Erzbischof Gänswein wurden alle vatikanischen Bezüge gestrichen

Der Knecht wird geschlagen


Erzbischof Georg Gänswein in Audienz bei Papst Franziskus am 9. Januar 2023. Es war die letzte Audienz für den deutschen Prälaten, zum Abschied wird es auch keine Feier geben. Vor dem 1. Juli hat Gänswein den Vatikan ohne Amt und Auftrag zu verlassen.
Erzbischof Georg Gänswein in Audienz bei Papst Franziskus am 9. Januar 2023. Es war die letzte Audienz für den deutschen Prälaten, zum Abschied wird es auch keine Feier geben. Vor dem 1. Juli hat Gänswein den Vatikan ohne Amt und Auftrag zu verlassen.

(Rom) Erz­bi­schof Georg Gäns­wein, offi­zi­ell noch immer Prä­fekt des Päpst­li­chen Hau­ses und ehe­ma­li­ger Pri­vat­se­kre­tär von Bene­dikt XVI., wur­den alle vati­ka­ni­schen Bezü­ge gestri­chen, wie der tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Blog Mes­sa in Lati­no unter Beru­fung auf eine „Kar­di­nals­quel­le“ berichtet.

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Papst Bene­dikt XVI. hat­te kurz vor sei­nem Amts­ver­zicht Msgr. Gäns­wein 2012 zum Titu­lar­erz­bi­schof von Urbi­sa­glia und Prä­fek­ten des Päpst­li­chen Hau­ses ernannt. Auch nach dem Rück­zug des deut­schen Pap­stes in das Klo­ster Mater Eccle­siae in den Vati­ka­ni­schen Gär­ten beglei­te­te ihn Gäns­wein als Privatsekretär.

Im Vati­kan war es ein offe­nes Geheim­nis, daß Fran­zis­kus ihn nur aus Rück­sicht auf Bene­dikt XVI. im Amt beließ. Gäns­weins Ent­las­sung wäre von vie­len Katho­li­ken als Affront gegen Bene­dikt XVI. ver­stan­den wor­den. Fran­zis­kus war nicht dar­an inter­es­siert, die Gläu­bi­gen wegen einer Per­so­na­lie noch mehr gegen sich auf­zu­brin­gen, als es ohne­hin bereits der Fall war.

Anfang 2020, als mit dem nach­syn­oda­len Schrei­ben zur Ama­zo­nas­syn­ode Hand an das Wei­he­sa­kra­ment gelegt wer­den soll­te, schreck­te Fran­zis­kus im letz­ten Moment davor zurück, als Kar­di­nal Robert Sarah zusam­men mit Bene­dikt XVI. in Buch­form ein lei­den­schaft­li­ches Plä­doy­er für den prie­ster­li­chen Zöli­bat vor­leg­te. Fran­zis­kus tob­te unüber­hör­bar wegen der durch­kreuz­ten Plä­ne, wie infor­mier­te Krei­se berich­te­ten. Nach dem Mot­to „Wenn du den Herrn nicht schla­gen kannst, schla­ge sei­nen Knecht“, zog sich Gäns­wein alle berg­o­glia­ni­schen Blit­ze zu. Zugleich sus­pen­dier­te Fran­zis­kus Bene­dikts Pri­vat­se­kre­tär von sei­nem offi­zi­el­len Amt als Prä­fekt des Päpst­li­chen Hau­ses.

„Fran­zis­kus mein­te, mir wür­den Demü­ti­gun­gen guttun“, 

wie Msgr. Gäns­wein in sei­nen Anfang des Jah­res erschie­ne­nen Memoi­ren schreibt. So blieb es bis heu­te. Gäns­wein erhielt wei­ter­hin sei­ne Ent­loh­nung für das Amt, hat­te aber kei­ne Auf­ga­be mehr.

Am 9. Janu­ar, vier Tage nach der Bei­set­zung von Bene­dikt XVI., rief Fran­zis­kus Gäns­wein zu sich. Anschlie­ßend hieß es mut­maß­lich, daß es bei der Begeg­nung um Gäns­weins Zukunft gegan­gen sei. Meh­re­re Wochen spä­ter mach­ten Gerüch­te die Run­de, er wer­de als apo­sto­li­scher Nun­ti­us in ein zen­tral­ame­ri­ka­ni­schen Land ver­setzt. Die Anga­be hat­te nie Hand und Fuß, bestä­tig­te aber, daß Fran­zis­kus dem deut­schen Prä­la­ten eröff­net hat­te, daß er nun, da Bene­dikt tot ist, kei­nen Bedarf mehr für ihn habe.

Am Tag vor der letz­ten Audi­enz für Msgr. Gäns­wein, am 8. Janu­ar, hat­te Fran­zis­kus beim Ange­lus auf dem Peters­platz gesagt:

„Fra­gen wir uns: Bin ich ein Mensch, der spal­tet, oder ein Mensch, der teilt?“

Die Aus­sa­ge war aber offen­bar nicht selbst­kri­tisch, son­dern retho­risch gemeint.

Inzwi­schen wur­de, viel plau­si­bler, das Gerücht her­um­ge­reicht, Gäns­wein habe ohne Amt und Auf­trag in sei­ne bro­deln­de Hei­mat zurück­zu­keh­ren. Er wäre nicht der erste Wür­den­trä­ger, für den Fran­zis­kus kei­ne Ver­wen­dung mehr hat. Inter­es­san­ter­wei­se trifft es auf­fal­lend vie­le Deut­sche, also Kir­chen­män­ner jener Nati­on, deren höch­ste Expo­nen­ten, welt­li­che wie kirch­li­che, gera­de sub et cum Fran­zis­kus den Auf­stand gegen die gött­li­che Ord­nung proben.

Bene­dikt XVI. starb am 31. Dezem­ber 2022. Fran­zis­kus setz­te Gäns­wein bei der genann­ten Audi­enz kurz dar­auf eine Frist von sechs Mona­ten, um sei­ne Kof­fer zu packen. Dazu paßt die Ein­stel­lung der Gehalts­zah­lun­gen. Zudem, so Mes­sa in Lati­no, wur­de Gäns­wein ange­wie­sen, sei­ne Woh­nung im Vati­kan zu räu­men, deren Reno­vie­rung er aus sei­nen eige­nen Mit­teln bezahlt hat­te. Ein berg­o­glia­ni­scher Nach­mie­ter wird sich dar­über freu­en. Das Amt eines Prä­fek­ten des Päpst­li­chen Hau­ses dürf­te ohne­hin unter Fran­zis­kus nicht mehr nach­be­setzt wer­den. Es geht, wie es schon vor eini­ger Zeit im päpst­li­chen Umfeld hieß, auch ohne, wie sich seit Gäns­weins Sus­pen­die­rung vor über drei Jah­ren zeige.

Eine offi­zi­el­le Bestä­ti­gung über die Amts­ent­he­bung und Gäns­weins Ent­fer­nung aus dem Vati­kan, Ent­schei­dun­gen, die nur Fran­zis­kus selbst tref­fen kann, liegt noch nicht vor.

[Update: 15.06.2023] Gesagt, getan: Mit dem heu­ti­gen Tages­bul­le­tin teil­te das vati­ka­ni­sche Pres­se­amt mit, daß Erz­bi­schof Gäns­wein bereits mit dem ver­gan­ge­nen 28. Febru­ar sein Amt als Lei­ter der Prä­fek­tur des Päpst­li­chen Hau­ses ver­lo­ren hat und, wie zuletzt bereits durch­ge­sickert war, von Papst Fran­zis­kus in sei­ne Hei­mat­diö­ze­se zurück­ge­schickt wird. Mit dem 1. Juli hat Msgr. Gäns­wein den Vati­kan zu verlassen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­can­Me­dia (Screen­shot)

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5 Kommentare

  1. Papst Fran­zis­kus ist das Ober­haupt, und Gott macht kei­ne Fehler.
    Papst Fran­zis­kus fährt einen Kurs, der die Spreu vom Wei­zen tren­nen wird, glau­be ich, sei­ne wah­ren Gedan­ken zu Jesus und man­ches Gute was er sagt, sind, so emp­fin­de ich das, Augen­wi­sche­rei, damit er sei­ne(?) Agen­da durch­setzt und beten wir, dass wir zu der Phil­adel­phia Gemein­de gehö­ren dür­fen, sie­he Offen­ba­rung, von der unser Herr und Hei­land sagt, ihre Kraft ist klein .. aber er bewahrt sie, weil sie an ihm fest­hal­ten und Sei­ne Kraft ist allmächtig.
    Erz­bi­schof Gäns­wein gehört zu Phil­adel­phia, da bin ich sicher.
    Beten wir für ihn.

    • Ich bin froh, daß Gäns­wein somit das Gesche­hen in Rom ver­läßt. Ja, Johan­nes zeigt das auch auf, daß eine Tren­nung der Spreu vom Wei­zen erfolgt.

  2. Wie Papst Fran­zis­kus mit Mons. Gäns­wein umgeht, ist höchst unfair u. unchrist­lich. Das ist kei­ne Fra­ge. Was übri­gens auch nicht­kirch­li­chen und syn­odal­freund­li­chen Medi­en auf­fiel, wo in einem Fall „Die Chro­nik einer Demü­ti­gung“ geti­telt wurde.
    Ich ver­mu­te aber, dass die Pro­ble­ma­tik viel tie­fer liegt. Schon die Tat­sa­che, dass Bene­dikt XVI. im Vati­kan woh­nen blieb, war Fran­zis­kus ein Dorn im Auge… Auch, dass immer wie­der der Tra­di­ti­on nahe­ste­hen­de Kir­chen­män­ner Bene­dikt auf­such­ten und gegen Fran­zis­kus Stel­lung bezogen.
    Ich will aber ehr­lich sein: der Rück­tritt, aber das Fest­hal­ten am Wohn­ort Vati­kan war eine sehr ungu­te Sache. Bene­dikt hät­te einen kla­ren Schnitt machen müs­sen, sich z.B. nach Bay­ern zurück­zie­hen und sich kom­plett aus Kir­chen­fra­gen her­aus­hal­ten sol­len. Oder bleiben. 

    Erlau­ben Sie mir jedoch noch eine Fest­stel­lung: Sie schrei­ben immer wie­der, Papst Fran­zis­kus woll­te „Hand anle­gen .. an das Wei­he­sa­kra­ment.“ Das stimmt ein­fach nicht. Wenn Prie­stern die Ehe erlaubt ist, dann leben sie im Sakra­ment der Ehe. In einem Sakra­ment. Die­ses schließt das Wei­he­sa­kra­ment nicht aus. Das sehen Sie an den Prie­stern der zu Rom gehö­ren­den katho­li­schen Ost­kir­chen, von denen die mei­sten ver­hei­ra­tet sind. Wo es sehr gute Prie­ster gibt. Die ver­hei­ra­te­ten Prie­ster leben nach den Wor­ten des hl. Pau­lus, der im 1. Korin­ther­brief sag­te: „Was die Fra­ge der Ehe­lo­sig­keit angeht, so habe ich kein Gebot vom Herrn.“
    Man­che sind gläu­bi­ger u. ehr­fürch­ti­ger, als vie­le zöli­ba­t­ä­re der latei­ni­schen Kirche.
    Dr. Julia­na Bauer

  3. Der schä­bi­ge Umgang mit Erz­bi­schof Gäns­wein ent­larvt ein­mal mehr die­sen Papst und sein unse­li­ges Pontifikat.

  4. Zitat: „Gott macht kei­ne Feh­ler.“ So ist es. Er lässt aller­dings zu, dass durch mensch­li­ches Tun, auch üble Situa­tio­nen ent­ste­hen. Das ist nun ein­mal der Preis dafür, dass der Mensch einen frei­en Wil­len hat.
    Da das Leben in die­ser Welt „nur“ ein vor­über­ge­hen­des ist und die eigent­li­che Bestim­mung des Men­schen ein Leben bei Gott ist,
    ist der Preis, so hart er mit­un­ter vie­len Leu­ten erschei­nen mag,
    beson­ders dann, wenn „unschul­di­ge“ Men­schen (z.B.Kinder) lei­den müssen,
    oder auch den von Leid betrof­fe­nen sel­ber, die ‑obwohl selbst unschul­dig- von Unheil beson­ders hart heim­ge­sucht werden,
    wohl eher als Zei­chen von Zunei­gung Got­tes zu werten.
    Auch wenn einem dies in der spe­zi­el­len Zeit der Lei­d­er­fah­rung nicht immer und unbe­dingt so klar scheint.
    So gese­hen dürf­ten Sie, wer­te Mit­chri­stin Jut­ta, mit Ihrer Ver­mu­tung, über Erz­bi­schof Gäns­wein rich­tig­lie­gen. Wie auch immer es mit ihm wei­ter­ge­hen wird, auf mich wirkt er als ein ech­ter Jün­ger Jesu Christi.

    Ihre Emp­fin­dung im Hin­blick auf Herrn Berg­o­glio, „…Augen­wi­sche­rei, damit er seine(?)Agenda durch­setzt“ tei­le ich ebenfalls.
    Bin ein Mensch, der kei­nem Unrecht antun möch­te. Des­halb habe ich lan­ge gezö­gert, das „ungu­te Gefühl“, das mich beim ersten Anblick die­ses Man­nes auf der Log­gia des Peters­do­mes über­kam, zuzulassen.
    Wenn besag­ter Mann etwas „Ver­wir­ren­des“ sag­te oder tat, dann litt ich ziem­lich dar­un­ter, zöger­te aber immer noch, ihn vor­sich­tig in ein gewis­ses Sche­ma zu stel­len, weil er zwi­schen­durch ja auch mal wie­der etwas sag­te, was mit der Glau­bens­über­lie­fe­rung übereinstimmte.
    Als dann das Buch „Der Dik­ta­tor­papst“ von Mar­can­to­nio Colon­na erschien, habe ich es in einem Auf­wasch gele­sen. Da fiel mir eine Zent­ner­last von der See­le, weil mir schlag­ar­tig klar wur­de, dass mei­ne inne­re Mah­nung zur Vor­sicht, bei die­sem Herrn Berg­o­glio durch­aus berech­tigt war.
    Und heu­te sehe ich es ähn­lich wie Sie, wer­te Jut­ta: Tren­nung der „Spreu vom Weizen.
    Beten und hof­fen wir, dass die Zei­ten der Ver­wir­rung nicht zu schlimm wer­den mögen und wir sie tap­fer durch­ste­hen kön­nen, dür­fen, ohne zu ver­zwei­feln. Vie­le Grüße.

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