
(Rom) In Neapel herrscht Aufregung. Das Blutwunder ist ausgeblieben. Das Blut von San Gennaro, des Stadtpatrons der süditalienischen Metropole, hat sich nicht verflüssigt.
Der heilige Januarius war während der blutigen Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian Bischof und Benevent. Am 19. September 305 wurde er wegen seines Glaubens an Christus in Pozzuoli bei Neapel hingerichtet. Eine Christin sammelte Blut des Märtyrerbischofs in einem Gefäß, das heute in der Kathedrale von Neapel aufbewahrt wird (siehe Wird sich Blut von San Gennaro für Papst Franziskus verflüssigen?).
Für den 17. August 1389 ist das Blutwunder, die Verflüssigung des eingetrockneten Blutes, erstmals sicher bezeugt. Es ereignete sich während einer Bittprozession, die zur Abwendung einer großen Not durchgeführt wurde. Eine erste Verflüssigung soll der Überlieferung nach bereits bei der Überführung der Reliquien im frühen 5. Jahrhundert geschehen sein. Erst im 14. Jahrhundert wurden sie wieder öffentlich gezeigt. Eine 1965 durchgeführte, wissenschaftliche Untersuchung der Knochen ergab, daß der Heilige zum Zeitpunkt seines Todes etwa 35 Jahre alt und von erstaunlicher Größe (1,90 m) war.
Dreimal jährlich verflüssigt sich das Blut, das sich in zwei Ampullen befindet. Eine ist zu Dreiviertel gefüllt, die andere weniger, da Karl von Bourbon, der von 1731–1735 König von Neapel war, einen Teil mitnahm, als er als Karl III. König von Spanien wurde. Das Ereignis ist für die Bewohner Neapels von besonderer Bedeutung. Das Blutwunder deuten sie als gutes Zeichen dafür, daß ihnen Göttliches Wohlwollen erhalten bleibt. Das Ausbleiben des Blutwunders gilt als schlechtes Zeichen, mit dem ein Schrecken angekündigt wird.
Das Blutwunder wird erwartet am Samstag vor dem ersten Sonntag im Mai, das war der Tag der ersten Umbettung der Reliquien rund hundert Jahre nach seinem Martyrium; dann am 19. September, seinem Dies natalis, dem Tag seiner Hinrichtung; und schließlich am 16. Dezember.
1631 drohte eine Eruption des Vesuvs. Die verzweifelte Bevölkerung suchte Beistand bei ihrem Stadtpatron. Am 16. Dezember jenes Jahres verflüssigte sich das Blut in der Ampulle, und der Vulkanausbruch blieb aus, was der Fürsprache des Heiligen zugeschrieben wurde.
Der Erzbischof von Neapel begibt sich an diesen Tagen in die Kathedrale zur Kapelle, in der die Ampullen aufbewahrt werden. Da die Kapelle nicht ihm, sondern der Stadt Neapel untersteht, ist er am 16. Dezember nur Zeuge des Vorgangs. Am vergangenen Freitag prüfte Msgr. Vincenzo De Gregorio in Anwesenheit von Erzbischof Crescenzio Kardinal Sepe die Ampulle. De Gregorio, ein bekannter Kirchenmusiker und Organist, ist Prälat der Schatzkapelle des Heiligen Januarius im Dom von Neapel.
Er mußte jedoch sichtlich betroffen feststellen, daß sich das Blut nicht bewegte. Der Prälat bemühte sich rasch in der Zeremonie fortzufahren. Das sei „weder ein Vorzeichen von Unglücken noch Epidemien noch Kriegen, wir sind Männer und Frauen des Glaubens und müssen mit dem Gebet fortfahren“, sagte er zu den Anwesenden. „Die Gegenwart der Reliquie unter uns ist für uns ein Zeichen, daß er Patron ist“, bemühte sich der Prälat um tröstliche Worte. Dann erteilte er den anwesenden Gläubigen mit der Blutampulle den Segen. Es folgte ein verhaltener Applaus einiger weniger, wo ansonsten begeisterter Applaus aufbrandet.
Seit der Reformation bemühen sich Lutheraner und Calvinisten das Blutwunder als „Schwindel der Katholiken“ zu entlarven, ebenso im 18. Jahrhundert die Aufklärer. Auch heute suchen Wissenschaftler und Hobby-Wissenschaftler nach einer „natürlichen“ Erklärung des Wunders, dessen rätselhaftes Phänomen sie aber bisher nicht entschlüsseln konnten.
Am 19. September 2015 besuchte Papst Franziskus Neapel und war bei der Zeremonie im Dom anwesend, als sich das Blutwunder ereignete.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
Dem Heiligen ist das Blut erstarrt, bei den Zustaenden in der Kirche.
Mir gefriert es auch wenn ich nach Rom schaue !
Genau!
Doch wir sehen, der Herr sieht alles was un jetzt quält,er lässt sich nicht täuschen, nicht eine Sekunde lang und er leidet mit uns!
Ausgerechnet einen Tag vor dem 80. Geburtstag von P.F.! Ich führe die Nichtverflüssigung der Blutreliquie auch auf die innerkirchlichen Zustände zurück, haben die vier mutigen Kardinäle ihre Dubia schließlich genau am Todestag des Heiligen (19.9.) eingereicht! Jedenfalls kein gutes Omen!