(Rom/Paris) Vor zehn Jahren, am 8. September 2006, wurde das Institut du Bon Pasteur (Institut vom Guten Hirten) kirchenrechtlich von Rom als altrituelle Gesellschaft des Apostolischen Lebens päpstlichen Rechts anerkannt. Ein kleines, aber nicht unbedeutendes Jubiläum.
Die Anerkennung erfolgte ein Jahr vor Erlaß des Motu proprio Summorum Pontificum durch Papst Benedikt XVI. Ausgesprochen wurde sie. zunächst auf fünf Jahre ad experimentum, durch die zuständige Päpstliche Kommission Ecclesia Dei.
Turbulent ist die Entwicklung der Kirche, turbulent ging es zum Teil in den vergangenen Jahren auch im Institut vom Guten Hirten zu.
Der Generalobere des Instituts, Pater Philippe Lagúerie, gehörte zusammen mit den fünf weiteren Gründern zuvor der Priesterbruderschaft St. Pius X. an. Pater Lagúerie war 1979 von Erzbischof Marcel Lefebvre zum Priester geweiht worden. 2004 erfolgte sein Ausschluß aus der Piusbruderschaft, nachdem er Kritik an der Ausrichtung des Priesterseminars von Econe geübt und eine daraufhin erfolgte Versetzung nach Mexiko abgelehnt hatte.
Aufgrund der Wahl von Papst Benedikt XVI. fand nach längeren Verhandlungen eine Annäherung an Rom statt. Zu diesem Zweck wurde das Institut gegründet und vom Heiligen Stuhl anerkannt, um die Einheit mit dem Papst und der Weltkirche zu erreichen. In Rom heißt es seither, mit der kanonischen Errichtung des Instituts wollte Benedikt XVI. der Piusbruderschaft zeigen, wie eine kirchliche Anerkennung und ihr Weg in die Einheit mit Rom aussehen könnte.
Interne Turbulenzen
Eine Amtsperiode des Generaloberen des Instituts ist auf sechs Jahre beschränkt. Beim Generalkapitel 2012 wurde Pater Lagúerie allerdings nicht im Amt bestätigt, sondern durch eine jüngere Leitung unter Pater Roch Perrel abgelöst. Hintergrund war ein institutsinterner Streit über die Bedingungen, unter denen die Errichtung des Instituts erfolgt und die Einheit mit Rom wiederhergestellt worden war.
Die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei hatte die Löschung von zwei Artikeln von der Internetseite des Instituts, eine stärkere Berücksichtigung des Zweiten Vatikanischen Konzils und des jüngsten Lehramtes bei der Priesterausbildung sowie die Anerkennung des Katechismus der Katholischen Kirche von 1992 gefordert. Ein Teil der Institutsangehörigen sahen darin eine unangemessene Einmischung und vertrat eine kritischere Position gegenüber Rom.
Pater Lagúerie, aber auch Heilige Stuhl sahen die Gefahr einer neuerlichen Entfernung des Instituts von Rom. Die Wahl wurde angefochten und von Rom aufgrund von Formfehlern für ungültig erklärt. Im September 2013 wurde das Generalkapitel nach einiger Unruhe wiederholt und Pater Lagúerie für eine zweite Amtszeit (bis 2019) zum Generaloberen gewählt. Seither kehrte Ruhe in das Institut ein. Die Vorfälle wurden allerdings von einem Teil der Piusbruderschaft als abschreckend wahrgenommen.7
2016: Dreizehn Einkleidungen und fünf Neupriester
Das Institut ist vor allem in Frankreich verankert und verfügt über Niederlassungen in Italien, Brasilien, Chile, Kolumbien und Polen. Die Gründung einer Niederlassung in Argentinien, der Heimat von Papst Franziskus, wurde 2014 durch den Apostolischen Nuntius verhindert.
Das Institut unterhält das institutseigene Priesterseminar St. Vinzenz von Paul, das von Pater Paul Aulagnier, dem ehemaligen Distriktoberen der Piusbruderschaft von Frankreich, geleitet wird.
Die Einkleidungen der Seminaristen finden jeweils am Fest Mariä Lichtmeß statt. 2015 konnten zehn Seminaristen, 2016 sogar dreizehn Seminaristen eingekleidet werden, was einen bisherigen Höchststand darstellt. Am vergangenen 25. Juni wurden für das Institut fünf Neupriester und fünf Diakone geweiht.
Die Dankfeiern für das zehnjährige Bestehen des Instituts werden am 28. und 29. Oktober in Rom stattfinden und fallen mit der diesjährigen Wallfahrt der Tradition zum Grab des Apostels Petrus zusammen.
Dankfeiern zum zehnjährigen Gründungsjubiläum in Rom
Am Freitag, dem 28. Oktober wird Kardinal Dario Castrillon Hoyos aus diesem Anlaß um 18.30 Uhr in der römischen Kirche Santi Luca e Martina ein Pontifikalamt im überlieferten Ritus zelebrieren. Die dem Evangelisten Lukas und der Märtyrerin Martina geweihte Kirche im Forum Romanum geht auf das 7. Jahrhundert zurück, als die Kirche die bis dahin gemiedenen Überreste der heidnischen Götzenstätten christianisierte. Die Kirche wurde über den Resten des ehemaligen Secretarium Senatus, der Kanzlei des römischen Senats errichtet. Im 17. Jahrhundert wurde ihr das heutige barocke Erscheinungsbild verliehen.
Im Anschluß an das Pontifikalamt folgt um 20 Uhr eine Lichterprozession zur Kirche Santa Maria in Campitelli, die von Kardinal Raymond Burke angeführt wird. Die Kirche Santa Maria in Campitelli geht bereits auf das 12. Jahrhundert zurück, wurde aber im 17. Jahrhundert etwas versetzt zum Dank für das Ende der Pest von 1656 als Neubau neu errichtet. Dort wird seither auf dem Hochaltar ein Gnadenbild der Gottesmutter Maria mit Jesuskind verehrt. Der Überlieferung nach erschien das Gnadenbild der heiligen Galla, einer römischen Patrizierin des 6. Jahrhunderts, die sich nach dem frühen Tod ihres Mannes in ein Kloster zurückzog und um die Armenfürsorge in Rom verdient machte.
Am Samstag, dem 29. Oktober nehmen die Angehörigen und Freunde des Institus du Bon Pasteur an der V. Internationalen Wallfahrt Summorum Pontificum teil. Um 10.30 Uhr führt eine Prozession zum Petersdom, in diesem Jahr verbunden mit dem Durchschreiten der Heiligen Pforte. Um 12 Uhr wird Erzbischof Alexander Sample von Portland (Oregon) im Petersdom ein Pontifikalamt im überlieferten Ritus zelebrieren. Den Altardienst und Choralgesang übernehmen dabei anläßlich ihres zehnjährigen Bestehens Priester und Seminaristen des Instituts du Bon Pasteur.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Institut du Bon Pasteur/Nicolas Sin Gier (Screenshots)