Wenn man aufmerksam die letzten 60 Jahren in der Kirche studiert, die viele Tribulationen und die kontinuierliche Glaubenszerstörung und ‑verdampfung und das jetzt wilde Tohuwabohu, kommt man nicht daran vorbei der Priesterbruderschaft St. Pius X das höchste Respekt zu erweisen.
Die Fackel des Glaubens und der Tradition/Tridentinischen Liturgie wird weiter getragen; unsere Pflicht, gerade jetzt zu helfen und zur Seite zu stehen.
Ich finde es sehr gut, hier auf die Elisabethkapelle der Priesterbruderschaft St. Pius X. gezielt hinzuweisen.
Wenn sich alle jene Gläubigen, die sich eine Hl. Messe im alten Ritus wünschen, in Briefen und Mails an Bischof Neymeyr wenden würden, um ihm diese Möglichkeit abzuringen, wäre er zumindest gezwungen, darauf zu reagieren.
So wichtig und verdienstvoll es ist, dass sich die Piusbruderschaft in der Elisabethkapelle engagiert – aber ist ein einzelner Ort nicht zu wenig für ein ganzes Bistum?
Gerade weil es auch in weiten Teilen des Bistums Erfurt eine extreme Diasporasituation gibt, ist es nötig weitere Möglichkeiten für den alten Ritus zu schaffen. Ist ja eine Frechheit allen Gläubigen zuzumuten nach Weimar zu fahren. (bspw. aus Mühlhausen) Abgesehen davon ist im Eichsfeld (gleich westlich von Mühlhausen) nun alles andere als eine katholische Diaspora. Wenigstens dort müßte es locker machbar sein – wenn man denn wollte… Und mit einer Bischofsstadt (Bistumssitz) ohne Hl. Messe im klassischen römischen Ritus beweist der Bischof nur wie rückwärts gewandt er ist.