(Rom) Papst Franziskus überraschte auch ihm nahestehende Kreise. Nicht der von diesen erwartete Weihbischof Paolo Lojudice tritt die Nachfolge von Kardinalvikar Agostino Vallini an, sondern Weihbischof Angelo De Donatis.
De Donatis wurde 1954 in Casarano in der apulischen Provinz Lecce (Diözese Nardò-Gallipoli) geboren. Er trat in das Priesterseminar des Erzbistums Tarent ein und setzte seine Studien, wie Paolo Lojudice, am Priesterseminar der Diözese Rom fort. An der Päpstlichen Universität Gregoriana erwarb er ein Lizentiat in Moraltheologie. 1980 wurde er für sein Heimatbistum in Apulien zum Priester geweiht, wurde aber im Bistum Rom in der Seelsorge eingesetzt. 1983 erfolgte die Inkardinierung in der Diözese Rom, wo er bereits als Hilfspriester in der Pfarrei San Santurnino wirkte, in der er nun Kaplan wurde. 1989 wurde er Archivar des Sekretariats des Kardinalskollegiums und war ab 1990 am Ordinariat der Diözese Rom tätig. Er wurde bis 1996 Leiter des Klerusamtes und bis 2003 Spiritual des Priesterseminars. Im selben Jahr erfolgte seine Bestellung zum Pfarrer auf dem Kapitol. Mit nur 100 Gläubigen handelt es sich um die kleinste Pfarrei der Diözese Rom. Mit der Pfarrei ist ein Einkehrhaus verbunden, dem Msgr. De Donatis bisher sein Augenmerk schenkt.
Msgr. De Donatis gehörte in der Vergangenheit bereits dem Priesterrat des Bistums an und wurde 1989 Grabesritter.
2014 beauftragte ihn Papst Franziskus mit den Fastenpredigten für die Römischen Kurie. Am Ende bedankte sich Franziskus beim Exerzitienmeister mit den Worten: „Wir kehren mit einem guten Samen nach Hause zurück. Gott wird den Regen schicken“.
2015 ernannte er Msgr. De Donatis zum Weihbischof von Rom. Als Papst Franziskus am 9. November 2015 De Donatis in der Lateranbasilika zum Bischof weihte, stolperte er innerhalb von drei Tagen zum zweiten Mal, was in den Medien internationale Aufmerksamkeit fand.
Ob Papst Franziskus im letzten Augenblick seine Entscheidung geändert hat, läßt sich nicht sagen. Wahrscheinlicher ist, daß es aufgrund der zahlreichen Parallelen im Lebenslauf von Msgr. De Donatis und Msgr. Lojudice selbst unter „Bergoglianern“ zu einer Personenverwechslung gekommen ist.
Der Wortlaut des ursprünglich veröffentlichten Artikels:
Paolo Lojudice wird neuer Vikar von Rom und damit Vertreter des Papstes als Bischof von Rom, dies berichtete die dem Papst nahestehende Nachrichtenseite Faro di Roma. Lojudice ist ein „Pfarrer von den Rändern“ und machte sich als Zigeunerpfarrer einen Namen. Die Nachrichtenseite bewirbt ihn entsprechend als „Pfarrer der Peripherie und der Roma“.
2015 ernannte ihn Papst Franziskus zum Weihbischof für den Bereich Süd seines Bistums. Er wird den 77 Jahre alten Agostino Kardinal Vallini ablösen, den Franziskus zwei Jahre über die im Kirchenrecht vorgesehene Altersgrenze im Amt beließ.
Die Ernennung Lojudices wird heute mittag zeitgleich vom vatikanischen Presseamt und dem Pressedienst des Bistums Roms offiziell bekanntgegeben werden.
Lojudice ist Jahrgang 1964. Bevor er von Papst Franziskus zum Weihbischof ernannt wurde, war er neun Jahr Spiritual im Priesterseminar der Diözese. „Sein besonderes Augenmerk gilt den Armen“, so Faro di Roma, „auch wegen seiner langen Erfahrung an den Rändern.“ 1989 hatte er die Priesterweihe empfangen und wirkte zunächst zwölf Jahre als Kaplan in römischen Pfarreien, um dann selbst eine Pfarrei zu übernehmen.
Am vergangenen 10. März traf sich Papst Franziskus im Lateran mit den Weihbischöfen und den Präfekten (Dekanen) seines Bistums. Dabei lud er die Priester und Gläubigen ein, ihm zu schreiben, welches Profil der Nachfolger von Kardinalvikar Vallini haben sollte. Auch Namen sollten ihm vorgeschlagen werden. Das Ergebnis war aber nicht so einheitlich, wie der Papst es sich erhofft hatte. Am häufigsten sei jedoch der Name von Weihbischof Lojudice genannt worden, der als „Straßenpfarrer“, so Faro di Roma, „perfekt mit dem Profil übereinstimmt, das der Papst für die Leitung der großen Diözesen“ haben will.
Traditionell ist die Stelle eines Vikar des Papstes an der Spitze des Bistums Rom mit der Kardinalswürde verbunden. Da Franziskus erst am vergangenen Sonntag die Ernennung von fünf neuen Kardinälen für Juni ankündigte, wird damit gerechnet, daß Msgr. Lojudice erst bei der nächsten Kardinalskreierung Purpur erhalten wird.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL/Roma7 (Screenshot)