
Im Rahmen seiner Reise in die Türkei anläßlich des 1700jährigen Jubiläums des Konzils von Nicäa wird Papst Leo XIV. auch den Libanon besuchen. Das sagte Kardinal Bechara Boutros Raï, Patriarch der Maroniten, gestern in einem Interview mit dem Sender Al-Arabiya.
L’Orient Today schrieb dazu:
„Die Vorbereitungen laufen bereits“. Papst Leo XIV. wird den Libanon „noch vor Jahresende“ besuchen
Papst Leo XIV. wird im Dezember in den Libanon reisen, kündigte der maronitische Patriarch Bechara Raï am Dienstag in einem Interview mit Al-Arabiya an.
„Das genaue Datum des Besuchs steht noch nicht fest, aber der Papst wird im Dezember in den Libanon kommen“, erklärte der Patriarch. Zudem sagte er: „Die Vorbereitungen laufen bereits“, während man auf eine Terminbestätigung aus dem Vatikan warte.
Seit seiner Wahl im Mai hat Leo XIV., der erste US-amerikanische Papst, noch keine Auslandsreise unternommen. Im Juli äußerte er die Absicht, vor Jahresende die Türkei zu besuchen – anläßlich des 1700. Jahrestags des Konzils von Nicäa, dem heutigen Iznik.
Sein Vorgänger Papst Franziskus hatte mehrfach den Wunsch geäußert, Beirut zu besuchen – eine Stadt, die bis heute durch die Besuche von Benedikt XVI. im Jahr 2012 und Johannes Paul II. im Jahr 1997 geprägt ist. Wiederkehrende gesundheitliche Probleme verzögerten jedoch stets eine mögliche Reise, sodaß er vor seinem Tod am 21. April nicht mehr die Gelegenheit hatte, in den Libanon zu kommen.
Der Libanon war als Staat entstanden, um den dort konzentriert lebenden Christen Sicherheit und Selbstbestimmung zu verschaffen. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Beirut das „Paris des Nahen Ostens“ genannt, später sogar die „Schweiz des Nahen Ostens“. Demographische Gründe, vor allem aber die massive Einwanderung von Palästinensern, die von den Juden aus Israel vertrieben wurden, die zu einem Bürgerkrieg (1975–1990) im Libanon führte, als Teile der staatenlosen Palästinenser sich des Libanons bemächtigen wollten, ließ die Mehrheitsverhältnisse zuungunsten der Christen kippen.
Von dem Bürgerkrieg konnte sich das Land bis heute nicht erholen.
Der Libanon steht symbolisch für das Durchhaltevermögen der schwer bedrängten Christen im Nahen Osten und für ihre prekäre Lage, aufgerieben zwischen Mühlsteinen der anderen Akteure vor Ort, Muslime und Juden, und den westlichen Interessen, die sich seit dem vorigen Jahrhundert zwischen zwei Schwerpunkten bewegen: den Erdöllieferungen (heute geringer) und der Existenz des Staates Israel (heute bedeutender). Die Christen des Nahen Osten gehörten und gehören nicht zu den Prioritäten der im Nahen Osten führenden westlichen Staatskanzleien: nicht in London und nicht in Washington.
Der Besuch im Libanon bringt den Wunsch von Papst Leo XIV. zum Ausdruck, anders als der Mainstream, den geschundenen Christen im Nahen Osten nahezusein.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube (Screenshot)