Päpstlicher Gesandter spricht zu Medjugorje und wird emeritiert


Medjugorje: "Marienkult erlaubt", so der Päpstliche Sondergesandte, den Franziskus fast zeitgleich emeritierte. Doch kein Wort mehr von einer bevorstehenden Anerkennung einiger („der ersten sieben“)
Medjugorje: „Marienkult erlaubt“, so der Päpstliche Sondergesandte, den Franziskus fast zeitgleich emeritierte. Doch kein Wort mehr von einer bevorstehenden Anerkennung einiger („der ersten sieben“) Erscheinungen.

(Rom/​Medjugorje) Msgr. Hen­ryk Hoser, Bischof von War­schau-Pra­ga wur­de von Papst Fran­zis­kus eme­ri­tiert. Etwas unge­wöhn­lich war, daß die Mit­tei­lung vom vati­ka­ni­schen Pres­se­amt am Hoch­fest Maria Emp­fäng­nis bekannt­ge­ge­ben wur­de. Am Tag zuvor hat­te der Erz­bi­schof ein Inter­view zu Med­jug­or­je gege­ben. Papst Fran­zis­kus hat­te ihn für ein hal­bes Jahr zum Apo­sto­li­schen Son­der­de­le­ga­ten für den her­ze­go­wi­ni­schen Ort ernannt, in dem die Got­tes­mut­ter Maria erschei­nen soll. Vor drei­ein­halb Mona­te hat­te Hoser die Aner­ken­nung eines Tei­les der „Erschei­nun­gen“ noch in die­sem Jahr ange­kün­digt. Kommt es nun doch nicht dazu?

„Offizieller Kult wurde erlaubt“

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Am Vor­tag ver­öf­fent­lich­te Ale­teia ein Inter­view des Erz­bi­schofs, den Rang hat Msgr. Hoser ad per­so­nam, weil er zuvor Kuri­en­erz­bi­schof in Rom war. Die Schlag­zei­le lautete:

„Med­jug­or­je: Der offi­zi­el­le Kult wur­de erlaubt! Es spricht der Gesand­te des Papstes“.

Erzbischof Henryk Hoser
Erz­bi­schof Hen­ryk Hoser

Die Stel­lung­nah­me ent­hält Unge­wöhn­li­ches. Bis­her waren Besu­che in Med­jug­or­je nur in pri­va­ter Form mög­lich. Kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen, Pfar­rei­en und Diö­ze­sen, war es unter­sagt, Wall­fahr­ten in den her­ze­go­wi­ni­schen Ort zu ver­an­stal­ten, wo seit 1981 die Got­tes­mut­ter erschei­nen soll.

Der Grund für die Restrik­ti­on ist eine nega­ti­ve Ent­schei­dung über das Phä­no­men durch die zustän­di­gen kirch­li­chen Stel­len, kon­kret durch den zustän­di­gen Orts­bi­schof von Mostar und die zustän­di­ge (damals noch jugo­sla­wi­sche) Bischofskonferenz.

Jene, die an die Echt­heit des Phä­no­mens glau­ben, ver­wei­sen seit­her auf Rom, das ent­schei­den sol­le, aber noch nicht ent­schie­den habe. In der Tat hat Rom in der Sache noch kei­ne Ent­schei­dung getrof­fen, obwohl Papst Fran­zis­kus eine sol­che mehr­fach ange­kün­digt hat­te. Der inzwi­schen ent­las­sen Glau­bens­prä­fekt, Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler, hat­te eine restrik­ti­ve Maß­nah­men gegen die Seher getrof­fen, kon­kret einen, der welt­weit auf­trat und behaup­te­te, am jewei­li­gen Ort sei­nes Auf­ent­halts Erschei­nun­gen zu haben.

Hosers Auftrag

Im Früh­jahr ernann­te Papst Fran­zis­kus mit Erz­bi­schof Hoser einen Päpst­li­chen Dele­ga­ten, der sich nach Med­jug­or­je zu bege­ben hat­te. Noch bevor er Rich­tung Bal­kan auf­bre­chen konn­te, trat Msgr. Rat­ko Peric, der Bischof von Mostar, an die Öffent­lich­keit und bekräf­tig­te, die Posi­ti­on der Ortskirche:

„Maria ist nicht inMed­jug­or­je erschienen“.

Kar­di­nal Mül­ler dämpf­te eben­falls kurz dar­auf die Erwar­tun­gen mit dem Hin­weis:

„Eini­ge über­trei­ben die Bedeu­tung die­ser Phänomene“.

Im Auf­trag für Hoser wur­de aus­drück­lich aus­ge­schlos­sen, daß der Erz­bi­schof über die Echt­heit zu befin­den habe. Sei­ne Auf­ga­be bestand dar­in, dem Papst vor Som­mer­en­de Vor­schlä­ge zu pasto­ra­len Fra­gen für die Orga­ni­sa­ti­on der Seel­sor­ge in Med­jug­or­je und für die pasto­ra­le Betreu­ung der Pil­ger zu machen.

Des­sen unge­ach­tet, äußer­te sich Hoser bereits in der Ver­gan­gen­heit ziem­lich detail­liert über die Fra­ge der Echt­heit und ver­mit­tel­te dabei den Ein­druck, die Posi­ti­on Roms wie­der­zu­ge­ben. Die­se Stel­lung­nah­me Roms fehlt aber nach wie vor.

Hoser trenn­te im ver­gan­ge­nen August zum Abschluß sei­nes Auf­trags in Med­jug­or­je die „Erschei­nun­gen“ in zwei Tei­le: in die ersten sie­ben Erschei­nun­gen 1981 und in alle fol­gen­den bis heu­te. Er gab zu ver­ste­hen, daß die ersten sie­ben „noch die­ses Jahr aner­kannt wer­den“ könn­ten, wäh­rend es zu den unzäh­li­gen seit­her genann­ten Phä­no­me­nen Vor­be­hal­te geben.

Das neue Interview  – und eine veränderte Situation?

Im Ale­teia-Inter­view erklär­te Hoser im Wider­spruch zur offi­zi­ell gel­ten­den Anweisung:

„Heu­te kön­nen die Diö­ze­sen und ande­re kirch­li­che Insti­tu­tio­nen offi­zi­el­le Wall­fahr­ten orga­ni­sie­ren. Das ist kein Problem.“

Hoser ging noch weiter:

„Das Dekret der alten Bischofs­kon­fe­renz von Ex-Jugo­sla­wi­en, mit dem vor dem Bal­kan­krieg von der Durch­füh­rung von Wall­fahr­ten durch Bischö­fe nach Med­jug­or­je abge­ra­ten wur­de, ist nicht mehr relevant.“

Die Beto­nung liegt auf „offi­zi­ell“, da kei­ne sol­che Anwei­sung Roms bis­her bekannt ist, und damit auch kei­ne Ent­schei­dung Roms oder der Nach­fol­ge-Bischofs­kon­fe­renz, mit der das genann­te Dekret rück­gän­gig gemacht wor­den sei.

Nahm Hoser vor­weg, was Rom beab­sich­tigt? Hän­gen die Aus­sa­gen sogar mit sei­ner Eme­ri­tie­rung zusam­men, die nur weni­ge Stun­den spä­ter erfolg­te? Der Erz­bi­schof wur­de am 27. Novem­ber 75 Jahr alt und hat­te damit den Papst sei­nen Rück­tritt als Diö­ze­san­bi­schof anzu­bie­ten. Da er sich guter Gesund­heit erfreut, hät­te ihn Fran­zis­kus auch im Amt belas­sen können.

Statt­des­sen ernann­te er Msgr. Romu­ald Kamin­ski zu Hosers Nach­fol­ger, den er bereits am 14. Sep­tem­ber zum Bischof-Koad­ju­tor gemacht hatte.

Das zweite Interview

Gestern zog die ita­lie­ni­sche Tages­zei­tung Il Giorn­a­le nach und ver­öf­fent­lich­te eben­falls ein Inter­view mit Msgr. Hoser. Die Über­schrift die­ses Inter­views lautete:

„Med­jug­or­je, Wall­fahr­ten ja, aber nicht wegen der Erscheinungen“.

Im Unter­ti­tel wird der Erz­bi­schof mit den Wor­ten zitiert:

„Der Dele­gat des Pap­stes: Grü­nes Licht für von Bischö­fen orga­ni­sier­te Rei­sen, um zu beten. Die Seher? Ich habe sie getroffen“.

Am Beginn revi­diert Hoser sein Ale­teia-Inter­view ein biß­chen, ohne die­ses direkt zu nennen:

„Es stimmt, was ich gesagt habe, wenn es auch viel­leicht im Ton etwas über­zo­gen war, aber es ist abso­lut authen­tisch, daß man ohne irgend­ein Pro­blem Gebets­wall­fahr­ten nach Med­jug­or­je orga­ni­sie­ren kann, sofern sie geist­li­cher Natur sind und nicht die Erschei­nun­gen der Got­tes­mut­ter vor den Sehern betreffen.“

Il Giorn­a­le beton­te, daß der Vati­kan nach Hoser „auf­se­hen­er­re­gen­den“ Aus­sa­gen „wis­sen läßt“, daß Papst Fran­zis­kus kei­ne Instruk­tio­nen zu Med­jug­or­je erteilt habe, obwohl sein Dele­gat etwas ande­res erklärt.

Aus dem Giorn­a­le-Inter­view geht her­vor, daß Hoser nur gesagt haben will, daß Maria „natür­lich“ auch in Med­jug­or­je ver­ehrt wer­den kön­ne, weil das welt­weit mög­lich ist. Dazu kön­nen auch Pil­ger­fahr­ten orga­ni­siert wer­den. „Zu unter­schei­den ist zwi­schen dem [Marien]Kult und den Erschei­nun­gen“, so der Erzbischof.

„Problem der Seher noch nicht gelöst“

Und die von den Sehern behaup­te­ten Erscheinungen?

„Das Pro­blem der Sehe ist noch nicht gelöst. Im Vati­kan arbei­tet man dar­an. Das Doku­ment liegt im Staats­se­kre­ta­ri­at. Man muß abwar­ten. Und natür­lich bedarf es einer Stel­lung­nah­me des Pap­stes, der Gele­gen­heit hat­te, den Bericht der von Kar­di­nal Rui­ni gelei­te­ten Kom­mis­si­on zu studieren.“

Gleich­zei­tig gab der Erz­bi­schof im Inter­view bekannt, „vier Seher getrof­fen zu haben“. Er habe sie gut ange­trof­fen, dür­fe aber dar­über nicht sprechen.

Zur Pfar­rei Med­jug­or­je sag­te Hoser, einen „kor­rek­ten Kult“ vor­ge­fun­den zu haben: „chri­sto­zen­trisch, klas­sisch. Ich habe kei­ne selt­sa­men oder in der Kir­che unbe­kann­te Aspek­te vorgefunden“.

Die Prie­ster, die Med­jug­or­je auf­su­chen, wür­den sich gut ver­hal­ten und viel Beich­te hören.

„Das ist kein Urlaubs­ort. Es gibt kei­ne Umstän­de, die den­ken las­sen könn­ten, die Prie­ster gehen dort­hin, um sich zu unterhalten“.

In drei Wochen geht das Jahr zu Ende, doch in bei­den Inter­views von Erz­bi­schof Hoser fin­det sich kein Hin­weis mehr auf eine Auf­tei­lung des Phä­no­mens Med­jug­or­je in die „ersten sie­ben Erschei­nun­gen“ und alle fol­gen­den, und eben­so wenig ein Hin­weis auf eine Aner­ken­nung erste­rer noch in die­sem Jahr.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: MiL/​Wikicommons

 

 

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1 Kommentar

  1. Wie alt ist Erz­bi­schof Hoser denn, dass er schon eme­ri­tiert wird? Nach 75 Jah­ren sieht er nicht unbe­dingt aus.

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