(Wien) Mit „noch einer Klarstellung“ bestätigte die Philosophisch-Theologische Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz am Samstag, 21. Oktober, die Säuberung gegen Kritiker von Amoris laetitia, versucht aber das Gegenteil zu suggerieren. Wie ehrlich ist man an der Hochschule Heiligenkreuz?
Die Fakten: Erste Erklärung der Hochschule Heiligenkreuz
Am 15. Oktober hatten sich der Rektor der Hochschule, P. Karl Wallner, durch Ernennung von Papst Franziskus Nationaldirektor von Missio Österreich, und der Großkanzler, Abt Maximilian Heim, in einer gemeinsamen Erklärung von einem „Gastprofessor“ distanziert. Dieser hatte die Correctio filialis wegen der Verbreitung von Häresien durch das umstrittene, nachsynodale Apostolische Schreiben Amoris laetitia unterzeichnet.
Die Unterzeichner der Correctio, eine internationale Gruppe namhafter Theologen und Philosophen, bringen darin mit größtem Respekt und sachlicher Argumentation ihre Sorgen und die Warnung zum Ausdruck, daß durch Amoris laetitia sieben Häresien verbreitet und gefördert werden. Sie fordern Papst Franziskus auf, durch eine Bekräftigung des kirchlichen Lehramtes in den genannten Punkten für Klarheit zu sorgen und durch Änderung der zweideutigen Stelle in Amoris laetitia alle Zweifel zu beseitigen.
Dennoch veröffentlichte die Spitze der Hochschule Heiligenkreuz eine sachlich und moralisch zweifelhafte Distanzierung. Mit dem Hinweis, das „Wesensprofil“ der Hochschule sei, „unverbrüchlich cum Petro et sub Petro zu lehren und zu handeln“, wurde implizit den Unterzeichnern der Correctio unterstellt, dies nicht zu wollen. Einen Beleg dafür blieb P. Wallner schuldig.
Bei dem Gelehrten, von dem sich die Hochschulspitze distanzierte, handelt es sich um Prof. Thomas Heinrich Stark, der in Heiligenkreuz als Gastprofessor Philosophie lehrte. Die Erklärung des 15. Oktober nannte Stark nicht namentlich, war aber um maximale Distanz bemüht. Während sich Wallner und Heim einer inhaltlichen Auseinandersetzung verweigerten, äußerten sie sich aber abschätzig über die Correctio.
„Daher distanzieren wir uns entschieden davon, dass ein an unserer Hochschule zeitweise wirkender Gelehrter die öffentliche Kritik an Papst Franziskus, die sich euphemistisch „Correctio filialis de haeresibus propagatis“ nennt, unterzeichnet hat.“
Die maximale Distanzierung machte bereits deutlich, daß man sich von Prof. Stark getrennt hatte. Angedeutet wurde das allerdings nur indirekt mit der Formulierung „zeitweise“ in Heiligenkreuz wirkender Gelehrter.
Interne Mail an die Studenten und Bericht der Tageszeitung Il Foglio
Am 18. Oktober wurde hochschulintern eine Mail an die Studenten verschickt, in der diesen mitgeteilt wurde, daß die Prüfungen der Lehrveranstaltungen von Prof. Stark von einem anderen Professor übernommen werden. Das konnte als Konsequenzen aus der Trennung von Prof. Stark verstanden werden.
Am 19. Oktober meldete die Tageszeitung Il Foglio, daß sich Heiligenkreuz wegen seiner Unterzeichnung der Correctio filialis von Prof. Stark getrennt hatte:
„Neue Säuberungen gegen Kritiker von Amoris laetitia: Professor entlassen. […] Die Entlassung von Professor Stark ist nicht als Reaktion der progressiven Hierarchie auf die Kritik eines konservativen Dozenten zu lesen, sondern vielmehr als Kampf zwischen der neokonservativen Fraktion, die sich als ultramontan und übereifrig erweist, dem Papst immer und überall zu gehorchen, und der traditionellen Welt, die nicht zögert, sogar Handlungen und Unterlassungen eines Papstes zurechtzuweisen, wenn diese im Widerspruch zum Evangelium und der Tradition stehen. Der Fall von Professor Stark fügt sich zur Entlassung von Professor Josef Seifert vom Institut für Philosophie des Erzbistum Granada hinzu, die vom Ortsbischof Francisco Javier Martinez entschieden wurde. Auch in diesem Fall lautete das Delikt: mangelnde Begeisterung für Amoris laetitia.“
Empörung und Enttäuschung über Heiligenkreuz
Von Katholisches.info wurde dieses Zitat aus dem Foglio-Artikel übernommen und sorgte für große Empörung und viel Enttäuschung unter den zahlreichen Freunden von Hochschule und Stift Heiligenkreuz. Seither ist Feuer am Dach in Heiligenkreuz.
Katholisches.info erreichten viele Zuschriften, in denen die Enttäuschung über die Entscheidung der Hochschule zum Ausdruck gebracht wurde. Darin wurde die Empörung zum Ausdruck gebracht, daß Papalismus offensichtlich über die Glaubenswahrheit gestellt und zugleich eine theologische Auseinandersetzung abgewürgt wird.
Zweite Erklärung der Hochschule Heiligenkreuz
Katholisches.info erreichten auch mehrere Zuschriften, daß Prof. Stark nicht entlassen worden sei, sondern weiterhin in Heiligenkreuz lehren könne, doch Beleg für diese Behauptung wurde keiner erbracht.
Gestern bestätigten Rektor und Großkanzler der Hochschule Heiligenkreuz mit einer neuen Erklärung vielmehr die Entlassung von Prof. Stark.
Daß der Text mit der Überschrift „Noch eine Klarstellung“ das Gegenteil suggerieren will, zeugt nur davon, daß man an der Hochschule Heiligenkreuz offensichtlich einen bedenklichen Umgang mit der Öffentlichkeit und – leider – ein noch bedenklicheres Verhältnis zur Ehrlichkeit zu haben scheint.
Der Wortlaut der „Klarstellung“:
„Die von einer Website verbreitete Nachricht, dass es – nach der unten veröffentlichten Klarstellung zu einem Gastprofessor – ‚Verwirrung im Stift Heiligenkreuz‘ gäbe oder ‚dieser Gastprofessor entlassen worden sei‘, ist schlichtweg falsch. Die kanonische Entlassung eines Professors fällt in die Kompetenz jener Einrichtung, an der er hauptamtlich lehrt. Es handelt sich um frei erfundene Fake-News, die selbst von einem hohen Grad von Verwirrung zeugen oder diese vielleicht sogar kirchenspalterisch hervorrufen wollen.
+ Abt Dr. Maximilian Heim OCist
Rektor Prof. P. Dr. Karl Wallner OCist“
Nebelkerzen
Wenn die Foglio-Meldung „schlichtweg falsch“ wäre, hätte eine einfache Erklärung von Rektor Wallner genügt, daß die Meldung nicht stimmt, weil Prof. Stark auch weiterhin an der Hochschule unterrichten werde.
Genau das sagen Rektor und Großkanzler in ihrer „Klarstellung“ aber gerade nicht. Stattdessen werden Nebelkerzen gezündet: eine „kanonische Entlassung eines Professors“ falle in die Kompetenz „jener Einrichtung“, „an der er hauptamtlich lehrt“. Hauptamtlich lehrt Prof. Stark an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Pölten. In Heiligenkreuz war er Gastprofessor, und um diese Gastprofessur geht es, nicht um seine Anstellung an der Hochschule Sankt Pölten. Und für diese Gastprofessur ist allein Heiligenkreuz zuständig.
Oder wollen Wallner und Heim mit diesem Hinweis der Hochschule Sankt Pölten nahelegen, sich auch von Prof. Stark zu trennen?
Die „Klarstellung“ der Hochschule Heiligenkreuz stellt also gar nichts klar. Sie ist lediglich die traurige Bestätigung, daß in Heiligenkreuz eine bedenkliche Verwirrung herrscht – ausgelöst durch Amoris laetitia.
Bedauerlich ist auch der verbale Untergriff. Obwohl Katholisches.info direkt gemeint ist, wollen wir dazu nicht polemisieren, weil wir die ganze Sache in jeder Hinsicht traurig und betrüblich finden. Die Unterstellung, Katholisches.info würde Fake-News verbreiten, geht jedoch postwendend an Rektor Wallner zurück.
Tatsache ist bis zum Beweis des Gegenteils, daß von der Hochschule Heiligenkreuz ein anerkannter Wissenschaftler entlassen wurde, der sich nichts anderes zuschulden kommen hat lassen, als sachlich und respektvoll seine Sorgen um die Glaubenswahrheit zum Ausdruck gebracht zu haben, die er durch das umstrittene Schreiben Amoris laetitia von Papst Franziskus gefährdet sieht.
Wenn der Wunsch nach Klarheit in der Wahrheit und die Verteidigung der Glaubenswahrheit für Rektor Wallner und Abt Heim ein Problem sind, dann haben sie wirklich ein Problem.
„Spaltung und Streit von Papst Franziskus mit Amoris laetitia in die Kirche getragen“
Ein „Enttäuschter Freund von Heiligenkreuz“ schrieb folgenden Kommentar:
„Unter den vielen Freunden von Heiligenkreuz, zu denen ich auch gehöre, herrscht Feuer am Dach. Mehrere Gespräche haben das erschreckend gezeigt. Die Einen sind entsetzt, die Anderen versuchen zu rechtfertigen. Das Schlimmste daran ist aber die Spaltung unter uns Freunden von Heiligenkreuz, die entstanden ist. Es ist die Fortsetzung der Spaltung und des Streites, den Papst Franziskus mit Amoris laetitia in die Kirche getragen hat. Das gibt mir sehr zu denken und sollte allen zu denken geben.
Apropos zur Frage, ob Prof. Stark noch lehren darf oder nicht. Das muss ich jetzt schon sagen: Wenn Rektor P. Wallner imstande war, so flott und so massiv sich von Prof. Stark zu distanzieren (und ich sage nicht mehr), dann wird er ja auch imstande sein, mit einer kurzen Erklärung Klarheit zu schaffen, ob Stark weiter unterrichten darf. Solange er das nicht tut, sind aufgrund der Schärfe seiner Distanzierungserklärung Zweifel durchaus berechtigt. Aber Klarheit scheint ja unter diesem Pontifikat zunehmend zum Fremdwort zu werden. Das ist schmerzlich. Heiligenkreuz war für mich bisher aber eine Insel der Rechtgläubigkeit und des Haltes. Ist es das wirklich noch?“
In einer Zuschrift, dessen Autor nicht genannt werden will, heißt es, Abt Heim sei in der Sache von Rektor P. Wallner „wohl über den Tisch gezogen worden“. Wenn dem so ist, sollte der Abt für Klarheit sorgen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/hochschule-heiligenkreuz.at (Screenshot)
Amoris laetitia zeigt immer deutlicher und damit für alle erkennbar seine negative Wirkung.
AL spaltet ganz offensichtlich und der dafür Verantwortliche ebenso, selbst jetzt schon bereits die bisher Glaubenstreuen.
„In der Nazi Zeit war es leichter ein glaubenstreuer Christ zu sein, als heute!“ Robert Spähmann https://onepeterfive.com/robert-spaemann-josef-seifert-amoris-laetitia-witness-truth/
Gilt das jetzt auch schon für Heiligenkreuz?
Neokonservativismus steht nicht in der Tradition der Kirche und des tridentinischen Konzils. Es ist der Versuch der sprichwörtlichen Quadratur des Kreises. Daraus erwächst keine ultimative Kraft zur katholischen Wahrhaftigkeit, mag der Wille auch noch so gut sein. An der wahren Tradition würde die bergoglianische Spaltung des Katholizismus zerschellen, so aber findet sie den brüchigen Boden für ihr Verwirrungswerk.
Mittlerweile hat mich das heftige Handeln der Abtei Heiligenkreuz in Sachen Prof. Stark nachdenklich gemacht. Es entspricht nicht benediktinisch / cisterciensischer Mentalität. Eines ist sicher, Heiligenkreuz dürfte in Rom nicht zu den Favoriten zählen, zumal das Kloster eine sehr intensive Beziehung zu Papst Benedikt XVI. hat und hatte. Es ist doch möglich, dass aus uebelwollenden Kreisen Druck auf das Stift ausgeübt wurde, eben in besagter Sache. Lauert womöglich im Hintergrund ein weiterer bärtiger Administrator, um der Abtei in ihrer „schwierigen Situation“ beizustehen.
Ich denke, da haben Sie (mal wieder) recht. Aber traurig ist es trotzdem.
Beten wir für Abt Maximilian, neokonservativ hin, traditionell her!
Ihre Ausführungen können durchaus berechtigt sein. Zumal ja Heiligenkreuz nicht wie so manche andere Zisterzienserabtei unter Nachwuchsmangel leidet. In Bochum-Stiepel gibt es eine Tochtergründung von Heiligenkreuz. Und vor einiger Zeit las ich mal wo, daß das österreichische Zisterzienserkloster auch das ehemalige Zisterzienserkloster Neuzelle, welches nahe an der Grenze zu Polen liegt, wieder neu besiedeln will. Kloster Neuzelle liegt in Brandenburg.
Ich war schon mal vor einigen Jahren in Neuzelle, das noch gut erhalten ist, wenngleich auch manches wohl noch sanierungsbedürftig ist. Vielleicht ist es bestimmten Kreisen ein Dorn im Auge, daß wieder ein Kloster benediktinisch-zisterziensischer Prägung auf deutschem Boden neu belebt werden soll.
In Neuzelle wurde Ende Oktober das regulare Leben aufgenommen. Fünf Religiosen konnte ich zählen. Habe Sext und Non erleben dürfen. Das Offizium wird lat.gesungen, in den cisterciensischen Psalmentönen. Wem es möglich ist, dem sei ein Besuch dringend empfohlen.
Nun ja, die „Klarstellung“ enthält durchaus die Dementierung einer Entlassung von Herrn Prof. Stark. Das ist ja dann schon einmal erfreulich angesichts der vorherigen maximalen Distanzierung des Stiftes von Herrn Prof. Stark und der Absage der Prüfungstermine. Dann können sich die Gemüter ja wenigstens wieder etwas beruhigen. Und man sollte weder Herrn Nardi unterstellen, er wolle Verwirrung hervorrufen oder würde daran leiden, noch Prof. Wallner und Abt Heim, sie hätten ein „Problem mit dem Wunsch nach Klarheit in der Wahrheit und der Verteidigung der Glaubenswahrheit“.
Es ist mir unbegreiflich, wieso offensichtlich überhaupt keine der etablierten Institutionen mehr in der Lage ist, mit einer abweichenden Meinung schlicht und einfach sachlich umzugehen. Warum scheut man unisono die Auseinandersetzung mit Argumenten?
In diesem Umbau-Pontifikat gab es bemerkenswerte Prälatenkarrieren von Amtsträgern, die sich durch eine besondere Folgsamkeit zum neuen Kurs hervorgetan haben.
Im Umgang mit Prof. Stark wächst da zunehmend der Verdacht auf taktische Nebenmotive, denn die theologische Hochschule verkauft die Entlassung zwar mit ihrem Papalismus als neokonservativ-zeitnah, weiß dann aber mit keinem einzigen Argument der Correctio inhaltlich zu begegnen!
In Heiligenkreuz wird unreflektierte „Papolatrie“ betrieben. Kritische Anmerkungen an einigen Aussagen des Vaticanum II sind verpönt. Rektor Wallner ist ein in „konservativer“ Wolle gewaschener Modernist.
Mich wundert nichts, denn die Christenverfolgung ist mitten unter uns. Derjenige, der sich gegen AL ausspricht wird eliminiert und dann gibt es welche die gleich denken aber aus Angst nicht so handeln, sie verleugnen.
Einen sachlichen Umgang wird es unter Papst Franziskus wohl kaum geben.
Ehrlichkeit, Korrektheit und logischer Verstand gehörten noch nie zu den Eigenschaften des Peronismus.
Niederknüppeln des Gegners und Schwadronieren von Platitüden umso mehr.
Eine kindisch naive „Papolatrie“ verwundert nicht. Ist es doch Wallner selbst, der in einem seiner Bücher ein kindliches Verstehen des Weihnachtsfestes nahelegt. Happy Birthday, Jesus hat Geburtstag, feiern wir eine große Party.
Ich weiß nicht, ob es noch den Neokatechumenalen Weg an der Hochschule gibt, aber wenn dem so ist, dann ist daran zu denken, dass Papalismus ein führendes Prinzip bei ihnen ist, das ihnen nützt und ihnen ihre Position und ihren Einfluss in der Kirche sichert.
Ein Dritter Punkt ergibt sich aus eigenen Beobachtungen im Stift. Zwar etwas überzogen kritisch, trifft es einen wesentlichen Punkt. Ist das, was sie da tun mönchisches Leben? Oder ist das dolce vita auf hohem dekandenten Niveau? Ein atheistischer Mitreisender konnte sich nach einer Woche gar nicht so Recht vorstellen, dass dies Mönche sein sollen.
Neo-konservativ, Neo- Mönchtum, Neo- katechumenaler Weg: Welchen Wert hat dies alles, wenn mit dem Streben alles neu zu machen, die Wurzeln bzw. die Quelle verloren geht!
Wie es aussieht fährt Rektor Karl Wallner den Zick-Zack-Kurs, weil er als von P.F. höchstpersönlich und frisch ernannter Missio-Nationaldirektor dem Papst nicht durch Negativschlagzeilen in den Rücken fallen will.
Wenn es um die Karriere geht, spielt Integrität keine Rolle mehr – zum Leidwesen einer renommierten Hochschule.