
(Rom) Vor der gestrigen Generalaudienz segnete Papst Franziskus die Glocke „Stimme der Ungeborenen“, die von der polnischen Stiftung „Ja zum Leben“ an Sambia gespendet wurde. Die Glocke wird in die Kathedrale des Jesuskindes in Lusaka gebracht und von dort aus in andere Städte des Landes wandern.
Der Erzbischof von Lusaka Msgr. Alick Banda und der Vizepräsident der Stiftung Bogdan Romaniuk waren bei der Segnung der Glocke anwesend, die im Vatikan am Hintereingang der großen Audienzhalle Paolo VI stattfand.
Bereits am 27. Oktober 2021 hatte Franziskus zwei Glocken „Stimmen der Ungeborenen“ gesegnet. Auch diese hatte die gleiche polnische Stiftung Fundacja Życiu Tak (Stiftung Ja zum Leben) gießen lassen. Eine ging nach Ecuador, die andere in die Ukraine. Damals sagte Franziskus zu den bei der Generalaudienz anwesenden polnischen Pilgern:
„Auf Bitten der polnischen Stiftung ‚Ja zum Leben’ habe ich heute die Glocken mit dem Namen ‚Stimme der Ungeborenen‘ gesegnet, die nach Ecuador und in die Ukraine gebracht werden. Für diese Nationen und für alle sind sie ein Zeichen des Engagements für den Schutz des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod.“

Gestern sagte er an die polnischen Pilger gerichtet:
„Ich grüße ganz herzlich alle Polen, insbesondere die Mitarbeiter, Freiwilligen und Freunde von Radio Maria in Thorn. An diesem Samstag begehen wir das Hochfest der Verkündigung des Herrn. In Ihrem Heimatland ist dies auch der Tag der Heiligkeit des Lebens. Als Zeichen für die Notwendigkeit, das menschliche Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod zu schützen, widmet die Stiftung ‚Ja zum Leben‘ Sambia die Glocke ‚Die Stimme der Ungeborenen‘, die ich heute morgen gesegnet habe. Ihr Klang vermittelt die Botschaft, daß jedes Leben heilig und unantastbar ist. Ich segne Sie von Herzen.“
Wie die polnische Stiftung Ja zum Leben bekanntgab, sind weitere Länder an der Initiative interessiert, darunter Frankreich, Mexiko und Nicaragua.

Zwei Tage nach der Segnung der Lebensrechts-Glocken 2021 traf Papst Franziskus US-Präsident Joe Biden und bestand die Nagelprobe zum Thema Lebensrecht nicht. Gegenüber dem katholischen US-Präsidenten, einem aktiven Abtreibungspolitiker, brachte Franziskus das Thema nicht zur Sprache. Im Gegenteil. Der US-Präsident stand damals unter Druck, weil die Mehrheit der US-Bischöfe einen Beschluß zur Exkommunikation von Abtreibungspolitikern beabsichtigte. Diese zielte ganz konkret auch auf Joe Biden ab. Dagegen opponierte die bergoglianische Minderheit im US-Episkopat und rief Papst Franziskus zu Hilfe. Und dieser eilte dem US-Präsidenten zu Hilfe, indem das Treffen im Vatikan arrangiert wurde. Nach diesem trat Biden an die Öffentlichkeit und erklärte, Papst Franziskus habe ihm den Segen gegeben und gesagt, er könne natürlich weiterhin die heilige Kommunion empfangen. Dies tat der US-Präsident noch am selben Tag in Anwesenheit zahlreicher Photographen in einer Messe, die für diesen Zweck in der US-Botschaft in Rom gefeiert wurde.
Franziskus war mit dieser Aktion der US-Bischofskonferenz in den Rücken gefallen und hatte deren Entscheidung antizipiert. Sie konnten nicht mehr päpstlicher als der Papst sein und verbieten, was Franziskus erlaubt hatte. Das Thema war damit vom Tisch.

Der Vatikan bestätigte Bidens Aussagen durch sein Schweigen. Mit keinem Wort wurde seither erwähnt, daß der US-Präsident von Franziskus aufgefordert oder ermahnt worden sei, das Massaker an den ungeborenen Kindern, den größten Massenmord in der Menschheitsgeschichte, zu beenden.
Die päpstliche „Politik“ in der Lebensrechtsfrage ist, gelinde gesagt, erschreckend widersprüchlich.
Katholisches.info schrieb am 28. Oktober 2021 zur damaligen Glockenweihe, was auch für die gestrige gilt:
„Die nachkonziliare Glockenweihe ist sehr nüchtern. Im Gegensatz dazu wurden die Glocken früher gesalbt. Die Salbung erfolgte mit Chrisamöl und damit verbundenen Gebeten in Anliegen der Not und Gefahr, aber auch der Freude und Trauer. Die Salbung mit Chrisam war mit der göttlichen Antwort von Gnade und Hilfe verknüpft. Die beiden ersten Salbungen erfolgten in Gestalt von sieben Kreuzen auf dem äußeren Glockenmantel, die anderen Salbungen von vier Kreuzen an der inneren Glockenwand.
Die geistliche Dimension der Glocken geht weit darüber hinaus, den Ungeborenen eine Stimme zu verleihen. Es geht um den Hilferuf an Gott um Beistand und Bannung des Bösen, wozu auch die Tötung ungeborener Kinder gehört.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanMedia/MiL (Screenshots)