Hongkonger Dissident zu 6 Jahren verurteilt – ihm droht sogar lebenslange Haft

Symbolfigur der Pressefreiheit sitzt seit zwei Jahren in einem Hochsicherheitsgefängnis


Das kommunistische Regime in China stellte unmißverständlich klar, daß es auch in Hongkong keine Pressefreiheit mehr duldet.
Das kommunistische Regime in China stellte unmißverständlich klar, daß es auch in Hongkong keine Pressefreiheit mehr duldet.

(Hong­kong) Vor genau zwei Jah­ren wur­de Jim­my Lai, der Grün­der und Eigen­tü­mer der popu­lär­sten Tages­zei­tung Hong­kongs, ver­haf­tet. Nun wur­de der Katho­lik zu fast sechs Jah­ren Gefäng­nis ver­ur­teilt. Kri­ti­ker spre­chen von einem „faden­schei­ni­gen“ Urteil und machen dar­auf auf­merk­sam, daß gegen Jim­my Lai ein wei­te­res Ver­fah­ren anhän­gig ist, bei dem ihm lebens­lan­ge Haft droht.

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Der inzwi­schen 75 Jah­re alte Jim­my Lai ist eine zen­tra­le Figur der Hong­kon­ger Demo­kra­tie­be­we­gung. Sei­ne Zei­tung Apple Dai­ly war den kom­mu­ni­sti­schen Macht­ha­bern ein Dorn im Auge. 2021 wur­de das neue Natio­na­le Sicher­heits­ge­setz ange­wandt. Das Ver­mö­gen von Jim­my Lai wur­de ein­ge­fro­ren und zur Ein­schüch­te­rung eine Raz­zia in den Redak­ti­ons­räu­men durchgeführt.

Der wirk­li­che Angriff auf die Pres­se­frei­heit erfolg­te durch einen Dolch­stoß. Ohne Zugriff auf die Kon­ten konn­te das Medi­en­un­ter­neh­men die Gehäl­ter und Rech­nun­gen nicht mehr bezah­len. Am 24. Juni 2021 muß­te sie ihr Erschei­nen einstellen.

Das Urteil für Lai lau­tet auf fünf Jah­re und neun Mona­te Gefäng­nis. Ob die Unter­su­chungs­haft ange­rech­net wird, ist noch nicht gesi­chert. Zudem wur­de gegen Lai ein acht­jäh­ri­ges Berufs­ver­bot ver­hängt und er wur­de zur Zah­lung von zwei Mil­lio­nen Hong­kong-Dol­lar (rund 240.000 Euro) ver­ur­teilt. Das kom­mu­ni­sti­sche Regime will damit eine Sym­bol­fi­gur der Pres­se­frei­heit und der Demo­kra­tie­be­we­gung mit Här­te stra­fen. Damit wur­de aber erst der Anfang gemacht.

Seit Dezem­ber 2020 ist Jim­my Lai in einem Hoch­si­cher­heits­ge­fäng­nis inhaf­tiert. Ihm wird auch „Zusam­men­ar­beit mit aus­län­di­schen Kräf­ten“ zur Last gelegt. Das neue, 2021 in Kraft getre­te­ne Natio­na­le Sicher­heits­ge­setz, mit dem Wider­spruch gegen die tota­li­tä­re Herr­schaft der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei Chi­nas (KPCh) unter­drückt wer­den soll, macht auch in Hong­kong dra­ko­ni­sche Stra­fen mög­lich. Jim­my Lai droht lebens­lan­ge Haft.

Neben ihm befin­den sich auch eini­ge Mit­ar­bei­ter von Apple Dai­ly in Haft. Sie sind der glei­chen Tat ange­klagt. Auch ihnen dro­hen hohe, sogar lebens­läng­li­che Gefäng­nis­stra­fen. Lais Anwäl­te bekla­gen eine schwer­wie­gen­de Ver­let­zung sei­ner Rech­te, die kein fai­res Ver­fah­ren ermöglichen.

Die Kom­mu­ni­sti­sche Par­tei kon­trol­liert seit 1949 die gesam­te Pres­se in der Volks­re­pu­blik Chi­na. In der ehe­ma­li­gen Kron­ko­lo­nie Hong­kong, die 1997 an Peking zurück­ge­ge­ben wur­de, exi­stier­te eine blü­hen­de Medi­en­land­schaft, die als chi­ne­si­scher Kon­tra­punkt zum Fest­land dien­te. Seit 2020 haben die Zen­tral­re­gie­rung in Peking und die Lokal­re­gie­rung von Hong­kong die Pres­se­frei­heit auch in die­sem letz­ten Teil des Groß­rei­ches so gut wie besei­tigt. Es exi­stie­ren nur mehr weni­ge, klei­ne unab­hän­gi­ge und freie Medien.

Die Ver­ur­tei­lung zu fünf Jah­ren und neun Mona­ten Gefäng­nis erfolg­te am 9. Dezem­ber. Am 13. Dezem­ber wur­de der Pro­zeß gegen Jim­my Lai nach dem Natio­na­len Sicher­heits­ge­setz auf den 25. Sep­tem­ber 2023 ver­tagt. Das Regime macht kei­ne Anstal­ten, den Medi­en­un­ter­neh­mer frei­las­sen zu wollen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL/​Youtube (Screen­shot)

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