Für Thron und Altar – Der Aufstand in der Vendée


Für Thron und Altar – Der Aufstand in der Vendée
Für Thron und Altar – Der Aufstand in der Vendée

von Wolf­ram Schrems*

Anzei­ge

Es ist ein schwie­ri­ges Unter­fan­gen, die flä­chen­decken­de Aus­brei­tung der vie­len der­zeit zir­ku­lie­ren­den Geschichts­lü­gen rück­gän­gig zu machen. Spe­zi­ell die Ver­leum­dung der Katho­li­schen Kir­che und die Glo­ri­fi­zie­rung diver­ser Revo­lu­tio­nen hat sich tief in das deka­den­te kol­lek­ti­ve Bewußt­sein ein­ge­fres­sen. In Anbe­tracht einer prä­ze­denz­lo­sen Chri­sten­ver­fol­gung im isla­mi­schen Raum und einer feind­se­li­gen Mar­gi­na­li­sie­rung von Chri­sten­tum und Chri­sten im Westen sei Wider­spruch in einer spe­zi­fi­schen Sache ein­ge­legt. Näm­lich ein Pro­test gegen die offi­zi­el­le Glo­ri­fi­zie­rung der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on und die Ver­schwei­gung des Völ­ker­mor­des an den Katho­li­ken der Ven­dée. Zu die­sem The­ma wur­de heu­er die deut­sche Über­set­zung eines inter­es­san­ten Büch­leins neu aufgelegt.

Micha­el Davies (1936 – 2004), Kon­ver­tit aus pro­te­stan­ti­scher Fami­lie, Apo­lo­get und Schrift­stel­ler, Prä­si­dent von Una Voce Inter­na­tio­nal, zeich­net auf engem Raum die wich­tig­sten Ereig­nis­se der Erhe­bung nach.

Die Grundaussagen

Die Behaup­tung, daß das fran­zö­si­sche Volk in der zwei­ten Hälf­te des 18. Jahr­hun­derts pau­schal gegen Kir­che und Adel gewe­sen wären, ist Geschichts­fäl­schung. Es gab zwei­fels­frei Ver­bes­se­rungs­be­darf im geist­li­chen und welt­li­chen Leben. Die Revo­lu­ti­on war aber nicht das Pro­dukt „des Vol­kes“ son­dern einer kon­spi­ra­ti­ven Eli­te, die sich nicht auf einen „Volks­wil­len“ beru­fen konn­te. Der über Jah­re hin­weg erfolg­rei­che Auf­stand katho­li­scher Bau­ern und Ari­sto­kra­ten in der Ven­dée beweist eine star­ke Anhäng­lich­keit der Gläu­bi­gen an Kir­che und katho­li­schen Adel. Aller­dings for­der­ten die Gläu­bi­gen ihren Amts­trä­gern auch über­durch­schnitt­li­chen Ein­satz und vor­bild­li­chen Lebens­wan­del ab. Die Revo­lu­ti­ons­kräf­te konn­ten die Ven­dée nur in einem Greu­el­krieg gegen Zivi­li­sten nie­der­wer­fen. Die Gewäh­rung vol­ler Reli­gi­ons­frei­heit für die Katho­li­ken durch Napo­le­on ist ein spä­ter Sieg der katho­li­schen Gegenrevolution.

Die historischen Ereignisse: Revolution und Gegenrevolution

Michael Davies: Thron und Altar
Micha­el Davies: Thron und Altar

1790 wur­de die Zivil­kon­sti­tu­ti­on ein­ge­führt und die Geist­li­chen wur­den gezwun­gen, einen Eid dar­auf abzu­le­gen. Vie­le ver­wei­ger­ten den Eid und ver­lo­ren das Recht als Prie­ster zu wir­ken. Vie­le lei­ste­ten den Eid in gutem Glau­ben, wovon ihn man­che spä­ter wider­rie­fen. Man­che unter­war­fen sich aus Feig­heit und Oppor­tu­nis­mus. Man­che sag­ten sich vom Prie­ster­amt los.

Davies schreibt dazu:

„Hen­ri Dani­el-Rops warnt davor, daß es falsch wäre, ein zu rasches Urteil über den kon­sti­tu­tio­nel­len Kle­rus zu fäl­len. Vie­le waren aus­ge­zeich­ne­te Prie­ster, die den Eid schwo­ren, um ihre Pfarr­kin­der nicht ver­las­sen zu müs­sen: Unter ihnen gab es Hel­den und Feig­lin­ge, Keu­sche und Unkeu­sche, Infor­man­ten und Opfer der Guil­lo­ti­ne. Es wäre unfair, sie alle zu ver­ach­ten, nur weil sie – oft­mals in gutem Glau­ben – einen Feh­ler begin­gen. Doch die Gläu­bi­gen als Gan­zes wie­sen jede der­ar­ti­ge Unter­schei­dung zurück, und der gesam­te kon­sti­tu­tio­nel­le Kle­rus muß­te erle­ben, daß ihn die loya­len Katho­li­ken ver­ur­teil­ten“ (42).

Die Ein­mi­schung des Staa­tes in die Kir­che und die zwangs­wei­se Ver­pflich­tung des Kle­rus auf die Zivil­kon­sti­tu­ti­on erreg­te Wider­spruch. Die „Sep­tem­ber-Mor­de“ 1792 an über 1000 Gefan­ge­nen (unter ihnen 250 Prie­ster und drei Bischö­fe), der Königs­mord 1793 und die gleich danach ange­ord­ne­te Aus­he­bung von 300 000 Mann brach­ten das Faß zum Überlaufen.

Greu­el­ta­ten waren Teil der revo­lu­tio­nä­ren Logik: Der frü­he Kom­mu­nist Babeuf („Grac­chus“ – sie­he die ent­spre­chen­de Rezen­si­on auf die­ser Sei­te) for­mu­lier­te im Zusam­men­hang mit der Ver­strickung des Vol­kes in sol­che Greu­el­ta­ten als Maxi­me: „Es ist wesent­lich, das Volk Taten ver­üben zu las­sen, die es davon abhal­ten, sich wie­der zurück­zu­wen­den“ (33).

Gott und König, das Motto der Vendée
Gott und König, das Mot­to der Vendée

Unter der „Ven­dée“ ver­steht man im Zusam­men­hang mit der Erhe­bung eini­ge (künst­lich gegen jede tra­di­tio­nel­le Grenz­zie­hung 1789 ein­ge­rich­te­te) Depar­te­ments im Westen Frank­reichs (Tei­le von Anjou, Bre­ta­gne und Poitou).

Die Erhe­bung beginnt am 11. März 1793. Unter der Füh­rung von Jac­ques Cathe­lin­au, Fran­cois-Atha­nase Cha­ret­te, Jean-Nico­las Stoff­let und Mon­sieur Hen­ri de la Roche­ja­que­l­ein, um nur eini­ge zu nen­nen, gelin­gen spek­ta­ku­lä­re Sie­ge gegen die Revo­lu­ti­ons­ar­mee. Es kommt aber auch zu Rück­schlä­gen und Verrat.

Man­che repu­bli­ka­ni­schen Gene­rä­le erwei­sen sich als ehren­haft, ande­re als Kriegs­ver­bre­cher von sata­ni­scher Qua­li­tät. Mas­sen­er­schie­ßun­gen, Mas­se­ner­trän­kun­gen und die Aus­lö­schung jeg­li­chen Lebens in eini­gen Land­stri­chen durch die „Kolon­nen der Höl­le“ bre­chen schließ­lich den Wider­stand der katho­li­schen Vendée.

Die­ser blieb aber nicht umsonst:

„Die Opfer der Ven­de­er brach­ten Früch­te. (…) Der Histo­ri­ker Rey­nald Secher bezeich­ne­te die repu­bli­ka­ni­schen Ver­gel­tungs­maß­nah­men als einen Akt von Völ­ker­mord. (…) Dies war der letz­te Akt im Letz­ten Kreuz­zug, dem Krieg der Gigan­ten. Napo­le­on selbst hat­te die Ven­de­er so beschrie­ben. Sie waren Gigan­ten, wel­che die Ehre des katho­li­schen Frank­reich ret­te­ten. (…) Sie waren Gigan­ten, die erkann­ten, daß der ein­zi­ge Sieg, der zähl­te, dar­in bestand, das zu tun, was sie als rich­tig erkennt hat­ten – koste es, was es wol­le“ (124).

Napo­le­on aner­kennt also die Tap­fer­keit der Gegen­re­vo­lu­tio­nä­re. Um in Frank­reich inne­ren Frie­den zu gewähr­lei­sten, ruft er Reli­gi­ons­frei­heit aus und unter­zeich­net ein Konkordat.

Was ihn nicht dar­an hin­dert, Euro­pa in ein Infer­no zu stürzen.

Zur Zeit der letz­ten Macht­er­grei­fung Napo­le­ons im Früh­jahr 1815 gibt es noch einen letz­ten mon­ar­chi­sti­schen Auf­stand in der Ven­dée, der „mit hoher Wahr­schein­lich­keit sei­ne Nie­der­la­ge bei Water­loo zur Fol­ge hat“ (132).

Die propagandistische Delegitimierung geht der physischen Vernichtung voraus

Reynald Secher über den Genozid, dessen Gedenken unterdrückt wird
Der Histo­ri­ker Rey­nald Secher über den Geno­zid, an den nicht gedacht wer­den soll

Eine wich­ti­ge Leh­re ist, daß der phy­si­schen Ver­nich­tung hun­dert­tau­sen­der Chri­sten, Lai­en, Prie­ster und Ordens­leu­te deren Ver­ächt­lich­ma­chung und Dele­gi­ti­mie­rung vor­aus­ge­gan­gen war. Vol­taire und sei­ne Gei­stes­ver­wand­ten hat­ten ihren Haß gegen Kir­che und Chri­sten­tum aus­ge­gos­sen und das Hei­li­ge durch bos­haf­ten Spott unter­mi­niert. So wur­de die Moral zer­stört und der Boden für die Mas­sen­mor­de der Revo­lu­ti­on bereitet.

Ein beson­de­rer Stein des Ansto­ßes ist das gott­ge­weih­te Leben:

„Das Ordens­le­ben war schon lan­ge von den Phi­lo­so­phen, beson­ders von Vol­taire, in bis­si­ger Wei­se ange­pran­gert wor­den. Sie betrach­te­ten ein durch das Gebet Gott geweih­tes Leben als nutz­los und ohne Wert für die Gesell­schaft“ (27).

Der Schritt zur Ent­eig­nung der Orden und dem Auf­kauf der Lie­gen­schaf­ten zu Schnäpp­chen­prei­sen durch die neu­en Pri­vi­le­gier­ten war somit nahe­lie­gend. Wie etwa 250 Jah­re zuvor in Eng­land führ­te der Raub des Kir­chen­ver­mö­gens zu einem Zusam­men­bruch von Armen­für­sor­ge, Hos­pi­ta­li­tät und Schul­sy­stem. Die­se Ein­rich­tun­gen sind nun ein­mal kirch­li­che Erfin­dun­gen aus dem Geist des Evangeliums.

Die Abschaf­fung der Ordens­ge­lüb­de durch den Staat (1790) und die Zer­stö­rung von Kir­chen, beson­ders pro­mi­nent Clu­ny, zeigt den irra­tio­nal-dia­bo­li­schen Cha­rak­ter die­ser Geisteshaltung.

Es blieb dann eben nicht bei der Zer­stö­rung von Bauwerken.

Im jose­phi­ni­schen Öster­reich ging man zwar nicht so weit. Eine ähn­li­che Gei­stes­hal­tung ist aber sub­ku­tan weit­ver­brei­tet. Der­zeit bricht sie wie ein töd­li­ches Virus aus.

Aber wer stellt sich dem entgegen?

Resümee

Das Buch eig­net sich als Ein­stieg in eine kri­ti­sche Geschichts­schrei­bung, die der der­zei­ti­gen offi­zi­el­len Geschichts­deu­tung wider­spricht. Es eig­net sich auch als Ermu­ti­gung für eine selbst­be­wuß­te katho­li­sche Selbst­be­haup­tung im öffent­li­chen Leben. –

Es ist knapp gehal­ten und über­sicht­lich geglie­dert. Wert­vol­le Lite­ra­tur­hin­wei­se (auf eng­lisch- und fran­zö­sisch­spra­chi­ge Lite­ra­tur) und eine detail­lier­te Zeit­ta­fel sind hilfreich.

Dank daher an den Sar­to-Ver­lag für sein „alter­na­ti­ves“ Buchprogramm!

Micha­el Davies, Für Thron und Altar – Der Auf­stand in der Ven­dée (1793 – 1796), Sar­to, Bobin­gen, o. J. (²2015), 135 S., (Erst­auf­la­ge 2005, eng­li­sches Ori­gi­nal 1997 bei The Rem­nant Press), www​.sar​to​.de

*MMag. Wolf­ram Schrems, Linz und Wien, katho­li­scher Theo­lo­ge, Phi­lo­soph, kirch­lich gesen­de­ter Kate­chist, Grün­dungs­mit­glied der „Platt­form Soli­da­ri­tät mit ver­folg­ten Christen“

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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20 Kommentare

  1. Über die Kir­che vor der „Kon­zils­kir­che“ gibt es mas­sig popu­lä­re Lügen­ge­schich­ten. Da wäre das pau­scha­le Ankrei­den der Kir­che für die früh­neu­zeit­li­che Hexen­ver­fol­gung, obwohl Mach­wer­ke wie der „Hexen­ham­mer“ nie den Weg ins Lehr­amt gefun­den haben. Ein ande­res Mär­chen ist die angeb­li­che Wis­sen­schafts­feind­lich­keit der Kir­che. Die Sozia­li­sten behaup­ten mit Vor­lie­be, die Kir­che habe mit dem „Faschis­mus“ pak­tiert. Das kirch­li­che Lehr­amt kann jedoch nie­mals tota­li­tä­re Syste­me gut­hei­ßen, weil die­se den von Gott gege­be­nen frei­en Wil­len des Men­schen zu zer­stö­ren trach­ten. Fei­ge Duck­mäu­ser und Ja-Sager gibt es über­all, doch sie dür­fen nie­mals mit der über­na­tür­li­chen Gemein­schaft Kir­che ver­wech­selt wer­den. Den Geschichts­klit­te­run­gen der „Mysterien„schulen in bezug auf die Kir­che müs­sen in der Tat offen­siv ent­larvt werden!

  2. Ein sehr lesens­wer­tes Buch zum fran­zö­si­chen Ehr­ge­fühl, zur Ver­bin­dung zwi­schen Katho­li­zis­mus, Geschich­te und zur Her­lei­tung des Herr­schafts­an­spruchs vom Got­tes­gna­den­tum stammt von Jean d’Or­mes­son, „Wie es Gott gefällt“ (Orig. Au plai­sir de Dieu). Es zeigt, dass es immer noch in Frank­reich den Geist der Vendée gibt. Das Buch endet mit dem Kon­zil, wel­ches rich­ti­ger­wei­se vom Ver­fas­ser als die Fort­set­zung der fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on im Kirch­li­chen gese­hen wird. Sein Groß­va­ter und die Vater­fi­gur über­gibt dem Autor kurz vor sei­nem Tod sei­nen größ­ten Schatz – ein Mess­buch – in wel­ches all die Fami­li­en­er­in­ne­rungs­stücke des Groß­va­ters hin­ein­ge­legt wor­den waren. Denn so viel ist von der lan­gen Fami­li­en­ge­schich­te übrig geblie­ben. Ein sehr tief gehen­des und bewe­gen­des Buch.

  3. Das Mot­to unter dem Bild heißt übri­gens nicht „Gott UND König“, son­dern „Gott – der König“. Und letz­te­res war das Mot­to – auch wenn man könig­treu war.

    Ob man sich aber, um der einen Geschichts­lü­ge zu ent­ge­hen, eine neue auf­bau­en darf?

    Der Arti­kel ist mir zu scha­blo­nen­haft, zu schwarz­weiß­ma­lend, zu undif­fe­ren­ziert. Es kann sein, dass das bespro­che­ne Buch dif­fe­ren­zier­ter ist. Aber den Kampf der Ven­de­er eben­so zu glo­ri­fi­zie­ren wie die Rol­le der Kir­che in Frank­reich vor der Revo­lu­ti­on – auch das ist Geschichtsklitterung.

    Es stel­len sich doch – auch wenn man die Revo­lu­ti­on ver­ab­scheut! – so vie­le Fragen:
    Die Kir­che Frank­reichs war zuvor doch schon weit­hin ent­gleist und ver­strickt in diver­se Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit Rom und z.T. total ver­welt­licht. Gewis­se Kle­ri­ker waren ja nur noch Poli­ti­ker und es war kaum zu erken­nen, inwie­fern sie eigent­lich noch Geist­li­che waren.…. Ins­be­son­de­re die Machen­schaf­ten Lud­wigs XIV., auch in der anma­ßen­den und auto­ri­tä­ren Aus­schal­tung des römi­schen Ein­flus­ses selbst auf Bischofs­wei­hen und das Recht der Bischö­fe, nach Rom zu rei­sen (Gal­li­ka­nis­mus), hat­ten im Vor­feld der Revo­lu­ti­on einen ein­sa­men Höhe­punkt erreicht.

    Die Ven­de­er waren noch geprägt von Gri­g­nion de Mont­fort und des­sen inni­ger maria­ni­scher Fröm­mig­keit. Aber man darf nicht ver­ges­sen, dass Gri­g­nion nicht von bösen Revo­lu­tio­nä­ren, son­dern von zahl­rei­chen fran­zö­si­schen Kle­ri­kern ver­folgt und abge­lehnt wur­de. Das hing inten­siv mit dem eben­falls in Frank­reich viru­len­ten Jan­se­nis­mus zusam­men, der dort den Kle­rus durchsetzte.

    Die Gemenge­la­ge am Vor­abend der Revo­lu­ti­on war also äußerst kom­plex. Man kann sagen, dass die Kir­chen­kri­tik und der Spott man­cher Auf­klä­rer tat­säch­lich auch wun­de Punk­te in der spe­zi­fisch fran­zö­si­schen reli­giö­sen Lage aufs genaue­ste traf.
    Damit mich nie­mand miss­ver­steht: Damit will ich die Auf­klä­rer nicht in ihren Absich­ten ver­tei­di­gen. Ich will viel­mehr sagen, dass die ver­kom­me­ne Kir­che in Frank­reich selbst das Kano­nen­fut­ter für so man­che Kri­tik lieferte.

    Eine wei­te­re Fra­ge stellt sich nach Mög­lich­kei­ten und Gren­zen mili­tä­ri­schen Vor­ge­hens in einer sol­chen Situa­ti­on. Die Lage erin­nert ein wenig an die der „Cri­ste­ros“ in Mexi­ko, in der Rom aller­dings aus­drück­lich den bewaff­ne­ten Kampf für den katho­li­schen Glau­ben verbot.

    Lei­der kommt im Arti­kel oben über­haupt nicht zum Aus­druck, wel­che Stel­lung die Kir­che zu den Kämp­fen der Ven­de­er ein­nahm. Das The­ma ist für mich näm­lich nicht so recht geklärt. Und damit mei­ne ich: Was hat Rom dazu gesagt? Und wie genau „unter­stüt­ze“ der regio­na­le Kle­rus die­se bewaff­ne­ten Aufstände?

    Die von W. Schrems auf­ge­stellt Behaup­tung, man wür­de die Vor­gän­ge in der Vendée „ver­schwei­gen“, wird mit guten Grün­den bestrit­ten – es liegt wohl eher eine unter­schied­li­che Bewer­tung pola­rer Ereig­nis­se vor, aber kein Verschweigen:

    Ich zitie­re mal aus dem Wiki­pe­dia-Arti­kel: (s.u.)

    • „Tulard behaup­tet, die­se dunk­le Sei­te der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on wer­de ver­schwie­gen, die For­schung dazu wer­de von einer „ideo­lo­gisch“ moti­vier­ten Geschichts­schrei­bung boy­kot­tiert. In der Vendée wird die Erin­ne­rung dage­gen gepflegt. Auf Betrei­ben von Furet und Le Roy Ladu­rie wur­de dort im Jahr 1994 das For­schungs­zen­trum „Cent­re vendéen de Recher­ches histo­ri­ques“ gegrün­det. In der Restau­ra­ti­ons­zeit hat­ten die Vendéer schon zahl­rei­che Monu­men­te für die Anfüh­rer ihres Auf­stands errich­tet. Zahl­rei­che neu­go­ti­sche Kir­chen, die heu­te für die klei­nen Gemein­den über­di­men­sio­niert erschei­nen, wur­den im 19. Jahr­hun­dert an Stel­le der von den Revo­lu­tio­nä­ren nie­der­ge­brann­ten Got­tes­häu­ser als Zei­chen des Andenkens errichtet.

      All­jähr­lich fin­det vor dem Hin­ter­grund eines von den Revo­lu­tio­nä­ren abge­brann­ten Schlos­ses in Puy du Fou ein Histo­ri­en­spek­ta­kel statt, das die Geschich­te einer Fami­lie der Vendée über 700 Jah­re nach­zeich­net. 2008 fand es zum 30. Mal statt, 2007 kamen 390.000 Zuschau­er zu der Ver­an­stal­tung, die fast aus­schließ­lich von Frei­wil­li­gen bestrit­ten wird, deren Moti­va­ti­on in ihrer in den Vendée‑Kriegen geschaf­fe­nen Iden­ti­tät liegt. Das Dreh­buch ver­fass­te sei­ner­zeit der jun­ge Phil­ip­pe de Villiers.“

      https://de.wikipedia.org/wiki/Aufstand_der_Vend%C3%A9e

      • Und hier noch eine aus­führ­li­che Bespre­chung von 2008:

        http://​www​.welt​.de/​w​e​l​t​_​p​r​i​n​t​/​a​r​t​i​c​l​e​2​1​6​8​3​7​3​/​D​i​e​-​d​u​n​k​l​e​-​S​e​i​t​e​-​d​e​r​-​R​e​v​o​l​u​t​i​o​n​.​h​tml

        Wich­tig also: den Bogen v.a. an Ver­glei­chen nicht zu über­span­nen, z.B. den aus katho­li­schen Krei­sen mit der Sho­ah – das ist eben dann die umge­kehr­te Geschichts­klit­te­rung. Wäh­rend die Juden tat­säch­lich wie ein Lamm zur Schlacht­bank gin­gen, ohne Auf­stand, ohne Rebel­li­on, son­dern in einer für alle Chri­sten beschä­men­den Erge­ben­heit (!), wur­de hier ein Volks­auf­stand durchgezogen.

        Wich­tig ist auch, dass die neue­re For­schung zuta­ge för­dert, wie sehr auch in der Vendée zunächst die Über­zeu­gung herrsch­te, dass die alten Struk­tu­ren nicht mehr wei­ter bestehen könn­ten. Das roya­li­sti­sche System war total maro­de, die Bevöl­ke­rung litt öko­no­misch und sozi­al und begrüß­te die Revo­lu­ti­on zunächst.

        Der Bruch kam nach neue­ren Unter­su­chun­gen nicht wegen der Hin­rich­tung Lud­wigs XVI., son­dern wegen unein­ge­lö­ster Ver­spre­chun­gen der Revo­lu­ti­on bei mas­si­ven Trup­pen­aus­he­bun­gen, vor allem aber und eigent­lich aus­schließ­lich auf­grund der reli­giö­sen Tren­nun­gen, die durch die Her­an­bil­dung der neu­en bür­ger­li­chen Eli­te durch­ge­zo­gen wur­den. Kle­rus und Adel war ver­trie­ben wor­den und das geho­be­ne Bür­ger­tum, das nun die Macht ergriff, war anti­re­li­gi­ös und aus­beu­te­risch, noch schlim­mer als die alte Aristokratie.
        Immer wie­der kam es zu Angrif­fen der neu­en „Bür­ger“ gegen Mis­sio­na­re der Montfortianer.

        Auf­schluss­reich und in aus­rei­chen­dem Maße aus­führ­lich ist eine Semi­nar­ar­beit von Micha­el Jura­nit­sch „Der Auf­stand in der Vendée“ von 2005 (kann man im Netz fin­den, ich kann bloß die Adres­se nicht ein­ge­ben, weil das ein PDF ist – ein­fach mal den Namen und Titel ein­ge­ben!), der auch eini­ge Lite­ra­tur­hin­wei­se bietet.

        Bela­stend ist, dass die Aus­tän­di­schen, die in der Art der Gue­ril­las kämpf­ten, selbst teil­wei­se grau­sam waren.

        Auch der Ver­such, 1793 eine Rebel­len-Regie­rung zu bil­den, und dies auch noch unter dem Vor­sitz eines ange­maß­ten „Bischofs“ https://​fr​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​G​a​b​r​i​e​l​_​G​u​y​o​t​_​d​e​_​F​o​l​l​e​v​i​lle, wer­fen viel zu vie­le Fra­gen auf, als dass man hier eine ein­fa­che Hel­den­ge­schich­te auf­bau­en könnte.

    • Es ist nicht nur eine Fra­ge „unter­schied­li­cher Bewer­tung“ der fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on. In jedem Land gibt es einen offi­zi­el­le Geschichts­in­ter­pre­ta­ti­on. Sie wird durch den Schul­un­ter­richt ver­mit­telt, durch die höch­sten staat­li­chen Insti­tu­tio­nen zele­briert und vom staat­li­chen Fern­se­hen ver­brei­tet. Sie wird also von denen bestimmt, die in einem Land Macht aus­üben. In die­sem offi­zi­el­len Kanon sind die Revo­lu­ti­ons­ideen und der Wider­stand dage­gen ganz unter­schied­lich gewich­tet, und das nicht nur in Frankreich.
      Hel­mut Kohl erklär­te 1989 zum 200-Jahr-Geden­ken der Revo­lu­ti­on, die CDU stün­de auf den Bar­ri­ka­den der Revo­lu­ti­on. Abge­se­hen, daß die Vor­stel­lung von Kohl auf den Bar­ri­ka­den ziem­lich lächer­lich wirk­te, kommt dar­in exem­pla­risch der Ein­fluß die­ses offi­zi­el­len Geschichts­ka­nons zum Aus­druck: Der deut­sche Katho­lik Kohl, der sich 200 Jah­re danach auf die Revo­lu­ti­ons­bar­ri­ka­den in Paris stellt und nicht an die Sei­te der Vendeer.

      • Hier geht es dar­um, dass die­se dunk­le Sei­te der Revo­lu­ti­on NICHT ver­schwie­gen wird, wie Schrems behaup­tet, son­dern unter­schied­lich bewer­tet wird!

        Ich habe ja eini­ge Lite­ra­tur und Medi­en­hin­wei­se gege­ben, die bele­gen, dass hier gar nichts ver­schwie­gen wird.
        Im Gegen­teil – die Vor­gän­ge in der Vendée wer­den sogar seit eini­gen Jah­ren beson­ders beforscht.

        Dass jede Macht auch ihre Geschichts­deu­tung vor­nimmt, ist banal – aller­dings ist es auch eine Form der Dumm­heit, sich an einem Hel­mut Kohl zu orientieren.

        Er war zwar selbst Histo­ri­ker, aber das lag weit zurück, und nun ist er seit Jahr­zehn­ten nur noch Politiker…

        Die Fra­ge ist nicht, was irgend­wel­che Macht­ha­ber tra­die­ren, son­dern das, was in der Wis­sen­schaft dis­ku­tiert wird. Und da sieht es reich­hal­ti­ger aus.
        Beim Herrn Schrems habe ich aller­dings den begrün­de­ten Ein­druck, dass er selbst der Geschichts­deu­tung folgt, die von­sei­ten kon­ser­va­ti­ver poli­ti­scher Kräf­te (womög­lich dem Umfeld der FPÖ) eine katho­lisch-roya­li­sti­sche, teil­wei­se auch faschi­sti­sche Dok­trin in die Köp­fe zwin­gen will – auch die­ses Unter­fan­gen ist bereits fast 200 Jah­re alt und nicht weni­ger ver­lo­gen als das der libe­ra­len Seite.

        Geschichts­schrei­bung ist IMMER ein Ver­such von Tra­di­ti­ons­bil­dung einer­seits und auf­rich­ti­gem Rekon­struk­ti­ons­ver­such. Poli­ti­ker beto­nen immer nur erste­res! Seriö­se For­scher beides!

        Eine angeb­lich „katho­li­sche“ Geschichts­schrei­bung, die mehr Tra­di­ti­ons­bil­dung als ernst­haf­ten Rekon­struk­ti­ons­ver­such betreibt, ist beson­ders bedau­er­lich, weil man von Katho­li­ken Wahr­heits­lie­be erwar­ten soll­te und nicht den Impuls, die Miss­stän­de im eige­nen „Lager“ (wobei die Ver­mi­schung die­ses Lagers mit der reak­tioären Poli­tik ein extra Pro­blem dar­stellt!) stets mil­de und die der ande­ren dafür umso deut­li­cher her­aus­zu­stel­len, als ob der „Satan“, den Herr Schrems für „sei­ne“ Geg­ner so ger­ne bemüht, nicht auch ins eige­ne Haus ein­drin­gen könnte!

        Ich fra­ge mich da, wel­che Art der Gewis­sens­er­for­schung von sol­chen Mei­nungs­ma­chern betrie­ben wird – wis­sen sie nicht, dass selbs noch im größ­ten Wohl­mei­nen, ja dort am leich­te­sten!, der Böse mit sei­nen Blen­dun­gen ein­drin­gen kann?!

        Vor­sicht ist gebo­ten, denn wir haben als Katho­li­ken eigent­lich kei­nen Auf­trag, rebel­li­sche poli­ti­sche Kämp­fe zu kämp­fen – Jesus jeden­falls hat radi­kal ande­res gelehrt und mich zumin­dest lässt das zurück­wei­chen vor einem so unge­prüf­ten Hero­is­mus. Woll­te man hier unbe­se­hen zustim­men, dürf­te man auch die Theo­lo­gie der Befrei­e­ung nicht mehr vehe­ment ablehnen…

      • @Zeitschnur Die Fra­ge, ob und wie sich Chri­sten weh­ren sol­len, ist mehr als berech­tigt, kei­ne Fra­ge. Das ist eine Fra­ge der Bewertung.

        Da es sich bei der Vendée jedoch um eine histo­ri­sche Fra­ge han­delt, geht es – Stich­wort „ver­schwei­gen“ – mehr um eine Gewich­tung. Gewich­tung hat mit Ein­fluss und Macht zu tun. Dies­be­züg­lich lagen und lie­gen seit 200 Jah­ren Wel­ten zwi­schen den Revo­lu­ti­ons­bar­ri­ka­den und der Vendée, denn der Sie­ger schreibt die Geschich­te, immer und überall.

        Ein kon­kre­tes Bei­spiel: Man fra­ge zehn belie­bi­ge Men­schen, ob ihnen die Stich­wor­te „fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on“ und „Vendée“ etwas sagen. Die garan­tiert erhel­len­de Ant­wort hat unab­hän­gig von der Bewer­tung zunächst vor allem mit Ein­fluß zu tun, damit, wer die Köp­fe der Men­schen wie „füt­tern“ kann.
        _____________________________________

        Am Ran­de ange­merkt: Die fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on ist für die Welt, was das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil für die Kir­che ist. In bei­den Fäl­len erklä­ren die Pro­mo­tren apo­dik­tisch, es kön­ne kein „Zurück“ vor die­se Ereig­nis­se geben. Das erklärt bereits war­um der Wider­stand gegen eine sol­che revo­lu­tio­nä­re und ahi­sto­ri­sche Inter­pre­ta­ti­on ver­nünf­tig und gesund ist. Die­ser gesun­de Wider­stand zielt auf die Über­win­dung der Revo­lu­ti­on ab, nicht auf eine Rück­kehr ante even­tum, die eben­so ahi­sto­risch wäre wie die Leug­nung jedes rele­van­ten Bei­tra­ges durch die vor­re­vo­lu­tio­nä­re Welt.

      • @ Juli­en

        Natür­lich haben Sie recht – die mei­sten haben schon mal von der Franz. Revo­lu­ti­on gehrt und noch nie dom Auf­stand in der Vendée..

        Aber nun mei­ne Ant­wort: WAS wis­sen denn die so instru­ier­ten leu­te über die Revolution?

        Außer dem Namen, @ Juli­en, ver­mut­lich kaum etwas! Viel­leicht noch krie­gen sie die Gui­lou­ti­ne mit den Ereig­nis­sen ver­bun­den… und man­che haben auch schon mal den Begriff „Bastil­le“ gehört.
        Wenn es hoch kommt, wis­sen ein paar Gebil­de­te­re von „Liber­té, ega­lité, fraternité…
        Dass sie den­ken, das sei irgend­wie was Gutes gewe­sen, kann sein – muss aber nicht. Selbst die­sen Gedan­ken­gang schaf­fen die mei­sten Zeit­ge­nos­sen gar nicht mehr…

      • @ Juli­en

        Sor­ry für die Tippfehler!

        Noch ein Wort zur CDU – auch sie steht zumin­dest in gewis­ser Hin­sicht auf dem Boden der Revo­lu­ti­on, ins­be­son­de­re auch, was Kohl betrifft, auf der Revo­lu­ti­on, die sich 1848 mit dem Natio­na­lis­mus ver­bun­den hat, Ham­ba­cher Fest, Reichs­ver­fas­sungs­kam­pa­gne etc. etc.

        Das soll­te Sie also nicht wun­dern. Auch wäre es einen genaue­ren Blick wert, auf was schon die Vor­läu­fer­par­tei des „Zen­trums“ genau fußte.

  4. Die „Kir­che“ war und ist weder ver­kom­men noch entgleist,wenn,dann wohl eher diver­se Kleriker.
    Wer so gern in den Arti­keln ande­rer her­um­pickt soll­te erst mal sel­ber sau­ber und sach­lich argumentieren.

    • …Und? Bevor Sie Ihre nega­ti­ven per­sön­li­chen Aver­sio­nen unge­fil­tert aus­le­ben, lesen Sie erst noch mal, was ich schrieb:

      „Die Kir­che Frank­reichs war zuvor doch schon weit­hin ent­gleist und ver­strickt in diver­se Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit Rom und z.T. total ver­welt­licht. Gewis­se Kle­ri­ker waren ja nur noch Poli­ti­ker und es war kaum zu erken­nen, inwie­fern sie eigent­lich noch Geist­li­che waren….. Ins­be­son­de­re die Machen­schaf­ten Lud­wigs XIV., auch in der anma­ßen­den und auto­ri­tä­ren Aus­schal­tung des römi­schen Ein­flus­ses selbst auf Bischofs­wei­hen und das Recht der Bischö­fe, nach Rom zu rei­sen (Gal­li­ka­nis­mus), hat­ten im Vor­feld der Revo­lu­ti­on einen ein­sa­men Höhe­punkt erreicht.“

      Viel­leicht lesen Sie lie­ber erst mal, was ich geschrie­ben habe, bevor Sie in die­ser wür­de­lo­sen Art kommentieren – …

      … – und wenn Sie etwas Sub­stan­zi­el­les zu sagen haben, bin ich inter­es­siert an guten Gegen­ar­gu­men­ten, die mit küh­lem Ver­stand und ohne per­sön­li­che Ani­mo­si­tät vor­ge­tra­gen werden.

  5. @Julien:
    Dar­an sieht man,wes Gei­stes Kind die­se „christliche„Partei ist!
    Jetzt wol­len die sich ja auch für Mos­lems öffnen,das muss eine Art Gei­stes­krank­heit sein,anders kann ich mir das nicht erklären!

  6. Mag. Wolf­gang Schrems sei herz­lich gedankt für die­sen schö­nen Artikel.
    Die fran­zö­si­sche Revo­lu­tio­nä­re, die in der Hybris ihrer Fort­schritt­lich­keits­ge­füh­len und ‑Gedan­ken von ihrem Sieg der Ver­nunft und ihr Bes­ser­sein als die Tra­di­ti­on beses­sen waren, zeig­ten mit ihren Mas­sa­kern an einem gro­ßen Teil der Bevöl­ke­rung der Vendée ihr wah­res Gesicht:
    die Durch­set­zung von einer Ideo­lo­gie ohne Rück­sicht auf das Volk.

    Inso­weit ist die blu­ti­ge Nie­der­schla­gung des Auf­stands der Vendée das erste gro­ße Mas­sen­ge­met­zel durch „Pro­gres­si­sten“, das dann spä­ter im Ruß­land der Revo­lu­ti­on und des Bür­ger­kriegs und der sta­li­ni­sti­schen Säu­be­run­gen, im Spa­ni­en der 30er Jah­ren, in Chi­na und Viet­nam und wei­te­re fort­ge­setzt wurde.
    Und natür­lich wur­den die Toten der Vendée nach Mög­lich­keit ver­ges­sen, tot­ge­schwie­gen, wenig beachtet.
    Die Wer­te von „Liber­té, Fra­ter­nité, Égalité“ wur­den dadurch tat­säch­lich gezeigt als was sie waren und sind: Worthülse.

    Es sind übri­gens nicht nur die Lin­ken, Libe­ra­le und Frei­den­ker die die Vendée veges­sen möchten;
    schon in der Restau­ra­ti­on wur­den die­se katho­lisch gepräg­te Auf­stän­di­schen weit­ge­hend ver­ges­sen und nicht sel­ten arg­wöh­nisch beachtet.
    Jedem auto­ri­tä­ren Für­sten, sei er jetzt vor- oder post­re­vo­lu­tio­när, war wenig begei­stert von der gro­ßen Mut und die christ­lich-tra­di­tio­nel­len Über­zeu­gung die­ser Aufständischen.
    Ähn­li­ches fin­det man bei den flä­mi­schen auf­stän­di­schen Bau­ern in dem Boe­ren­kri­jg (1798), oder auch bei den Chri­ste­ros in Mexiko.
    Allen gemein­sam ist der gewal­ti­ge Blutzoll:
    In der Vendée star­ben viel mehr Men­schen als bei dem Ruß­land­feld­zug von Naploéon;
    und in dem flä­mi­schen Boe­ren­kri­jg (Som­mer 1798) star­ben ca. 15000 Män­ner- das ist, bezo­gen auf die dama­li­ge Bevöl­ke­rung der 5 nie­der­län­disch­spra­chi­gen Pro­vin­zen in Bel­gi­en, ca. 4x mehr rela­tiv gese­hen als in dem ersten Welt­krieg (der mit gewal­ti­gen Ver­lu­sten für das bel­gi­sche Heer einherging).
    Gera­de bei die­sen Mee­ren von Blut ist das Geden­ken der Toten aüs­serst lau.

    • … und jedem „auto­ri­tä­ren“ Papst kann das viel­leicht auch nicht pas­sen, denn die­ser bewaff­ne­te Wider­stand hat­te eine schwie­ri­ge Bezie­hung zu Rom.

      Ein Teil die­ser kon­ser­va­ti­vem Auf­stän­di­schen akzep­tier­te näm­lich spä­ter auch das Kon­kor­dat Pius VII. mit Napoléon 1801 nicht und betrach­te­te erste­ren als Häre­ti­ker („Petite‑église-Bewegung“).

      • Rich­tig.
        Dar­um ist es wich­tig daß jede und jede­re sein Pflicht tut.
        Ance Deus nun­ca sera eroe anonimo!

      • Mei­net­we­gen, aber ist es „Pflicht“, sol­che Auf­stän­de zu machen?
        Noch dazu, wenn die Moti­ve auf einer unge­stütz­ten Selbst­zu­schrei­bung basieren?

        Gehen Sie mal dem Link zu dem Micha­el-Wag­ner-Arti­kel nach.

        Auf jeden Fall soll­te man die Vendée‑Ereignisse nicht als Pro­jek­ti­ons­flä­che für den eige­nen Frust an der Moder­ne miss­brau­chen. Dabei kommt nichts heraus!

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