Von Luigi Casalini*
In den vergangenen Wochen haben wir einige Artikel bedeutender Liturgiewissenschaftler gelesen über das, was wir Tradis „Pax liturgica“ nennen, also unser Bestreben – das jenes von Benedikt XVI. war – dafür zu sorgen, daß Gemeinschaften mit traditionellem Charisma in heiligem Frieden leben (und nicht nur überleben) können, indem sie organisch zur Entwicklung der Kirche beitragen und denen, die es wünschen, ihre guten Früchte zeigen – sei es in Form vieler Berufungen, Bekehrungen, kinderreicher Familien, eines sehr niedrigen Durchschnittsalters der Gläubigen, finanzieller Unterstützung etc.
Auch die jüngste Wallfahrt Summorum Pontificum im vergangenen Oktober lieferte dafür einen glasklaren Beweis – ebenso wie die Fotos der jüngsten Heiligen Messe in der Basilika des heiligen Ambrosius in Mailand, die von jungen Gläubigen überfüllt war. Die 20.000 Jugendlichen, die an der Wallfahrt der Tradition Paris–Chartres teilnehmen, sind ein weiteres Beispiel.
Für manche, auch einige Freunde, ist dies alles ohne Bedeutung: Wir seien eine „Sekte“, die nicht aufgenommen werden könne und innerhalb der Kirche keinen Raum haben dürfe; wir sollten uns … selbst umbringen oder die Kirche verlassen (vielleicht in Richtung der FSSPX, wie es Franziskus gewollt hatte).
Ein bescheidener Kommentar unsererseits zu all dem:
Ganz ruhig, macht euch keine Illusionen: Wir haben nicht vor, uns umzubrigen… Hic manebimus optime (in der Kirche und mit Petrus).
Zum Glück ist die Angelegenheit der traditionellen Messe im Vergleich zu vor nur zehn Jahren nicht nur im kirchlichen Mainstream angekommen, sondern auch in der großen Presse.
- Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, daß sich etwa ANSA, La Repubblica, Il Messaggero, Il Giornale, die Washington Post oder die New York Times u. v. m. fragen würden, wie die „perfiden“ Tradis über die traditionelle Liturgie denken?
- Wer hätte gedacht, daß der Papst die Liturgie als drittes Thema auf die Tagesordnung eines Konsistoriums setzt?
- Wer hätte gedacht, daß es, wie in jüngster Zeit geschehen, zahlreiche Audienzen gibt – mit Gänswein, Rifan, Pozzo, Burke, Sarah, Schneider, Weigel und anderen –, die das Interesse von Papst Leo zum Ausdruck bringen, die Angelegenheit vertieft betrachten zu wollen?
Und sicherlich wird jemand von ihnen ihm gesagt haben: „Laß sie doch in Ruhe leben und verbiete ihnen nicht die … Kommunionbank in Charlotte.“
- Schließlich ist die traditionelle Liturgie mittlerweile auch in der Pro-Life-Bewegung und in der Politik angekommen – etwas, das noch vor wenigen Jahren undenkbar war (Vance ist nach dem „tridentinischen“ Ritus getauft, aber auch einige Abgeordnete und Europaabgeordnete stehen dem Tradi-Charisma nahe, ebenso der Präsident der Abgeordnetenkammer des Italienischen Parlaments).
Wir wollen wenigstens die „Pax liturgica“, daß man uns liturgisch in Frieden läßt. Vorschläge, uns „zu erschießen“ oder zum Novus Ordo Missae auf Latein zu wechseln, werden wir niemals akzeptieren (und dies sagt jemand, der selbst, mangels Alternativen, regelmäßig den NOM besucht und ihn als „gültig“ und „zulässig“ betrachtet).
Es lebe Gamaliel (!), Apostelgeschichte 5,34–39:
„Da erhob sich im Synedrium ein Pharisäer mit Namen Gamaliel, ein Lehrer des Gesetzes, hoch angesehen beim ganzen Volk. Er ließ die Angeklagten einen Augenblick hinausführen und sprach: ‚Israeliten, achtet wohl darauf, was ihr mit diesen Menschen vorhabt. Vor einiger Zeit trat Theudas auf und behauptete, jemand Besonderes zu sein; ihm schlossen sich etwa vierhundert Männer an. Doch er wurde getötet, und diejenigen, die ihm gefolgt waren, zerstreuten sich und wurden zunichte. Nach ihm erhob sich Judas der Galiläer zur Zeit der Volkszählung und brachte viele Menschen dazu, ihm zu folgen; auch er ging zugrunde, und diejenigen, die ihm folgten, zerstreuten sich. Bezüglich der gegenwärtigen Angelegenheit sage ich euch: Laßt diese Menschen in Ruhe und tut ihnen nichts. Denn wenn diese Lehre oder Handlung von Menschen stammt, wird sie scheitern; stammt sie aber von Gott, könnt ihr sie nicht vernichten; vielleicht kämpft ihr so gegen Gott selbst!‘“
*Luigi Casalini ist ein italienischer Publizist und Verfechter der traditionellen lateinischen Messe. Er ist Herausgeber des Blogs Messainlatino.it, auf dem er Nachrichten, Analysen und Kommentare zur außerordentlichen Form des Römischen Ritus veröffentlicht. 2025 geriet sein Blog in die Schlagzeilen, nachdem Google ihn vorübergehend entfernt hatte; Casalini setzte sich erfolgreich rechtlich dagegen zur Wehr, sodaß der Blog wiederhergestellt wurde.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Summorum-pontificum.org (Screenshot)

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