(Rom) Msgr. Mario Delpini, der bisherige Generalvikar des Erzbistums soll neuer Erzbischof von Mailand werden. Das norditalienische Erzbistum, in dem nicht der Römische Ritus, sondern der Ambrosianische Ritus gilt, gehört zu den bedeutendsten Diözesen der Welt. Erzbischof ist noch Angelo Kardinal Scola, der Gegenspieler von Papst Franziskus im Konklave von 2013, der sich bester Gesundheit erfreut, aber im November 2016 das 75. Lebenjahr vollendete und dem Papst daher das kanonisch vorgesehene Rücktrittsgesuch vorlegte.
Die Ernennung von Msgr. Delpini wird vom Vatikan, „vorbehaltlich einer Änderung in letzter Stunde“, am morgigen Freitag bekanntgegeben werden. Dies berichtet der päpstliche Hausvatikanist Andrea Tornielli auf Vatican Insider.
Papst Franziskus entschied sich demnach für den Kandidaten, der aus den Konsultationen im Bistum als Favorit hervorgegangen war. Kardinal Scola sei es gewesen, so Tornielli, der den Papst darum gebeten habe, die Ernennung noch vor dem Sommer vorzunehmen, damit nach dem Sommer das „Pastoraljahr bereits mit dem neuen Erzbischof beginnen“ könne.
Msgr. Delpini ist 1967 in das erzbischöfliche Priesterseminar eingetreten und wurde 1975 vom damaligen Erzbischof Giovanni Kardinal Colombo zum Priester geweiht. Er studierte Patristik am Augustinianum in Rom und lehrte Griechisch und Patristik an den Mailänder Seminarien.
Kardinal Martini machte ihn zum Regens des Priesterseminars. Unter Kardinal Tettamanzi wurde er 2007 Weihbischof. Kardinal Scola, der zuvor Patriarch von Venedig war, bis ihn Papst Benedikt XVI. 2011 auf den Bischofsstuhl des heiligen Ambrosius berief, machte den Weihbischof zu seinem Generalvikar. 2014 übertrug er ihm zudem die Ausbildung des Klerus.
Tornielli hebt hervor, daß Delpini eine „Wahl der Kontinuität“ sei. Er habe den „drei letzten Erzbischöfen“, Martini, Tettamanzi und Scola gedient, sei „spirituell, demütig, aber nicht nachgiebig, ein großer Arbeiter, aber fern vom Typ des Manager-Bischofs und legt großen Wert auf die persönliche Beziehung mit den Priestern“, so Tornielli. In der Stadt sei er mit dem Fahrrad unterwegs.
„Gruppen-Elevation“, um Jugendliche „Akteure“ sein zu lassen
Negativ aufgefallen war Weihbischof Delpini vor dem Weltjugendtag 2013 durch liturgischen Relativismus. Delpini zelebrierte mit den Jugendlichen des Erzbistums, vor ihrer Abreise nach Rio de Janeiro, eine Heilige Messe.
Katholisches.info berichtete damals:
„Zum Abschluß des Hochgebets ließ der bischöfliche ‚Vorsteher‘ der Zelebration nicht nur seine priesterlichen Konzelebranten, sondern eigens an den Altar gerufene Jugendliche die Kelche mit dem Blut Christi und die Hostienschalen mit dem Leib Christi zur Elevation erheben. Abgesehen davon, daß normalerweise nur ein Kelch und eine Schale mit den konsekrierten Hostien erhoben wird, auch wenn mehrere genützt werden: Die Gruppen-Elevation wurde nicht von Priestern oder Diakonen durchgeführt, die ‚untätig‘ im Hintergrund herumstanden, sondern von jugendlichen Laien, Mädchen und Burschen, die zuvor vom koordinierenden Priester aus dem Kirchenschiff herausgefischt worden waren.
Die verlegenen Gesichtsausdrücke der Jugendlichen auf den Bildern sind vielsagend. Sie fühlen sich zu recht am falschen Ort. Auf dem Altar findet sich kein Kreuz. Es wurde im Eifer eines konzelebrativen Allpriestertums wohl vergessen. Der Herr hängt an der Seitenwand im Hintergrund.
Das Foto wurde sogar auf der Internetseite der Kirchenzeitung IncrociNews der Erzdiözese Mailand unter den offiziellen Berichten über den Weltjugendtag 2013 veröffentlicht.
Das Beispiel zeigt, daß es Priester sind, die sich wie Elefanten im liturgischen Porzellanladen benehmen.“
Der Liturgiebeauftragte des Erzbistums versuchte den Weihbischof und Generalvikar gegen die Kritik zu verteidigen, was die Sache nicht gerade verbesserte. Msgr. Pierantonio Tremolada schrieb:
„Ich bin absolut überzeugt, daß die Geste die Absicht hatte, den ‚Jugendlichen das Gefühl zu geben, während der Woche des Weltjugendtages Akteure zu sein‘ (wie der Papst gestern [Montag] sagte). Wir sind im übrigen nicht sicher, daß sie von S. Ex. Msgr. Delpini entschieden wurde. Nicht immer entscheiden die Vorsteher der Zelebration die liturgischen Gesten, manchmal vollziehen sie sie im letzten Augenblick auf Anweisung anderer.“
Auf die Geste selbst ging der Liturgiebeauftragte nicht näher ein. Der Hinweis auf den Papst ließ vielmehr erkennen, daß er sich nicht daran stieß.
Durch die morgige Ernennung wird Papst Franziskus innerhalb von drei Jahren mit Köln, Chicago und Mailand die Metropoliten der drei größten, prestigeträchtigsten und wohlhabendsten Erzbistümer der Welt ernannt haben.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va/MiL/IncrociNews (Screenshot)