Papst segnete eine Glocke „Stimme der Ungeborenen“ für Sambia

Die Widersprüchlichkeit in der Abtreibungsfrage


Papst Franziskus segnete gestern eine weitere Glocke "Stimme der Ungeborenen". Eine solche Segnung fand bereits 2021 statt. Zwei Tage danach traf Franziskus mit US-Präsident Joe Biden zusammen. Eine Begegnung, in der die Lebensrechtsfrage im Mittelpunkt stand, allerdings anders als es zu vermuten wäre.
Papst Franziskus segnete gestern eine weitere Glocke "Stimme der Ungeborenen". Eine solche Segnung fand bereits 2021 statt. Zwei Tage danach traf Franziskus mit US-Präsident Joe Biden zusammen. Eine Begegnung, in der die Lebensrechtsfrage im Mittelpunkt stand, allerdings anders als es zu vermuten wäre.

(Rom) Vor der gest­ri­gen Gene­ral­au­di­enz seg­ne­te Papst Fran­zis­kus die Glocke „Stim­me der Unge­bo­re­nen“, die von der pol­ni­schen Stif­tung „Ja zum Leben“ an Sam­bia gespen­det wur­de. Die Glocke wird in die Kathe­dra­le des Jesus­kin­des in Lusa­ka gebracht und von dort aus in ande­re Städ­te des Lan­des wandern.

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Der Erz­bi­schof von Lusa­ka Msgr. Ali­ck Ban­da und der Vize­prä­si­dent der Stif­tung Bog­dan Roma­ni­uk waren bei der Seg­nung der Glocke anwe­send, die im Vati­kan am Hin­ter­ein­gang der gro­ßen Audi­enz­hal­le Pao­lo VI stattfand.

Bereits am 27. Okto­ber 2021 hat­te Fran­zis­kus zwei Glocken „Stim­men der Unge­bo­re­nen“ geseg­net. Auch die­se hat­te die glei­che pol­ni­sche Stif­tung Fund­ac­ja Życiu Tak (Stif­tung Ja zum Leben) gie­ßen las­sen. Eine ging nach Ecua­dor, die ande­re in die Ukrai­ne. Damals sag­te Fran­zis­kus zu den bei der Gene­ral­au­di­enz anwe­sen­den pol­ni­schen Pilgern:

„Auf Bit­ten der pol­ni­schen Stif­tung ‚Ja zum Leben’ habe ich heu­te die Glocken mit dem Namen ‚Stim­me der Unge­bo­re­nen‘ geseg­net, die nach Ecua­dor und in die Ukrai­ne gebracht wer­den. Für die­se Natio­nen und für alle sind sie ein Zei­chen des Enga­ge­ments für den Schutz des mensch­li­chen Lebens von der Emp­fäng­nis bis zum natür­li­chen Tod.“

Die Seg­nung der bei­den Glocken „Stim­me der Unge­bo­re­nen“ am 27. Okto­ber 2021

Gestern sag­te er an die pol­ni­schen Pil­ger gerichtet:

„Ich grü­ße ganz herz­lich alle Polen, ins­be­son­de­re die Mit­ar­bei­ter, Frei­wil­li­gen und Freun­de von Radio Maria in Thorn. An die­sem Sams­tag bege­hen wir das Hoch­fest der Ver­kün­di­gung des Herrn. In Ihrem Hei­mat­land ist dies auch der Tag der Hei­lig­keit des Lebens. Als Zei­chen für die Not­wen­dig­keit, das mensch­li­che Leben von der Emp­fäng­nis bis zum natür­li­chen Tod zu schüt­zen, wid­met die Stif­tung ‚Ja zum Leben‘ Sam­bia die Glocke ‚Die Stim­me der Unge­bo­re­nen‘, die ich heu­te mor­gen geseg­net habe. Ihr Klang ver­mit­telt die Bot­schaft, daß jedes Leben hei­lig und unan­tast­bar ist. Ich seg­ne Sie von Herzen.“

Wie die pol­ni­sche Stif­tung Ja zum Leben bekannt­gab, sind wei­te­re Län­der an der Initia­ti­ve inter­es­siert, dar­un­ter Frank­reich, Mexi­ko und Nicaragua.

Eine der bei­den 2021 von Fran­zis­kus geseg­ne­ten Glocken in Ecuador

Zwei Tage nach der Seg­nung der Lebens­rechts-Glocken 2021 traf Papst Fran­zis­kus US-Prä­si­dent Joe Biden und bestand die Nagel­pro­be zum The­ma Lebens­recht nicht. Gegen­über dem katho­li­schen US-Prä­si­den­ten, einem akti­ven Abtrei­bungs­po­li­ti­ker, brach­te Fran­zis­kus das The­ma nicht zur Spra­che. Im Gegen­teil. Der US-Prä­si­dent stand damals unter Druck, weil die Mehr­heit der US-Bischö­fe einen Beschluß zur Exkom­mu­ni­ka­ti­on von Abtrei­bungs­po­li­ti­kern beab­sich­tig­te. Die­se ziel­te ganz kon­kret auch auf Joe Biden ab. Dage­gen oppo­nier­te die berg­o­glia­ni­sche Min­der­heit im US-Epi­sko­pat und rief Papst Fran­zis­kus zu Hil­fe. Und die­ser eil­te dem US-Prä­si­den­ten zu Hil­fe, indem das Tref­fen im Vati­kan arran­giert wur­de. Nach die­sem trat Biden an die Öffent­lich­keit und erklär­te, Papst Fran­zis­kus habe ihm den Segen gege­ben und gesagt, er kön­ne natür­lich wei­ter­hin die hei­li­ge Kom­mu­ni­on emp­fan­gen. Dies tat der US-Prä­si­dent noch am sel­ben Tag in Anwe­sen­heit zahl­rei­cher Pho­to­gra­phen in einer Mes­se, die für die­sen Zweck in der US-Bot­schaft in Rom gefei­ert wur­de.
Fran­zis­kus war mit die­ser Akti­on der US-Bischofs­kon­fe­renz in den Rücken gefal­len und hat­te deren Ent­schei­dung anti­zi­piert. Sie konn­ten nicht mehr päpst­li­cher als der Papst sein und ver­bie­ten, was Fran­zis­kus erlaubt hat­te. Das The­ma war damit vom Tisch.

Am 29. Okto­ber fiel Papst Franz­si­kus den US-Bischö­fen in den Rücken und erteil­te US-Prä­si­dent Joe Biden den Segen, als Abtrei­bungs­po­li­ti­ker auch wei­ter­hin die hei­li­ge Kom­mu­ni­on emp­fan­gen zu können

Der Vati­kan bestä­tig­te Bidens Aus­sa­gen durch sein Schwei­gen. Mit kei­nem Wort wur­de seit­her erwähnt, daß der US-Prä­si­dent von Fran­zis­kus auf­ge­for­dert oder ermahnt wor­den sei, das Mas­sa­ker an den unge­bo­re­nen Kin­dern, den größ­ten Mas­sen­mord in der Mensch­heits­ge­schich­te, zu beenden.

Die päpst­li­che „Poli­tik“ in der Lebens­rechts­fra­ge ist, gelin­de gesagt, erschreckend widersprüchlich.

Katho​li​sches​.info schrieb am 28. Okto­ber 2021 zur dama­li­gen Glocken­wei­he, was auch für die gest­ri­ge gilt:

„Die nach­kon­zi­lia­re Glocken­wei­he ist sehr nüch­tern. Im Gegen­satz dazu wur­den die Glocken frü­her gesalbt. Die Sal­bung erfolg­te mit Chri­sam­öl und damit ver­bun­de­nen Gebe­ten in Anlie­gen der Not und Gefahr, aber auch der Freu­de und Trau­er. Die Sal­bung mit Chri­sam war mit der gött­li­chen Ant­wort von Gna­de und Hil­fe ver­knüpft. Die bei­den ersten Sal­bun­gen erfolg­ten in Gestalt von sie­ben Kreu­zen auf dem äuße­ren Glocken­man­tel, die ande­ren Sal­bun­gen von vier Kreu­zen an der inne­ren Glocken­wand.
Die geist­li­che Dimen­si­on der Glocken geht weit dar­über hin­aus, den Unge­bo­re­nen eine Stim­me zu ver­lei­hen. Es geht um den Hil­fe­ruf an Gott um Bei­stand und Ban­nung des Bösen, wozu auch die Tötung unge­bo­re­ner Kin­der gehört.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: VaticanMedia/​MiL (Screen­shots)

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